'Warte auf mich' - Seiten 226 - Ende

  • Zitat

    Original von pinky75
    Nur zum Schluss noch: Ich habe nicht abgebrochen ;)


    Miriam hier. Von mir auch noch ein Wort zum Schluss: Ich wollte Dich nicht angreifen oder mich mit Dir streiten, sondern Dich nur darum bitten, einen etwas anderen Ton anzuschlagen. Sieh es mal so: Für uns Autoren ist ein Buch wie ein "Baby", das wir zur Welt gebracht haben. Und wenn dieses Baby hässlich ist, schielt und Segelohren hat - jedenfalls Deiner Meinung nach - würdest Du das den Eltern vielleicht auch etwas zartfühlender sagen als mit der Hau-Drauf-Methode ;-)

  • Belassen wir es jetzt lieber dabei....


    Tschüß in die Runde und danke den Autoren und dem Verlag für das Bereitstellen der LR-Exemplare. Mein Buch ging gestern Abend auf den Weg zu einer anderen Eule, die vielleicht mehr Spaß daran hat. :wave

  • Ich habe das Buch nun auch beendet und war in dieser LR leider etwas zurückhaltender, da der Hagel am Wochenende uns ganz schön zugesetzt hat und wir nun die Lauferei mit Reparaturen und Versicherung haben...


    Ich muss sagen, das Buch hat mich gut unterhalten, doch es war dann für mich ein wenig zuviel - zuviele Verniedlichungen und letztlich dann zu bittersüß und perfekt. Zeitweise hatte ich das Gefühl, ich würde eine echte Liebesgeschichte von zwei Personen lesen und zu sehr hinter die Kulissen blicken dürfen...Viele Dinge, die man als Verliebte tut, bzw. sagt, sind für andere, die sich gerade nicht im Frühstadium der Verliebtheit befinden und damit keinen Hormonsturm durchleben, der sich auch auf Sprache und Gedanken auswirkt, etwas albern und sollten eher nicht an die Öffentlichkeit...und auch wenn es ein Roman ist, so wirkte das Ganze dann in meinen Augen ziemlich verliebt... :-)


    Am Ende war auch mir alles ein wenig zu glatt - und dass Phillip nun auf einmal von Miriam lassen kann, obwohl er es war, der vorher kein Nein akzeptieren konnte, habe ich nicht so ganz verstanden.


    Zitat

    Original von Idgie
    Zum Baby:
    In diesem Fall fand ich das von Miriam sehr rücksichtsvoll, dieses Kind allein aufzuziehen, ohne Philipp etwas davon zu sagen.


    Es ist sicherlich rücksichtsvoll von ihr, doch ich denke, dass sie ja damit Phillip auch das Kind vorenthält und ihm das Recht nimmt, selbst zu entscheiden, wie er dazu steht... :wave


    Mit der Auflösung hatte ich so meine Probleme - Für mich müssen die Dinge einfach stimmig sein und wenn ich erst von whatsapp lese und von Jupiter Jones und danach das Ganze dann um Jahre zurückdatiert wird, dann kommt mir das nicht stimmig vor, auch wenn ich dann hier eure Erklärung lesen dazu kann. ;-) Das ist ja bei einer Leserunde der große Vorteil, dass man die Autoren fragen kann...


    Ich sage auf jeden Fall Danke für eure nette Begleitung in der Leserunde und hoffentlich bis bald mal wieder bei uns Eulen... :wave

  • Du hast bestimmt nicht ganz unrecht, Eskalina. Vielleicht hätte Miriam ihm auch von dem Kind erzählt, wäre da nicht die Geschichte mit seiner Mutter dazwischen gekommen. Für mich sieht es so aus, als hätte diese Situation eine entscheidende Wende bei Philipp herbeigeführt. Er wollte sich ja auf das Experiment Kind einlassen, hat dann Miriam aber erklärt, warum er zu dieser Abmachung nicht mehr stehen kann. Seine Mutter wäre beinahe gestorben und vielleicht hat ihn das zum Umdenken veranlasst, mit Miriam mit Mitte 50 ein Kind in die Welt zu setzen, für das sie größtenteils allein verantwortlich sein würde.


    Und ganz ehrlich: Selbst, wenn er von dem Kind gewusst hätte, was wäre daraus geworden? Hätte er sich dann von seiner Frau getrennt oder wäre er möglicherweise ein Teilzeitvater mit nur seltenen Besuchen bei seiner Zweitfamilie geworden. Wäre das für Miriam und das Kind besser gewesen?


    Nach einem Jahr der Trennung mögen seine Gefühle für Miriam immer noch da gewesen sein, aber vielleicht doch nicht mehr so intensiv und leidenschaftlich. Er hatte sich ja schon an den Gedanken gewöhnt, von ihr getrennt zu sein.

  • Zitat

    Original von Eskalina
    Mit der Auflösung hatte ich so meine Probleme - Für mich müssen die Dinge einfach stimmig sein und wenn ich erst von whatsapp lese und von Jupiter Jones und danach das Ganze dann um Jahre zurückdatiert wird, dann kommt mir das nicht stimmig vor, auch wenn ich dann hier eure Erklärung lesen dazu kann.


    :write Das sehe ich ebenfalls so. Auch Fiktives sollte in sich logisch sein. Wenn zeitlich zuordenbare Dinge in den Plot eingeflochten werden, dann will ich als Leser, dass sie auch stimmen.


    Wenn die Geschichte - wie hier angedeutet - auch noch auf wahre Begebenheiten zurückzuführen ist, dann ist erst recht Authentizität gefragt.


    Das hat für mich etwas mit Ernsthaftigkeit zu tun.

  • Völlig unbeeinflusst von den anderen Worten in diesem Beitrag schreibe ich nun, dass mir der letzte Abschnitt am besten gefallen hat. Dabei muss ich aber sagen, wenn ich es mehr hinterfragen würde, mehr kritisch betrachten würde und mir manche Äußerungen hier durchlese, müsste ich vielen kritischen Worten zustimmen. Ja, es ist ein ziemlich glattes Ende (mir gefällt es aber so total gut), es sind viele Verniedlichungen, die zwischendurch immer wieder nervten aber alles in allem gefällt mir die Geschichte an sich und vor allem das Ende, was für mich überraschend kam.


    Die Charaktere kamen mir anfangs schon sehr lebendig vor, aber insgesamt wirken sie doch eher schlicht. Miriams Idee, unbedingt ein Kind von ihm haben zu wollen, kenne ich eher von pubertierenden Mädchen. Sehr egoistisch und verdammt unreif. Ihm letztendlich garnichts davon zu erzählen, war auch, meiner Meinung nach nicht die feine englische Art. Abgesehen davon, ob er es nun nicht mehr wollte oder nicht, haben sie es scheinbar ja schon versucht. Dessen hätte sich auch Philipp im Klaren sein müssen.


    Insgesamt hätte ich mehr von Philipps Frau lesen wollen. Sie erschien mir bis zum Ende eher wie eine blasse Randfigur, die dann plötzlich aus dem Dunkeln tappte und dann wieder verschwand. Hier wäre eine Charakterzeichnung toll gewesen, so wäre dieses insgesamt schon extreme Thema noch besser von allen Seiten ausgeleuchtet worden.


    Dennoch, ich bin zufrieden, wenn auch vieles kitschig daherkam. Ich bereue es nicht, mitgemacht zu haben und bedanke mich auch bei den Autoren für die ,,tapfere" Begleitung dieser doch teilweise sehr hitzigen Leserunde.


    Wenn ich auch manche Äußerungen eurer Seite stellenweise etwas unpassend fand, ist dieser Einwand absolut gelungen umschrieben.


    Zitat

    Miriam hier. Von mir auch noch ein Wort zum Schluss: Ich wollte Dich nicht angreifen oder mich mit Dir streiten, sondern Dich nur darum bitten, einen etwas anderen Ton anzuschlagen. Sieh es mal so: Für uns Autoren ist ein Buch wie ein "Baby", das wir zur Welt gebracht haben. Und wenn dieses Baby hässlich ist, schielt und Segelohren hat - jedenfalls Deiner Meinung nach - würdest Du das den Eltern vielleicht auch etwas zartfühlender sagen als mit der Hau-Drauf-Methode


    Selbes gilt für manche Kritik der Leser, die an mancher Stelle die Moral der Geschichte beurteilten. Es sollte doch erlaubt sein, das Verhalten der Protagonisten kritisch zu beleuchten. Aber ein hitziges Thema ist und bleibt es. Daher hat hier jeder Leser völlig unterschiedlichste Ansichten, was ich gerade an Leserunden super spannend finde und eigentlich auch nicht korrigiert werden sollte.

  • Philipp speaking: Heute möchte ich mal ein paar allgemeinere Dinge vorbringen, als summarische Antwort auf einige Fragen, die immer wieder in der Leserunde auftauchen. Da ich wegen einer neuen Geschichte sehr in Zeitnot bin, schaffe ich es einfach nicht, detailliert und im einzelnen an den jeweils entsprechenden Diskussionsbeiträgen anzuzdocken. Ich hoffe, das ist für Euch so in Ordnung.


    1 Dürfen Autoren, wenn "Warte auf mich" denn eine wahre Geschichte ist, ihr Innerstes in einem Roman so nach außen kehren?


    Ich werde hier natürlich nicht den Schleier lüften, doch das Thema ist von so grundsätzlicher Bedeutung, dass ich zumindest entsprechend grundsätzlich darauf antworten möchte. Ich glaube, wirkliche Autoren können gar nicht anders, als ihr Innerstes durch ihre Geschichten nach außen zu kehren. Es ist nicht nur ihr Beruf, sondern ihre Berufung, Erlebtes, Erhofftes, Befürchtetes - was immer sie bedrängt und beglückt - , schreibend zu verarbeiten, weil es dann für sie erst WIRKLICH wird. Alles andere ist Lohnschreiberei. Eine solche Verarbeitung des eigenen Lebens erfolgt natürlich nicht in einer eins-zu-eins-Abbildung, sondern in einer Verdichtung von Realität und Imagination. Dabei hat nicht die Realität "das Sagen", vielmehr ist sie immer nur ein Steinbruch, aus dem die Imagination sich bedient. Denn worauf es in jedem Roman ankommt, ist das Warum und Wozu ich eine Geschichte erzähle: ihr Bedeutungsgehalt, die alles bestimmende Idee, um dem Steinbruch des Lebens, der oftmals auch ein Scherbenhaufen ist, also den AN SICH sinnlosen Partikeln von Erlebnissen, Gedanken und Taten, die die Existenz eines Menschen ausmachen, einen Sinn abzuringen. Oder, wie Baudelaire es mal in einem seiner Paris-Gedichte gesagt hat, Kot in Gold zu verwandeln. Berühmtes Beispiel: Thomas Mann, Tod in Venedig. In der Novelle hat der Autor seine eigene Homosexualität, die ihn bekanntlich unendlich plagte, künstlerisch verarbeitet, indem er diesen inneren Konflikt zugleich in einem grundsätzlichen menschlichen Konflikt widerspiegelte - dem Konflikt zwischen den dyonischen und apollonischen Trieben, die in jedem Menschen hausen und miteinander streiten. Frage: Hätte er das tun dürfen? Hat er dadurch nicht seine Frau zutiefst verletzt? Vielleicht auch seinen Sohn Klaus (bei dessen Anblick in der Badewanne, wie TM in seinen Tagebüchern verrät, stets eine Erektion bekam), als dieser alt genug war, um zu verstehen, was der Vater schrieb? Zum Glück hat Thomas Mann sich um diese bürgerlich-moralischen Fragen nicht geschert, sondern ist seinem künstlerischen Impuls gefolgt. Denn der "Kot" seiner Seele, seine von ihm als so qualhaft empfundene Homosexualität, hat uns Lesern eine Novelle beschert, die reines "Gold" ist.



    2 Haben die Protagonisten sich außerhalb des Bettes nichts zu sagen?


    Auf die Gefahr hin, mich jetzt sehr unbeliebt zu machen: Man muss den Roman schon sehr oberflächlich lesen, um die Beziehung von Miriam und Philipp so gründlich misszuverstehen. Die ganze Geschichte ist eine einzige Abfolge von Seelenerkundigungen. Das beginnt mit der ersten Nacht im Hotel, in der ja nichts anderes geschieht, als dass Philipp versucht, sich in Miriams Seele hinein zu denken und zu träumen. Entsprechend die Tatsache, dass er sich durch ein Buch von ihr in sie verliebt, ihr Körper ist nicht das Faszinosium, weshalb er sie begehrt - sie ist äußerlich nicht mal sein Typ. Und wirklich ist es erst um ihn geschehen, als die beiden eine ganze Nacht miteinander telefonieren und sich gegenseitig ihr Innerstes preis geben, von Dingen reden, von denen sie zu niemandem sonst geredet haben oder reden konnten ... Können sich zwei Menschen sich platonischer ineinander verlieben als diese zwei? Und auch die Himmelfahrten, die auf die erste "richtige" gemeinsame Nacht folgen, sind keine Bettszenen, sondern Beschreibungen zweier Seelen, die sich gefunden haben, kulminierend in der Badewannen-Episode. Ja, sie haben tatsächlich vergessen, das Wasser einlaufen zu lassen. Weil der Zustand solcher Seelen-Verliebtheit nichts anderes ist als eine hochgradige Form der Selbstvergessenheit, in der man die Welt rings um einen herum einfach nicht mehr wahrnimmt. Ich kann jedem Menschen nur wünschen, so etwas einmal zu erleben. Es ist schlicht der Himmel auf Erden.



    3 Warum dreht sich die ganze Geschichte nur um Miriam und Philipp?


    Das ist das Warum und Wozu der Geschichte. Alles spricht gegen die Beziehung der zwei - sowohl beider Hintergrund wie auch beider Erwartungen an ihre jeweilige Zukunft, vor allem natürlich Philipps Bindung. Aber was stört das die Liebe? Sie schert sich nicht um das, was vernünftigerweise oder auch moralisch das Richtige wäre. Wen sie trifft, der hat keine Chance - und wenn er sich noch so heftig zur Wehr setzt. Das tun beide. Philipp erklärt sich selbst für einen alten Idioten, kann es selber nicht fassen, wie er seine Frau belügt - und tut es eben doch, weil Miriams Anziehung stärker ist als seine inneren Hemmnisse der Wohlanständigkeit. Darum bedrängt er Miriam, ohne Rücksicht auf deren Widerspruch. Weil er spürt, dass ihr Widerspruch ja auch eine Verleugnung ihrer eigenen Gefühle ist ... Und dann kommt eben die Frage: Wie ist unter solchen Bedingungen eine Liebe möglich? Antwort: Gar nicht. Aber weil Miriam und Philipp eben nicht mehr Herr ihrer selbst, sondern Ausführungsorgane ihrer Liebe sind, versuchen sie es dennoch. Indem sie die wirkliche Welt rings um sich her ausblenden. So weit es eben geht. Beziehungsweise bis es nicht mehr geht.



    4 Warum wird Philipps Frau nicht ausführlicher dargestellt?


    Philipp liebt seine Frau. Philipp liebt Miriam. Das ist sein Konflikt. Dieser Konflikt ist unauflöslich. Das weiß Philipp in seinem Innern auch, fürchtet es und will es dennoch nicht wahrhaben. Darum nennt er seine Frau, im Zusammenhang mit Miriam - also in dem ganzen Roman -, kein einziges Mal mit Namen. Diese Namenlosigkeit der Frau ist geradezu eine Voraussetzung dafür, dass er an dem Konflikt nicht völlig kaputt geht: ein Selbstbetrug, der ja auch nicht wirklich aufgeht. Doch so sehr seine Frau in den ersten zwei Dritteln des Romans im Hintergrund bleibt - als sie endlich in Erscheinung tritt, tut sie das in überaus deutlicher Weise. Man braucht ihren Charakter gar nicht ausführlich zu beschreiben, sie offenbart ihn in dem, WAS SIE TUT. Durch die Veröffentlichung des Manuskripts, die ihr natürlich alles andere leicht fällt (und zu der sie sich ganz bestimmt nicht als Agentin, sprich: aus finanziellen Erwägungen heraus entscheidet), zwingt sie Miriam und Philipp, Farbe zu bekennen, ihre Geschichte zu einem offenen und ehrlichen Abschluss zu bringen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie selber Opfer dieses Abschlusses sein kann. Damit alle Beteiligten die Chance haben, wieder Tritt in ihrem Leben zu fassen - in welchem Leben auch immer. Das ist ihre Größe, die Größe dieser namenlosen Frau, die nur scheinbar eine Nebenfigur ist (wenn man sich an der Zahl ihrer Auftritte orientiert), tatsächlich aber eine Hauptfigur, weil sie das Realitätsprinzip im Roman darstellt.


    So, genug gequasselt. Ich hoffe, diese paar Erläuterungen, was wir uns beim Schreiben gedacht haben, helfen Euch ein bisschen, den Roman vielleicht auch mal in einem anderen Licht zu sehen, als er hier in manchen Kommentaren erscheint. Damit möchte ich keine Kritik wegbügeln, nur eine Lesart vorschlagen, um die es uns als Autoren ging. Vielleicht, so zeigen manche Eurer Beiträge, hätten wir das im Roman etwas deutlicher machen sollen. Wenn wir uns dagegen entschieden haben, dann aus einem einfachen Grund: Wir wollten unseren Lesern nicht die Brille unserer eigenen Interpretation auf die Nase setzen. Denn eines der schönsten Erlebnisse beim Lesen ist es immer, wenn durch die Lektüre eine Geschichte im Kopf des Lesers neu und anders entsteht. Das müssen und wollen wir als Autoren respektieren, selbst wenn uns dadurch unsere eigene Geschichte hin und wieder geradezu fremd wird.



    . Da ich mit diesem Kommentar nun allerdings doch gegen unsere unsere ursprüngliche Absicht verstoßen habe, kann ich mich nur mit einem Bonmot von Ernst Jünger dafür entschuldigen: "Wer sich selbst kommentiert, geht unter sein Niveau." ;-)

  • Ich gehöre zwar nicht dieser Leserunde an, habe die Diskussionen in den letzten Tagen hier aber aus Neugier und Interesse am Thema des Buches mitverfolgt. Das Buch selber liegt hier schon seit zwei Wochen und eigentlich wollte ich es parallel zur LR lesen. Allerdings ist mir die Lust dazu während dieser etwas eigenwilligen LR vorläufig abhanden gekommen.


    Es ist schon eigenartig, welche Diskussionen hier entstanden und vor allem, wie sie geführt wurden. Auch hatte ich ständig das Gefühl, dass Autoren und Leser irgendwie aneinander vorbei diskutierten und sich die Autoren öfter absolut mißverstanden fühlten... Das zeigte sich unter Anderem im Grundtenor der Erklärungen (z. B. der Austausch mit pinky).


    Mich interessiert jetzt wirklich, mit welchen Erwartungen die Autoren in diese LR gestartet sind. Auf welche Fragen waren sie vorbereitet, welche dachten sie, würden gestellt werden? Fühlten sie sich hier vorgeführt, angegriffen oder einfach wohl? Fühlten sie sich verstanden?


    Wenn ich mir den letzten Beitrag von andersenbach, genauer von Philip heute hier durchlese, habe ich den Eindruck, dass er sich schon eine andere Entwicklung von Gesprächen hier erhofft hat:


    Zitat

    So, genug gequasselt. Ich hoffe, diese paar Erläuterungen, was wir uns beim Schreiben gedacht haben, helfen Euch ein bisschen, den Roman vielleicht auch mal in einem anderen Licht zu sehen, als er hier in manchen Kommentaren erscheint. Damit möchte ich keine Kritik wegbügeln, nur eine Lesart vorschlagen, um die es uns als Autoren ging. Vielleicht, so zeigen manche Eurer Beiträge, hätten wir das im Roman etwas deutlicher machen sollen. Wenn wir uns dagegen entschieden haben, dann aus einem einfachen Grund: Wir wollten unseren Lesern nicht die Brille unserer eigenen Interpretation auf die Nase setzen. Denn eines der schönsten Erlebnisse beim Lesen ist es immer, wenn durch die Lektüre eine Geschichte im Kopf des Lesers neu und anders entsteht. Das müssen und wollen wir als Autoren respektieren, selbst wenn uns dadurch unsere eigene Geschichte hin und wieder geradezu fremd wird.


    Dieser Einwand erschließt sich mir auch nicht so ganz... Verstehe ich das richtig, dass du Erläuterungen gibst, damit die Leser hier den Roman endlich so verstehen können, wie er gemeint war?
    Ich frage deshalb, weil genau diese Erklärung eine gewisse Grundeinstellung des Autorenduos den Lesern gegenüber widerspiegelt, zumindest las sich das für mich immer so (wie auch verschiedene Einwände von Miriam, z. B.


    Zitat

    Und noch zum Thema "Auffliegen": Ihr scheint ja davon auszugehen, dass jede Frau in regelmäßigen Abständen das Handy oder die Mails ihres Partners checkt. Das ist wiederum eine Vorstellung, die ICH komplett grauenhaft finde! Philipp und seine Frau sind seit über 30 Jahren zusammen, sie ist sein Lebensmensch. Und das bleibt sie eben auch, egal, wie sehr er sich verliebt hat. Mich wundert es, dass viele von Euch die Zerrissenheit dieser Figur nicht nachvollziehen können.)


    Nachdenklich grüßt incomperta


    [SIZE=7]Editiert, weil incomperta die Zitatfunktion falsch genutzt hat...[/SIZE]

    :lesend Die Sonnenposition - Marion Poschmann


    "Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen; Vorboten dessen, was wir zu leisten imstande sein werden." (Goethe)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von incomperta ()

  • Wirklich eine unglaubliche Leserunde :wow.


    Das Ende fand ich gar nicht so schlecht, dramaturgisch gesehen. Frau Andersen findet das Manuskript und schickt es an den Verlage - ich meine, das hat was. Und dass Miriam inzwischen ein gewisses Glück gefunden hat, gönne ich ihr von ganzem Herzen.


    Lange Zeit schon habe ich mich gefragt, ob wohl ein Alltag zwischen den Beiden gut gegangen wäre. Angesichts der Lebenssituationen und der Persönlichkeiten von Miriam und Philipp scheinen mir die "Himmelsfahrten" so viel besser zu passend. M. E. sind sie sich viel zu ähnlich, um auf Dauer ein harmonisches Alltagsglück zu finden. Gerade die "gestohlene Zeit" macht diese Liebe so intensiv und einzigartig.


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich habe das Ende nicht als heile Welt empfunden.Als Philipp Abschied nimmt und den Gartenweg entlamg geht, musste ich das erste Mal beim Lesen schlucken. In diesem Gang lag die ganze Schwere der Liebe, die er hinter sich lässt. Miriams und die seines Sohnes.Und auch Miriams Brief, der aus dem Lesungsmanuskript rausfällt, zeigt, das er Miriams große Liebe war, nach der sie keine Sprache mehr findet, um zu schreiben. Mich hat des Ende eher melancholisch gestimmt.


    Das ist sehr feinfühlig zusammen gefasst. Mir ist es gar nicht so bewusst geworden, aber wenn ich es so lese und darüber nachdenke...du hast völlig recht!


    Ich finde es faszinierend, wie hier die Meinungen auseinander gehen, wer das Buch wohl geschrieben haben könnte, ein Autor, oder zwei, ist es reine Fiktion oder ist Erlebtes hier verarbeitet. Die Einen fühlen sich tief berührt, andere eher genervt. Fast spannender als die Geschichte ;-).


    Meiner Meinung liegt es zu einem großen Teil daran, dass die Autoren zumindest teilweise ihre eigene Geschichte verarbeitet haben. (Das ist mein ganz persönlicher Eindruck am Ende des Buches und der Leserunde.) Sie berühren die Leser, auch wenn sich der ein oder andere eher unangenehm berührt fühlt ;-). Und aufgrund ihrer ganz besonderen Nähe zu den Figuren reagieren die Autoren sensibler auf Leserundenbeiträge als man gewohnt ist.


    Auch dieser Beitrag von andersenbach/Philipp lässt mich diesen Eindruck gewinnen:


    Zitat

    Ich glaube, wirkliche Autoren können gar nicht anders, als ihr Innerstes durch ihre Geschichten nach außen zu kehren. Es ist nicht nur ihr Beruf, sondern ihre Berufung, Erlebtes, Erhofftes, Befürchtetes - was immer sie bedrängt und beglückt - , schreibend zu verarbeiten, weil es dann für sie erst WIRKLICH wird.

  • Also, ich habe hier ein wenig mitgelesen und gebe freimütig zu, dass mich diese Leserunden im Allgemeinen und hier im Besonderen keineswegs überzeugen. Die Autoren machen sich zum Affen und die Leser stellen überflüssige Fragen. Welcher vernunftbegabte Mensch soll irgendeinen Nutzen daraus ziehen?

  • Zitat

    Original von Lumos
    ...


    Das ist sehr feinfühlig zusammen gefasst. Mir ist es gar nicht so bewusst geworden, aber wenn ich es so lese und darüber nachdenke...du hast völlig recht!
    ...


    Das freut mich, dass ich nicht allein so empfinde. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • So nun wäre auch der letzte Abschnitt geschafft. Es ließ sich bis zum Schluss flüssig lesen. Wobei auch mich das Ende etwas gestört hat. Miriam wir von Philipp endlich in Ruhe gelassen als sie drum gebeten hat was er vorher nie getan hat auch wenn er von ihr gebeten wurde. Und die Ehefrau findet das Manuskript und geht damit relativ locker um. Sie stellt ihm ein Ultimatum aber das per Brief noch nicht mal von Angesicht zu Angesicht. Man möchte doch meinen sie würde es ihm um die Ohren hauen. Empfinde ich als eigenartig, ich würde sehr wütend sein und es ihm ins Gesicht schreien.
    Alles andere wäre an dieser Stelle nur eine Wiederholung von schon gesagtem.


    Trotzdem hat mich das Buch nicht überzeugt da sich mir die Autoren als Protagonisten so verinnerlichten haben das ich ständig das Gefühl hatte sie kehren ihr Innerstes nach Außen und wenn sie sich sehen könne sie keine normalen Gespräche führen sondern landen schnurstracks im Bett. Manchmal hatte ich schon das Gefühl ich hatte es nicht mit Erwachsenen Menschen zu tun. Besonders dann wenn ständig erwähnt wurde das man den Status von „Online“ oder „Offline“ bei Facebook, WhatsApp etc. überprüft. Der einzige Moment dass Philipp für mich authentisch (als Erwachsener von 55 Jahren) ist, ist die Situation als er ganz in Sorge um seine Mutter handelt.


    Ich bin der Meinung diese Buch hätte nicht so polarisiert wenn die Protagonisten andere Namen als die Autoren gehabt hätten. Es würde mich schon interessieren warum sie es nicht gemacht haben denn die Geschichte hätte da runter doch nicht gelitten. Das ist nur meine Meinung.

    :lesend Rafik Schami - Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von bauerngarten ()

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    andersenbach ,
    ich habe euren Beitrag von 14.30 Uhr an diesen Thread angehängt. Bitte keinen zusätzlichen Thread eröffnen. In diesem Thread kann doch gut dazu weiterdiskutiert werden. LG JaneDoe


    Völlig einverstanden. DAs war nur eine technische Dämlichkeit von mir, dachte, "neues Thema" würde einfach nur einen neuen Beitrag erzeugen. Liegt am Alter ;-)