Franz Werfel - Die vierzig Tage des Musa Dagh

  • Regenfisch und ich lesen gemeinsam "Die vierzig Tage von Musa Dagh" von Franz Werfel. Vielleicht möchte sich noch jemand unseren Gesprächen dazu anschließen. :-)


    Kurzbeschreibung (amazon.de):
    Noch immer ist es schwierig, den Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1915 bis 1917 beim Namen zu nennen. Als Franz Werfel 1930 durch Anatolien reiste, schockierten ihn die Begegnungen mit Zeitzeugen und er begann, akribisch für einen Roman zu recherchieren. ›Die vierzig Tage des Musa Dagh‹ beschreiben das Schicksal einer armenischen Familie, die langsam ausgegrenzt und schließlich mit Waffengewalt verfolgt wird. Auf dem Heimatberg, dem Musa Dagh, leistet ihre Dorfgemeinschaft der Vertreibung Widerstand. Umsichtig und differenziert, mit einer klaren, fließenden Sprache verwandelt Werfel diese historische Katastrophe in ein eindrucksvolles Epos.

  • Ich habe das Buch (schon zweimal) innerhalb kürzester Zeit regelrecht verschlungen. Kam mir gar nicht so vor, als hätte es so viele Seiten. :wow Viel Spaß damit, es lohnt sich. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Lumos


    Ähm, Spaß hatte ich damit nicht ;-).


    Wieso nicht? Das ist doch dieses lustige Buch von dem Typen, der dann mal weg ist und nach Santiago de Compostela latscht, oder habe ich da was verwechselt?


    Aber im Ernst: "Spaß" ist wohl wirklich das falsche Wort, aber du weißt doch, wie ich das meinte. :knuddel1

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von harimau


    Wieso nicht? Das ist doch dieses lustige Buch von dem Typen, der dann mal weg ist und nach Santiago de Compostela latscht, oder habe ich da was verwechselt?


    Aber im Ernst: "Spaß" ist wohl wirklich das falsche Wort, aber du weißt doch, wie ich das meinte. :knuddel1


    Klar weiß ich wie du das meinst :grin.
    Ich wollte das mehr des Gags wegen loswerden ;-).

  • Vorab:
    In meiner Ausgabe aus dem Insel-Verlag ist am Ende des Buches ein Glossar. Das habe ich erst etwas später entdeckt. :rolleyes


    Als ein Mitglied meines Literaturkreises vor einem Jahr diese Lektüre vorschlug, hatte ich wohl von dem Völkermord an den Armeniern, aber noch nie vom Musa Dagh gehört. Da das Buch um die 1000 Seiten hat und ein weiteres Mitglied seit mehreren Jahren daran liest, hatte ich wenig Lust auf dieses Buch. Wir verabredeten vor einem Jahr, das Buch im September zu besprechen.


    Ich bin sehr überrascht! Es liest sich prima, der Sprachduktus ist herrlich altmodisch und passt sehr gut zur Zeit. Die ersten Kapitel verflogen im Nu.


    Edit:
    Die Stimmung ist zunächst unverfänglich. Es wird ein Stück Familiengeschichte der Familie Bagradian erzählt. Gabriel ist Offizier auf Abruf (sagt man das so?) der türkischen Armee und rechnet mit der Einberufung.
    Sehr interessant fand ich, dass Gabriel mit seiner Familie in Frankreich lebt, Armenier ist und sich doch der türkischen Armee verpflichtet fühlt.


    Erster Vorbote für das Unrecht ist der Einzug aller Pässe und Aufenthaltgenehmigungen. Die Stimmung kippt. Zunächst sind die Bewohner Yoghonuluks eher erstaunt als verängstigt.


    Sehr gut gelungen finde ich die Darstellung der Dorfbewohner.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Ich habe das erste Kapitel nun auch gelesen.
    Mir gefällt der Schreibstil sehr. Er passt einfach zu dieser Zeit. Normalerweise lese ich nicht gerne Bücher, die im Präsens erzählt werden. Hier gefällt es mir.


    Ein bisschen was weiß ich ja über die damaligen Ereignisse. Mir war beim Lesen dieses ersten Kapitels immer danach, Gabriel zuzurufen, er solle seine Familie wieder nach Frankreich bringen, bevor es zu spät ist.

  • Das zweite Kapitel ist geprägt von dem Besuch in Antiochia. Gabriel spricht beim Müdir vor, um Näheres über die Abgabe der Pässe zu erfahren.


    Auch bei diesem Besuch ist sehr gut beschrieben, wie die Stimmung kippt. Erst verhält der Müdir sich freundlich, am Ende gehässig.


    Gabriels Ausbruch im Bad ist unklug, aber sehr menschlich. Gabriel erkennt, dass das armenische Volk entwaffnet werden soll und zu Zwangsarbeit herangezogen werden soll. Sein Zorn ist so verständlich. Ich finde sehr interessant, wie sich sein Selbstverständnis wandelt. Am Anfang armenischstämmiger Franzose im türkischen Militärdienst, jetzt wandelt sich das.


    Ich bin beim Lesen hin- und hergerissen. Ich genieße die Beschreibungen der Orte sehr. Z.B. die Stimmung auf dem Basar, das Verhalten der Menschen ist sehr gut eingefangen. Auf der anderen Seite weiß ich ja, worauf die Handlung hinausläuft und dadurch lese ich etwas unter Anspannung. Zwischen diesen beiden Stimmungen findet Werfel genau die richtige Balance.


    Ich habe irgendwie noch Probleme, die Orte geografisch einzuordnen. Anitiochia ist mir zum Beispiel durchaus aus der Bibel bekannt. Irgendwie finde ich die Orte in meinem Atlas nicht. Naja....

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Lumos
    Oh, da habt ihr euch aber was vorgenommen :wow.


    Ich hab das Buch vor vielen Jahren gelesen und kann mich noch erinnern, dass es mich ziemlich mitgenommen hat.
    Und es ist auch sehr umfangreich, oder?


    oh mann, ich weiß nicht ob ich das Buch nochmal schaffe, dazu hat es mich viel zu sehr mitgenommen. :-(


    Aber ich werde sehen und vielleicht kommentieren, wie es Euch damit geht.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Regenfisch, ich nehme an, bei diesem Antiochia handelt es sich um die heutige türkische Stadt Antakya im syrisch-türkischen Grenzgebiet.
    Der Berg, dessen Name im Buchtitel genannt ist, befindet sich ein wenig westlich von Antakya.


    Ja, danke, soweit habe ich auch recherchiert und mittlerweile einen gescheiten Atlas vom Nachbarn ausgeliehen. Jetzt habe ich den Ort auch gefunden. :-]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin