Wer wird der neue Papst? (ab 12.3.2013)

  • Zitat

    Original von streifi


    Ja das mit der Aussrache ist schon so ne Sache. Ich erinnere mich, als ich mit meiner besten Freundin (Südtirolerin) im Rom war. Sie war vorher ein halbes Jahr in Frankreich und plötzlich hatte ihr fliessendes italienisch einen französischen Akzent. Nachdem sie da mit italienischem Pass stand und mit dem Akzent das Zimmer reserviert hat, kuckte der Angestellte an der Rezeption auch ein wenig doof :lache


    Wir sind ja schon ein armes Völkchen. Sowohl die Italiener, als auch die Deutschen denken, dass wir seltsam reden... *seufz*


    ²Susannah:
    Achso. Dann war Johannes Paul I. wohl auch da eine Ausnahme.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich halte das Buch von Yallop für glaubwürdig (...)


    Ich nicht. Ich habe seinerzeit beide Bücher (Yallop und die Antwort) und einiges andere gelesen, aber das ist lange her, so daß ich Details nicht mehr präsent habe.


    Und wer weiß, vielleicht war es das Wirken des Heiligen Geistes, denn nur durch das kurze Pontifikat von Johannes Paul I. kam es zu dem von Johannes Paul II.


    Im übrigen werden wir, wenn ich Deine Posts hier im Thread lese, auf keinen gemeinsamen Nenner bzw. Meinung kommen. :wave

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Und wer weiß, vielleicht war es das Wirken des Heiligen Geistes, denn nur durch das kurze Pontifikat von Johannes Paul I. kam es zu dem von Johannes Paul II.


    Das bezweifel ich. Der Heilige Geist hat sicher andere Dinge zu tun, als diesen Erzreaktionär Woityla ins Amt zu heben. :-)


    Aber du hast Recht - wir sehen die Dinge offenbar völlig unterschiedlich.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Das bezweifel ich. Der Heilige Geist hat sicher andere Dinge zu tun, als diesen Erzreaktionär Woityla ins Amt zu heben. :-)


    Aber du hast Recht - wir sehen die Dinge offenbar völlig unterschiedlich.


    Ich denke, jetzt ist es wirklich Zeit für eine Pause, sonst kriege ich einen :fetch :schlaeger :hau :fetch und vergesse noch ganz, daß im NT etwas von "die andere Backe hinhalten" steht.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Asmos
    weil er schlecht Italienisch spricht, ganz im Gegenteil, aber besonders beim Gebet hat er ganz furchtbar viel verschluckt [und genuschelt] und seine Stimme war unheimlich leise :gruebel].


    Ansonsten find ich unseren neuen Papst eigentlich ganz gut.


    Selbst wenn er genuschelt hat: als Papst muss er ja nicht jeden Tag eine Rede vor Fernsehpublikum halten. Viel wichtiger ist welche Entscheidungen er treffen wird. Wie geht er mit den Missbrauchsfällen um etc.


    Dass er sich von Anfang an bescheiden gibt, das finde ich gut. Auch dass er sich in Buenos Aires mit einer Zweizimmer-Wohnung begnügt hat finde ich respektabel. Allzu viele Vorschuss-Lorbeeren möchte ich ihm aber nicht geben, denn er muss sich erstmal in der Schlangengrube Vatikan gegen die alten Seilschaften durchsetzen.


    VG Helmut

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Die Kommentatoren waren ja schon der Hammer: "Er ist ein Mann des Glaubens" :wow Das ist bei einem Papst ja nun wirklich eine bemerkenswerte Zusatzqualifikation.


    Schön, daß nicht nur mir dieser Satz aufgefallen ist - ich dachte schon, ich hätte mich verhört. Überhaupt hatte ich den Eindruck, daß alle nur irgendwie vor sich hinplapperten, mit den Gedanken aber gar nicht bei der Sache waren, sondern nur immer zum Balkon schielten. Ist ja auch irgendwie verständlich, aber muß man dann überhaupt so eine "Gesprächsrunde" an dieser Stelle machen?


    Ansonsten muß ich gestehen, ich bin sehr überrascht. Den hatte ich nicht nur nicht auf dem Zettel - den kannte ich nicht mal richtig -> viele Kandidaten sind ja in den vergangenen Wochen mehr oder weniger ausführlich vorgestellt worden, manche kannte man auch noch aus 2005, aber Bergoglio?


    Ich erwarte eigentlich nicht viel. Er scheint sich als Papst gegen die Armut und für Bescheidenheit einsetzen zu wollen, wenn man seinen bisherigen Lebensweg und natürlich den gewählten Papstnamen sieht. Aber in den großen Fragen, die in diesem Thread als Reformen angeregt oder gefordert wurden, scheint er voll auf der Linie der Vorgänger zu liegen. Frauen als Priester, Aufhebung des Zölibats oder Anerkennung der Homosexualität scheint mit ihm nicht zu machen zu sein. Von daher sehe ich keine Gefahr eines Attentats der Kurie wegen falscher Amtsführung. Ob er den Armen wirklich mehr geben kann als ein paar nette Worte, sehe ich bis dato auch noch nicht. Aber ich laß mich gerne überraschen, so wie gestern abend als die Kardinäle eine aus meiner Sicht ausgeschlossene Entscheidung trafen und einen Nicht-Europäer auf den heiligen Stuhl wählten. Ich staune immer noch.


    @ Catherine: Sei getröstet, die haben wieder so einen Alten genommen, da wird das nächste Konklave nicht so lange auf sich warten lassen (nicht jeder ist so langlebig wie Ratzinger und man darf ja jetzt sogar zurücktreten).

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ich finde auch, das einzig Bemerkenswerte an der gestrigen Wahl, ist
    1. wie schnell sich die Kardinäle einig geworden sind und
    2. dass es kein Europäer geworden ist.
    Verwunderlich finde ich, dass seine Bescheidenheit so betont wird, ist das nicht DIE christliche Grundgesinnung? Als Papst wird er ja dann doch im Vatikan-Palast nächtigen und nicht mehr Bus fahren.
    Nein, im Ernst, er wirkt symphatisch, aber das war's dann auch. Ich erwarte mir nicht viel für die Zukunft der kath. Kirche im Sinne einer Öffnung zu mehr Toleranz.


    lG, Sayyida

  • Ich freue mich vor allem einen neuen Papst zu haben, der sich nicht von vornherein in bestimmte Schubladen einordnen lässt! Mit ihm ist vieles offen, auch wenn er sicher nicht "das Rad neu erfinden" wird und kann.


    @ Sayyida: Wie heute Medienberichten zu entnehmen war, hat er seinen spontanen Besuch einer römischen Kirche nicht im offiziellen "Papstauto" angetreten, sondern ist in einem ganz normalen Wagen vorgefahren.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Er hat ja auch gestern auf den ganzen Papstprunk verzichtet, finde das schon sympathisch.


    Und seine erste Amtshandlung war ein Brief an die jüdische Gemeinde...interreligiöser Dialog wird wohl ein Thema sein.


    Vielleicht wird es ja auch was mit Ökumene...und am nächsten Ökumenischen Kirchentag ein gemeinsames Abendmahl.

  • Bei aller - mir allerdings nicht verständlichen - Begeisterung über den neuen Papst sollte man nicht seine Nähe zur ehemaligen argentinischen Militärjunta vergessen. Das ist etwas, was man nicht unter "verzeibarer Jugendsünde" abbuchen kann.


    Dieser Papst wirkt leider eher wie der Wolf im Schafspelz.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ratzinger war in der Hitlerjugend. :rolleyes Man sollte die Nähes des Deutschen Papstes zu den Nazis nicht vergessen. Das ist etwas, was man nicht unter "verzeibarer Jugendsünde" abbuchen kann.


    Der Wolf im Schafspelz ist abgetreten und hat den Schafspelz möglicherweise einem anderen Wolf übergeben.

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Ratzinger war in der Hitlerjugend. :rolleyes Man sollte die Nähes des Deutschen Papstes zu den Nazis nicht vergessen. Das ist etwas, was man nicht unter "verzeibarer Jugendsünde" abbuchen kann.


    Der Wolf im Schafspelz ist abgetreten und hat den Schafspelz möglicherweise einem anderen Wolf übergeben.


    Ratzinger war genauso wie sein Vorgänger erzreaktionär. Und über beide Vorgänger von Franziskus I. gibt es so gut wie nichts Positives zu berichten.


    Allerdings sehe ich die Mitgliedschaft in der HJ dann doch etwas anders als die Nähe eines Kardinals zu einer faschistischen Militärjunta. Was bei dem einen eine Jugendsünde ist, die vielleicht durch Unwissenheit begangen wurde, ist bei dem anderen nichts anderes als kaltes politisches Kalkül.

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    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


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  • Das mit Ratzi habe ich provokativ gemeint... :grin obwohl heutzutage natürlich niemand Zugeben würde mit Begeisterung der HJ gewesen zu sein ... :rolleyes


    In den Zeiten in der ein totalitäres Regime herrschte konnte man nur etwas erreichen in dem man sich mit dem System arrangierte. :rolleyes Heutzutage mag das mit den modernen Kommunikationsmitteln leicht anders sein aber ganz sicher nicht in der Zeit der argentinischen Militärjunta. Aber ein Gschmäckle hat es aber das hat es bei jedem Kardinal und Papst. :wave

  • Zitat

    Original von sapperlot
    Das mit Ratzi habe ich provokativ gemeint... :grin obwohl heutzutage natürlich niemand Zugeben würde mit Begeisterung der HJ gewesen zu sein ... :rolleyes


    In den Zeiten in der ein totalitäres Regime herrschte konnte man nur etwas erreichen in dem man sich mit dem System arrangierte. :rolleyes Heutzutage mag das mit den modernen Kommunikationsmitteln leicht anders sein aber ganz sicher nicht in der Zeit der argentinischen Militärjunta. Aber ein Gschmäckle hat es aber das hat es bei jedem Kardinal und Papst. :wave


    Wie man sich mit einer Diktatur arrangiert und welche Folgen das haben kan n, wird großartig in Rolf Hochhuths Stück "Der Stellvertreter" beschrieben. Ob ein solches "Arrangement" sich dadurch rechtfertigt, dass man vielleicht etwas "erreichen" kann - mag dahingestellt bleiben.


    In diesem Stück versucht der Jesuitenpater Fontana Papst Pius XII. über die deutschen Vernichtungslager, insbesondere Auschwitz, zu informieren. Er bittet den Papst seine Stimme gegen den Völkermord zu erheben - doch der Papst und mit ihm also auch die Katholische Kirche schweigt. Daraufhin wählt Fontana den Weg der Opfer, er geht den Weg der deportierten Juden.


    So sieht es aus, wenn man sich mit dem Terror arrangiert. Erstrebenswert?


    Leider hat die Katholische Kirche ihr Schweigen nie bedauert und Vergebung dafür eingefordert. Aber so muss es wohl sein, wenn man unfehlbar ist oder sich dafür hält.


    Gerade die Kirche hat die Pflicht sich für die unterdrückten Menschen stark zu machen, sich ihrer anzunehmen. Es ist die Pflicht der Kirche nachdrücklich und vernehmbar das Unrecht beim Namen zu nennen, ihre Stimme zu erheben.


    Aber egal - jubeln wir diesem Papst zu und suchen unsererseits die Nähe zu diktatorischen Regimen, denn der Papst und die Kirche soll uns doch Vorbild sein - oder habe ich da jetzt etwas missverstanden. :gruebel

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


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  • Was das Verhältnis der Katholischen Kirche zum NS-Regime angeht, bin ich ganz bei dir - gerade da hätte ich mir eine starke Stimme gewünscht. Oder zumindest in der Zeit danach eine Entschuldigung.
    Zu "Der Stellvertreter" gibt es auch eine hervorragende Verfilmung mit Ulrich Tukur



    Was das Verhalten von Bergolgio zur Militärjunta angeht, kann ich wenig zu sagen, weil mir da die Hintergrundinfos fehlen - zumal da auch widersprüchliche Aussagen im Raum stehen. Andererseits: wer ohne Fehl ist ... aus unserer Sicht ist es immer einfach, besonderen Mut oder Widerstand zu fordern. Ich bewundere jeden, der das getan hat, aber ich kann niemanden voll und ganz dafür verdammen, wenn er nichts getan hat, weil ich nicht weiß, wie ich mich in einer solchen Situation verhalten hätte.


    Von dieser Geschichte abgesehen und der Tatsache, dass er Homosexualität für Teufelswerk hält, hat er aber auf mich einen guten Eindruck gemacht. Und es kann ja hier nicht nur himmelhochjauchzend oder Verdammung geben - er ist ein Mensch. Die muss man auch ambivalent sehen können-

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

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  • Ja, er ist auch NUR ein Mensch. Nimmt für sich aber die göttliche Unfehlbarkeit in Anspruch. Irgendwie passt da doch was nicht.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ja, er ist auch NUR ein Mensch. Nimmt für sich aber die göttliche Unfehlbarkeit in Anspruch. Irgendwie passt da doch was nicht.


    Da haste Recht - das ist so einer der Punkte, der mich an dem laden am meisten nervt. Ne Fruendin von mir ist Altkatholikin (also vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil) - für die ist der Papst "nur" der Bischof von Rom und schon gar nicht unfehlbar.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

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