Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen

  • Zitat

    Original von harimau
    Das ist richtig, Frettchen. Nach dem uns solltest du ein Komma setzen. :wave


    Da bin ich ja erleichtert. Aber wie mach ich das dem Chef klar, der mir heute sagte, das Komma muss weg.?

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • letztens bei den Hausaufgaben mit dem Kind: Mama, was ist denn die Mehrzahl von Laub?


    Ich hab ihr erklärt, dass Laub ja schon die Mehrzahl von Blättern bedeutet und es somit eigentlich bereits Mehrzahl ist.
    Gibt es für solche Wörter nen Fachbegriff?

  • Zitat

    Original von streifi
    letztens bei den Hausaufgaben mit dem Kind: Mama, was ist denn die Mehrzahl von Laub?


    Ich hab ihr erklärt, dass Laub ja schon die Mehrzahl von Blättern bedeutet und es somit eigentlich bereits Mehrzahl ist.
    Gibt es für solche Wörter nen Fachbegriff?


    Ja, dabei handelt es sich um ein Singularetantum. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich muss den Thread mal wieder ausgraben.
    Eine Frage an Euch Sprachexperten:


    Ich rufe eventuell Samstag oder Sonntag an.


    Ich rufe eventuell Samstag an oder Sonntag.


    a) Sind die Sätze unterschiedlich zu verstehen?
    Also Satz 1: das eventuell bezieht sich auf beide Tage, bei Satz zwei nur auf den Samstag, Sonntag wird auf jeden Fall angerufen?
    b) bedeutet es in beiden Fällen, dass in jedem Fall nur evtl. angerufen wird, egal an welchem Tag
    c) Gibts da überhaupt eindeutige Regeln oder sind solche Aussagen grundsätzlich anfällig für Missverständnisse?

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • 1. Ich verstehe sie nicht unterschiedlich.
    2. ich verstehe 2 so, dass 1 gemeint ist und dem Sprecher dann noch einfällt, dass evtl. auch Sonntag angerufen wird.
    3. Ich finde Zeitangaben immer extrem anfällig für Missverständnisse.


    4. <<Also Satz 1: das eventuell bezieht sich auf beide Tage, bei Satz zwei nur auf den Samstag, Sonntag wird auf jeden Fall angerufen?>>
    Dann würde ich sagen: Ich rufe Sonntag an, vielleicht sogar schon Samstag.



  • Ich würde den ersten Satz so verstehen: "Ich rufe eventuell Samstag oder Sonntag an, vielleicht aber auch gar nicht."


    Und den zweiten Satz würde ich so verstehen: "Ich rufe eventuell Samstag an. Könnte aber auch erst Sonntag werden. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass ich an einem der beiden Tage anrufe, ist relativ hoch". Ich würde es aber anders ausdrücken, damit es eindeutiger ist.

  • Die Bedeutung ist für mich die gleiche.
    Die erste Form ist die korrekte Wortstellung: Ich rufe eventuell am Samstag oder Sonntag an.
    Die zweite Form wird sicher in der gesprochenen Sprache verwendet, nach dem Motto, ach vielleicht rufe ich doch erst am Sonntag an, mir ist gerade etwas eingefallen, das mich evtl am Samstag vom telefonieren abhält.
    Richtig ist sie nach meiner Meinung nicht.

  • Okay, ich hatte mal wieder ein Missverständnis.
    Mir hat jemand gesagt: ich rufe eventuell Samstag oder Sonntag an. Er hat nicht angerufen. Wie es so meine liebenswerte Art ist, war ich ein wenig sauer. Und er meinte: ich hab doch gesagt eventuell.
    Ist es so unwahrscheinlich, dass ich mich mehr oder weniger fest auf den Anruf an einem der beiden Tage verlassen hatte?


    Ich hatte irgendwie "gehört": Ich rufe evtl. Samstag an oder (sonst) Sonntag. Das sonst wurde nicht gesagt, schwang für mich aber irgendwie automatisch mit.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Vielleicht findet sich ja, anders als bisher leider in der Leserunde, jemand, der dazu etwas sagen kann und möchte:

    Zitat

    Original von Katerina


    Nee, regional ist es nicht, aber irgendwie schwer zu erklären. (Vielleicht hilft mir jemand?) Im Montségur-Autorenforum, wo ich das Buch vorgestellt habe, ist auch lange niemand darüber gestolpert, auch von meinen Probelesern nicht. Irgendwann fragte dann doch mal ein Autorenkollege, ob das nicht "Alle verrückt außer mir" heißen müsste. Meine Antwort war: Nicht in einer Welt, in der Giraffen auf dem Seil tanzen. :grin
    Es ist ja zurzeit ein bisschen in Mode, nicht grammatikalisch korrekte Buchtitel zu wählen, um sich auf Umgangssprache zu beziehen. Der Titel stammt vom Verlag, aber ich bin auch nicht drüber gestolpert, und irgendwie klingt er für mich eingängiger als die korrekte Form. (Aber wie gesagt, ich brauche da vielleicht die Mithilfe derer, die auch nicht darüber gestolpert sind, um zu verstehen, warum die meisten es nicht tun.)

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Ich stolpere auch jedes Mal darüber, wenn ich die Leserunden-Threads sehe. "Alle verrückt außer mir" stimmt, weil "außer" den Dativ braucht, nicht den Nominativ. Man fragt (theoretisch) "Alle verrückt außer wem?", nicht "Alle verrückt außer wer?". Ich als Germanistik-Studentin stolpere über sowas, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es viele nicht tun.

  • Zitat

    Original von maikaeferWas ich, seit das Buch hier auftauchte, loswerden wollte, mich aber nicht so recht traute, wir aber wie soeben festgestellt, ja nicht schlaeger , Lachen , traue ich mich jetzt doch: Ich stolpere jedes Mal bei deinem Titel, weil irgendetwas in mir "Alle verrückt außer MIR" lesen will. Ist das regional?


    :kiss
    Vielleicht sollte Katerina doch noch mal mit dem Verlag darüber sprechen. Ich bin darüber gestolpert - wen wundert es. ;-) Meine Interpretation war, dass der Titel stellvertretend steht für jemand, der eine Macke an sich kennt und sie fröhlich und selbstbewusst beibehält. Eine direkte Botschaft von Katerina, die zum vorigen Buch von ihr passen könnte, wenn ich mich richtig daran erinnere.


    Solche sprachlichen Demos kenne ich als kulturelle oder familiäre Scharmützel. Mein stark berlinernder Großvater, der für Gespräche mit der Schwiegerfamilie einen Dolmetscher brauchte, hat natürlich keine amtlichen Briefe verfasst und darin mir und mich verwechselt. Trotzdem hat er seinen Dialekt im Privatleben beibehalten, um gegenüber der Übermacht an Schwägerinnen und Töchtern seine Position als Berliner zu demonstrieren.
    :chen

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    :kiss
    Vielleicht sollte Katerina doch noch mal mit dem Verlag darüber sprechen.


    Ich denke nicht, dass die den Titel noch ändern werden. :grin
    Und ich gestehe ihm auch seine Berechtigung zu, da weder ich noch die Probeleser (viele davon selbst Autoren) noch die Lektoren darüber gestolpert sind. Und der Titelvorschlag selbst stammte vom Verlag. Jeder weiß, dass das nicht die grammatikalisch richtige Form ist, und keiner der Beteiligten geht mit Sprache schlampig um.


    Zitat

    Meine Interpretation war, dass der Titel stellvertretend steht für jemand, der eine Macke an sich kennt und sie fröhlich und selbstbewusst beibehält. Eine direkte Botschaft von Katerina, die zum vorigen Buch von ihr passen könnte, wenn ich mich richtig daran erinnere.


    Meine Gedanken, die ich mir gemacht habe, seit dann tatsächlich jemand zum ersten Mal sagte: "Aber das ist doch verkehrt", gehen in diese Richtung.
    Das Ganze scheint außerdem wohl deshalb bei den meisten Lesern zu funktionieren, weil es eine Art Constructio ad sensum ist, also eine Formulierung, die mehr dem Inhalt als der Form folgt. Es gibt keine Giraffen, die auf dem Seil tanzen, trotzdem ist auf dem Cover eine abgebildet, und der Titel fällt in gleicher Weise spielerisch aus der Norm und bezieht sich zudem auf Formulierungen wie "Alles Schlampen außer Mutti".
    Das sind zumindest meine Erklärungen dafür, dass die meisten - obwohl sie wissen, dass sie grammatikalisch falsch ist - die Formulierung als passend empfinden.
    (Siehe auch "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod")


    Liebe Grüße
    Katerina

  • Natürlich ist "Alle verrückt außer ich" grammatikalisch falsch. So falsch, dass es schon beim ersten Lesen bis in die Fußzehen schmerzt. Ich kann mir kaum einen deutschen Muttersprachler vorstellen, dem das nicht sofort auffiele.


    Dennoch kann auch ein solcher grammatikalisch falscher Buchtitel okay sein, dann nämlich, wenn damit die Aufmerksamkeit des Publikums auf den Inhalt befördert werden kann. In diesem Falle kann ich mir vorstellen, dass es eine Verbindung zwischen dem Inhalt des Buches und dem merkwürdigen Titel desselben gibt. Sollte das allerdings nicht der Fall sein, wäre der Titel nichts weiter als ein übler Fehler.

  • Ich brauche bitte mal Hilfe. :help


    Was ist der Unterschied zwischen "errichten" und "einrichten?
    Also kein Gebäude ;-) , aber zB eine Steuerungsgruppe: Wird diese errichtet oder eingerichtet?


    In meinen Unterlagen kommt beides vor und da ich gerade ein hochoffizielles Protokoll schreibe, hätte ich gerne die richtige Variante. :grin


    Danke :wave