'Der Heiler der Pferde' - Seiten 072 - 185

  • So nun ist Teil 2 auch durch.


    Es hat sich bei doch eine gewisse Sogwirkung eingestellt, die ich nicht erwartet hatte. Auf der einen Seite bin ich manchmal tief in der Geschichte drin, um dann wieder rausgerissen zu werden. Es ist immer noch flüssig zu lesen, wobei es gelegentlich an Tiefe fehlt.


    Das Fatima tot ist, finde ich schade, wobei ich sagen muss, emotional hat es mich nicht berührt, dazu ist der Schreibstil zu flach. Benazir ist in meinen Augen nur feige und mir somit unsymphatisch. Ich hoffe es klärt sich Galib gegenüber noch auf, dass den Haupteil der Schuld Benazir trifft und nicht Diego. In den Teilen mit den Pferden merkt man dem Autor an, dass er diese liebt und das sind die besten Szenen.

  • Also, diese Entwicklung mit Benazir und Fatima gefällt mir persönlich überhaupt nicht! Eigentlich war ja mit der Einführung Benazirs für mich schon klar, wohin das Ganze führen soll und das hat sich ja nun auch bestätigt. Fatimas Schicksal fand ich eher lückenfüllend als sinngebend, aber vermutlich wird sie noch eine Weile als Diegos Gewissen dienen, was wahrscheinlich die Absicht des Ganzen war. Als klischeehaft habe ich auch die Wandlung von Fatimas Vater empfunden - erst ziemlich geldgierig und ohne Skrupel, und dann nach dem Tod seiner Tochter hat er eingesehen, dass aller Mammon nichts nützt, da das Liebste, das er hatte, nicht mehr ist. Dieses Klischee hat sich dann auch in Diegos "Heldentat" widergespiegelt, für Benazir zu lügen und sich von Galib lieber halb tot prügeln zu lassen, und in Schande aus der Stadt fliehen zu müssen. Madame wird nun wohl lammfromm sein und den Boden anbeten, den Galib betritt, damit er das Ganze nicht wirklich hinterfragt. Gut, Benazirs Situation ist aussichtslos, weil sie als Frau und vor allem in ihrer Religion ja nichts zu sagen hat und keinen Wert hat. Trotzdem ist sie der Grund, warum der Hauptprotagonist davongejagt wird... - die Frau als Wurzel allen Übels stößt mir den historischen Romanen so langsam bitter auf. :rolleyes Und ich bin recht überzeugt, dass wir Benazir nicht zum letzten Mal gesehen haben werden...


    Was mir gefallen hat, ist, dass alle paar Kapitel Blanca und Estella wieder auftauchen und man erfährt, wie es ihnen - inzwischen im Harem des Sultans untergebracht - ergeht. Sehr interessant ist natürlich der Zusammenprall von Kulturen und Ansichten. Ich bin wirklich gespannt, wie es mit den beiden weitergeht, da von allem Blanca ja einen starken Eindruck macht und ich denke, sie in ihrem Inneren noch weitaus mehr nach Rache sinnt, als vielleicht ihr Bruder.


    Der sich nun mit seiner geliebten Stute auf den Weg in Nirgendwo macht. Der Anteil der pferde- und heilbezogenen Passagen hätte auch in diesem Abschnitt nach meinem Geschmack ein wenig ausgeprägter sein können. Irgendwie scheint sich das wie eine Stop- and Go-Geschichte zu entwickeln. Irgendwo ankommen, aufgenommen werden, durch das Wissen überzeugen und zack! auf zum nächsten Ort des Geschehens. Mal schauen, ob sich doch noch ein wenig mehr Stabilität in die Geschichte einschleicht.
    Zumindest hat mir die zweite Passage beim Lesen mehr Spaß gemacht, als der Anfang. Das Buch ist also steigerungsfähig. ;-)

  • Viel passiert im zweiten Abschnitt.


    Ich finde es ungrecht von Benazir, dass sie sich so an Diego rangemacht hat. Schließlich hätte er bei seinem Meitser noch viel lernen können. An ihre Ehre hätte sie ja auch früher denken können, anstatt jetzt auch Diego alles in die Schuhe zu schieben.


    Fatimas Tod war ziemlich emotionslos. Sie hat Diego zwar gemocht, aber ihre Gefühle wurden ja nicht erwiedert. Hm.


    Die Passagen wo es um Heilungen und die Pferde ging, hätten ruhig länger sein können.
    Bis jetzt war das ausführlichste die Verstrickung zwischen Diego, Fatima und Benazir.


    Die Geschichte der beiden Schwestern zwischendurch finde ich zwar gut, aber zu kurz gehalten.


    Trotzdem habe ich das Buch bis jetzt nicht ungern gelesen und freue mich auf den nächsten Abschnitt.

  • Der Abschnitt war für mich etwas schwieriger. Aber ich glaube das liegt daran, dass es für mich einfach zu viele Seiten waren, die ich lesen sollte.


    Die Frau des Meisters finde ich einfach nur hinterhältig und es ist schade das Diego tatsächlich noch nachgegeben hat. Dabei ist Benazir ein schwacher Mensch, der nicht mal die Wahrheit sagen kann.



    Nicht nachvollziehbar für mich, war die Reise zu der Pferdeherde. Ich an ihrer Stelle hätte die Reise nach dem Treffen mit den Türken abgebrochen.

  • Nun habe auch ich den zweiten Teil gelesen und immer noch ist dieses Buch ein konsequentes auf- und ab, mit sehr deutlicher Tendenz nach unten.


    Diego bleibt für mich ohne Profil. Die Ansätze, ihm Charakter zu verleihen, sind durchaus da. Er fürchtet die Muslime wegen dem Überfall, aber das Ganze wird in meinen Augen viel zu schnell geklärt. Auch die Liebesgeschichte entwickelt sich flach und ohne große Emotionen. Immer mal wieder findet man sich in der Perspektive von Benazir, aber dies wird nicht genutzt, um ihr Handeln, ihr Lüstern nach Diego, verständlich zu machen. Dadurch wird sie zum Klischee der feigen Hexe, die alle ins Unglück stürzt.


    Dialoge wirken hölzern und gestellt, was mir vor allem im Gespräch Diego/ Fatima aufgefallen ist. Mir fehlen ständig Gestik und Mimik. Kopfkino ist leider gleich null, Atmosphäre noch weniger.
    Von Galib und dem Pferdehändler abgesehen verhalten sich alle Figuren - in meinen Augen - unglaubwürdig. Fatima - 14 Jahre alt und Muslima im 13.Jahrhundert - zieht sich mal schnell nackt aus und geht mit Diego schwimmen. Vielleicht sind meine Geschichtskenntnisse zu mau, um das zu beurteilen, aber es erscheint mir nicht sehr realistisch. Man möge mich unbedingt verbessern, wenn ich irre.
    Ach, und Diego darauf(Zitat): „Diego fühlte sich bedrängt. Obwohl er keine Lust hatte, zog er sich hastig aus und warf sich kopfüber ins Wasser.“
    ?(
    Ganz schlimm ist inzwischen auch Sabba. Sie wird vermenschlicht, was ich persönlich in einem solchen Roman als No Go empfinde. Sie nickt, gibt ihm Zeichen, aufzusitzen, und sie … weint. Also bitte! Dafür, dass der Autor so viel von Pferden versteht, hätte ich sie mir auch als Pferd charakterisiert gewünscht. Dieses Menschenverhalten ist in Pony-Kindergeschichten okay, hier finde ich es unangebracht und unfreiwillig komisch.


    Generell gefällt mir aber, hier mitzuerleben, dass die unterschiedlichen Kulturen offenbar damals schon mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten, wie wir sie heute noch kennen.


    Galib hat in diesem Teil ein paar schöne Szenen, in denen er von den arabischen Pferden oder der Heilkunst erzählt. Bisher ist er mir als Figur am sympathischsten. Hier merkt man auch, dass diese Szenen dem Autor lieb waren, denn plötzlich lässt er sich Zeit, um zu erzählen.
    Leider fällt danach aber wieder umso stärker ins Auge, in welchem Tempo man durch die restliche Geschichte gejagt wird.


    Zum Abenteuer der eingefangenen Pferde: Auf dieses hatte ich mich sehr gefreut, versprach das doch jede Menge toller Pferde und spannender Erlebnisse. Die Beschreibungen waren hier auch durchaus gelungen, aber die Art, wie Galib und Diego die wilden Pferde in Minutenschnelle und zähmten, und dann problemlos an Stricken um den Hals mit sich führten (jeder Reiter fünf wilde Handpferde?!) war einfach nur hanebüchen und unsinnig. Das ist doch kein Fantasyroman, oder?


    Das Schicksal der beiden Schwestern, bzw. deren Handlungsstrang hat mich dann richtiggehend wütend gemacht, allerdings nicht in der Form, wie der Autor es wohl beabsichtigt hatte.
    Zunächst mal erfährt man in diesem Strang ein paar interessante Begebenheiten zur politischen Lage, bzw. zu zukünftigen Geschehen. Es ist anzunehmen, dass der König von Navarro diese dumme Prinzessin heiraten wird und die Stränge sich so wieder aneinander annähern.
    So, nun aber zu meinem Kritikpunkt - wobei das Wort Kritik schon deutlich zu freundlich ist:
    Man muss sich vorstellen, dass diese Mädchen seit Jahren regelmäßig vergewaltigt werden. Von den Auswirkungen, die etwas Derartiges auf eine Psyche haben muss merkt man … nichts. Nichts, rein gar nichts.
    Es ist nicht nur so, dass keine Emotionen transportiert werden. Jegliche Folgen solcher Folter werden einfach komplett ausgeblendet. Von den Wunden, die sowas auf Kinderseelen haben muss, erfahren wir nichts, das lassen wir einfach mal weg.
    Das geht gar nicht! Ich bin der Meinung, dass der Autor - wenn er sich schon an Kindesvergewaltigung in schlimmster Form wagt - dann nicht einfach die psychischen Folgen raus streichen darf. Denn das ist Beschönigung.
    Ich bin richtig, richtig wütend deshalb und hätte Lust, das Buch abzubrechen. Historisch mag es gut recherchiert sein, meinetwegen. Aber menschlich ist es … in meinen Augen leider untragbar.
    Stünde nicht die Leserunde dahinter, so wäre dies der Punkt, an dem ich einfach aufhören würde, und das Buch irgendwo hintäte, wo ich es nie wieder sehen müsste.
    Ich habe neulich einen Fantasyroman ("Der Kinderdieb") gelesen, in dem das Thema Missbrauch im Prolog zur Sprache kam: Drei Seiten, auch in einfacher Sprache gehalten, und ich las mit einer Hand vor dem Mund, weil es mich berührt hat und weil man die Hilflosigkeit und die kaputte Seele spürte. Hier: Niente. Und das ist bei einem solchen Thema einfach unangebracht.
    Ich werde weiterlesen, aber vermutlich dauert es eine Weile … muss mich erst mal abregen.

  • Benazir gefälllt mir garnicht. Sie begibt sich mit Fatima in Gefahr und als Fatima bedrängt wird, zieht sie sich die Decke über den Kopf anstatt die Männer zu wecken. Ihr ist eswohl recht das Fatima keine Nebenbuhlerin mehr ist.


    Dann verführt sie Diego wirklich, klar das der Meister wütend wird und da denkt sie auch wieder nur an sich.


    Die beiden Schwestern werden auch wieder erwähnt, sie sind jetzt schon viele Jahre im Harem.


    Wie das wohl weitergeht?

  • Wie so vielen vor mir, gefällt mir Benazir überhaupt nicht. Für mich wirkt sie wie eine verlogene und gemeine Frau, die nur aus sich bedacht ist.


    Mit Diego fiebere ich zwar mit, aber so richtig greifen kann ich ihn leider nicht. Irgend etwas fehlt mir bei ihm, auch wenn ich nicht sagen kann, was es ist.


    Insgesamt wirkt das Buch im Augenblick auf mich sehr abgehakt. Dabei hätte es durchaus potential gehabt.

  • Es geht so rasant vorwärts, daß ich schneller die Abschnitte gelesen habe, als daß ich am PC sitze und poste.


    Galib erzählt Diego, daß auch er seine Heimat verloren hat, das scheint die beiden besonders zu verbinden. Benazir allerdings - hier ist Vorsicht geboten, hier ist der Ärger vorprogrammiert.


    Der Harem mit den Schwestern wird zwischendurch immer wieder mal erwähnt, aber über ihr Leben, Denken und Fühlen bekommt man nichts mit. Wie von Mulle schon geschrieben, die Vergewaltigungen werden zwar erwähnt, aber nicht mehr.


    Feuer im Pferdestall von Galib - wer da wohl dahintersteckt? Weiß man es eigentlich und habe ich das überlesen?


    Der Tod von Fatima beschäftigt Diego auch nicht weiter - hat er eigentlich überhaupt keine Gefühle???? Daß er nicht soviel für sie empfunden hat wie sie für ihn ist schon klar, aber deswegen macht der Tod einer Freundin doch betroffen???

  • Viel Wahres wurde bereits geschrieben. Das Erzähltempo bleibt unvermindert hoch aber leider fordert dies seinen Tribut, Atmosphäre und Ausstrahlung bleiben doch weitestgehend auf der Strecke. Man möchte dem Autoren zurufen die Handlung etwas zu bremsen und etwas mehr in die Details zu gehen.


    Der Tod von Fatima hat weder mich noch den Hauptdarsteller Diego betroffen gemacht. Das sollte zu Denken geben. :gruebel


    Durch das hohe Tempo und das stetige Vorwärtstreiben der Handlung bleibt die Spannung hoch, aber es vermag die Schwächen des Autors in Sachen "Atmosphäre erzeugen" nicht zu kaschieren. Immerhin die Neugierde bei mir ist doch geweckt worden und ich glaube bis zum Ende des Buches wird noch viel, sehr viel geschehen. Bei all der Kritik, eines kann man ganz sicher nicht sagen, nämlich das die Geschichte langweilig wäre, dafür passiert einfach zu viel.

  • In diesem Abschnitt passiert wirlich einiges. Die Geschichte mit Benazir war doch vorhersehbar. Einerseits tut sie mir leid, da ihr Eheleben nicht wirklich erfüllt ist. Andererseits wirkt sie doch etwas selbstsüchtig. Auf Ansehen und Wertstellung in der Gesellschaft legt sie ja auch wert und das scheint, seitdem sie in Toledo sind, nicht mehr so sehr der Fall zu sein. Ihr und Galibs Vermögen scheint auch seit Toledo geschrumpft zu sein.


    Für Diego scheinen seine Schwestern in diesem Abschnitt etwas in Vergessenheit zu geraten. Er widmet sich wirklich der Kunst des Pferdeheilers, lernt Arabisch und liest viel. Die Blickwechsel zu Estela und Blanca gefallen mir. Was die Prinzessin dort im Harem so vor hat, ist mir noch nicht ganz klar. Ich bin gespannt, wie sich die Geschichte dort noch weiterentwickeln wird.


    Gestern habe ich erstmal den Anhang im Buch bemerkt. Der gefällt mir gut, nur eine Karte dazu wäre noch das i-Tüpfelchen gewesen.


    Ich hatte bei dem Buch gleich das Gefühl an den Medicus von Noah Gordon erinnert zu werden und ich finde es kommt dem ganzen auch sehr nahe. Irgendwer hatte hier von einer "Stop-and-Go-Geschichte" gesprochen. Genau so etwas hatte ich auch erwartet und daher bin ich bisher nicht enttäuscht worden.


    Heute Abend folgt der nächste Abschnitt.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • es ist Einiges passiert im zweiten Abschnitt, der Leser wird geradezu durch die Geschichte getrieben. Themen die das Potential hätten, interessanten Lesestoff zu liefern werden in wenigen Sätzen abgearbeitet und die eher unwichtigeren Details (in meinen Augen unwichtiger) wie z.B. die Reise zu der wilden Herde wird ausgeschmückt. Dagegen zähmen zwei Mann in wenigen Sätzen 25 wilde Pferde, Stuten und Hengste gemischt !! Diese 25 Wildpferde, Stuten und Hengste gemischt verharren dann mucksmäuschenstill in ihrem Versteck und folgen anschliessend bei der Flucht in Fünfergruppen als Handpferde den Reitern ?! Das ist dermassen abwegig, das ist denke ich auch jedem Laien klar und der Autor ist doch aber ein Fachmann oder ?


    Dass wir wieder vom Schicksal der Schwestern (die Diego scheinbar schon weitgehend aus seinem Gedächtnis gestrichen hat) erfahren fand ich schön, allerdings kam mir das Geschehen auch da oberflächlich vor. Die beiden jungen Mädchen kamen mit 13 bzw. 15 Jahren in den Harem, wurden da und bereits vorher schon regelmässig vergewaltigt - da ist aber in der Erzählung kaum etwas davon zu bemerken, die verwundeten Seelen der Mädchen kommen bei mir nicht an !!


    Benazir, die Wurzel allen Übels hat es als geschafft, naja so wird es wenigstens dargestellt, Diego inzwischen 19 Jahre alt ist aber ja nun auch kein kleines Kind mehr und müsste wissen, was er seinem Lehrherrn alles verdankt ...

  • In diesem zweiten Abschnitt überschlagen sich die Ereignisse. Diego wird zum tatsächlichen Helfer Galibs, er lernt arabisch, bildet sich fort, sie unternehmen eine weite Reise, stehlen die Pferde, die vertraute Freundin stirbt ,schließlich wird er in der Gesellschaft Toledos anerkannt und als Verräter aus der Stadt verbannt. Soviel zum äußeren Geschehen, welche Emotionen dies alles in Diego auslöst, wird an kaum einer Stelle erwähnt. Es passiert so vieles in den jungen Jahren von Diego und es scheint alles nahezu spurlos an ihm vorbei zu gehen, dies ist unedlich schade um den Roman.


    Bei der Einschätzung von Beanzir habe ich eine etwas andere Meinung als viele hier: Sie war als Tochter eines angesehenen Diplomaten und dann auch als Galibs Frau strahlender Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Nun ist ans Haus gebunden, sie hat keine Anregung mehr für ihren Geist und der Ehemann scheint kein Interesse mehr an ihr zu haben. Und dann ist da dieser jungen Mann, der sie anzieht und dem sie auch nicht egal ist. Das ist keine Rechtfertigung für ihr Verhalten, aber im Grunde ist sie eine arme Socke.


    Wirklich an Tiefe und Emotion gewinnt der Roman immer an den Stellen, bei denen es um die Pferde geht. Da merkt man die Liebe des Autors zu diesen Tieren. Wobei mir die von Mulle angesprochene Vermenschlichung auch aufgestoßen ist.


    Mir gefällt sehr gut, das Blanka und Estela nicht vergessen sind, sondern ihr Weg weiterverfolgt wird. Allerdings die Schilderung ihrer Erlebnisse ist mir viel zu oberflächlich und es fehlt mir jegliche Empfindung in der Beschreibung ihres Leids.


    Trotz aller Kritik bin ich gespannt wie es weiter geht und wohin Diegos Weg führen wird.

  • Zitat

    Original von Ina


    Bei der Einschätzung von Beanzir habe ich eine etwas andere Meinung als viele hier: Sie war als Tochter eines angesehenen Diplomaten und dann auch als Galibs Frau strahlender Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Nun ist ans Haus gebunden, sie hat keine Anregung mehr für ihren Geist und der Ehemann scheint kein Interesse mehr an ihr zu haben. Und dann ist da dieser jungen Mann, der sie anzieht und dem sie auch nicht egal ist. Das ist keine Rechtfertigung für ihr Verhalten, aber im Grunde ist sie eine arme Socke.


    Da hast du recht, diese Beweggründe blitzten auch hin und wieder durch, leider nur so selten angedeutet, dass man es schnell übersieht.
    Vor allem wunderte es mich auch etwas, dass viele mehr oder weniger ihr die größte Schuld an allem geben. Das sehe ich gar nicht so, dazu gehören nämlich immer noch zwei. Diego ist äußerst willig auf Benazirs Verführung eingegangen, und dass er "erst" 19 ist, ist keine Entschuldigung. Mit 19 sollte er erwachsen genug sein, um die Konsequenzen einer solchen Sache zu überblicken.

  • Dieser Abschnitt hat mir besser gefallen als der erste. Es scheint so, als komme der Autor langsam in Fahrt, ich kann mir ein besseres Bild von den Figuren machen.


    Zu Diego finde ich allerdings keinen richtigen Zugang, er ist mir irgendwie nicht sympathisch. Ich habe mir am Ende des Abschnitts regelrecht über ihn geärgert, dass er so einfach alles wegwirft, nur wegen Benazir. Und sie verstehe ich auch nicht wirklich - sie weiss, was es für Diego bedeutet, wenn sie sich mit ihm einlässt, und auch, was es für sie bedeuten KANN. (Dem ist sie entgangen, weil Diego die Schuld auf sich genommen hat.) Warum gibt sie ihren Gefühlen trotzdem nach? Ich glaube nicht, dass sie ihn wirklich liebt, auch wenn sie ihn begehrt.


    Dass Fatima stirbt finde ich sehr schade. Ich hatte gehofft, dass sie ihm als Freundin zur Seite steht, die ihm auch mal den Kopf zurecht rückt. Allerdings ging die Entwicklung ohnehin in Richtung "Mann zwischen zwei Frauen", das hätte mir gar nicht gefallen.


    Dass wir noch etwas über Diegos Schwestern erfahren hat mir sehr gut gefallen - mal sehen, ob das auch im weiteren Verlauf der Geschichte so ist. Ob es ein Wiedersehen zwischen den beiden und Diego gibt?


    Ich bin gespannt, wie es im nächsten Abschnitt weitergeht.

  • Ich habe leider immer noch Schwierigkeiten, mich mit Diego auch nur im Ansatz zu identifizieren.


    Warum auch immer, aber ich habe seit diesen Passagen total oft 'Silas' vor Augen. Kennt noch jemand diese Vorweihnachtsserie? ;-)


    Ich kann mir das nur so erklären, dass mein Hirn der Figur Diego irgendein Bild zuordnen möchte und daher nach männlichen, reitenden Teenagern zum Abgleich sucht.


    Von der Beziehung 'junger Mensch-junges Pferd' hatte ich mir deutlich mehr erwartet - die Romantisierung der Stute Sabba finde ich gerade so erstaunlich, weil gleichzeitig die menschlichen Figuren wenig bis gar nicht romantisiert werden. Für mich ein Ungleichgewicht mit Auschlag zur falschen Seite hin.


    Vor allem der Tierarzt Galib jedoch mausert sich zu einer interessanten Figur. Die lange Beobachtungsphase, an der er Diego Leistungen und Fähigkeiten messen wollte, gefiehl mir. Auch seine Art, zu erklären und dann doch dem Jungen wieder freie Hand zu geben - das macht einen echten Lehrmeister aus.


    Innerlich etwas aufgestöhnt habe ich bei dem Dialog - oder besser dem Monolog Galibs - zu den arabischen Pferden. Wer sich mit Arabern beschäftigt, fällt zwangsläufig immer und immer wieder über die nordafrikanische Sage, die besagt dass diese Pferde vom Wind erschaffen wurden. Das erschien mir leider sehr abgedroschen, kann aber eine sehr subjektive Empfindung dazu sein.

  • Zitat

    Original von savanna
    nach männlichen, reitenden Teenagern zum Abgleich sucht.


    Von der Beziehung 'junger Mensch-junges Pferd' hatte ich mir deutlich mehr erwartet - die Romantisierung der Stute Sabba finde ich gerade so erstaunlich, weil gleichzeitig die menschlichen Figuren wenig bis gar nicht romantisiert werden. Für mich ein Ungleichgewicht mit Auschlag zur falschen Seite hin.


    .


    :write :write


    Manchmal habe ich eher den Eindruck ein Jugendbuch zu lesen.

  • Nachdem ja einige schon schrieben, sie fanden die Szene um Fatimas Tod nicht gut - kann ich mich anschliessen. Die paar zeilen hätten ruhig ausführlicher sein können, z.b. aus Fatimas Sicht. Benazir ist irgendiw ein Aas für mich derzeit.. erst will sie Diego für sich, als die Fatimas Gefühle für ihn bemerkt wird sie wohl neidisch auf sie. Erst dachte ich, sie wird sie auf diesem Spaziergang "beseitigen". Dass sie bei diesem Überfall so feige ist dann, ok, vielleicht nachzuvollziehen wäre man selbst iin der lage. So unbewaffnet wie die Frauen waren...


    Die Reise bis in die Sumpfgebiete konnte ich zwar noch nachvollziehen, sie hätte aber ruhig ausführlicher, detaillierter beschrieben worden sein (z.B. die Begegnung mit den Türken bei Sevilla).


    Nunja, weiter gehts. :)

  • Der Tod Fatimas hat mich erstaunt, auch wenn es klar war, dass sich alle auf dieser Reise in Todesgefahr begeben würden. Auf der anderen Seite erschien mir das ganze Unterfangen völlig unrealistisch, denn mit 4 x 5 geraubten edlen Pferden unbemerkt durch Feindesland zu reiten und auch noch unbeschadet über die Grenze zu kommen... das ist schon sehr weit hergeholt. Auch wie schnell Diego scheinbar über den Tod Fatimas hinwegkommt, scheint mir ein wenig seltsam, denn für so oberflächlich habe ich ihn nicht gehalten. Immerhin war Fatima (scheinbar) die einzige Person, mit der er offen über sich, seine Gefühle und sein früheres Leben sprechen konnte.


    Benazir spielt ein gefährliches Spiel mit dem jungen, unerfahrenen Diego, der ihr auch promt verfällt. Dabei weiß er doch genau, welche Folgen eine Beziehung zu Benazir haben würde, dass er sein ganzes Glück bei Galib auf´s Spiel setzen würde und die so wertvolle Ausbildung. Außer den wenigen Personen in Galibs Haushalt scheint Diego so gut wie keine anderen sozialen Kontakte zu Kunden oder Händlern zu knüpfen und er und sein Leben bleiben trotz aller Beschreibungen etwas blass für mich. Auch Benazir scheint völlig isoliert zu sein. Gab es denn damals in Toledo keine andere muslimischen Familien, zu denen sie hätte Kontakte haben können? Die Passagen über Pferdeheilkunde und den Koran, sowie die Abschnitte über das Leben seiner Schwestern sind interessant und obwohl die Schwestern immer nur kurz erwähnt werden, haben sie für mich mehr Tiefe als Diego selbst.


    Schade, dass so wenig über den Alltag von Diego dort berichtet wird, im Sinne von wie sich das Leben in Galibs Haushalt von Leben in Diegos Elternhaus unterscheidet, Lebensmittel, praktizierter Glaube usw. Solche Details lese ich immer gerne.


    Nach zwei Tagen Lesepause brauchte ich einige Seiten, um mich wieder an die sehr kurzen Sätze zu gewöhnen, ging aber recht schnell.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")