'Jahre aus Seide' - Seiten 437 - 503

  • Nein, das ist sie sicher nicht. Sie staffiert sich nicht übermäßig aus, gibt keine rauschenden Feste, sie ist eine gut situierte Frau mit den Aufgaben die ein gut geführter Haushalt mit Kindern und Ehemann erfordert. Es gab damals ja auch noch keine Waschmaschinen und sonstige Haushaltserleichterungen, große Wäsche war schon ein Mehrtagesprogramm, wenn man sie nicht außer Haus gab. Vorratshaltung ich glaube einen Kühlschrank hatten sie, oder? Das fand ich schon sehr fortschrittlich.

  • Ich mag sie und empfinde sie gar nicht so sehr als Luxusweibchen

    Nein, das ist sie sicher nicht. Sie staffiert sich nicht übermäßig aus, gibt keine rauschenden Feste, sie ist eine gut situierte Frau mit den Aufgaben die ein gut geführter Haushalt mit Kindern und Ehemann erfordert. Es gab damals ja auch noch keine Waschmaschinen und sonstige Haushaltserleichterungen, große Wäsche war schon ein Mehrtagesprogramm, wenn man sie nicht außer Haus gab. Vorratshaltung ich glaube einen Kühlschrank hatten sie, oder? Das fand ich schon sehr fortschrittlich.

    Dem schließe ich mich an. Wie ein Luxusweibchen führt sie sich nun wirklich nicht auf!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Nein, in ihrem Auftreten kommt sie nicht als Luxusweibchen rüber, aber dass ihr der Haushalt so sehr zu viel wird, verwundert mich dann doch immer noch ein bisschen. Aber man merkt im Allgemeinen sehr, dass sie keine allzu große Belastungsgrenze hat. Das meine ich jetzt auch überhaupt nicht negativ. Wieso sollte sie die auch haben? Es war ja nicht notwendig und wenn Hitler nicht an die Macht gekommen wäre, wäre es auch nie aufgefallen.

  • Nein, in ihrem Auftreten kommt sie nicht als Luxusweibchen rüber, aber dass ihr der Haushalt so sehr zu viel wird, verwundert mich dann doch immer noch ein bisschen. Aber man merkt im Allgemeinen sehr, dass sie keine allzu große Belastungsgrenze hat. Das meine ich jetzt auch überhaupt nicht negativ. Wieso sollte sie die auch haben? Es war ja nicht notwendig und wenn Hitler nicht an die Macht gekommen wäre, wäre es auch nie aufgefallen.

    In der damaligen Zeit waren glaube ich alle Menschen sowieso genug belastet, schon durch die Situation, sie musste ja auch zur Kur. Heute nimmt man sich ein Burn Out wenn einem alles zuviel wird, obwohl durch die moderne Welt alles viel weniger anstrengend ist. Aber jeder beklagt sich, ich würde gerne manchen der nur rummäkelt, wie schwer das Leben ist, in Gedanken mal gerne in die Vergangenheit schicken. Klingt böse, ist aber meine Meinung:evil:

  • Ich bin mir nicht so sicher, ob das moderne Leben wirklich weniger anstrengend ist. Es ist ganz anders. Es gibt sicherlich viele Erleichterungen, aber dafür auch ganz andere Ansprüche an die Menschen.


    Marthas Situation ist aber natürlich besonders (schlimm) durch die Judenverfolgung. Das will ich auf keinen Fall in Abrede stellen.

  • Jede Zeit hat sicher ihre Herausforderungen und Belastungen.


    Die Zeit damals war ja schlicht und einfach irgendwann lebensbedrohend.

    Und ich kann mir gut vorstellen, dass die schleichenden Veränderungen für Martha jahrelang Stress pur bedeuteten.


    Der Tod von Spitz war auf jeden Fall auch wieder ein sehr trauriger Moment.

    Und wahrscheinlich eine der Situationen, in der man ( hier Ruth ) seine ganzen Ängste einmal aus sich heraus lässt...………..

  • Und ich kann mir gut vorstellen, dass die schleichenden Veränderungen für Martha jahrelang Stress pur bedeuteten.

    Mich würde das auch ziemlich zermürben, vor allem weil ich auch das Gefühl hatte, dass Martha lieber gestern als heute schon aus Deutschland gegangen wäre. Aber Karl hing noch recht lange an dem Gedanken, doch bleiben zu wollen/können.

  • Auch hier passiert wieder sehr viel.


    Ruth verbringt einige Zeit bei ihrer Tante und ist viel unterwegs z. B. geht sie ins Tanzcafé oder in die Oper und durch die Trennung von Kurt sieht sie einiges anders. Sie legt eine gewisse Distanz zwischen Kurt und sich, aber nur vorübergehend, denn als Kurt und seine Familie dann die Erlaubnis zur Auswanderung in die USA bekommen fällt ihr die endgültige Trennung sehr schwer.


    Ich finde es schlimm, wie so im alltäglichen Leben gegen Juden vorgegangen wird. Keine Fahrerlaubnis für Frau Meyer, kein Abitur für Ruth, keine Beschäftigung von arischen Angestellten usw.


    Das war schon schlimm und dann all das was noch kommt.

  • Dieser Abschnitt hat mich sehr bewegt. Einerseits gab es schöne Momente, wie beispielsweise Ruths Aufenthalt in Nürnberg, aber auch viel Trauriges, wie den Tod von Spitz oder die Tatsache, dass Kurts Familie nach Amerika aus wandern wird.

    Ich kann mir gar nicht vorstellen wie es ist, wenn man nicht weiß, ob man einen geliebten Menschen jemals wiedersehen wird. Schrecklich!


    Die Familie verliert ihre Hausangestellten. Ich habe mich anfangs auch ein wenig über Marthas Aussage gewundert, dass die Mädchen putzen sollen, da sie das neben dem Kochen nicht schafft. Andererseits waren viele Dinge damals zeitaufwendiger und körperlich anstrengender. Hinzu kommt, dass die Situation für die Familie existenzbedrohend war, das hat Martha, die ja ohnehin nervlich angeschlagen und schon zur Kur war, sicher besonders belastet.

    Ich habe mich allerdings gefragt, warum sie nicht Luise als Köchin eingestellt haben, das wäre doch für beide Seiten ein Gewinn gewesen? Aber vielleicht wollte man das Geld für das Personal dann doch lieber sparen, für eine spätere Ausreise - die Papiere zu erhalten, war wohl auch sehr kostspielig.

  • dachte ich mir doch, das Ruth sich von ihrem ersten Freund trennen muss. Gut das er und seine Familie die Auswanderung in die USA noch schaffen, bevor hier das große Morden losgeht. Das Ruth dadurch traurig ist, ist, glaube ich, nachvollziehbar. Dann kommt zeitgleich noch der Abschied vom Hund dazu. Das ist für viele schwer bzw. sehr schwer....


    Das Martha mit allem überfordert ist, hatte ich vorher ja schon vermutet. Was, um Himmels willen, macht die den ganzen Tag? Außer durchs Haus gehen, dieses bewundern, nachmittags für die Kinder da sein, habe ich noch keine "normale" Haushaltsarbeit bei ihr bemerkt....


    Jetzt bin ich doch etwas entsetzt: mir war nicht so präsent, das es einen Erlass gab, in dem explizit genannt wurde, das Arier nicht mehr für Juden arbeiten durften. Irgendwie ist mir das wohl "durch" gegangen. Damit wird es für die Familie natürlich noch schwerer, ihr guter Geist, die Köchin, muss gehen. Wird Martha jetzt evtl. bewusst, das sie sich vielleicht von der Köchin etwas hätte abschauen können/müssen? Die Situation wird ja nun immer brenzliger. Mal sehen, wie das zu Ende geht.