Deine Juliet, Mary Ann Shaffer

  • Titel: Deine Juliet
    Autorin: Mary Ann Shaffer
    Verlag : Kindler
    Originaltitel: The Guernsey Literary and Potatoe Peel Society
    Seiten: 297
    Übersetzt von: M.Längsfeld/M.Tichy


    Über die Autorin(Klappentext):


    Mary Ann Shaffer ist ehemalige Buchhändlerin und Bibliothekarin
    Die Siebzigjährige lebt mit ihrer Familie in Kalifornien.
    „Deine Juliet“ ist ihr erster Roman.



    Über den Inhalt:


    London kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, die junge Schriftstellerin Juliet Ashton ist zu Kriegszeiten mit Ihrer Zeitungskolumne: Izzy Bickerstaff zieht in den Krieg bekannt geworden, und als ein Buch mit gesammelten Kolumnen erscheint, entwickelt es sich unversehens zum Bestseller.


    Juliet, erschöpft von einer Lesereise, bekommt einen Brief, geschrieben von Dawsey Adams, einem Einwohner der Kanalinsel Guernsey, der ein Buch in die Hände bekommen hat, in welchem Juliets Name im Schutzumschlag steht.


    Zwischen den beiden entwickelt sich ein reger Briefkontakt, und auch andere Bewohner Guernseys tragen dazu bei, dass das Interesse Juliets für die Insel gestillt werden kann.


    Juliet freundet sich mit "ihren Guernesyern" an und reist auf die kleine Insel, um dort ein Buch über die Besatzungszeit zu schreiben und als sie dort ankommt, verliebt sie sich sofort in Guerneys Zauber der weiten Felder, den sich ständig verändernden Himmel und in die allgegenwärtige See, besonders aber in die sehr eigenen und überaus liebenswerten Bewohner, die ihr so lustige, wie tragische Geschichten zu berichten wissen über die Zeit als die Insel von den Deutschen aber auch von Hunger und Elend besetzt war.


    Da ist die wichtige Geschichte, wie von Elisabeth aus der Not heraus der : "Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ gegründet wurde, wie es kam dass die so eigene Elisabeth sich ausgerechnet in einen deutschen Offizier verliebte, und dass Ihre Tochter Kit von vielen gleichzeitig erzogen wird.
    Und natürlich die Geschichte von den acht Briefen, die seit Jahrzehnten in einer Keksdose liegen und sich als etwas ganz Besonderes erweisen.



    Meine Meinung:


    Als ich gesehen habe, dass der Roman in Briefform abgefasst ist, habe ich, muss ich zugeben, kurz gezögert, ob ich weiter lesen soll.
    Ich bin kein ausgesprochener Liebhaber von Brieftagebüchern und Briefromanen, aber ich musste feststellen, dass die Entscheidung weiter zu lesen, eine der Besten in den letzten Monaten gewesen ist!


    Was für ein herrliches Buch! :anbet Nicht nur, dass man aus den Briefen ein herrliches Bild über die so unkonventionelle, ausgebomte Juliet und ihrer besten Freundin Sophie und ihrem Verleger Sidney bekommt, die Briefe vermitteln einen sehr privaten Blick auf die graue und von Bomben zerstörte Welt Englands im Jahr 1946.
    Die Atmosphäre des Wiederaufbaus hat längst nicht alle Menschen erreicht, zuviel ist kaputt gegangen, zu viele Familien zerstört, zu viele Wunden müssen heilen.


    Trotzdem ist „Deine Juliet“ kein Kriegszeugnis, auch kein wirklicher Liebesroman, wie es auf dem Schutzumschlag angekündigt wird.
    Es ist vielmehr ein klitzekleines, sehr privates und, kaum zu glauben, sehr heiteres Zeitzeugnis einer ganzen Insel mit ihren Bewohnern und von Juliet, die es nie bereut, nach Guernsey gefahren zu sein.
    Selten habe ich in so kurzer Zeit, so vielen Leuten ein Buch ans Herz gelegt, wie dieses hier. :-) :heisseliebe
    Macht Euch selber ein Bild, und lernt all die liebenswerten Leute kennen, mit denen ich eine viel zu kurze Zeit verbringen durfte. :-]


    Aus dem Häuschen Grüße von Elbereth :wave


    edits: Tipselfehler

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • Hier ist der Link zum englischen TB für meine Wunschliste - ich bin ja leicht irritiert, dass das Buch auf Englisch überhaupt noch nicht erschienen zu sein scheint... :gruebel


    Aber das klingt wirklich zu toll - und es erinnert mich an einen Landeanflug auf Guernsey vor ein paar Jahren. Wir kamen dem Boden näher, und meine Freundin sagte zu mir: "Look at all the green houses", und ich fragte verwirrt nach, wo denn, weil ich keine grünen Häuser sehen konnte - bis sie mir erklärte, was sie gemeint hatte: die vielen Treibhäuser, die so typisch für Guernsey sind, "greenhouses" eben. :lache

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Liebe MaryRead,


    nur für Dich *hüstel* habe ich mich extra beeilt, und hier nun meine ganz und gar subjektive Meinung zu diesem Buch:


    Unter dem Pseudonym Izzy Bickenstaff verfasste die junge Autorin Juliet Ashton lustige kleine Kolumnen, die den Menschen während des schrecklichen zweiten Weltkriegs das Lächeln trotz aller Widrigkeiten bewahren sollten.


    Doch nun schreiben wir das Jahr 1946, der Krieg ist vorüber und alle bemühen sich, wieder ein wenig Normalität in ihr Leben einkehren zu lassen. Auch Juliet hat mit dem Kapitel „Izzy“ abgeschlossen – sie will an einem Roman arbeiten, weiß aber noch nicht so recht, worüber.


    Darüber und über alles andere, was in ihrem Leben so geschieht und sie bewegt, tauscht sie sich in Briefen mit ihrem Verleger Sidney Stark und dessen Schwester Sophie Strachan aus, beides Weggefährten Juliets von Kindesbeinen an.


    Eines Tages erhält Juliet zu ihrer Überraschung einen Brief von einem ihr unbekannten Dawsey Adams, einem Bauern aus Guernsey. Dieser hat auf einem Flohmarkt ein Buch erstanden, das einst Juliet gehörte und er tritt mit der Bitte an sie heran, ob sie nicht ein weiteres Buch des Autors für ihn besorgen könnte, da die Versorgung auf den Kanalinseln noch nicht mit allen Dingen funktioniere.


    Juliet ist ihm behilflich und dadurch entspinnt sich zwischen den beiden ein interessanter Briefwechsel, in dem Dawsey auch auf den Verein der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf zu sprechen kommt - ein aus höchster Verzweiflung geborener Literaturklub, dem zahlreiche Dorfbewohner angehören.


    Fasziniert bittet Juliet um mehr Informationen und so kommt es, das sie mit immer mehr der Inselbewohner kommuniziert: lustige Leutchen sind es, die ihre Geschichten erzählen. Liebenswert. Verschroben. Unkompliziert. Oder, wie Adelaide Addison, auch selbsternannte Hüter von Moral und Anstand auf der Insel.


    Wir erfahren die Erlebnisse eines jeden einzelnen Briefeschreibers während des Krieges und erleben dabei teils dieselben Geschehnisse mit – aber aus unterschiedlichen Perspektiven. Das ist ebenso erheiternd wie informativ. Aus diesem Kaleidoskop an Eindrücken entsteht schließlich ein Bild von Guernsey unter der deutschen Besatzung und seinen Einwohnern.


    Juliet ist so fasziniert, dass sie beschließt, sich selbst ein Bild von Guernsey und ihren Bewohnern zu machen. Leider findet das ihr Verehrer, der wohlhabende Verleger Mark, eine alles andere als gute Idee – aber Juliet lässt sich nicht davon abbringen.


    Doch was dann auf Guernsey passiert, oder was es mit diesem ominösen Literaturklub auf sich hat – das müsst ihr schon selbst nachlesen. :grin


    Ich jedenfalls bin rundum begeistert von diesem warmherzigen und rundum sympathischen Buch, dass ich es spontan zu meinem monatlichen Lesehighlight erkoren habe.


    Das Buch ist dabei übrigens weniger leicht als man denkt; einige Szenen, die im Krieg oder auch in den Straflagern spielen, finde ich schon unter die Haut gehend. Aber alles in allem ist das Buch so nett, so schön und so lebensbejahend, dass ich mich sofort in es verliebt habe. Das ist mal wieder so richtig „ein Buch wie eine warme Decke“, ohne dabei kitschig zu sein. Auch die Protagonisten sind so nett gezeichnet und obwohl das komplette Buch nur in Briefen spielt, hat man dennoch ein klares Bild von ihnen vor Augen.


    Wunderwunderschön. 11 von 10 Punkten von mir. :-]


    Abschließend sei noch zu erwähnen, dass ich aufgrund der Lektüre noch eingehend über die Zeit der deutschen Besatzung auf Guernsey und den Kanalinseln nachgelesen habe – ein Punkt, zu dem ich vorher nicht allzu viel zu sagen gehabt hätte; außerdem habe ich mir etliche Bilder von Guernsey im Internet angesehen. Scheint ein nettes Fleckchen Erde zu sein…

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Madita
    Mir hat Guernsey bei Charlotte Link in "Die Rosenzüchterin" schon so gut gefallen und wenn ich eure Reszis so lese, muss das Buch sofort auf meine Wunschliste.


    Dem kann ich mich nur anschließen, außerdem liebe ich Briefromane! :-]

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Ich schlage das Buch nur sehr ungerne zu und verabschiede mich von allen Freunden auf Guernsey. :-( Ein so wunderbares, herzliches, sowohl zum Lachen als auch zum Weinen anregendes kleines Schmuckstück von Buch gibt es wohl nur sehr sehr selten, mir ist bisher nichts ähnliches begegnet. Ihr seht mich baff.


    Ich weiß gar nicht welchen der vielen Charaktere ich am meisten in mein Herz geschlossen habe. Die Schriftstellerin Juliet, die sowohl hitzköpfig als auch sehr sehr witzig sein kann, die gute Isola mit ihren diversen Tinkturen und Toniken, Sidney der als Großer-Bruder-Ersatz immer wie die mahnende Stimme im Hintergrund fungiert, der scheue und sanfte Dawsey oder Elizabeth die allgegenwärtig scheint? Jeder ist auf seine Weise so einzigartig und wirkt so echt und realistisch beschrieben, dass man als Leser das Gefühl hat, man müsste nur wie Juliet nach Guernsey reisen, um diesen Leuten wirklich zu begegnen (umso trauriger, dass es nicht so ist *schnief*).


    Die dunkle Epoche des Zweiten Weltkrieges ist hier häppchenweise verpackt und erst nach und nach kommen die wahren erlebten Schrecken zum Vorschein. Es gab einige Stellen an denen ich schlucken musste und durchaus auch mal mit den Tränen gekämpft habe.


    Trotzdem drängt sich das nie in den Vordergrund, sondern es ist einfach Teil des Lebens dieser Menschen. Auch das Bild der Deutschen ist nicht das vom stereotypen Feind. Es gab auch hier Ausnahmen. Männer die freundlich zu den Inselbewohnern waren, ihnen Nahrung und Medizin haben zukommen lassen.


    Das Buch hatte mich von der ersten Seite an gefangen, ab der Erwähnung des "Verein gegen die Verherrlichung des englischen Häschens". Und natürlich steht der "Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf" dem in nichts nach. Die Mitglieder und ihre unterschiedlichen Geschmäcker im Bezug auf ihren Lesestoff als auch auf ihre Lebensauffassung sind es wirklich mehr als wert, kennengelernt zu werden. Mit jedem Brief wird man mehr in die Geschichte gezogen und leidet und lacht mit den Protagonisten. Und oft findet der Leser seine eigenen Gedanken und Fragen in den Briefen von Juliet nach Guernsey wieder (das war manchmal schon fast unheimlich). Wie traurig, dass ich nun keine neuen Brief mehr von ihnen erhalten werde. Dafür hat es mich zum Kauf eines anderen Buches verführt und ich habe mir die "Pickwick Papers" von Dickens auf englisch bestellt. Bin ja schon mal gespannt.


    Kurz und gut, ein absolutes Buch zum drin wohlfühlen, wie in einem liebgewonnenen alten Pullover der einem Wärme und Geborgenheit spendet und mit vielen schönen Erinnerungen verbunden ist. Ich bedanke mich sehr herzlich bei Batcat, die mich auf dieses wunderbare Werk aufmerksam gemacht hat und schließe mich ihrer Punktwertung absolut an. :anbet


    P.S.: ICH WILL NACH GUERNSEY!!! :cry

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    ICH WILL NACH GUERNSEY


    Paradise, wieso sollte es Dir anders gehen, als uns anderen?? :grin


    klitzeklein hämische Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

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  • nach den Schwärmereien von Seestern und Paradise Lost im "Ich lese gerade"-Thread, musste ich mir einfach eure Rezis anschauen, die ich bisher leider übersehen habe. Und direkt steht ein Buch mehr auf der Liste, das hört sich ja wirklich toll an!