'Runa' - Seiten 001 - 081

  • So, dann mach ich mal den Anfang...


    Es scheint mehrere Handlungsstränge zu geben, also einmal gibt es da Jori. Er ist Arzt, kommt aus der Schweiz und ist nach Paris gekommen um Heilung für ein Mädchen namens Pauline zu finden, die er mal heiraten wollte. Jetzt besucht ihn sein bester Freund Paul, Paulines Bruder um zu sehen, was er von dem berühmten Nervenarzt Charcot gelernt hat.
    Um ehrlich zu sein ist diese Show in meinen Augen total gruselig, menschenverachtend und grotesk. Es kommt einem vor wie in einem Jahrmarkt, wo Behinderte ausgestellt wurden, nur dass hier "hysterische Frauen" vorgestellt werden. Interessant finde ich, dass de la Tourette aufgetaucht ist. Den kenne ich vom Tourette Syndrom und bisher war mir nicht klar, dass er ein Schüler von Charcot gewesen ist bzw zu welcher Zeit er lebte. Lunette scheint ja eindeutig am Tourette Sydrom zu leiden mit ihren ausfälligen Worten, die Arme. Bisher kommt es aber hier so rüber, als ob die Frauen alle nur Schauspielern, krass!
    Für die, die es nicht wissen, Hysterie bedeutet, dass man nach Anerkennung strebt und beachtet werden will. Allerdings hab ich das noch nie mit Anfällen assoziiert, interessant. Das muss ich mal googlen!


    Handlungsstrang 2 scheint sich um den Ex (?) Polizisten Lecoq zu drehen, der meint Mörder, Diebe etc am Gesicht oder an den Ohren erkennen zu können. Das hat mich ziemlich amüsiert. Wenn es doch nur so leicht wäre! :grin Jedenfalls bin ich gespannt, wer da vor seiner Türe auf ihn gewartet hat und was er so rausfindet. Er scheint ja hinter dem Plakat her zu sein und der seltsamen Kinderschrift darauf. Um was es da geht, hab ich noch nciht verstanden... Es hängt evtl mit dem Prolog zusammen? Da hat dieser Maxime ja anscheinend böse Sachen in Gesangsbücher der Kirche gekritztelt? Bin mir aber nicht sicher, ob ich das richtig verstanden hab. Jedenfalls ist mir der Zweck bisher unbekannt.


    Übrigens, Klitorektomie hört sich seeeehr grausam an! :-(
    Die Ovarienpresse sieht nicht besser aus...


    Den Feldzug gegen die Masturbation im 18./19. Jahrhundert kannte ich auch noch nicht... Gruselig! Wie haben die Leute das eigentlich rausgefunden, zB bei dieser Pauline? :gruebel


    Charcot finde ich auch gruselig um ehrlich zu sein, aber er hat wohl auch viel geleistet und zB Parkinson von der MS abgegrenzt und als erster die ALS beschrieben. Also wir haben echt shcon viel gelernt in diesem ersten Abschnitt!
    Wenn man die Medizin heute mit der von damals vergleicht, vor allem im psychischen Bereich, dann kann man einen extremen Unterschied erkennen. Für mich als Mediziner heute kommen bei mir echt böse Gedanken auf gegenüber den Leuten damals. :yikes :fetch :schlaeger


    edit: Bleuler ist übrigens der Psychiater, der zuerst die Schizophrenie definierte.

  • Ich finde den Einstieg sehr düster und unbehaglich muss ich sagen.
    Wenn das so weitergeht, ist es wahrscheinlich kein Buch für mich...


    Die Geschehnisse in der Salpêtrière finde ich einfach furchtbar und menschenunwürdig. Sicher, sie wußten es damals nicht besser und dachten, sie erweisen den armen Frauen einen guten Dienst - aber wie sich diese Männer als Retter der Frauen aufspielen, diese Sensationsgeilheit und die Zirkusdarstellung von Charcot, das ist wirklich harter Tobak.
    Bei der Erwähnung der Ovarienpresse wurde mir dezent anders, und dann die weiteren Erklärungen - hysterische Anfälle aufgrund Onanie, und Heilung ganz einfach dadurch, indem man das schuldige Organ entfernt? Oh Mann... :-(


    Ich finde es auch seltsam bzw. recht abstoßend, wie Jori Charcot hinterher hechelt. Überhaupt, die Begeisterung über die Frauen bzw. deren "Fallbezeichnung" (siehe das begeisterte "Anastasia"!) hat einen ganz fiesen Beigeschmack, da ist ein Kuriositätenkabinett nichts dagegen! In dem Punkt stimme ich voll und ganz Nightflower zu.


    Lecoq mutet auch seltsam an, aber im Moment noch recht harmlos. Die Geschichte im Prolog hat sicher etwas mit dem komischen Plakat zu tun, was Jori entdeckt hat, da kommt bestimmt noch etwas. Ich muss sagen, als Verdacht hätte ich zu gerne eine gespielt hysterische Frau, die solchen Irrenärzten mal richtig Feuer unter dem Hintern macht...


    Komisch, und jetzt, wo seine große Liebe Pauline anscheindend hysterisch krank ist, flattern Jori die Nerven und vielleicht kommen ihm doch an der ein oder anderen Stelle Zweifel an den sogenannten Heilungsmethoden, um es mal so zu sagen. Es ist wohl doch was anderes, ob man so einen Vorführfall doch persönlich kennt. geschieht ihm recht!

  • Ich fand den ersten Teil des Leseabschnittes auch ziemlich gruselig und irgendwie beklemmend. Diese Vorführungen waren wirklich abscheulich und noch schlimmer fand ich die ganzen männlichen Zuschauer, die sich offensichtlich an diesen Dingen erfreuten.


    Auch die Passage, wo Jori mit Paul nachts in die Klinik kommt und ihnen einer von den Studenten mit offener Hose entgegenkommt...widerlich.


    Ich musste allerdings auch des öfteren lachen...Die Überlegungen von Lecoq bezüglich des Aussehen eines Menschen und seiner Gesinnung fand ich wirklich lustig - hier im besonderen die "Verbrecherohrläppchen" :-). Auch über die Anstrengungen bzw. über die "verbesserten Lauschkonditionen" von Mme Villon zur Befriedigung ihrer Neugier musste ich herzlich lachen.


    Wenn man jetzt mal von den Grausamkeiten absieht, habe ich viel neues erfahren in diesen ersten Seiten. Die Ausführungen z.B. über die Erfindung der öffentlichen Müllbehälter und die gewünschte Trennung des Mülls zu bereits diesem Zeitpunkt waren mir neu. Auch die Ausführungen über "Hysterie" und die Unterscheidung von Parkinson und MS fand ich sehr interessant. Tourette war mir auch ein Begriff, allerdings wusste ich auch nicht, dass die eingehende Erforschung dieser Krankheit in diese Jahre und nach Paris gehört. Sehr interessant bis jetzt...


    Zu dem Plakat welches Jori vor dem Bahnhof entdeckt hat, habe ich mir gedacht, dass es eventuell bereits von Runa stammen könnte - auch wenn sie im ersten Leseabschnitt noch nicht erscheint. In der Beschreibung auf dem Buchrücken steht ja, dass Runa mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt verteilt hat, bevor sie ebenfalls in die Klinik eingeliefert wird.


    Aus dem Prolog bin ich auch nicht ganz schlau geworden. Ich habe es auch so verstanden, dass Maxime einen Text über den Liedertext geschrieben hat. Wenn man die Widmung auf der ersten Seite von Maxime dazunimmt, macht es zumindest Sinn....


    Ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Leseabschnitt....

  • Bevor ich weiter lese, muss ich eins kurz los werden: Ich bin jetzt auf Seite 40 und fühle mich wie in "American Horror Story - Freak Show". Tatsächlich höre ich ständig die Titelmusik im Kopf. Kennt jemand die Serie? Da ist ja schon immer der Vorspann ziemlich nervenaufreibend.

  • Und gleich noch zu Beginn für alle, die sich nicht trauen: Man kann das Interview mit der Autorin im Buchdeckel ruhig lesen. Es verrät praktisch nichts vom Inhalt des Buches. Ich dachte mir, es steht vorn und hinten im Buchdeckel, da lese ich es, wird schon nicht schiefgehen und es war in Ordnung.


    Hysterie ist ein extrem spannendes Thema, vor allem auch, weil es wieder mal nur die Frauen betrifft und das Wort vom griechischen Hysteria = Gebärmutter abgeleitet wurde. Heute wird es zum Glück in der Psychiatrie nicht mehr verwendet. Der Wikipedia-Artikel dazu ist ganz interessant.


    Booklooker ,
    die Serie kenne ich leider nicht. Muss ich glatt mal bei Serienjunkies.de gucken gehen :grin

  • Ich finde nicht so leicht Zugang zu diesem Buch.
    Einmal ist die Gedankenwelt doch eine sehr fremde. Die Vorstellungen, die man sich über die Psyche und auch den Körper machte, waren doch teilweise sehr seltsam. Man wusste über viele Bereiche nur sehr wenig.
    Für uns ist auch die Vorstellung, wie medizinische Experimente und auch Vorlesungen abliefen, mehr als befremdlich. Hypnose war eher eine Art Zirkusaufführung.
    Charcot war auch sicher nicht der eher zwielichtige Quacksalber, als der er bei mir hier ankommt. Er hat tatsächlich wichtige Forschungsarbeit geleistet - auch wenn die Methoden heute als unmenschlich gelten und völlig indiskutabel sind.
    Viele bedeutende Ärzte und Psychiater, zB Freud und Janet haben bei ihm studiert.


    Die Geschichte wird hoffentlich im Lauf der weiteren Abschnitte noch deutlicher.

  • Also der Anfang gefiel mir mal richtig gut. Und ich glaube, das wird ein Buch sein, zu dem ich unheimlich viel nebenbei recherchieren werde.


    Die Vorstellung fand ich wie die anderen hier extrem demütigend und grausam. Vor allem: Charcot sagt bei einer Patientin selbst, dass sie hinterher genaue Erinnerungen an das hat, was passiert. Ergo ist den Medizinern vollkommen bewusst, dass sich ihre Patienten an dieser Tortour und die Zurschaustellung erinnern. Unfassbar.


    Lecoq war früher bei der Polizei und ich frage mich ob seiner Verbitterung, die er scheinbar empfindet, warum er nicht mehr bei der Polizei ist. Man erfährt, glaube ich, nichts über sein Alter, aber die etwas ausführlichere Beschreibung seines Alkoholkonsums lässt mich vermuten, dass man ihn rausgeworfen hat.


    Seine Ansätze zur Verbrecherphysiognomie - "Verbrecherohrläppchen" und dergleichen, fand ich eher weniger lustig - ich musste da spontan an die Aufnahmen aus der Nazizeit denken, als man die Köpfe von Verbrechern vermessen hat oder an sonstigen optischen Details versucht hat, kriminelle Energie festzustellen.


    Mehr gibt's heute Abend, ich habe mein Notizbuch jetzt nicht zur Hand.


    @Sweetie: Das mit den öffentlichen Müllbehältern und der Idee der Mülltrennung fand ich auch faszinierend.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Booklooker ,
    die Serie kenne ich leider nicht. Muss ich glatt mal bei Serienjunkies.de gucken gehen :grin


    "American Horror Story" hat glaube ich vier Staffeln zur Zeit. Alle Staffeln sind in sich abgeschlossen und haben ein eigenes Thema. In der ersten Staffel geht es um ein Gruselhaus mit Geistern, die andere Reihenfolge kenne ich nicht mehr: Hexen, Irrenhaus und Freak Show. Das besondere ist, dass zwar die Geschichten abgeschlossen sind und die Staffeln sich nicht aufeinander aufbauen, aber die Schauspieler zum größten Teil gleich sind. Ich liebe die Serie. Sie ist düster und unheimlich.

  • So, jetzt bin ich auch endlich soweit.


    Wie immer bei Prologen habe ich überhaupt keine Ahnung, wohin das führen wird und wer die Person ist, die dort spricht. Aber ich denke, das werden wir bald erfahren.


    Um ehrlich zu sein wusste ich gar nicht, worauf ich mich bei dem Buch einlasse. Gut, ich habe den Klappentext gelesen, aber viel mehr habe ich dann auch nicht recherchiert. Das habe ich dann gestern Abend nach der Hälfte des ersten Abschnitts nachgeholt. Es ist ja unglaublich, dass man solche Versuche macht und diese dann auch noch öffentlich zur Schau stellt. Die armen Frauen. Ich frage mich, wie überhaupt irgendwer im Publikum das ertragen kann. Aber das scheint die gleiche Art zu sein wie heutzutage die Gaffer. Fürchterlich! Und das ganze wird dann direkt auch noch als Interesse an medizinischen Dingen deklariert.


    Ich habe immer noch das Gefühl, als würde ich mich mitten in "American Horror Story" befinden. Die Atmosphäre ist düster und unheilvoll - das mag ich ja eigentlich sehr gern und man weiß nicht, worauf die Geschichte mit Pauline hinausläuft und was es damit genau auf sich hat.


    Zu den Charakteren kann ich noch nicht so viel sagen, weil ich finde, dass bisher die Beschreibungen der Shows überwiegen. Hoffentlich ändert sich das bald, denn ich glaube, Jori könnte ich mögen. Immerhin will er Pauline helfen.


    Der Schreibstil gefällt mir gut und auch das einfließen der französischen Begriffe. Ich fühle mich regelrecht dorthin versetzt.


    Was es mit Lecroq auf sich hat, frage ich mich auch die ganze Zeit. Ist er ein Privatdetektiv? Und was macht er da gerade? Ist das ein Rachefeldzug?


    Zitat

    Original von Nightflower
    Lunette scheint ja eindeutig am Tourette Sydrom zu leiden mit ihren ausfälligen Worten, die Arme. Bisher kommt es aber hier so rüber, als ob die Frauen alle nur Schauspielern, krass!
    Für die, die es nicht wissen, Hysterie bedeutet, dass man nach Anerkennung strebt und beachtet werden will. Allerdings hab ich das noch nie mit Anfällen assoziiert, interessant. Das muss ich mal googlen!


    Vielleicht bekommen wir die Entdeckung des Tourette-Syndroms hier ja "live" mit. Für mich ist das nämlich ziemlich eindeutig. Alternativ dachte ich, dass sie die Männer einfach nur beschimpft, was aber auch kein Wunder wäre bei der gruseligen Vorstellung.


    Zitat

    Original von Nightflower


    edit: Bleuler ist übrigens der Psychiater, der zuerst die Schizophrenie definierte.


    Gut zu wissen. Vielleicht ist auch hier der Anfang seiner Studien im Buch zu finden?


    Zitat

    Original von Sweetiie


    Zu dem Plakat welches Jori vor dem Bahnhof entdeckt hat, habe ich mir gedacht, dass es eventuell bereits von Runa stammen könnte - auch wenn sie im ersten Leseabschnitt noch nicht erscheint. In der Beschreibung auf dem Buchrücken steht ja, dass Runa mysteriöse Botschaften in der ganzen Stadt verteilt hat, bevor sie ebenfalls in die Klinik eingeliefert wird.


    Ja, das glaube ich auch.

  • Susannah@ das man in der Nazizeit an optischen Details kriminelle Energie feststellen wollte, wusste ich nicht. Unter diesem Gesichtspunkt ist es dann natürlich weniger lustig. Ich muss zugeben, dass ich bisher sehr wenig über diese Zeit gelesen habe - sollte ich vielleicht mal nachholen.


    Booklooker@ ich dachte auch erst, dass die Schimpfwörter eine ganz natürliche Reaktion auf die Misshandlungen sein sollen. Das das u.a. ein Merkmal des Syndroms sind, weiß ich auch erst seit heute.


    Über Jori habe ich mir schon ein Vorläufiges Urteil gebildet. Bei Paul bin ich noch unschlüssig. Ihn scheint die Show ja auch irgendwie fasziniert zu haben...ob er sich wohl Jori anschließen wird und auch in der Klinik mitmischen will? Als zukünftigen Psychiater kann ich ihn mir noch nicht vorstellen.

  • Habe zwar noch nicht losgelegt aber schon mal hier reingelinst. Kennt denn jemand von Euch den Film "In guten Händen". Da geht es ja um eine ganz spezielle Behandlungsmethode bei Hysterie. Die am Ende zur Erfindung des ersten Vibrators führte. Ein toller Film. :-)


    An den werde ich wohl ein bisserl denken, wenn ich loslege. Und ich habe schon einiges gelesen davon, wie die männliche Psychaterwelt mit diesem Pauschalbegriff eine Vielzahl von Frauenleiden und seelischen Erkrankungen und auch einfach von weiblichen Widerspruch zu einer Krankheit namens "Hysterie" reduziert haben. Fürchterliche Zeiten. Bin sehr gespannt.


    Das Bild von nightflower ist gruselig.

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • @Sweetie: Wenn dich das interessiert, google mal Phrenologie. Man hat dabei einen Zusammenhang zwischen Kopf- und Gesichtsform und gewissen Charakterzügen zu verbinden. Biologisch-rassistische Ansätze waren zu der Zeit in Mode, auch die Rassenlehre der Nazis hat in der Zeit teilweise ihren Ursprung.


    Ich habe mir eben wieder meine Notizen durchgesehen und festgestellt, dass ich den Prolog noch so gar nicht einordnen konnte. Der Ich-Erzähler im Prolog ist noch vollkommen unbekannt.


    Was mir im Nachhinein aufging, waren die Formulierung, die sowohl Jori als auch Charcot verwenden. Jori denkt, dass der Professor "amüsante Anekdoten" über die Patientinnen erzählt, unter denen er auch "seine Lieblinge" hat. Seine "Zirkustierchen". Und dann noch ein Satz, bei dem mir immer unwohler wird, je mehr ich daran denke - "Sie wollten eine Show. Und eine Show wurde ihnen geboten." Wie menschenverachtend.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Blackie
    Ich finde den Einstieg sehr düster und unbehaglich muss ich sagen.Wenn das so weitergeht, ist es wahrscheinlich kein Buch für mich...


    Mir geht es ähnlich.
    Ich habe Probleme innerlich auf Distanz zu gehen. Normalerweise kann ich das ganz gut, aber was diesen Frauen angetan wird, geht mir total unter die Haut. Und dann diese notgeilen, senstionslüsternen Männer, die diesen vermeintlich wissenschaftlichen Vorführungen dieses Charcot beiwohnen.... macht mich sprachlos vor Grauen und Entsetzen.


    Aber ich bin fest entschlossen, dieses Buch zu lesen, auch wenn es mir schwer fällt.
    Das Thema ist beeindruckend und der Schreibstil großartig.

  • Fas Buch hat mich sehr schnell in den Bann gezogen. Jori ist für mich eine etwas zwiegespaltene Persönlichkeit. Einerseits ist er im Bann des Professors und findet seine Vorführungen faszinierend, Andererseits ist er ein Betroffener, weil seine Verlobte (?) oder zumindest Angebetete an den gleichen Symptomen leidet. Ich denke, er hat dieses Spezialgebiet nur wegen ihr angefangen.
    Extrem fand ich neben der Beschreibung der "Vorlesung" oder wie auch immer man das nennen mag, die Aussage, dass Jori und noch ein Professor Versuche an Menschen machen, da Versuche an Tieren zu teuer wären :wow
    Lecoq finde ich auch ziemlich witzig mit seinen Verbrechertheorien. Ich bin gespannt, welche Rolle er zukünftig spielt.
    Auf welche Ideen sie damals im Zusammenhang mit "Hysterie" gekommen sind, ich finde das unglaublich. Dass die Frauen das nur vorspielen, um in ganz Europa vorgezeigt zu werden :pille und Anfälle bewusst auszulösen und mit welchen Mitteln :bonk


    Mich hatte die Autorin jedenfalls schon nach wenigen Seiten.

    Ich lese grade:


    Der Herr des Turms - Anthony Ryan
    ________
    Save the earth - it's the only planet with chocolate!

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Bevor ich weiter lese, muss ich eins kurz los werden: Ich bin jetzt auf Seite 40 und fühle mich wie in "American Horror Story - Freak Show". Tatsächlich höre ich ständig die Titelmusik im Kopf. Kennt jemand die Serie? Da ist ja schon immer der Vorspann ziemlich nervenaufreibend.


    Haha ja! Schaue grad die neue Staffel. :wave Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Leute in der Freak Show noch harmlos fand.... Und ich fand diese 4. Staffel bisher die schlechteste glaub ich. Du?



    ja, so gehts mir auch! :(
    Aber ich denke, dass es genau so bezweckt ist. Das Buch scheint sich ja gesellschaftskritisch damit auseinanderzusetzen, auch wenn diese Zeiten ja längst vorbei sind.

  • Puh, das ist schon schwere Kost. Ich hoffe, dass mein Vorstellungsvermögen nicht die ganzen 600 Seiten in dieser Art strapaziert werden wird. Die Beschreibung der "Vorlesung" hat gereicht um ein unangenehmes Kopfkino in Gang zu setzten.... :-(
    Auf der anderen Seite sind gerade diese Szenen Realität gewesen und haben sich wohl tatsächlich so oder ähnlich zugetragen.
    Aus unserer heutigen Sicht ist diese Art der wissenschaftlichen/medizinischen Forschung natürlich undenkbar, da grausam und menschenverachtend. Aber damals waren Versuche an den Patienten selbst die einzige Möglichkeit etwas über die Ursache der Krankheiten zu erfahren.
    Interessant ist z.B. die Methode mit den Straußenfedern um verschiedene Krankheitsbilder wie z.B. Parkinson von MS zu unterscheiden, die jeweils von einem Tremor begleitet werden. Uns erscheint die Vorstellung einfach nur pervers, aber auf eine solche Idee muss man erst einmal kommen - immerhin hat es ja funktioniert. :wow


    Auch das Verständis vom "Wert" eines Menschenlebens war mit Sicherheit ein anderes als heute.
    Das Zitat vor dem ersten Kapitel macht das mehr als deutlich.
    Ein Kalb stellt für den Besitzer einen materiellen Wert da, ein Kind aus einem Findelhaus verursacht erst einmal Kosten ohne kurzfristig einen Nutzen zu erbringen...

  • Zitat

    Original von Nightflower


    Haha ja! Schaue grad die neue Staffel. :wave Allerdings muss ich gestehen, dass ich die Leute in der Freak Show noch harmlos fand.... Und ich fand diese 4. Staffel bisher die schlechteste glaub ich. Du?


    Ja, harmlos fand ich die auch, aber es hat schon was gruseliges an sich, wenn da so Leute ankommen wie der Hummermann (ich habe leider den Namen vergessen). Ich finde die Grundstimmung dort auch sehr skurril.


    Die schlechteste Staffel war für mich die mit den Hexen. Die war gut, keine Frage, aber die anderen haben mir besser gefallen.

  • So, den 1. Abschnitt habe ich gestern beendet. Das Buch verbreitete in der Tat eine sehr gruselige Stimmung und die Vorstellung wie es zu der Zeit in der Psychatrie zugegangen ist, ist echt heftig.


    Der Schreibstil und die verschiedenen Handlungsstränge gefallen mir, ganz warm werde ich mit dem Buch aber trotzdem noch nicht. Mal sehen wie es weiter geht.