Katerina Timm: Der Schwur der Jungfrauen

  • Inhaltsangabe (amazon)


    Kathrin ist fassungslos. Ein Mädchen aus dem Dorf hat sich das Leben
    genommen, weil es die Schande nicht ertragen konnte. Der Sohn des
    reichsten Bauern hatte sie verführt. Alle jungen Frauen verfallen ihm,
    nur Kathrin lässt sich nicht blenden. Sie schließt einen Pakt mit ihren
    Freundinnen. Keine von ihnen wird sich je mit Lukas einlassen. Doch
    einer Intrige wegen muss Kathrin Lukas heiraten. Ihre Gefühle ihm
    gegenüber schwanken zwischen Hass und Anziehung. Währenddessen nehmen
    die Ungerechtigkeiten der herrschenden Adligen zu. Kathrin schließt sich
    Bauern an, die einen Aufstand planen. Als sie sich einem anderen Mann
    zuwendet und Lukas dies entdeckt, drohen dem Aufstand Verrat und Kathrin
    der Tod.




    Eigene Beurteilung


    Die Inhaltsangabe lässt einen üblichen historischen Roman der "leichtverdaulichen" Art erwarten, dies trifft aber nicht zu, obwohl Elemente solcher Romane enthalten sind. Vordergründig behandelt "Der Schwur der Jungfrauen" eine hindernisreiche Liebesgeschichte um eine junge Frau zwischen zwei Männern. Kathrin Lett ist die Tochter eines armen Bauern aus Untergrombach. Sie hegt eine heftige Abneigung gegen Lukas Simon, genannt Lux, den Sohn des wohlhabendsten Bauern im Dorf. Lux betätigt sich als Dorfcasanova und hat bereits eine Freundin von Kathrin in Schwierigkeiten gebracht und verlassen, woraufhin diese sich augenscheinlich wegen der Schande das Leben genommen hat. Kathrin und ihre Freundinnen Jutta und Margret schwören einander, sich niemals mit Lux einzulassen. Dass dessen Vater, Wendel Simon, nicht bereit ist, Kathrins Vater Geld zu leihen, als dieser die immer belastenderen Abgaben an die Obrigkeiten nicht leisten kann, verstärkt noch ihren Hass auf die Familie Simon. Umso schrecklicher ist es für Kathrin, als sie aufgrund einer Intrige ihres Vaters gezwungen wird, Lux zu heiraten. Die Ehe verläuft unglücklich, zumal bis auf die Schwiegermutter alle Familienmitglieder Kathrin ablehnen. Sie hält sich nur am Sonntag in ihrer Schwiegerfamilie auf und lebt/arbeitet ansonsten auf der nahegelegenen Burg, mit dessen Burgwache Michel ihre Freundin Jutta inzwischen verheiratet ist. Auf der Burg lebt auch Hans (Johannes), der sich als jüngerer Sohn eines Edelmannes als Landsknecht verdingt hatte und nun als Knecht arbeitet. Kathrin fühlt sich einerseits zu ihm hingezogen, andererseits hat sie erbitterte Auseinandersetzungen mit ihm, da er sich abfällig über die Bauern äußert und die bestehende Gesellschaftsordnung für gottgewollt und unabänderlich hält...


    Wenn dieser Teil der Handlung auch einige Klischees typischer Vertreter des historischen Genres bedient, so hat der Roman doch darüber hinaus mehr zu bieten: er spielt in den Jahren 1497 - 1502 vor dem Hintergrund der beginnenden Vereinigung unzufriedener Bauern zum sogenannten "Bundschuh" unter Joß Fritz.Dieser hatte im Gegensatz zur Mehrheit des Bauernstandes eine gewisse Bildung genossen und konnte lesen. Er hielt die Zeit für gekommen, die eklatanten Missstände in einer Gesellschaft, in der 90% der Bevölkerung für die restlichen 10% (Adelige und Geistliche) schuften mussten, abzuschaffen. Die Autorin schildert am Beispiel der Landbevölkerung von Untergrombach sehr eindringlich das harte, entbehrungsreiche Leben der Bauern, das von unaufhörlicher Arbeit und immerzu steigenden Abgaben und Steuern geprägt war. In den Text ist ein zweiter, kursiv gedruckter Erzählstrang eingebettet, der sich mit der "Niklashäuser Wallfahrt" unter Hans Böhm im Sommer 1476 beschäftigt und verdeutlicht, dass es bereits gegen Ende des 15.Jahrhunderts Bestrebungen gegeben hatte, gegen die soziale Ungerechtigkeit aufzubegehren. Sowohl dem Unterfangen des Hans Böhm als auch den Aktivitäten der Mitglieder des "Bundschuhs" war kein Erfolg beschieden, dennoch weisen diese Ereignisse in eine Zukunft, in der die gesellschaftlichen Strukturen hinterfragt und - später - verändert wurden.
    Ich hätte gern noch etwas mehr über die aufständischen Bauern und etwas weniger über die persönliche Geschichte der fiktiven Protagonistin gelesen, trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Dies liegt nicht zuletzt an der "Schlussbemerkung" der Autorin über die reale Geschichte des Untergrombacher "Bundschuhs".
    Fazit: Bei der Lektüre von "Der Schwur der Jungfrauen", dessen Titel ich nicht so gelungen finde, kommen sowohl Fans historischer Liebesromane als auch Liebhaber ernsterer Themen auf ihre Kosten, das Buch ist jedoch glücklicherweise in keiner Weise ein "Nackenbeißer" wie viele Vertreter des Genres und pflegt auch einen historisch authentischen und gepflegten Sprachstil.
    8 Punkte

  • Danke für die Rezi, €nigma :wave Aber ich werde sie mir erst zu Gemüte führen, wenn ich das Buch gelesen habe. Es ist nämlich schon geordert, für die Leserunde. Bei vorablesen habe ich mir die Leseprobe angesehen und hing sofort am Haken. Deine acht Punkte schrauben meine Erwartungen allerdings noch einmal höher.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Ist es eine Liebesgeschichte? Nein. Ist es eine keine Liebesgeschichte?? Oh ja, es ist eine. Was da zwischen der Letts Kättel und dem Lutz Simon abläuft könnte man doch als Romanze bezeichnen.


    Aber zum Inhalt:



    Trotzdem hat mich die Liebesgeschichte zwischen Lutz und Kathrin gerührt und, fast wie im richtigen Leben, sie lebten glücklich bis an ihr Ende???



    edit :: auf Wunsch gespoilert

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Zitat

    Original von Findus
    Allerdings haben mich die Einschübe aus dem Leben Annas, der Mutter Kathrins sehr verwirrt. Musste das wirklich sein??? Als gäbe es nicht schon genug Verwicklungen mit denen man zu kämpfen hat, muss auch sie noch beim falschen gelegen haben und ein Kind von ihm empfangen?



    Gerade diese Einschübe haben mir sehr gut gefallen. Es hat mir Kathrins Mutter näher gebracht. Warum sie so geworden ist. Das konnte ich dann besser nachvollziehen.
    Auch war es sehr gut beschrieben, wie schwer der Alltag der Bauern im 16. Jh. war. Dass schon damals die Menschen, zumindest versucht haben, sich zu wehren.
    Die Figuren bei Katerina Timm sind genauso wie in ihren vorangegangenen Büchern, sehr gelungen gezeichnet. Sie sind Menschen ihrer Zeit und agieren nicht wie Menschen des 21. Jh. nur vor historischer Kulisse.
    Der Erzählstil von Katerina Timm ist wie immer mitreißend, ihre Sprache einfach wunderschön.
    Nur schade, dass ich jetzt wieder so lange auf ein neues Buch von Frau Timm warten muss.
    Von mir die volle Punktezahl.

  • Zitat

    Gerade diese Einschübe haben mir sehr gut gefallen. Es hat mir Kathrins Mutter näher gebracht. Warum sie so geworden ist. Das konnte ich dann besser nachvollziehen.


    Das sehe ich auch so.Außerdem sollte diese Geschichte meiner Meinung nach verdeutlichen, dass die Zeit einfach reif war für ein Aufbegehren der Bauern, die bereits eine Generation vorher versucht hatten, etwas zu ändern.
    Eigentlich sogar noch eher, wenn man an die "peasants´revolt" 1381 in England denkt.

  • Eine wahrhaft packende Geschichte hat Katerina Timm hier aufs Papier gebracht - der Inhalt:
    Die Bauerntochter Kathrin wird durch eine List dazu gebracht, den Frauenheld Lux zu heiraten - obwohl sie geschworen hat, sich nie mit ihm einzulassen. Schlimmer kann's nicht kommen, denkt sie - doch sie täuscht sich. Ihre lieblose Ehe und ein Haushalt, in dem sie alles andere als willkommen ist, treiben sie in die Arme eines anderen. Gleichzeitig planen die unzufriedenen Dorfbewohner mit Kathrins Hilfe einen Aufstand gegen die Obrigkeit. Doch plötzlich steht alles auf der Kippe, denn Kathrins Ehemann erfährt von ihrem Verhältnis... Kathrins Leben droht aus den Fugen zu geraten, als auf einmal nicht nur ihr Glück, sondern auch das Dorf in Gefahr geratet - denn der geplante Aufstand wird verraten...


    Meine Meinung:
    Obwohl es lange dauert, bis in der Geschichte etwas wirklich Aufregendes passiert, entwickelt sich das Buch bereits zu Beginn zu einem wahren Pageturner. Die Charaktere sind sehr lebhaft gezeichnet, die Atmosphäre sehr gemütlich gestaltet. Was mir mit am besten gefallen hat, ist die sehr gelungene Wortwahl, die der ganzen Geschichte eine sehr authentische Stimmung verpasst - ebenso wie der Erzählstil der Autorin.
    Auch die Gestaltung des Buches ist sehr passend, das Cover ist schön gestaltet und die Darstellung des Holzschnittes im Buch unterstreicht die Geschichte auf einzigartige Weise.


    Fazit:
    Ein wirklich gelungenes Buch, an das ich auch Tage nach dem Lesen noch oft denken musste. Ich hab die Charaktere sehr lieb gewonnen und wünschte, es gäbe eine Fortsetzung :-)
    Auf jeden Fall sehr empfehlenswert!!!

  • Meine Eindrücke zum „Schwur der Jungfrauen“ sind sehr unterschiedlich. Einerseits gibt es jede Menge Einzelheiten, an denen ich herumzumäkeln hätte. Andererseits fand ich das Buch seltsamerweise insgesamt richtig gut, hab es in jeder freien Minute zur Hand genommen, interessiert und mit Spannung gelesen.


    Ich musste mich erst langsam in die Geschichte hineinfinden. Zu plötzlich befindet man sich im Wald zwischen den rüden, zu Vergewaltigung bereiten Landsknechten, ohne dass die Personen ein bisschen eingeführt worden sind. Und auch dieser etwas merkwürdige Kampf Sommer gegen Winter hat mich nicht besonders gefesselt. Die Autorin wollte vermutlich altes überliefertes Brauchtum einflechten, aber ich fand es irgendwie befremdlich.


    Lange dauert es, bis Katharina entdeckt, dass sich ihre Gefühle für Lux gewandelt haben. Auf der einen Seite sorgen die vielen Verwicklungen und Wendungen in den Liebesbeziehungen für eine abwechslungsreiche Geschichte, setzen aber aufgrund ihrer Häufung die Glaubwürdigkeit insgesamt deutlich herab.


    So im Nachhinein und in Kenntnis aller Dinge ist meiner Meinung nach Lux der stimmigste Protagonist (und auch der sympathischste). Ein recht wacher Verstand, Mut und Geradlinigkeit zeichnen Katharinas Persönlichkeit aus, gleichzeitig ist sie ausgesprochen stur, verbohrt und nachtragend – also ein ziemlich sperriger Charakter, nicht uneingeschränkt sympathisch aber interessant. Am wenigsten konnte ich mich für den Vater erwärmen, seine Figur ist m. E. nicht so gut ausgestaltet, ziemlich verworren und von allem ein bisschen zu dick aufgetragen während Anna, Katharinas Mutter mir im Laufe der Geschichte immer verständlicher wurde. Die Ereignisse im zwanzig Jahre zurückliegenden Handlungsstrang geben nicht nur Einblicke in die Geschehnisse um Hans Böhm, sondern ermöglichen auch einen aufschlussreichen Blick in die Vergangenheit von Kathrins und Lux Eltern.


    Alles in allem ein Buch, welches ich aufgrund des angenehmen Erzählstils, des gut aufbereiteten historischen Hintergrundes sehr gern gelesen habe! Was die ausufernden Verwicklungen in den persönlichen Beziehungen der Protagonisten angeht wäre weniger deutlich mehr gewesen und hätte den Anspruch noch etwas gehoben.

  • Kathrin ist eine junge Frau, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts in Untergrombach lebt. Die Bauern leider immer wieder unter den Abgaben ihrer herrschenden Adligen, auch Kathrins Familie wird Stück für Stück ärmer. Ablenkung findet sie bei ihren beiden Freundinnen Jutta und Margret. Eine zukünftige Heirat und die Burschen des Dorfes sind ein beliebtes Thema bei den dreien. Umso härter trifft es Kathrin schließlich, als sie ausgerechnet Lukas Simon heiraten soll - den Mann, den sie von allen am meisten verabscheut. Hinter ihrem Rücken hat ihr verzweifelter Vater zu dieser List gegriffen, um die Familie aus der finanziellen Misere zu retten. Doch mit der Ehe wird nichts besser. Kathrin flüchtet sich in ihre neue Arbeit auf der Burg, um ihrem Mann und ihrem Schwiegervater zu entgehen. Auf der Burg arbeitet auch Hans, ein ehemaliger Landsknecht, der sich zuerst herzlich mit Kathrin streitet und sich schließlich in sie verliebt. Sie muss sich entscheiden - zwischen ihrer Zuneigung zu Hans und ihrem Mißtrauen, da er gerade den armen Bauern gegenüber sehr herablassend ist...


    Katerina Timm hat in ihrem neuen Roman das Thema rund um die Entstehung und Entwicklung des Bauernbundes Bundschuh verarbeitet. Für mich war ab dem Einstieg ein flüssiges Lesen ohne Pause garantiert - denn ab dem ersten Kapitel ist man direkt drin in der Geschichte und lebt, zweifelt und liebt mit dem Kättele. Die Sprache ist dem Zeitalter der Handlung angepasst und mir gefällt dieser Aspekt sehr gut. Die Entwicklung der Charaktere ist natürlich sehr interessant, aber genauso gespannt habe ich die ersten Schritte des Widerstandes der Bauern verfolgt. Über so manche Ungerechtigkeit und unmöglichen Vorschriften habe ich den Kopf geschüttelt und beim Lesen vor mich hin geschimpft. Die eingewobenen Kapitel um das Schicksal von Kathrins Mutter fand ich auch gelungen und sehr berührend. Der Schluss war recht überraschend, aber überzeugend für mich. Insgesamt wieder ein sehr stimmiges Buch, das ich gern gelesen habe. Nicht ganz so überragend, wie der Vorgänger "Hexenschwester" für mich, muss ich auch gestehen, aber auf dem Niveau trotzdem neben allen anderen historischen Erscheinungen im Moment auf jeden Fall empfehlenswert.

  • Zitat

    Original von Carina



    Gerade diese Einschübe haben mir sehr gut gefallen. Es hat mir Kathrins Mutter näher gebracht. Warum sie so geworden ist. Das konnte ich dann besser nachvollziehen.


    Also ich musste erstmal überlegen um wen es sich bei diesen Einschüben überhaupt handelt. Sicher kann man dadurch Anna´s Verhalten besser verstehen, aber der geschichtliche Hinterdrund darin hat mich doch durcheinander gebracht. Allerdings empfand ich die Atmosphäre in diesen Einlagen sehr düster und beklemmend, was wohl durchaus gewollt ist.

  • Der Roman zeigt wie die Landevölkerung damals um 1500 gelebt hat und was sie sich gefallen lassen mußte.Da kann ein armer Mann, noch so schwer arbeiten, er wird nie ein besseres Leben haben. Für alles mussten sie den Zehnt abgeben, egal. ob dann noch genug für die Familie über den Winter da ist. Die Obrigkeit hat alle Rechte und ist rigoros auf die Einhaltung eingestellt, wenn einer nicht zahlen kann, muss er eben hungern.


    Beschrieben wird der Roman in zwei Strängen, einmal geht es um Anna die Mutter, den Vater und Wendel Simon, die Zeit liest sich etwas düster, aber so versteht man das Verhalten der Mutter etwas besser.
    Dann sind da Kathrin, Jutta und Margret, die schwören nie etwas mit dem Lux Simon anzufangen, so richtig können sie den Schwur aber nicht einhalten.
    Durch einen Brand verliert Kathrins Vater alles und er muss sich Geld borgen, um den Zehnt zu bezahlen. In seiner Not, erzwingt er mit einer List, das der reiche Lux Simon die Kathrin heiraten muss.


    Gut gefiel mir das die ganze Geschichte mit der Bundschuhgruppe verflochten wurde. Schade das der Aufstand verraten wurde.


    Die Charaktere wurden gut getroffen.
    Man gerät bei dem Lesen, in einen Sog und mag garnicht aufhören.
    Ein wunderschöner unterhaltsamer historischer Roman.

  • Zitat

    Original von Findus
    Allerdings empfand ich die Atmosphäre in diesen Einlagen sehr düster und beklemmend, was wohl durchaus gewollt ist.



    Das ist wohl wahr. Ich mag sowas allerdings sehr, solange es nicht das ganze Buch bestimmt.

  • Kathrin, Margret und Jutta schwören, dass sie nie etwas mit Lux, dem Sohn des reichsten Bauern anfangen werden, der beschuldigt wird ein Mädchen geschwängert zu haben, das sich dadurch das Leben genommen hat. Doch schon nach kurzer Zeit ertappen sie Margret mit Lux zusammen, danach soll Jutta ihn heiraten doch noch bevor es dazu kommt wird Lux dazu gezwungen Kathrin zur Frau zu nehmen.


    Das Buch wird aus der Sicht von Kathrin geschrieben, die von klein auf erlebt hat, was es heisst arm zu sein und die arbeiten kann ohne zu klagen. Sie sieht wie ihr Vater sich abrackern muss, und sie sieht auf der Burg andererseits, wie der Bischof es sich dadurch gut gehen lassen kann. Durch diese grosse Ungerechtigkeit schliesst Kathrin sich einer Bauernbewegung an.
    Die Mischung, die Armut der Baueren und der daraus folgende Aufstand und die Geschichte zwischen Lux und Kathrin haben die Geschichte sehr ausgewogen und nie langweilig gemacht.


    Mir hat dieses ruhige Buch sehr gut gefallen, es ist ein Wohlfühlbuch das ich ohne zu zögern empfehlen kann.

  • Ich muss ganz ehrlich sagen, obwohl ich bisher alle Bücher von Katerina Timm gelesen habe, habe ich mit dem Titel des Buches sehr sehr schwer getan. Ich musste also darauf vertrauen, dass es mir gefallen würde, wie es auch bei den anderen Büchern der Fall war. Ich wurde wirklich nicht enttäuscht. Im Gegenteil - ich konnte einfach nicht mehr aufhören zu lesen.


    Das Buch ist überhaupt nicht rasant geschrieben, aber mit so viel Herz, dass man sich darin einfach wohl fühlen muss und immer und immer weiterlesen muss. Zumindest ging es mir so.


    Die Hauptperson, Kathrin, schließt zum Anfang des Buches einen Pakt mit ihren Freundinnen: Keiner von den dreien wird jemals mit Lux, dem Weiberhelden des Dorfes, etwas anfangen. Nachdem erst die eine, dann die andere den Pakt bricht, muss Kathrin ihn aufgrund einer Intrige ihres Vaters heiraten. Als nicht abzusehen ist, dass die beiden je als Ehepaar leben, bändelt sie mit einem anderen Mann an und schließt sich schließlich der Bundschuh-Bewegung an.


    Mehr möchte ich zum Inhalt eigentlich nicht sagen, da ich sonst vielleicht zu viel verraten könnte. Zum Ende des Buches haben mich einige Ereignisse, die sich durch das ganze Buch gezogen haben, wirklich überrascht, da sie völlig anders geschehen sind, als es den Anschein hatte.


    Für alle Leser von historischen Romanen kann ich eine 100%ige Kaufempfehlung aussprechen. Von mir gibt es die volle Punktzahl.

  • Wenn unsereiner was zu dem Buch sagt, kann man dem Verdacht, einer lieben Autorenfreundin sowieso nur Lob zu spendieren, kaum ausweichen. Ich versuchs trotzdem: JA, ich hatte auch meine dicken Zahnschmerzen bei den Verwicklungen ab der berühmtberüchtigten Seite 300nochwas. So, jetzt ist es raus!


    Und komme hiermit zum allerehrlichsten Lob.


    Ich hatte ja auch schon mal für einen Bauernkriegsroman, Bundschuh, die ganze Kiste halt, recherchiert. Zig Bücher gewälzt (auch Romane) und die Sache einfach nicht gerafft. Das war so ein Berg, nee, wie soll man das schnallen. Dann Katerinas MS gelesen und zack - alles da. Alles begriffen. Alles ganz einfach eigentlich. Unglaublich, mit welcher Leichtigkeit sie einen da durchführt, inklusive der vielen schönen Ausschmückungen über Leben und Denken der Leute damals. Dabei nie überladen oder mit Wissen protzend. Selbstredend, dass man auch nie das Gefühl hat, da agieren Figuren vor Kulissen. Es ist tatsächlich, wie es ja im Idealfall sein sollte, wie ein Blick in die Vergangenheit.


    Ganz großes Wohlfühlkino. Was eben auch an den Menschen liegt, denen man da zusieht. Vor allem Kathrin. Die ist die lebensechteste Gestalt, die mir in einem Roman je untergekommen ist. Diese Fähigkeit, in die Seele und Gedankenwelt einer fiktiven Figur zu schauen, ist ja so überaus beneidenswert. Ständig tut und sagt Kathrin Dinge, die man in ähnlicher Situation auch schon mal tat und dachte. Das zum Beispiel:


    [sp]Als ich das letzte Mal hierher gekommen bin, war ich eine, die noch einen Vater gehabt hat, und wenn ich das nächste Mal komm, bin ich eine, die keinen Vater mehr hat.[/sp]


    Oder wenn sie


    [sp]später richtig verliebt in Lux ist, ständig an ihn denken muss und selber reflektiert, dass verliebte Leute für andere eigentlich unerträglich sind - stimmt, sind sie! Ich kann die nicht ausstehen, und Kathrin ging mir da auch mächtig auf den Zwirn :lache[/sp]


    Allein deshalb freu ich mich auf Katerinas nächsten Roman. Hörst du? ROMAN!!!

  • Als die arme Bauerntochter Kathrin den Sohn des Großbauern heiraten muß, ist sie zutiefst unglücklich: nicht nur kann ihr Bräutigam Lukas die Finger von keinem Rock lassen, er ist auch eitel, selbstgefällig und arrogant. Entsprechend unglücklich verläuft die Ehe - bis beide einen Blick hinter die Fassade des anderen wagen…


    Vor dem Hintergrund des 16.Jahrhunderts schildert die Autorin diese Liebesgeschichte zwischen Kathrin und Lukas, geschmückt mit allerlei Verwirrungen. Deutlich werden vor allem die Lebensumstände der süddeutschen Bauern zu jener Zeit und die Unterdrückung durch Adel und Klerus. Diese Zeit wird gekonnt geschildert und die Charaktere sind glaubhaft und sympathisch, interessant sind auch der Bauernaufstand und die Handlung um den Bundschuh.
    Alles in allem war mir das Buch jedoch zu langgezogen und vorhersehbar, so daß es zwar eine angenehme Lektüre war, aber doch kein Highlight.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Kathrin, Jutta und Margret, 3 Freundinnen aus Untergrombach, schwören sich, niemals etwas mit dem schönen Lux anzufangen.
    Er ist der Sohn des reichsten Bauern im Ort und die Frauen umschwirren ihn wie Motten das Licht.
    Kathrin ist der Meinung, sich mit so einem Hallodri gar nicht erst einzulassen.


    Doch es kommt, wie immer im Leben, anders als man plant. Durch eine Intrige Ihrer beiden Väter werden Lux und Kathrin gezwungen zu heiraten. Da Jutta dem Lux eigentlich versprochen war, kommt es zunächst zum Bruch der Freundschaft zwischen Jutta und Kathrin.


    Nach der Hochzeit verbringen Lux und Kathrin eine recht unglückliche Zeit zusammen. Sie streiten sich oft und giften sich verbal an. Immer öfters flieht Kathrin daher auf die Burg zur Jutta, um Ihr bei der täglichen Arbeit zu unterstützen. Sie ist mittlerweile mit dem Michel, dem Wächter der Burg, verheiratet.


    Dort lernt Kathrin auch den undurchsichtigen Landsknecht Hans kennen.....


    Soweit so gut, ich möchte nicht die ganze Geschichte verraten.


    Bis dahin war für mich der Verlauf der Geschichte stimmig und nachvollziehbar.
    Als großen Pluspunkt empfand ich, wie es der Autorin mühelos gelingt, mit eindringlichen Worten die damalige Not und das Elend der Bauern zu schildern.
    Interessant fand ich die Beschreibungen des einfachen Bauernlebens, nahe am Frondasein und die Entwicklungen, die zum Bauernaufstand, dem sogenannten "Bundschuh" unter Joß Fritz führten.


    Was sich jedoch danach zwischen Lux, Hans, Michel, Kathrin und Jutta abspielt, wirkte für mich leider unglaubwürdig und konstruiert.
    Da hat die Autorin einfach zu viel gewollt, jedoch die Logik ist dabei auf der Strecke geblieben.


    Der Schreibstil ist wie auch bei ihren beiden vorherigen Romanen angenehm und flüssig zu lesen, jedoch konnte ich bei dem Schwur der Jungfrauen nicht so mitfiebern wie gewohnt.


    In den Schlussbemerkungen am Buchende erklärt die Autorin, was historisch korrekt und wann sie sich eine dichterische Freiheit erlaubt hat.


    Von mir gibt es 6 Eulenpunkte

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

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  • Untergrombach 1497: Drei junge Frauen schließen einen Pakt. Sie schwören sich gegenseitig, nie auf die Verführungsversuche von Lukas Simon einzugehen. Der Sohn des reichsten Bauern in der Gegend ist ein wahrer Herzensbrecher, und es wird im Dorf gemunkelt, dass er am Freitod eines Mädchens schuld ist. Ihm zu widerstehen fällt den Verschwörerinnen gar nicht so leicht. Nur Kathrin Lett, die Tochter eines armen leibeigenen Bauern wähnt sich seinen Verführungsversuchen gegenüber immun. Aber dann fällt sie einer List zum Opfer und muss Lux heiraten.
    Das junge Paar ist alles andere als glücklich. Zudem werden für Kathrins Familie die Lebensbedingungen immer schwerer, da ein schlimmer Brand einen großen Teil ihres Besitzes vernichtet hat und Veit Lett die geforderten Abgaben an den Burgherrn nicht leisten kann. Kathrin erfährt von einem geplanten Aufstand der Bauern und schließt sich ihm an, und sie fühlt sich zu einem anderen Mann hingezogen. Mit ihren Entscheidungen bringt sie nicht nur sich selbst in Gefahr!


    Mit diesem Roman ist Katerina Timm eine sehr ausgewogene Mischung aus historisch belegten Tatsachen und einem romantischen Verwirrspiel der Gefühle gelungen. Ihre Protagonisten sind Menschen aus dem einfachen Volk. Sie reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, und genau das macht die Geschichte so glaubwürdig und sympathisch. Der Leser erfährt viel über das Elend der leibeigenen Bauern zur damaligen Zeit, über ihre Sorgen und Nöte, im Extremfall auch über die nackte Existenzangst. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bauern aufbegehren und mehr Rechte und Freiheit fordern. Hier kommt die Bundschuhbewegung unter Joss Fritz ins Spiel. Der Bauernaufstand war von langer Hand geplant, wurde aber zuletzt durch einen Verrat vereitelt. Wie die Autorin dieses historische Ereignis in ihre Geschichte einbettet, so könnte es durchaus gewesen sein.
    Mit viel Zeitkolorit ist das Leben im Dorf beschrieben, und die Charaktere wirken alle sehr natürlich und unverfälscht. Eine Liebesgeschichte gibt es auch, aber die verläuft ganz und gar nicht geradlinig. Als stiller Beobachter erhält der Leser interessante Einblicke in das Seelenleben der Beteiligten. Bei den Entwicklungen und Verwirrungen hat die Autorin immer noch eine Überraschung im Ärmel, und Langeweile kommt hier ganz gewiss nicht auf.
    Dazwischen gibt es mehrere kurze Rückblenden in die Vergangenheit von Kathrins Mutter Anna. Was es mit deren Erlebnissen bei einer Wallfahrt auf sich hat, erfährt man erst nach und nach. Diese Abschnitte bringen zusätzliche Spannung und auch Klarheit in so manche rätselhafte Angelegenheit. Auch stellen sie die Verbindung zu Hans Böhm, dem „Pauker von Niklashausen“ her, der in gewisser Weise als Vorbote der Bundschuhbewegung gesehen wird.
    Besonders gut hat mir gefallen, dass die Charaktere dieses Romans weitgehend einfache Bauern sind und man mehr über deren Welt erfährt. Die kernige Sprache wirkt ungekünstelt und verleiht der Geschichte eine sehr ursprüngliche Atmosphäre.

  • Der Schutzumschlag gefällt mir in seiner Farbgestaltung ausnehmen gut. Selbstverständlich hat er nichts mit dem Roman zu tun; Brokat und edler Ring passen wenig zu Bauern, denen es schlecht genug geht, um über Rebellion nachzudenken.
    Noch viel besser gefällt mir der Druck auf dem Vorsatz, da bekommt man einen guten Eindruck, was einen erwartet.


    Begeistert hat mich die Sprache. Das ist einfach herrlich „angepasst“ an Zeit und Figuren, sitzt ihnen wie eine zweite Haut perfekt am Leibe.
    Begeistert haben mich auch die Beschreibungen des bäuerlichen Lebens, die Erwähnung der Sitten und Gebräuche. Ein Leichtes, aus heutiger Sicht über manchen Gedankengang zu schmunzeln; interessant aber allemal, wie unterschiedlich doch in verschiedenen Landstrichen Dinge wahrgenommen und gehandhabt wurden.
    Und schließlich begeistert hat mich der ruhige Erzählfluss, da wirkt nichts gehetzt. Und ich muss mich auch nicht mit allzu blutigen oder grausigen Szenen herumschlagen, was ich überaus dankbar erwähnen möchte.


    Zum Personal des Romans mag ich gar nichts weiter sagen, außer vielleicht, dass es für mich der etwas eigenwilligen Zähmung einer Widerspenstigen nicht unbedingt bedurft hätte, um das Buch als lesenswert zu empfehlen.