27. + 29.12.2017 Verfilmung von Tanja Kinkels "Die Puppenspieler" auf ARD

  • Ich hab ihn heute so nebenbei aus der Mediathek laufen lassen. Ich hab mich dann schon auch angefangen zu wundern, was denn der Herr Fugger mit dem Borgia zu tun haben soll...? Aber gut, ich bin in der Epoche nicht sattelfest, hätte ja sein können. Ich fand ihn jetzt nicht mega-schlecht, allerdings stimme ich zu, dass mir auch sowas wie Herzblut gefehlt hat. Dafür mochte ich den Hauptdarsteller ganz gern, wenigstens kein totaler Milchbartbubi. Ich denke, ich schaue mir den zweiten Teil noch an und werde dann abschließend mein endgültiges Urteil fällen.

    Und wenn ich dann mal das Buch lese, werde ich vermutlich auch über die Abweichungen schimpfen. :lache

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Es beginnt schon damit, dass Jakob Fugger im Buch eine Frau hat, im Film existiert diese gar nicht.



    Mich hatte die Lektüre der "Puppenspieler" damals zu einigen Recherchen und auch Buchkäufen zu Sibylla Fugger animiert, weil ich sie als Person sehr interessant fand. Umso trauriger, dass sie hier in diesem Zweiteiler offenbar komplett unterschlagen wird...?


    https://de.wikipedia.org/wiki/Sibylla_Fugger

  • Jakob Fugger ist hier tatsächlich ledig (ein Bischof oder Kardinal hat ihn gefragt ob er geheiratet hat und er verneinte). Ich vermute mal, dass es im Film darauf hinausläuft, dass Richard Jakobs Bastard ist. Zumindest hat es auf mich stark den Anschein.

    Edit: Ich sehe aber gerade, dass die beiden erst 1498 geheiratet haben, der Film spielt hingegen 1492.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Mich hatte die Lektüre der "Puppenspieler" damals zu einigen Recherchen und auch Buchkäufen zu Sibylla Fugger animiert, weil ich sie als Person sehr interessand fand. Umso trauriger, dass sie hier in diesem Zweiteiler offenbar komplett unterschlagen wird...?


    https://de.wikipedia.org/wiki/Sibylla_Fugger

    Ja, Sybilla wird total unterschlagen. Auch so sind viele Dinge im Film komplett anders gewesen, wie im Buch. Ich finde den Film nicht wiederholenswert.

  • Ich habe nach den ersten posts hier auch reingeschaut und es hat mich überhaupt nicht vom Hocker gerissen - Ich kenne das Buch zwar nicht, fand aber die Spielweise sehr hölzern...

  • Ich habe mir die Mitternachtsversion des zweiten Teils auf Festplatte aufgenommen und heute früh nur die letzten drei Minuten davon geschaut. Also weiß ich wahrscheinlich das Wichtigste vom Film :rolleyes


    Gestern abend habe ich mir lieber "Charlie Brown" angeschaut :chen

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Da mir das Buch gefallen hat, wollte ich auch die Verfilmung sehen. Leider musste ich nach 20 Minuten abschalten.

    Ein furchtbares Machwerk, schlechte Schauspieler, grottenschlechte Dialoge und Kameraführung, Ausstattung billig. Ich bedaure, die Wahrheit sagen zu müssen. Gibt es eigentlich auch deutsche Schauspieler, die deutlich sprechen können und nicht nuscheln?

    Deutsche Produktionen bürgen meist für schlechte Qualität.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich glaube, dass das zwei verschiedene Sachen sind, also die Rechte am Buchtext und die Filmrechte. Kommt vielleicht auch darauf an, was der Autor mit seinem Verlag aushandelt.


    Wenn ich es richtig verstanden habe, hat Tanja Kinkel wohl nur die Filmrechte am Buch veräußert, hat selbst am Drehbuch aber nicht mitgeschrieben, also vermutlich auch nicht viel Einfluss auf den endgültigen Film und was die Produzenten und der Regisseur daraus machen.


    In einem kurzen Video äußert sie sich zur Verfilmung der Puppenspieler --> hier


    Ob ein Autor Einfluss auf den Film hat, wird wohl vor dem Verkauf der Rechte ausgehandelt und ist eine individuelle Sache. Ich habe mal über Joanne Rowling gelesen, dass sie darauf bestanden hat, an den Harry Potter Filmen mitzuarbeiten, sonst hätte sie die Filmrechte nicht verkauft. Sie hatte sehr großen Einfluss und ohne ihre Zustimmung ging offenbar gar nichts. Das macht wahrscheinlich jeder Autor anders und ich schätze, es kommt auch auf seine Position an. Wer solche Millionenseller schreibt wie J. K. Rowling, der kann bestimmt alles mögliche verlangen und kriegt es auch.

  • Wenn die Filmrechte an einem Roman erworben werden, ist der Romanautor genau genommen aus der Sache raus. Eine Filmproduktion erwirbt damit das Recht, den Stoff zu adaptieren, und damit ist ja längst nicht nur gemeint, aus dem Roman ein Drehbuch zu machen, was übrigens auch nicht die Vorgehensweise ist. Man schreibt kein Drehbuch am Roman entlang. Filme bestehen dramaturgisch aus weit mehr als "nur" einem Drehbuch, das übrigens über die Vorproduktionsphase hinweg in Dutzenden Fassungen wieder und wieder entsteht, und nicht selten während der Dreharbeiten - der kürzesten Phase einer Filmproduktion - auch noch verändert und angepasst wird.


    Natürlich werden die Produzenten, insofern möglich, mit den Romanautoren darüber sprechen, welche Personen und Schauplätze sie sich wie vorgestellt haben oder vorstellen könnten, welche Besetzung ihnen vorschweben würde und so weiter. Manchmal werden die Autoren auch beratend hinzugezogen. Aber die Regel ist, dass sie keinen Einfluss haben. Und selbst wenn sie als Drehbuchautoren mit eingekauft wurden, heißt das längst nicht, dass das wesentlich die Produktion beeinflussen würde. Drehbuchautoren machen Knochenjobs, aber sie setzen vor allem die Vorgaben von Produzenten und Regisseuren um. Sie entscheiden meistens nicht darüber, was wann im Film geschieht. Sie lassen es geschehen, auf Basis der Entscheidungen anderer.


    Verfilmte Romanautoren sehen dann beim so genannten Screening den fertigen Film zum ersten Mal, und dann können sie auch ihren geringen Einfluss ausüben, der darin besteht, dass sie sagen dürfen, ob der Film mit dem fetten Etikett "nach einem Roman von XY" beworben werden darf (sie also zum Ergebnis stehen) oder ob nur im Nachspann ein verschämtes "nach Motiven eines Romans von XY" zu sehen ist (sie fanden das Ergebnis schlimm). Mehr geht in aller Regel nicht. Nach Sichtung des Interviews mit Tanja Kinkel würde ich sagen, dass ihr das Ergebnis wahrscheinlich überwiegend nicht gefallen hat, dass sie aber gegen andere Aspekte abgewogen und dafür entschieden hat, sich dennoch prominent nennen zu lassen.


    Übrigens kann es sogar passieren, dass der fertige Film dann nicht genauso heißt wie der Roman.


    Und je nach Stoffqualität, Verkaufserfolg und Prominenz der Autoren kann natürlich zusätzlich eine ganze Menge vereinbart werden. Manchmal produzieren die Romanautoren sogar mit. Aber Film ist komplex und sehr, sehr aufwendig.

  • Ich seh' schon, hier spricht jemand, der Ahnung von der Materie hat. Danke für die Aufklärung!

    Mich wundert dann nur ein wenig, dass Autoren überhaupt (freiwillig) Filmrechte an ihren Büchern - und somit einen Großteil ihres Mitsprache- und Mitgestaltungsrechts - verkaufen, wenn von vorneherein ziemlich klar ist, dass im schlimmsten Fall kaum etwas von ihrer Buchvorlage übrigbleibt. Mir würde da das Herz bluten, wenn jemand Figuren oder eine Handlung, die ich erfunden hätte, so verfremden würde. Aber vermutlich steckt da einiges an Geld dahinter, und da auch Autoren von irgendwas leben müssen, kann ich es dann doch wieder verstehen.


    Den zweiten Teil habe ich mir gar nicht mehr angeguckt, nachdem der erste schon so öde war.

  • Tom  
    Wenn ich deine Ausführungen lese, bin ich sehr froh, dass Gabaldon bei der Verfilmung meiner Lieblingsreihe kräftig mitgemischt hat - ob es um die Auswahl der Schauspieler ging, die Settings, Kostüme oder Dialoge - ich finde, die Bücher sind großartig umgesetzt und es wurden sogar ganze Textstellen 1:1 übernommen - im englischen Original sowie in der deutschen Übersetzung....

    Und ich gebe dir recht - Tanja Kinkel kam im Interview nicht glücklich rüber...

  • Bücherdrache : Verfilmt zu werden ist einer der möglichen Ritterschläge für Autoren. Und die Filmrechte werden in aller Regel ziemlich hochpreisig eingekauft - es lohnt sich also. Nicht zuletzt ziehen die Buchverkäufe nach einer Ausstrahlung etwas an. Wenn man das entspannt angeht und als Autor verinnerlicht, dass ein Film eigentlich per Definition nie dem Buch sehr ähnlich sein kann, ist es okay - vorausgesetzt,die Produktionsfirma hat echtes Interesse am Stoff. Es gibt aber auch Produktionen, die machen aus den Romanen irgendwas, während am Set noch die Stars ins Drehbuch quatschen und kurz vor Ende der Regisseur abspringt. Ich habe Kollegen, denen das passiert ist, und das wurde dann auch nicht mehr durch die Rechtegebühren ausgeglichen.

  • Ritterschlag stimmt wohl. So eine Verfilmung hebt einen ja doch gewaltig aus der Masse der Autoren heraus, der Name ist erstmal im Gespräch und man gewinnt wahrscheinlich auch etliche neue Leser, auch für die anderen nicht verfilmten Bücher. Und wenn die Entlohnung auch noch entsprechend ist, zahlt man den Preis dann gern.


    Ein Risiko bleibt es wohl immer. Aber nicht jede Buchverfilmung muss automatisch schlecht sein, da gibt es ja auch ganz wunderbare :)