Die schöne Diva von Saint-Jacques - Fred Vargas

  • Angeregt durch die positiven Kommentare meiner Frau zu einer Leseprobe aus Fred Vargas‘ neuem Krimi (der hier schon besprochen wurde), habe ich aus meiner SZ-Krimibibliothek den Band 10 herausgesucht.


    Der Krimi beginnt etwas merkwürdig, denn es gibt keine Leiche, sondern nur einen frisch gepflanzten Baum, der dort, wo er steht, nicht hingehört. Erst ganz allmählich entwickelt sich dann ein Kriminalfall, der sich nicht nur um eine Leiche dreht.


    Parallel dazu erzählt Fred Vargas die Geschichte von vier Aussteigern. Neudeutsch würde man sie Loser nennen, aber sie sind alles andere als das. Drei Historiker verschiedener Epochen, ergänzt durch einen pensionierten Kriminalbeamten mit „Vergangenheit“. Diese vier Typen mieten eine alte Villa und restaurieren sie.


    Das Zusammenwohnen der vier Hauptprotagonisten erinnerte mich ein wenig an „Zusammen ist man weniger allein“.


    Ich habe die Figuren, eine wie die andere, sofort gemocht. Der Autorin gelingt es, jeder Figur ihren unverwechselbaren Charakter zu geben.


    Diese Figuren produzieren dann immer wieder intelligente, teilweise philosophische Dialoge, die so viel Spass machen, dass die Lösung des Kriminalfalles fast nebensächlich wird.
    Und dennoch hat es auch dieser Kriminalfall in sich. Der Leser rätselt begeistert mit, um am Ende festzustellen, dass er von der Autorin gehörig in die Irre geführt wurde. Und das nicht einmal unfair: Wie es sich für einen guten Krimi gehört, sind die Puzzleteilchen in der Handlung versteckt - man muss nur aufpassen und richtig kombinieren.


    Ein toller, inspirierender Roman und sicherlich nicht der letzte, den ich von Fred Vargas gelesen habe.


    Ich habe eine neue Lieblings(krimi)autorin gefunden.

    "Ein Tag ohne Lesen ist wie eine Sünde.
    Ein Tag ohne den Gang in die Wälder ist ein Versäumnis."
    Peter Handke, Schriftsteller

  • Mit diesem Buch hatte ich meinen Fred-Vargas-Einstieg und seit je her liebe ich ihre Bücher! Die Geschichte um diese liebenswürdig skurrilen Figuren mit ihren konkurrierenden Epochen ist absolut originell und toll erzählt. Fred Vargas' Krimis verschlingt man nicht, man genießt sie. :-)

  • Auch ich habe vor kurzem "Die schöne Diva von Saint-Jacques" gelesen.
    Ich schließe mich Depardieu an, wenn er sagt, der Krimi beginne etwas merkwürdig, und ich muss zugeben, dass es mir schwer fiel mich in den Kriminalroman einzulesen.
    Die Handlung ist definitv sehr originell verfasst, aber dennoch ist der Schreibstil von Fred Vargas nicht unbedingt mein Geschmack (womit ich nicht sagen will, dass er nicht gut ist).


    Ich habe während des Lesens öfter daran gedacht das Buch beiseite zu legen, habe mich aber dazu durchgerungen das Buch zu Ende zu lesen und wurde dafür auch belohnt.
    Denn: Während mich einige Dinge noch während des Lesens mehr irritiert als begeistert haben, so haben sie durch das Ende des Buches ein ganz neuen Wert für die Geschichte erhalten und plötzlich hat alles einen Sinn ergeben.
    Fred Vargas hat es geschafft, dass ich mir nach dem Lesen des Buches gedacht habe: "Oh, bist du doof!"
    Ich habe mich richtig geärgert, dass es der Autorin gelungen ist, die Hinweise, die zur Aufklärung des Verbrechens führen so in die Geschichte zu integrieren, dass man sie noch während des Lesens für bedeutungslos hält und sich im Nachhinein fragt, wie man nur so unaufmerksam sein konnte.


    Ich denke, dass das Buch nicht unbedingt jedermanns Sache ist, aber es lohnt sich den Krimi zu lesen, denn das Ende ist echt genial.

  • :gruebel Ich habe es im letzten Sommer begonnen, doch irgendwie fand ich die Protagonisten zu gewollt verschroben geschildert. Irgendwann habe ich es dann abgebrochen, weil mir alles so unrealistisch vorkam. Jeder hatte mindestens eine merkwürdige Eigenheit, die Spitznamen, Dialoge und Orte - alle bewusst und geradezu zwanghaft bemüht "originell" geschildert. Vielleicht beende ich das Buch noch, um wenigstens zu erfahren, ob meine Vermutung, was den Täter betrifft, stimmt. :gruebel

  • Bei mir subbt das Buch noch. Ich hab einige Bücher dieser Krimibibliothek gelesen und war meistens nicht soooo begeistert und deshalb hab ich es dann gelassen.
    Vielleicht sollte ich dieses Buch mal rausziehen. :gruebel

  • Zitat

    Original von Arbaal
    Ich schließe mich Depardieu an, wenn er sagt, der Krimi beginne etwas merkwürdig, und ich muss zugeben, dass es mir schwer fiel mich in den Kriminalroman einzulesen.


    :write ... was zur Folge hatte, dass ich ihn erst mal wieder auf den SUB verbannt habe. :rolleyes
    Aber wenn ich mir eure Kommentare hier so durchlese, habe ich ja doch Hoffnung, dass ich noch reinkommen könnte, also werde ich es bei Gelegenheit wohl noch mal versuchen. Bis jetzt kann ich mir noch nicht vorstellen, dass Fred Vargas meine neue Lieblingsautorin wird...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich kann nur empfehlen, dran zu bleiben!
    Objektiv betrachtet, wirken die Figuren tatsächlich ziemlich überzeichnet: Ein Steinzeitspezialist, der ausschließlich mit Sandalen rumlatscht und seine Hose mit einer Kordel gürtet, der Mediävist (heißen die so?) stets in schwarz (ein Klischee, dass wohl die Grufties erfunden haben) und schließlich der WKI-Experte, der seine WG im Militärton zum Abendessen ruft.
    Aber diese "Übertreibungen" treten im Laufe des Romans in den Hintergrund, ich habe sie gar nicht mehr bemerkt, da sie einfach zu der wirklich spannenden und hervorragend konstruierten Geschichte dazugehören.
    Und: so schräge Vögel gibt es wirklich, ich kenne da einige :grin

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Fred Vargas ist toll! Ich mag ihre Krimis unheimlich gerne, vor allem, weil sie sprachlich auch sehr schön zu lesen sind.
    Außerdem ist es zwischendurch ganz angenehm, was unblutiges und dennoch spannendes zu lesen. Und die Figuren sind sehr speziell, unverwechselbar und trotzdem echt.

  • Mir hat das Buch gut gefallen, sodass ich es auch zügig durchgelesen habe.


    Die Charaktere sind in ihrer Exzentrik relativ übertrieben beschrieben worden. Dem stimme ich zu. Allerdings finde ich dies in dem Krimi nicht sonderlich schlimm. Man gewöhnt sich einfach daran. Ich war sogar ganz froh in einem Krimi nicht mal wieder "bloß" einen Standard-Kommissar zu finden, der den Fall löst, sondern etwas Aussergewöhnlicheres. Es war einfach mal was anderes...


    Ich werde die anderen Teile der "Drei Evangelisten" bestimmt auch noch lesen.

  • Diesmal konnte mich Fred Vargas nicht für sich einnehmen. Nachdem ich in letzter Zeit einige Bücher von ihr las, die mir alle gut gefallen hatten, kam ich bei diesen zu einem deutlichen Durchhänger. Ich bin mir nicht sicher, ob es an einem Übersättigungseffekt liegt oder ob mich hier die Geschichte weniger interessiert hat, wodurch ich um die Hälfte zum querlesen begann. Zwar ein netter Schreibstil, aber die Geschichte zieht sich für mich zu sehr und da können diesmal auch die skurrilen Figuren wenig retten.

  • Ich hatte auch etwas Probleme mit diesem Buch voran zu kommen. Das kann aber auch daran liegen, dass ich nie richtig Zeit hat mich länger an einem Stück einzulesen; ab der Mitte ging es dann aber etwas besser.


    Für die jenigen die schon einige andere Vargas Romane kennen: dies ist der Band in dem die Evangelisten sich kennenlernen und zusammenziehen.
    Ich fand es interessant die Hintergrundgeschichte der Evangelisten mal kennenzulernen.


    Was mir wie bei allen Vargas-Romanen gefällt ist der gemütliche Gang der Geschichte. Richtige Hektik kommt nie auf. Genau so gefallen mir die verschiedenen Überlegungen, die die Protagonisten anstellen und wie sie zur Lösung kommen.


    Die schöne Diva von Saint-Jacques (Originaltitel: Debouts les morts) ist zwar nicht mein Lieblings-Vargas aber trotzdem lesenswert; und sei es nur um die "Evangelisten" besser kennenzulernen.

  • Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, einen Einstieg zu Vargas zu finden, seitdem ich ihn gefunden habe, bin ich mehr als begeistert von Fred Vargas, lese so nach und nach alle Bücher, die sie geschrieben hat.


    Die schöne Diva von Saint-Jacques wiederum ist mein Einstieg bei den drei Evangelisten, die auch am Rande in den Adamsbergbüchern auftauchen. Meine Neugierde war dementsprechend groß, ich wurde nicht enttäuscht. Ein verzwickter Fall, dessen Ende ich lange Zeit nicht vorhergesehen habe. Gut so, das fällt mir bei Vargas, bis auf wenige Ausnahmen, häufig schwer.
    Fasziniert bin ich jedesmals von der Sprachgewalt und den ausgefeilten Dialogen, die ganz eigen für Vargas sind.

  • Ich habe es gerade auf französisch begonnen und muss sagen, dass ich am Anfang dachte: Hä?! Aber so langsam fängt das Buch an mich zu interessieren ;-)
    Naja, ich lese das Buch mal fertig und bin gespannt wer jetzt der Täter ist.


    :wave

  • Dieser Roman bietet den Auftakt zu einer Reihe um die sogenannten Evngelisten: drei intelektuelle "Loser" und ein pensionierter Polizist lernen sich kennen und bilden eine Kommune. Nachdem sie sich nach und nach in der Nachbarschaft integriert haben verschwindet die Nachbarin, eine ehemalige Sängerin. Mehr oder weniger unfreiwillig werden die vier zu Kriminalisten auf der Suche nach der Verschwundenen.
    Der Schreibstil von Fred Vargas ist ungewöhnlich, gewöhnungsbedürftig und anspruchsvoll. Da ihre Ermittler aus der intellektuellen Szene kommen, wird auch oft philosophiert, z.B. über die Wertigkeit der von ihnen gewählten Studiengänge. Dies erinnerte mich stark an "Eine geheime Geschichte" von Donna Tarte.
    Wer die etwas suptilere Krimikost mit akademischem Dünkel mag, liegt mit Vargas richtig.

  • Ich hatte mir dieses Buch vor längerm mal gewünscht und prompt geschenkt bekommen - denn die Beschreibung klang so toll. Und da meine liebe Frau Mama mir Fred Vargas nahe legte, nahm ich es endlich mal in die Hand.
    Es mag Fans von Fred Vargas geben denen das Buch und ihr Stil sicher zusagen. Mein Fall war es leider nicht so ganz.
    Ich fand ihren Stil auf Dauer zu gewollt, zu anstrengend und zwischenzeitlich auch zu zäh. So kam die Handlung auch nicht wirklich voran. Der Fall an sich, die Geschichte dahinter haben mir durchaus gefallen, aber die Art des Erzählens machte es mir schon ein bisschen schwer durchzuhalten. Daher war das Buch für mich eher Durchschnitt, und ich brauche vorerst mal keines mehr von Fred Vargas zu lesen.

  • Wieder ein Vargas, der mich in seinen Bann zog. Erstmal konnte ich ja mit der Bezeichnung Evangelisten-Reihe nichts anfangen. Beim lesen wurde es mir allerdings klar. Eine witzige Idee und wieder einmal interessante Charaktere und ein nicht minder spannender und verzwickter Fall. Diesmal lag ich mit der Mördertypisierung knapp daneben. Was bei Vargas gar nicht so einfach ist, da sie den Leser und die Hobbyermittler immer auf geschickt angelegte, falsche Fährten führt.