Susanne Goga - Der dunkle Weg

  • Taschenbuch: 448 Seiten
    Verlag: Diana Verlag
    erschienen am 14. April 2015


    Über die Autorin
    Susanne Goga, 1967 geboren, ist eine renommierte Literaturübersetzerin und Autorin. Im Diana Verlag erschienen bereits ihre Romane Das Leonardo-Papier sowie Die Sprache der Schatten, für den sie 2012 mit dem DeLiA-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.


    zum Inhalt:
    Ida Martens reist 1912 von Hamburg zu ihrer Freundin Grace Gifford nach Dublin. Ihre Eltern sind gegen diese Reise und hätten es lieber, dass Ida ihre gesellschaftlichen Pflichten in der Heimat übernehmen würde. Doch seit sie ihre Ausbildung an einer Londoner Kunstakademie gemacht hat, zieht es Ida in die Ferne. In Dublin beschließt sie, als Malerin auf die gesellschaftlichen Probleme hinzuweisen. Sie zeichnet Portraits der Armen und Szenen aus den Straßen. Gemeinsam mit dem Arzt Cian versucht sie, zu helfen. Als sich die beiden näher kommen, kann sich Ida eine Rückkehr nach Deutschland nicht mehr vorstellen.


    meine Meinung:
    Susanne Goga hat bereits in drei historischen Romanen bewiesen, dass sie außergewöhnliche Themen mit einer Handvoll fiktiven Figuren zum Leben erwecken kann. Der dunkle Weg beschreibt den sechstägigen Aufstand der Iren im Jahr 1916. Sie beginnt bereits vier Jahre zuvor, um ihrer Protagonistin die Gelegenheit zu geben, sich einzuleben. Ida kann sich so mit den gängigen Gepflogenheiten der Bevölkerung vertraut machen und knüpft Kontakte, unter anderem zu den Rebellen. Ohne direkt beteiligt zu sein, erkennt sie die Bedürfnisse der ärmeren Bevölkerung und die bestehenden Klassenunterschiede. Das lässt den Leser sehr nah ans Geschehen herankommen und weckt Empathie.


    Gleichzeitig bricht in Europa der Erste Weltkrieg aus, in den auch Großbritannien schnell involviert wird. Das ganze Land ist nun kampfbereit und die Iren sehen ihre Chance, die Briten aus Irland zu vertreiben. Die Autorin schafft um Ida eine Atmosphäre, die ihre Situation vorstellbar macht. Der Krieg ist zwar gegenwärtig, aber von der grünen Insel doch weit genug entfernt, um die eigenen Probleme nicht zu vergessen. Ida und Cian stehen für ein Paar, das sich ein eigenes Leben aufbauen möchte, durch ihre Freunde aber auch eine politische Meinung haben muss. Alles zusammen ergibt ein deutliches Bild, wie es sich vor einhundert Jahren wohl zugetragen hat.


    Das Nachwort gibt Aufschluss über wahre Ereignisse und Personen und was der Handlung hinzugefügt wurde. Beeindruckend ist, dass nur der Strang um Ida und Cian fiktiv ist und die anderen Charaktere historisch belegt sind. Die Irische Rebellion von 1916 hat sich vermutlich genau so zugetragen, wie sie die Autorin auf 450 Seiten beschreibt. Die Geschichte baut nach und nach ihren Sog auf, bis man sich kaum noch von ihr lösen kann. Die Personen werden vielschichtig ausgearbeitet, bis sie quasi zum Leben erwachen. Ihr Schicksal bewegt und lässt auch nach der letzten Seite nicht los. Das Ziel eines historischen Romans ist damit genau getroffen.


    ASIN/ISBN: 345335799X

  • Die junge Künstlerin Ida Martens besucht im Jahr 1912 ihre Freundin Grace Gifford in Dublin. Dublin nimmt sie von Anfang an gefangen und sie beschließt dort zu bleiben. Ida findet schnell Freunde, sie sucht sich ein Zimmer und eine Arbeitsstelle um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Viele ihrer Freunde und Bekannten engagieren sich für die irische Bewegung. Immer wieder unternimmt Ida Streifzüge durch die Stadt, um Eindrücke für ihre Bilder zu gewinnen. Als sie dabei in eine Straße gerät, wo die Armut und Not in jedem Winkel zu erkennen ist, trifft sie den Arzt Cian O’Connor.
    Ida stammt aus einer angesehenen Hamburger Kaufmannsfamilie. Für die Eltern zählt nur das Ansehen in der Hamburger Gesellschaft. Gegen den Willen ihrer Eltern handelt Ida mit ihrer Entscheidung, in Dublin zu bleiben. Ida ist ein mitfühlender und sympathischer Mensch, der mit sehr wachen Augen durchs Leben geht. Ihre Malerei bedeutet ihr sehr viel, in ihr kann sie ausdrücken, was sie beschäftigt.
    Cian kümmert sich sehr engagiert um die Armen. Er weiß, dass die Patienten in seiner Praxis ihm das Geld einbringen, das er für die Armen einsetzt. Aber ihm sind die Patienten, die ihre Leiden nur aus Langeweile pflegen, zuwider. Cian hat in der Vergangenheit etwas Furchtbares erlebt, das ihn abweisend und schroff seinen Mitmenschen gegenüber werden ließ. Auch Ida gegenüber kann er sich nicht öffnen.
    Daneben gibt es eine Reihe sympathischer Charaktere, welche sich in der „Bewegung“ zusammen geschlossen haben. Sie wollen die Armut in Irland bekämpfen und sich von den Engländern unabhängig machen. Es beginnt mit dem Kampf der Gewerkschaften, die ein Recht auf Arbeit erkämpfen wollen und endet mit dem dramatischen Osteraufstand 1916. Idas Zeichnungen helfen auf die Armut und die Missstände in Irland aufmerksam zu machen. Als dann der erste Weltkrieg ausbricht, muss sich Ida entscheiden. Wo will sie in Zukunft leben? Will sie wirklich Stellung beziehen? Aber sie wäre nicht Ida, wenn sie nicht längst tief in ihrem Herzen längst ein Entscheidung getroffen hätte.
    Der Autorin ist es wunderbar gelungen, historischer Persönlichkeiten und fiktive Personen in dieser Geschichte zu vereinen. Alle diese Personen sind sehr authentisch mit ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen beschrieben, so dass man mit ihnen fühlen kann. Es ist eine sehr tiefgründige und dramatische Geschichte, die bewegt und einen total in den Bann zieht. Der dunkle Weg, den die Iren beschreiten, ist schwierig zu gehen und ziemlich blutig, und was wir in diesem Buch erleben ist erst der Anfang des irischen Freiheitskampfes.
    Ein sehr überzeugendes Buch, das mich bestimmt noch eine Weile beschäftigt.


    5/5

  • Susanne Goga: Der dunkle Weg, München 2015, Diana Verlag, ISBN 978-3-453-35799-0, Softcover, 447 Seiten mit farbigem Stadtplan und s/w Fotos im Anhang, Format: 11,8 x 3,5 x 18,8 cm, Buch: EUR 9,99, Kindle Edition: EUR 8,99.


    „Sie hatte ihre Hilfe angeboten und damit eine Grenze überschritten, hatte sich endgültig für eine Seite entscheiden. Nicht die Seite ihrer Heimat, aber auch nicht die Seite Großbritanniens. Eigentlich durfte sie sich nicht angreifbar machen (...). Doch tief in ihr flackerte ein Funke Trotz, eine leise Stimme, die sie daran erinnerte, wie viele ihrer Freunde von einem anderen Irland träumten, einem Irland, das für sich selbst stand, einer Republik, die die Last der Armut abwerfen konnte, die das Land wie ein schwarzes Tuch bedeckte.“ (Seite 306)


    Hamburg, 1912: Wenn sie als Malerin und Illustratorin ernst genommen werden will, muss Ida ihre Heimatstadt verlassen. Das ist ihr klar, seit sie von ihrem Kunststudium aus London zurückgekehrt ist. Hier in Hamburg wird man sie immer nur als die Tochter von Kaufmann Martens aus Rotherbaum sehen. Der Prophet gilt bekanntlich nichts im eigenen Land.


    Weil ihren Eltern ihre Pläne nicht zu vermitteln sind, nutzt sie einen Besuch bei ihrer irischen Kommilitonin Grace Gifford, um Ihren Traum wahrzumachen. Statt wieder heimzufahren, sucht sie sich in Inchicore/Dublin eine Wohnung, nimmt einen Teilzeitjob als Verkäuferin an und versucht, vom Verkauf ihrer Porträts, von Bühnenbildern und ihren Zeichnungen der einfachen Leute zu leben.


    Die Deutsche und die rebellischen Iren
    Das klappt besser als sie zu hoffen wagte. Dublin scheint ein Dorf zu sein. An jeder Ecke stolpert sie über einen Verwandten ihrer Freundin, der Karikaturistin Grace Gifford oder über einen von deren unzähligen Freunden und Bekannten. Unversehens gerät Ida Martens in eine Szene, mit der sie als behütete hanseatische Kaufmannstochter noch nie zuvor in Berührung gekommen ist. Ihr neuer Bekanntenkreis ist kulturell, sozial und politisch ungeheuer engagiert.


    Grace Giffords Schwester Sidney arbeitet als Journalistin, ist für die sozialistische Partei aktiv, fürs Frauenwahlrecht und für die irische Republik. Auch von den übrigen Gifford-Geschwistern sind welche in der Partei. Muriel Gifford ist mit Professor Thomas MacDonagh verheiratet, der gälisch unterrichtet und patriotische Theaterstücke schreibt. Zu dem großen Freundeskreis der Giffords gehören die Gräfin Constance Markievicz, die den United Arts Club gegründet hat und kleinen Jungs das Schießen beibringt, der Verleger James Larkin, Thomas Clarke, dessen Tabakladen als eine Art Poststelle für politische Organisationen fungiert, Sean Mac Diarmada, der Geschäftsführer der radikalen Zeitung „Irish Freedom“, sowie Joesph „Joe“ Plunkett, der Herausgeber der Zeitung „Irish Review“, dessen Haus ein Treffpunkt für Künstler und Politiker ist.


    Was als soziales Engagement begonnen hat, wird bald zur Gründung einer Freiwilligenarmee, der Irish Volunteers, aus dem Traum von einem freien, unabhängigen Irland werden konkrete Pläne für eine Revolution. Vor allem Joe Plunkett treibt die Sache mit kompromissloser und fieberhafter Eile voran. Aus Gründen.


    Der ruppige Doktor O’Connor ist gar kein Unmensch
    Auch der grantige, verschlossene und aufbrausende Dr. Cian O’Connor, der sich neben seinen reichen Patienten auch noch aufopferungsvoll um die Menschen in den Elendsvierteln kümmert, gehört zu diesem Freundeskreis. Mit Freiheitskampf hat er allerdings nicht viel am Hut. „Ich bin Arzt (…), kein Politiker“, sagt er. „Ich bekämpfe Krankheit und Armut, die Politik überlasse ich anderen.“ (Seite 148) Schnell wird aus Cian und Ida ein Paar.


    Dr. Cian O’Connor hat schon ein bisschen was vom großen, gut aussehenden Fremden mit dem tragischen Geheimnis, den man aus Liebesromanen kennt. Aber Ida Martens ist eine moderne junge Frau und keine ehrerbietige Jane Eyre. Wie? Der Kerl will nicht über seine Familie reden? Ehe sie es überhaupt in Erwägung zieht, ihn zu heiraten, will sie genau wissen, was er vor ihr verbirgt. Sie wartet nicht, bis es ihm geboten erscheint, sich ihr anzuvertrauen, sondern zieht los und forscht selbst nach. Da ist der gute Doktor erst einmal sprachlos, aber zum Glück klug genug, um zu erkennen, was er an dieser Frau hat.


    Dublin, 1914: Zwei Jahre hat Ida ihre Familie in Deutschland schon nicht mehr gesehen. Die sind zwar allesamt stinksauer, weil sie in Irland geblieben ist, Ida hätte sie aber trotzdem gerne wiedergesehen und ihnen ihren Liebsten vorgestellt.


    Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist Ida der Feind
    Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs macht eine Reise nach Hamburg allerdings unmöglich. Und plötzlich gilt Ida in Dublin als „der Feind“. Sie verliert ihren Job als Verkäuferin, weil sie aus Deutschland stammt. Aus Trotz sichert sie der „Organisation“ radikaler Freiheitskämpfer ihre Unterstützung zu. Auch wenn sie im Wesentlichen nur Schreibarbeiten für die Rebellen macht, ist ihr klar, dass sie hier an Hochverrat mitwirkt.


    Der Osteraufstand 1916: „Hier planten Menschen eine Revolution, die sonst an einem Schreibtisch oder im Sessel am Kamin gesessen hätten. Dichter, Lehrer, Schriftsteller, kleine Ladenbesitzer – keiner von ihnen ein geborener Soldat. (...) Ida spürte das Feuer, das diese Männer antrieb, und konnte sich der Erregung nicht entziehen. (Seite 375)


    An Ostern 1916 soll es so weit sein: Die Organisation hat den bewaffenten Aufstand gegen die Engländer geplant. Als es mit Waffenlieferung Probleme gibt, versucht Eoin MacNeill, der Stabschef der Irish Volunteers, die Sache abzublasen, doch der totkranke Joseph Plunkett will und kann nicht länger warten. Trotz mangelnder Ausrüstung und fehlendem Rückhalt stürmen die Rebellen los. Der Aufstand gerät zum Fiasko. Und obwohl Dr. Cian O’Connor und Ida in der Hauptsache aus ehrenwerten Motiven wie Freundschaft, Loyalität, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft gehandelt haben, sind sie jetzt ganz tief drin im gefährlichen Schlamassel …


    Faszinierend – selbst für Geschichtsmuffel
    Im Grunde bin ich ja ein Geschichtsmuffel. Was Kaisers und Königs vor Jahrhunderten getan haben, vermochte mich schon zu Schulzeiten nicht zu fesseln. Wenn man mir ein historisches Ereignis allerdings „personalisiert“ darbietet und mit die Zusammenhänge anhand einzelner Schicksale erklärt, bin ich auf einmal höchst konzentriert bei der Sache. Ich kapiere, was da gespielt wurde, und es bleibt auch tatsächlich was hängen. So läuft das auch bei Susanne Gogas DER DUNKLE WEG.


    Von den Hauptpersonen sind nur Ida Martens und Cian O’Connor fiktionale Figuren, die anderen sind authentisch, genau wie die politischen Ereignisse. Vor rund 30 Jahren hat Susanne Goga erstmals ein einem Buch über Joe Plunkett und Grace Gifford gelesen. „Schon damals war ich überzeugt, dass diese Liebesgeschichte einen Roman verdient“, schreibt sie im Nachwort zu diesem Buch (Seite 438). Ja, das kann ich gut verstehen.


    Rund um die irische Freiheitsbewegung tummeln sich eine ganze Reihe faszinierender Persönlichkeiten, die es verdient haben, dass man sich mit ihrer Lebensgeschichte beschäftigt. Ich bin dankbar dafür, ein paar davon im Rahmen eines Liebesromans kennen gelernt zu haben. Es wird sicher nicht das letzte sein, was ich zu diesem Thema gelesen habe.


    Wenn Unterhaltungsliteratur nicht nur Spannung und Emotionen erzeugt, sondern auch noch auf interessante Weise Wissen vermittelt und beim Leser den Wunsch weckt, sich eingehender mit einem Thema zu befassen, ist das eine ganze Menge. Und eine feine Sache.


    Die Autorin
    Susanne Goga, 1967 geboren, ist eine renommierte Literaturübersetzerin und Autorin. Im Diana Verlag erschienen bereits drei Romane, darunter »Die Sprache der Schatten«, für den sie 2012 mit dem DeLiA-Literaturpreis ausgezeichnet wurde, und der Spiegel-Bestseller »Der verbotene Fluss«. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Mönchengladbach.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

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  • Ich habe das Buch gestern beendet und auch ich kann mich den positiven Rezis nur anschließen.


    Der Schreibstil flüssig zu lesen, die Geschichte von Ida sehr spannend erzählt und ich konnte einiges lernen über die politischen Verhältnisse bei Ausbruch des 1. Weltkrieges.


    Von mir 9 Eulenpunkte



    Schade, daß ich die erste bin, die nach Büchersallys Rezi Eulenpunkte vergibt :-(

  • Auch ich kann mich den schönen und positiven Rezis nur anschließen.
    Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen.
    Je länger ich gelesen habe, um so stärker und intensiver hat mich die Geschichte von Ida und Cian gefesselt und in ihren Bann gezogen. Ich fand die Liebesgeschichte der beiden sehr glaubhaft und romantisch. Und gleichzeitig erfährt man so viel interessantes über die Geschichte von Irlands Weg zur Unabhängigkeit.
    Der Schreibstil ist sehr flüssig und alles wird so anschaulich geschildert, dass man das Gefühl hat, selbst durch Dublin zu spazieren.
    Für mich ist das Buch ein rundherum gelungener historischer Roman.
    Ich vergebe 9 Eulenpunkte

  • Das richtige Buch zur richtigen Zeit.


    Bei Susanne Goga greife ich blind zu, nicht nur ihre Krimis um Leo Wechsler haben mich begeistert, auch ihre historischen Romane konnten mich fesseln.


    Ida Martens, die als Urlauberin 1912 nach Dublin reist, verliebt sich in das Land und beschließt zu bleiben. Ihre Freundin Grace und ihre Malerei bieten ihr die Basis, sich gut einzuleben. Dublin ist eine Stadt der Gegensätze, es herrscht viel Armut und der Wille, sich von der britischen Regierung abzulösen. Als der 1. Weltkrieg ausbricht, kann Ida nicht mehr nach Deutschland zurück und will es auch gar nicht, hat sie doch in dem Arzt Cian o'Connor ihre große Liebe gefunden.



    Die Autorin hat einen Schreibstil, der mich einfach mitreißt. Ich mochte nicht mehr aufhören, weil ich einfach erfahren wollte, wie es Ida und ihren Freunden in Dublin ergeht und wie sich die historischen Ereignisse entwickeln, die zu einer persönlichen Katastrophe führen.


    Mir war der Umstand um den Aufstand 1916 nicht bewusst. Von Irland weiß ich, dass Armut vorherrschte, dass viele Iren ausgewandert sich, um nicht zu verhungern und dass es ein geteiltes Land ist. Von der Unabhängigkeitsbewegung während des 1. Weltkriegs hatte ich zuvor noch nie gehört, doch mich haben die Schicksale der Personen sehr gefesselt, zumal es sich fast ausschließlich um tatsächlich existierende Charaktere handelt.


    Das hat mir besonders gefallen, dass es wahre Vorkommnisse mit realen Personen waren, die so lebendig beschrieben wurden, als wäre ich dabei gewesen. Die Verzweiflung, aber auch der Mut sind spürbar. Das ganze um eine Liebesgeschichte herum zu schildern, macht es noch greifbarer. Das Nachwort rundet es ab. Für mich der beste Roman bisher von Susanne Goga.


    Volle Punktzahl von mir, ich wünsche diesem Buch sehr viele Leser, weil es Geschichte hervorragend aufbereitet und nachvollziehbar macht. So macht Geschichte Spaß.

  • Hamburg 1912: Gegen den Willen ihrer Eltern begibt sich die Kaufmannstochter Ida auf eine gewagte Reise: fort von ihren Pflichten, auf nach Irland.
    Dublin empfängt sie weltoffen, kreativ und gegensätzlich – genau die Abwechslung, die Ida gesucht hat.
    Schnell findet die junge Künstlerin Arbeit, schließt Freundschaften und lernt den Arzt Cian kennen – und lieben.
    Voller Zuversicht hofft Ida auf eine Zukunft mit ihm, eine eigene Familie, ein neues Leben in Irland.
    Doch Europa stehen blutige Zeiten bevor, und bald muss Ida um ihre Träume kämpfen.


    Aus einem geplanten kurzen Besuch bei ihrer Freundin Grace, wird ein längerer Aufenthalt, als sie sich in den jungen, zuerst etwas schroffen Arzt Cian O`Connor verliebt.
    Auch Irland erobert in sehr kurzer Zeit ihr Herz.
    Aber sie lernt auch die Armenviertel kennen, sieht das Elend der Bevölkerung und beginnt dies zu zeichnen.
    Nicht zuletzt dadurch kommt sie immer enger in Kontakt mit einer Gruppe junger Iren, die die Zustände in Irland ändern wollen:
    Die Armut und vor allem die Unabhängigkeit von England!
    Als die vom charismatischen Gewerkschaftsführer Jim Larkin ausgerufenen Streiks nicht zum Erfolg führen, sondern die Menschen nach der Aussperrung durch die Arbeitgeber (Lockout) eher noch tiefer ins Elend stürzen, beginnt sich die Gruppe um Joeseph Plunkett und Patrick Pearse (der später die Republik Irland ausrufen wird) zu radikalisieren.


    Das Buch spielt in der Zeit von 1912 bis 1916.
    Die irische Geschichte dieser Zeit ist in Deutschland nicht so bekannt, da es sich zur Zeit des beginnenden zweiten Weltkrieges abspielt.
    Jedoch führen die Unruhen dieser Tage zum Osteraufstand (Easter rising) 1916 und in direkter Folge zum irischen Bürgerkrieg und dem Nordirlandkonflikt.


    In dem gut recherchierten Roman kommt die Geschichte um Ida und Cian aber nicht zu kurz.
    Sie ist eingebettet in eine historisch aufregende Zeit, deren Auswirkungen in Irland noch lange Jahre im Vordergrund standen und noch bis heute nachwirken.
    Man lebt und liebt mit Ida und Cian, kämpft und hofft mit Joe und seinen Mitstreitern.
    Das viele Personen des Romanes wirklich gelebt haben, macht die Geschichte für mich noch interessanter.
    Der Mut der 14 Männer des Osteraufstandes und ihre Liebe zu ihrem Heimatland hat mich sehr beeindruckt.
    Ich war fast ein bisschen traurig, das Ida und Cian nur fiktionale Figuren waren....

  • Hamburg 1912. Die junge Ida Martens fährt nach Irland, um eine Freundin zu besuchen, die sie bei ihrem Kunststudium in London kennengelernt hat. Zunächst soll es nur ein Urlaub werden, aber Ida ist fasziniert von Dublin, der Mentalität der Iren und deren Kampf für die Freiheit ihres Landes.
    Bei einem Gang durch die Armenviertel von Dublin begegnet sie dem Art Cian O'Connor. Er versucht auf seine Art, etwas für die Menschen in seiner Stadt zu tun. Von da an begibt sich Ida oft in die Stadt und zeichnet das Elend und Unrecht. Den irischen Arbeitern geht es schlecht, sie werden von der englischen Regierung unterdrückt.
    Mit der Zeit wird Dublin mehr und mehr zu Idas neuer Heimat. Aber dann bricht der 1. Weltkrieg aus und nicht jeder in Irland ist einer Deutschen wohlgesonnen. Doch Ida ist entschlossen für ihr neues Leben, ihre Liebe und ihre Familie zu kämpfen.

    Meine Meinung:
    Die bewegende Geschichte einer mutigen jungen Frau, die ihr altes Leben hinter sich lässt und ihre Bestimmung in Irland findet. Das Buch hat mir von Anfang bis Ende sehr gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist lebendig und anschaulich, die Straßen von Dublin zu Beginn des 20. Jahrhunderts sah ich beim Lesen deutlich vor mir.
    Was mir gut gefallen hat, ist das Verweben von fiktiven mit historischen Figuren und Ereignissen. Man erfährt vom leidenschaftlichen Freiheitskampf der Irish Volunteers, dem Beginn der "Rebellion" und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung.
    Ich muss sagen, mir war gar nicht bewusst, dass zeitgleich zum 1. Weltkrieg in Irland ein Kampf für eine freie Republik Irland aufbrandete und dass die englische Regierung diesen so blutig niederschlug. Im Nachwort nennt Susanne Goga den chronologischen Ablauf und führt den Leser auch auf einem "Spaziergang" durch das heutige Dublin zu den wichtigsten Schauplätzen von früher.

    Interessant war für mich, dass die meisten, die damals den Kampf für die Freiheit ihres Landes anführten, gar keine Soldaten waren. Es waren Lehrer, Künstler, Dichter.

    Die Protagonistin Ida ist wie gesagt eine mutige junge Frau, die für ihre Überzeugung eintritt und kämpft. Zur damaligen Zeit nicht einfach für eine Frau, die noch dazu "Ausländerin" ist.
    Auch Cian O'Connor mochte ich und sein anfangs oft barsches Verhalten erklärt sich mit der Zeit und ich konnte es sehr gut nachvollziehen.
    Auch die anderen Figuren wie Joe, Sean, Grace und ihre Familie waren mir sympathisch. Sie geben ihren Kampf für ein freies Irland nicht auf, auch wenn es manchmal aussichtslos erscheint.

    "Der dunkle Weg" ist endlich mal ein Einzelband und kein Teil einer Serie und ich kann es uneingeschränkt empfehlen, besonders wenn man sich für die Geschichte Irlands interessiert.

  • Das Buch erzählt die Geschichte von Ida, einer jungen, unerschrockenen Malerin, die kurz vor dem 1. Weltkrieg in Dublin eine neue Heimat findet und dort um die Liebe und für ihre neue Heimat kämpft. Ich konnte mich gut in die Zeit und das Umfeld hineinversetzen, es wird detailliert erzählt, ohne sich ein Einzelheiten zu verlieren. Ein wichtiges Kapitel der Geschichte Irlands wurde mir so sehr anschaulich nähergebracht, genauso wie die Umstände, die dazu führten und das alltägliche Leben und die großen Schwierigkeiten der Menschen dieser Zeit. Erwähnenswert ist auf alle Fälle, dass die Autorin es perfekt geschafft hat, ihre fiktiven Romanfiguren in das Leben historischer Persönlichkeiten einzupassen, ohne dass ein Bruch spürbar ist.


    Ida ist eine sehr sympathische Hauptperson, eigenwillig und mit viel Mut und Durchhaltevermögen. Ihr künstlerischer Hintergrund passt wunderbar zu ihr, er macht sie und auch die Geschichte glaubhaft und durch die Beschreibung ihrer Skizzen konnte ich mir viele Szenen sehr gut vorstellen. Cian ist ein wunderbarer Gegenpol, er ist für mich die Verbindung zur – unschönen – Realität dieser Zeit. Susanne Goga zeigt hier wieder einmal, dass sie es hervorragend schafft, Charakteren eine glaubhafte und lebendige Persönlichkeit zu verleihen.


    Leider schwebt das titelgebende „Dunkle“ aber das ganze Buch über der Geschichte und diese unterschwellige Spannung empfand ich lange Zeit als zu bedrückend, als das ich wirklich ganz tief in das Buch hätte eintauchen mögen. Natürlich ist es wahrscheinlich genau das Gefühl, das das Buch erzeugen soll und es passt punktgenau zum dramatischen Inhalt, doch war es für mich als Leserin, die ihren Alltagssorgen entfliehen will, auf Dauer schwer zu ertragen. Vielleicht war es für mich auch nicht der richtige Lesezeitpunkt. Dieses Gefühl löste sich erst im hinteren Teil des Buches, als die erwarteten Katastrophen dann tatsächlich hereinbrechen und seltsamerweise konnte ich ab da das Buch mehr genießen.


    Fazit: Ein sehr schönes und gutes Buch, in dem ich aber leider in der permanent bedrohlichen Atmosphäre nicht wirklich versinken konnte. Deshalb „nur“ sehr subjektive 8 gute Eulenpunkte (von 10) von mir.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021