Im Westen nichts Neues - Erich Maria Remarque

  • Im Westen nichts Neues - Erich Maria Remarque


    Klappentext
    Die Geschichte des ersten Weltkrieges, erzählt aus der Sicht eines einfachen Soldaten: Der 19-jährige Paul Bäumer kommt als ahnungsloser Kriegsfreiwilliger von der Schulbank an die Front - und erlebt statt der erwarteten Kriegsbegeisterung und Abenteuer die ganze Brutalität des Gemetzels und das sinnlose Sterben seiner Kamraden.


    Über den Autor
    Erich Maria Remarque, 1898 in Osnabrück geboren, besuchte das katholische Lehrerseminar. 1916 als Soldat eingezogen, wurde er nach dem Krieg zunächst Aushilfslehrer, später Gelegenheitsarbeiter, schließlich Redakteur in Hannover und ab 1924 in Berlin. 1932 verließ Remarque Deutschland, lebte zunächst im Tessin/Schweiz. Seine Bücher "Im Westen nichts Neues" und "Der Weg zurück" wurden 1933 von den Nazis verbrannt, er selber 1938 ausgebürgert. Ab 1941 lebte Remarque offiziell in den USA, erlangte 1947 die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1970 starb er in seiner Wahlheimat Tessin.


    Meine Meinung
    Im Nachwort steht, dass dieses Buch das meistgedruckte Buch nach der Bibel sei, und hier gibts noch keine Rezi?! Das muss geändert werden :grin
    Der Sprachstil ist sehr sachlich und nüchtern und lässt sich flüssig lesen. Es gibt keine direkte Haupthandlung, sondern in jedem Kapitel werden andere Erlebnisse im Laufe des Krieges thematisiert. Mich hat das Buch lange beschäftigt. Das Erzählte ist bedrückend und macht traurig. Es zeigt einem immer wieder die Sinnlosigkeit des Krieges auf.
    Ich empfinde "Im Westen nichts Neues" als ein tiefgründiges und lesenswertes Buch.


    Vor zwei Monaten gab es auch eine Leserunde zu dem Buch.

  • Oh ja Morgaine....diese Rezension war wirklich überfällig.


    Danke Dir....Joan

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Ja, vielen Dank für die Rezi Morgaine :wave


    Am Anfang des Buches war ich ja erst skeptisch. Ich dachte so ein altes, verstaubtes Buch mit einer veralteten Spache ist bestimmt schwierig und langweilig zu lesen. Aber nichts von den vor genannten Sachen stimmt. :-)


    Es liest sich flüssig und nüchtern. Der Sprachstil passt durchaus auch in unsere Zeit. Das ist zwar mein erstes aber bestimmt nicht mein letztes Buch von Remarque. Kann ich nur empfehlen.


    Aber Vorsicht: "Im Westen nichts Neues" ist nichts für zartbeseitete. Der Krieg wird schonunglos beschrieben.

  • Für mich ist es eines der ergreifensten Bücher, die je erschienen sind, und das ob der einfachen nüchternen Sprache und den teilweise sehr schmutzigen Ausdrücken. Aber genau das ist die Sprache der Soldaten, von denen das Buch handelt. Eine Reihe Freunde ziehen in den Krieg und versuchen sich durchzuschlagen oder wenigsten den Kopf hoch zu halten trotz all dem Elends und der Sinnlosigkeit des um sie Geschehenden. Wie Perlen reihen sich Szenen aneinander, die zum Heulen bringen, entweder weil sie einem die Sinnlosigkeit des Krieges vorführen, das Sterben der Kameraden (einer nach dem anderen) oder weil sie die Leere zeigen, die nach dem bloßen Überleben bleibt. Zwischendrin kann man lachen, die Soldaten halten sich an den einfachen und wenigen schönen Dingen fest, die geblieben sind. Das Ende schließlich ist für alle eine Erlösung, auch für den Leser.


    Meine pazifistische Neigung hat sich nach der Lektüre dieses Buches mindestens verdoppelt und ich habe noch lange Zeit über das Gelesene nachgedacht. Ein wunderbares und mehr als empfehlenswertes Buch, dessen Lektüre einem die Augen mehr öffnet, als alle Sachliteratur der Welt. Es trifft im Innersten.

  • Meine Meinung:


    Im Westen nichts Neues – meldet der Heeresbericht und meint oder verschweigt dabei das Elend des 1. Weltkriegs, wie es sei vier Jahren an der Westfront wütet. Mitten drin junge Männer, die gerade von der Schule kommen und eigentlich ihr Leben noch gar nicht richtig begonnen haben, sich aber jetzt schon mit dem Schlimmsten konfrontiert sehen, was Menschen einander antun können. Der 19-jährige Paul Bäumer, der sich ahnungslos freiwillig meldete, erzählt aus seiner Sicht die Geschehnisse, die ihn innerhalb kürzester Zeit erwachsen werden lassen, und die ein Leben „danach“ unmöglich machen. Mit ihm und seinen Kameraden zittert der Leser im Schützengraben, sieht die Menschen um sich herum sterben, spürt die Verzweiflung und kämpft ums Überleben – so eindringlich, dass die richtigen Worte und Empfindungen hierbei schwer zu fassen sind. Die Sprache Remarques ist von einer einfachen Klarheit und trotzdem oder vielleicht deswegen unglaublich stark, dass während und nach dem Lesen Fassungslosigkeit und das wiederentdeckte Bewusstsein darüber zurückbleibt, dass ein Krieg nur Verlierer kennt, egal auf welcher Seite sie stehen und welche Verschwendung von Menschenleben mit ihm einhergehen.


    Im Westen nichts Neues – das ist eine Anklage gegen den Krieg und das, was der Krieg aus den Menschen macht, ein Plädoyer für den Frieden und die Menschlichkeit, das meiner Meinung nach zur Pflichtlektüre werden sollte!


    10 Punkte von mir! :anbet

  • Oh milla ....beeindruckend und trefflich, wie Du das Buch zusammengefasst hast, ist mir grad durch Mark und Bein gegangen. Danke für Dein eindringliches Plädoyer für dieses wirklich grossartige Buch.


    Dasselbe gilt auch für das was Lisbeth darüber geschrieben hat....


    Ich bin ja immer auf "Promotion-Tour" für dieses Buch....würde es am liebsten der ganzen Welt zum Lesen geben....und einigen Kriegstreibern würde ich es am liebsten noch zusätzlich um die Ohren schlagen..... :grin

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Man müsste es den Kriegstreibern der Welt, aber auch allen überpatriotischen Unterstützern und Mitmachenden permanent beschallend um die Ohren hauen, richtig. Und wer nicht lesen kann/will muss hören!!!


    Liebe Joan, Danke.

  • Dieses Buch trifft tatsächlich im Innersten. ich habe es in der neunten Klasse als Schullektüre gelesen und es ist mir so gewaltig an die Nieren gegangen, dass ich meine Meinung dazu lange nicht in Worte fassen und mich am Unterricht darüber nicht beteiligen konnte.
    Es ist erschreckend authentisch. Man wird in die Geschehnisse hineingesogen und findet sich in einer Welt aus Grausamkeit wieder, der man nicht entkommen kann. Man leidet mit den Personen, leidet mit Paul Bäumer, der all seine Freunde verliert, Mitleid für den "Feind" entwickelt und für ein normales Leben dauerhaft geschädigt ist.


    Viele beschweren sich darüber, dass Remarque hier nicht die Meinung der Soldaten wiedergibt, die tatsächlich im 1.Weltkrieg vorherrschte. Doch es geht hier wohl weniger darum, die Meinung der Masse zu dieser Zeit wiederzuspiegeln. Stattdessen plädiert Remarque am Beispiel eines der grausamsten Kriege aller Zeiten für den Freieden und die Menschlichkeit.

    "Jede Träne wird dereinst der Ewigkeit zum Kind.
    Und jedes Gramm Vergessen an des Lebens Ende zum Neubeginn."
    (Martin A. C. Dieker, Künstler und Lyriker aus Siegen)

  • Eine Leserunde und wieder ein Buch, von dem man sagen möchte: Das muss man gelesen haben!


    Nie hätten Bücher verbrannt werden dürfen und dieses schon gar nicht.
    Wenn viele Menschen dieses Buch lesen würden, für die Gewalt und/oder Perspektivlosigkeit "normal" zu sein scheinen und dann darüber nachdenken würden, was diese Begriffe wirklich bedeuten können. Denn das ist es was die Protagonisten dieses Buches erleben: Gewalt durch den Krieg! Perspektivlosigkeit durch den Krieg! Hoffnungslosigkeit durch den Krieg!

  • Ich kann eigentlich meinen Vorrednern kaum noch etwas hinzufügen, Im Westen nichts Neues ist wirklich ein beeindruckendes Buch, das man einfach gelesen haben muss!


    Das Lesen vieler Szenen war unheimlich bedrückend, beispielsweise die sterbenden Pferde oder der Soldat der tagelang im Feld lag und den man nicht erlösen konnte, da man ihn nicht orten konnte. Ich denke, dass ich noch lange über dieses Buch nachdenken werde!

  • Dieses Buch habe ich freiwillig mit etwa 13 zu lesen und es hat mich einerseits sehr beeindruckt, aber andererseits irgendwie auch sehr verstört. Es wird leicht verständlich und irgendwie nüchtern erzählt und ich weiß nur noch, dass ich oft weinen musste und es mich, wie gesagt, sehr berührt hat.
    Nochmal lesen würde ich es nicht, dafür ist mir das zu realistisch und grausam gewesen.

  • Ich durfte es auch als Schullektüre lesen - bzw. kam ja nicht drumrum, auch wenn mich Kriegsberichte eigentlich nicht unbedingt ansprechen.
    Ich empfand es auch als bewegend. Geschockt hat es mich damals weniger, weil ich quasi das zu lesen bekam, wie ich es mir ohnehin vorgestellt hatte. Ich möchte es aber auch keinesfalls missen.
    Und ich muss zugeben, dass ich mir schon seit einiger Zeit vornehme es nochmals zu lesen - Was bei mir nur selten ist.

  • Durch den bei uns bekannten Spruch "Löhne umsteigen!", der dazu geführt hat, dass der Platz am Bahnhof auch Erich Maria Remarque Platz heißt, hat mich dazu gebracht dieses Buch endlich einmal zu lesen. Aber auch, dass es letztes Jahr im offenen Bücherregal stand.


    Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten hineinzukommen, da mein Kopf noch halb im vorherigen Buch war und voll von Unikram schwirrte. Das letzte Wochenende, vornehmlich als Klolektüre, trieb das Lesen immer weiter voran. Der Leser schwankt zwischen Weiterlesen wollen und doch erst einmal eine Pause einlegen und das Gelesene sacken lassen. Durch die kurz gehaltenen Abschnitte, die eine Szene beschreiben, ist dies aber auch möglich.
    Der Stil hat mich am Anfang nicht ganz so angesprochen, aber man liest sich rein und es liest sich dennoch flüssig.
    Es bewegt sehr und hat auch meinen Erwartungen entsprochen. Schmunzeln musste ich bei der "Löhne umsteigen!"- Stelle und war etwas enttäuscht, dass es nur so kurz war und auch nicht wieder aufgegriffen wurde. Aber das war keineswegs schlimm.
    Das Ende schließt dann mit den Worten des Titels. "Im Westen nichts Neues". Ein Ausspruch, der nur im Titel und am Ende des Buches steht und es so wunderbar abrundet.


    Ich kann es weiterempfehlen zu lesen, da es eine unverblümte Sicht auf den Krieg zeigt und das aus Sicht eines Soldaten...

    "Schweigen bedeutet für einen großen Teil der Menschheit Gewinn."Borondria, Großmeisterin der Golgariten


    Mein Blog: Büchervogel

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von imandra777 ()

  • Ich habe ausser in meiner Kindheit wirklich nie ein Buch zweimal gelesen. Dies ist also fuer mich eine riesengrosse Ausnahme, hatte es als Teenager gelesen und dann hier bei den Eulen im Rahmen einer Leserunde. Ich wollte sehen, ob das Buch auch beim zweiten Male wieder so einen enormen Eindruck auf mich machen wuerde wie vor 30 Jahren. Und ich wollte diesmal ein wenig mehr auf die Sprache und den Schreibstil achten - was mich damals als Teenager nicht so interessierte.


    Schon nach den ersten Kapiteln wusste ich wieder warum dieses Buch Jahrzehnte lang fuer mich DER Klassiker schlechthin war - und immer noch ist. Nur Tolstois "Anna Karenina" kann ich da auf die gleiche Stufe stellen. Das Buch trifft jedes Mal mitten ins Herz und tut weh. Obendrein hat Remarque einen Schreibstil geschaffen, der hier in seiner Einfachheit genau die Stimmung trifft. Einfach zu schreiben ohne trivial zu werden ist alles andere als einfach!


    Im Gegensatz zur Leseerfahrung als Teenager musste ich allerdings beim zweiten Durchgang das Buch nach gut der Haelfte abbrechen. Es hatte mich wahnsinnnig deprimiert. Und es ist das einzige Mal, dass diese Entscheidung keinerlei negativen Einfluss auf meine Bewertung fuer das Buch hat - eine eindeutige 10 ohne jeden Abstrich.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Nach Beenden des Buches in der wiederaufgenommenen Leserunde, möchte ich hier mit dem Roman abschließen.


    Auf der einen Seite war es wohl das fürchterlichste, bedrückendste und brutalste, was ich jemals gelesen habe; auf der anderen Seite bin ich froh, es gelesen zu haben. Denn wo die Nachkriegsgeneration redet und redet und redet (ja, ich gebe zu, ich habe da eine bestimmte Person im Sinn), bekamen die Generationen der ersten und zweiten Weltkriege den Mund einfach nicht auf, fest in ihnen verschlossen waren die Erlebnisse und traumatisiert haben sie versucht, ein normales Leben zu führen.


    Somit gibt Remarque nicht nur den Stummen Wiederkehrern eine Stimme, sondern für mich ganz persönlich ist es auch die Geschichte meines Ur-Großvaters, den ich nie kennenlernen konnte. Jedoch kannte ich meinen Großvater, der im zweiten Weltkrieg „gedient“ hat, und der konnte auch nicht reden.


    Ich bin sehr dankbar für dieses Buch und werde es zu gegebener Zeit auch meinen Kindern zu lesen geben, denn ich darf ja nicht erwarten, dass es zu ihrer Schullektüre wird. Nicht viele Lehrer trauen sich, das in Angriff zu nehmen.


    Emotional erschöpft kann ich ja nichts anderes mehr tun, als 10 Punkte zu vergeben. Auch wenn eine Punkte-Bewertung hier völlig unzureichend ist. Dennoch werde ich das Buch wohl nie wieder lesen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“