Die Buchhändlerin - Ines Thorn

  • Zum Inhalt (lt. Amazon):

    Bücher und Schicksale: Die Geschichte einer starken Frau, Liebe und Literatur in den 1940er Jahren.

    Frankfurt, kurz nach dem 2. Weltkrieg: Christa bricht enttäuscht ihr Germanistikstudium ab, weil sie als Frau an der Universität nicht für voll genommen wird. Zunächst aus Verlegenheit fängt sie an, in der Buchhandlung ihres Onkels auszuhelfen, die dieser nach der Enteignung durch die Nationalsozialisten nun wieder aufbaut. Bald schon wird das Bücherverkaufen für Christa zur Passion - und die Buchhandlung zu einem Ort, an dem sich Gleichgesinnte treffen, an dem Freundschaften entstehen und sogar Liebe. Doch noch sind die Wunden der Kriegszeit nicht verheilt, und Christa muss all ihre Klugheit und Tatkraft einsetzen, um die Buchhandlung und ihr eigenes Glück zu bewahren.


    Zur Autorin:

    Ines Thorn wurde 1964 in Leipzig geboren. Nach einer Lehre als Buchhändlerin studierte sie Germanistik, Slawistik und Kulturphilosophie. Heute arbeitet sie als freie Autorin und hat bereits zahlreiche erfolgreiche historische Romane veröffentlicht. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.


    Meine Meinung:

    Seit vielen Jahren lese ich die Bücher von Ines Thorn mit wachsender Begeisterung. Ich habe festgestellt, dass sie immer mehr zu einem ganz eigenen Erzählstil gefunden hat. Einem, der mich mit seiner Klarheit und der Kunst, viel in wenig Worten sagen zu können, sehr berührt. Und mit dem Thema - ein Buch über eine Buchhändlerin am Ende des zweiten Weltkrieges - hatte sie mich sowieso am Haken.


    Christa ist noch eine junge Frau, als der Krieg mit dem Einzug der Amerikaner in Frankfurt endlich ein Ende findet. Die Stadt ist zerstört, die Menschen hungern, haben kaum mehr ein Dach über dem Kopf, kein Feuerholz für den kommenden Winter. Bei Christa und ihrer Mutter werden Flüchtlinge einquartiert. Der Onkel kehrt schwer gezeichnet von KZ und Arbeitslager zurück und Christa nimmt den kleinen Waisenjungen Heinz bei sich auf. Aber trotz all der Not und Enge keimt stetig eine kleine Flamme der Hoffnung auf eine bessere Zukunft in ihr. Sie möchte studieren, über Bücher diskutieren, sich verlieben und endlich durchs Leben tanzen. Weder die Beschränkungen, die die Mutter ihr machen möchte, noch die Gehässigkeiten der ehemaligen Blockwartsfrau, noch das überhebliche Gebaren der siegreichen Amerikaner können sie niederzwingen. Mit unglaublicher innerer Stärke findet sie immer wieder einen Weg für sich.


    Das Schicksal der Hauptpersonen hat mich sehr berührt. Christa bewundere ich für den eisernen Willen und ihre Klugheit. Und für ihr großes Herz, welches sie für all die Menschen, die sie unabdingbar liebt, ganz weit öffnet. Und all diese herrlichen Charaktere. Der kleine Heinz ist der charmanteste siebenjährige Herzensbrecher, den man sich nur vorstellen kann. Onkel Martin kämpft mit seinen eigenen Dämonen und mit dem Paragraphen 175. Und der lockenköpfige Jago, der so gut zu Christa passen würde und der an einem dicken Geheimnis herumkaut, ist ebenfalls ein spannender und facettenreicher Mensch. Die ersten Jahre nach dem Krieg werden intensiv und authentisch erzählt. Die Entwicklung im deutschen Buchhandel nach dem Krieg spielt ebenso eine Rolle wie die Lyrik und die Diskussion Buchbegeisterter über Literatur, was sie kann, darf, muss.


    Die Buchhändlerin und die ganze Familie Schwertfeger haben einen Platz in meinem Herzen gefunden und ich freu mich total, dass ihre Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist.


    10 von 10 Eulenpunkten. Ein Jahreshighlight - in einer tollen Leserunde genossen. :love:


    ASIN/ISBN: 3499005158


    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Als der Krieg zu Ende ist, scheint es für Christa Schwertfeger und ihre Familie langsam wieder bergauf zu gehen. Ihr Onkel Martin kehrt zurück und die Buchhandlung der Familie wird wieder zum Leben erweckt. Christa wünscht sich ein Studium der Literaturwissenschaften und trotz allerlei Hindernissen scheint sich für sie dieser Weg zu öffnen. Doch dann holt der Alltag Christa wieder ein und ihre Familie stellt sie vor Entscheidungen, die ihre eigene Lebensplanung komplett über den Haufen werfen.


    Ines Thorn erzählt hier die Geschichte der Schwertfegers vom Krieg an bis 1949. Christa möchte nach den Schwernissen des Krieges ihre eigenen Wünsche erfüllen, auch wenn diese für diese Zeiten eher ungewöhnlich sind. Doch das normale Leben kommt ihr immer wieder dazwischen und die Liebe zur Familie nötigt ihr wirklich schwere Entscheidungen auf.


    Die Geschichte nimmt viele Themen der damaligen Zeit auf. Der Konflikt, den Christa und ihre Mutter Helene ausfechten ist vermutlich ganz typisch für diese Zeit. Der Wunsch neues zu wagen gegen den Wunsch doch alles so wie früher zu haben. Auch der Kontakt zu den US-Besatzern wird beschrieben und das Phänomen der Frowleins. Hier wird klar, dass es sich eben um eine Besatzung und nicht um eine Befreiung gehandelt hat.


    Schön fand ich vor allem auch die Entwicklung des Buchmarktes, die man hier miterleben kann. Man liest von den Schwierigkeiten der Buchhandlungen nach dem Krieg erlaubte Ware zu bekommen, über die erste Buchmesse und den Besuch Thomas Manns in der Frankfurter Paulskirche. Auch Ernst Rowohlt hat einen kurzen Gastauftritt.


    Mir hat das Buch gut gefallen. Der Schreibstil hat mich sofort ins Geschehen gezogen und es fiel mir schwer es zwischendrin wieder wegzulegen. Sicher hätte man auf einige Dinge noch ausführlicher eingehen können, aber für mich war das Buch in sich stimmig. Der Ausblick darauf, nächstes Jahr eine Fortsetzung darauf lesen zu können macht den Abschied von der Familie doch leichter.

    Daher von mir eine Leseempfehlung!


    9 von 10 Punkte

  • Christa Schwertfeger, eine junge Frau von noch nicht einmal zwanzig Jahren, muss früh erwachsen werden. Der Krieg ist gerade zu Ende gegangen, alles liegt in Trümmern, es gilt, das eigene Leben neu zu ordnen. Das Buch handelt davon, wie sie es schafft, sich in diesem neuen, aufblühenden Deutschland eine Zukunft aufzubauen und auf eigenen Beinen zu stehen, auch wenn so manches Hindernis dabei aus dem Weg geräumt werden will.


    Ines Thorn erzählt diese Geschichte mit Leichtigkeit und ich als Leserin konnte, einmal angefangen, kaum mit Lesen aufhören, so interessant verzahnt sind die einzelnen Episoden, ist Christas Leben mit dem Wohlergehen ihrer Mitmenschen.


    Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur Christa als Mensch, sondern im Besonderen auch ihre Liebe zur Literatur. Eine große Stärke des Buches ist der Einblick, den die Autorin uns Lesern in die Welt der Bücher gewährt, in die Arbeit einer Buchhändlerin mit allen Hürden, die es im jungen Nachkriegsdeutschland zu nehmen galt. Büchermenschen sind besondere Menschen und das ist auf jeder Seite spürbar.


    Christa gerät nicht ganz freiwillig an die Buchhandlung ihres Onkels und es ist durchaus diskussionswürdig, wie sie ihre Entscheidungen trifft, welche Rolle das eigene Umfeld oder die damals herrschenden gesellschaftlichen Konventionen auf ihrem Weg einnehmen. Ich habe dabei von einer in sich starken Frau gelesen, die sich ihren Platz im Leben erkämpft und sich stets treu bleibt. Eine gute Seele, deren Handeln bestimmt ist durch die Liebe zu ihren Mitmenschen und die dadurch auch zurückstecken muss. Ein Beispiel für ein Leben, das so oder ähnlich sicher tausendfach gelebt wurde und das, so darf man das wohl sehen, auch den Grundstein für eine neue Generation vieler Frauen gelegt hat, die ihr Leben selbstbestimmt in die Hand genommen haben.


    Die Geschichte ist rund, wobei ich dem ein oder anderen Thema vielleicht ein bisschen mehr Raum gewünscht hätte. Gelegenheit dazu gibt es sicher im zweiten Band, der im nächsten Frühjahr erscheinen wird und auf den ich mich schon jetzt sehr freue. Für „Die Buchhändlerin“ gibt es von mir 9 von 10 verdiente Eulenpunkte.

  • Dieses Buch hat bei vielen Lesern Begeisterung hervorgerufen, mich hat das Buch leider nicht so berührt.

    Zu vielen Szenen fehlten mir die Gefühle und Gedanken der einzelnen Charaktere. So blieben mir die Protagonisten fremd und ich konnte zu keinem eine richtige Beziehung aufbauen.


    Oftmals konnte ich die Entscheidungen der handelnden Personen nicht nachvollziehen. Mir fehlte im Buch eine Bezugsperson. Zu viele Themen wurden angerissen und letztendlich nicht vollständig behandelt. So hatte ich als Leser immerzu das Gefühl von einer Szene in die nächste zu stolpern.


    Dennoch habe ich das Buch binnen 2 Tagen ausgelesen. Die Schreibweise von Ines Thorn ist wie immer sehr flüssig. Für mich kann dieses Buch mit den historischen Romanen der Autorin nicht mithalten. Zu viele Personen mit zu vielen Schwierigkeiten und für mich hat es sich manchmal so angefühlt, als ob die Autorin viele Themen in dieses Buch packen will und so die Liebe zum Detail fehlte.


    Ich vergebe, bitte verzeiht mir dafür, 5 von 10 Punkten für das Buch.

  • Die Buchhandlung Schwertfeger in Frankfurt ist schon seit drei Generationen in Familienbesitz und wird von Christas Onkel Martin betrieben. Christa ist wie ihr Onkel literaturbegeistert und träumt von einem Studium, während ihre Mutter Helene möchte, dass sie die Bräuteschule besucht. Der Krieg war furchtbar, aber auch die Nachkriegszeit bringt noch böse Überraschungen für Christa. Sie sieht sich gezwungen, die Buchhandlung weiter zu betreiben und muss ihren Traum aufgeben. Die Buchhandlung wird zu ihrem Leben und sie bringt hier Gleichgesinnte zusammen. Aber sie ist auch eine junge Frau, die sich nach Liebe und Glück sehnt.


    Die schwierige Zeit während des Krieges und danach ist gut dargestellt, so dass ich mich in die Menschen einfühlen konnte. Die Not ist groß und kaum jemand wird richtig satt, und so ist sich fast jeder selbst der nächste. Trotzdem nehmen die Schwertfegers einen siebenjährigen Jungen auf, der ganz alleine ist. Alle lieben den kleinen Heinz, der ein pfiffiger und geschäftstüchtiger Kerl ist. Aber diese Liebe zu ihm und ihr Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber hindern Christa oftmals daran, ihren Weg zu gehen. Sie trägt mehr, als ein junger Mensch tragen sollte. Christa nimmt das alles hin und wirkt oft emotionslos, wenn sie eigentlich verzweifeln müsste. Es kommt auch immer wieder zu Konflikten mit ihrer Mutter, die andere Vorstellungen von Christas Zukunft hat als Christa selbst. Martins Schicksal hat mich ganz besonders berührt. Es gibt ganz wunderbare Personen wie Gunda Schwalm, Gerti Volk und Chitto, aber auch so schreckliche wie die Kleins, Professor Habicht oder auch Pfarrer Lenz.


    Viele Themen aus jener Zeit werden in diesem Roman angeschnitten – die Denunzierung und Repressalien während der Nazi-Zeit, die ewig Gestrigen, die nach Kriegsende wieder ihre Posten haben, das Moralempfinden und die Rolle der Frauen.


    Erstaunlich fand ich es, dass die Menschen selbst in größter Not dennoch eine Sehnsucht nach Literatur und Büchern hatten. Gefallen haben mir die vielen Informationen über Literatur, Lyrik, Autoren und Verlage. Besonders bewegend fand ich den Auftritt von Thomas Mann in der Frankfurter Paulskirche, der eigentlich nicht mehr nach Deutschland zurückkehren wollte, aber dann feststellte, dass „ein richtiger Schriftsteller nur dort zu Hause ist, wo man seine Sprache spricht“.


    „Die Buchhändlerin“ ist ein vielschichtiger und emotionaler Roman, der mir sehr gut gefallen hat und den ich unbedingt empfehlen möchte. Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.


    10/10

  • Mein erstes Buch von Ines Thorn war "Die Pelzhändlerin" und das war wohl auch meine erste Leserunde bei den Büchereulen. Beides habe ich auch nach all den Jahren in sehr guter Erinnerung und so war klar, dass ich auch "Die Buchhändlerin" lesen wollte und mit begleitender Leserunde sowieso.


    Die Buchhänderlin erzählt die Geschichte von Christa und ihrer untypischen Familie in der Nachkriegszeit. Christa ist in Aufbruchstimmung, endlich ist der Krieg vorbei, sie ist jung und möchte Literatur studieren. Doch gleichzeitig spürt sie die familären Verbindungen und Verpflichtungen und sucht sich ihren eigenen Weg.

    Die Mutter möchte, dass sie bald heiratet, der Onkel war Buchladenbesitzer und als solcher im KZ und braucht Untersützung und dann ist da noch der angenommene "kleine Bruder", ein elternloser Junge.

    Ich fand Christas Weg stimmig und überzeugend, sie ist keine egoistische Überfrau, die stur ihren Weg geht, sie nimmt Rücksicht, bringt Opfer, hadert damit, verfolgt ihre Träume bis zum nächsten Hindernis.

    Mir hat das sehr gut gefallen, einfach weil ich Christas Geschichte sehr glaubwürdig fand.


    Die Nachkriegszeit wird wunderbar lebendig dargestellt, viele kleine Details lassen perfektes Kopfkino entstehen. Und immer wieder gibt es erschütternde Details zum Krieg und zur Nazi-Zeit. Das Buch hat mich immer wieder sehr berührt - so intensiv hat das schon lange kein Buch mehr geschafft.


    Besonders gefallen haben mir die vielen Informationen und Details rund um Bücher, ihre Leser und die Verlagswelt in diesen Jahren. Da hält der Titel wirklich was er verspricht!


    Einziger Kritikpunkt ist, dass ich davon ausgegangen bin (und das Buch auch nicht anderes vermuten lässt), dass es sich um einen Einzelband handelt. Ohne Leserunde hätte mich so der offenen Schluss ziemlich genervt. Dank der Leserunde weiß ich immerhin, dass noch ein 2. Teil geplant ist. Da hätte ich mir gewünscht, dass irgendwo ein Hinweis stehen würde.


    Mit gut 300 Seiten ist das Buch überraschend dünn - und doch steckt so unwahrscheinlich viel darin, gefühlt habe ich viel mehr gelesen als "nur" 300 Seiten.


    Von mir gibt es auf jeden Fall die volle Punktzahl für fesselnde Lesestunden!

  • Auch ich habe den neuen Roman "Die Buchhändlerin" von Ines Thorn im Rahmen der Leserunde bei den Büchereulen lesen dürfen.


    In dem Buch steht die junge Christa Schwertfeger im Mittelpunkt der Handlung. Christa möchte nach dem Ende des zweiten Weltkrieges am liebsten Germanistik studieren. Leider werden ihr dabei einige Steine in den Weg gelegt und sie kann ihren Traum von einem Studium erst mal nicht verwirklichen. Stattdessen fängt sie in der Buchhandlung ihres Onkels in Frankfurt zum arbeiten an. Christa lernt die Arbeit dort immer mehr zu lieben, gründet dort einen Literaturzirkel und lernt einen jungen Mann kennen, in den sie sich verliebt.


    Die Geschichte rund um den Wiederaufbau der Buchhandlung Schwertfeger in Frankfurt hat mir gut gefallen. Ich fand es besonders gelungen, dass es in dem Roman viel um Bücher, Autoren und Verlage geht. Es war spannend zu erfahren, wie schwierig die Beschaffung von neuen Büchern nach dem Krieg war und welche Autoren und Themen damals besonders gerne gelesen wurden. Die Buchhandlung wird in dem Roman so anschaulich beschrieben, dass mich direkt hineinversetzten konnte und das Gefühl hatte, zwischen den Buchregalen hindurch zu wandern und den Geruch der Bücher in der Nase hatte.


    Ansonsten hatte ich beim Lesen ein paar Probleme mit den Personen in dem Buch. Sowohl Christa als auch ihre Mutter sind mir die ganze Zeit über sehr fremd geblieben. Ich konnte keinen Zugang zu ihnen finden und mich nicht in sie hineinversetzten. Ich habe bei ihnen oft die Emotionen vermisst. Für meinen Geschmack sind die meisten Personen in dem Roman zu blass und eindimensional geblieben.

    Auch hätte ich es schöner gefunden, wenn einige Szenen ausführlicher beschrieben worden wären. Manches ging mir zu schnell und mir wäre es lieber gewesen, dass Buch hätte 100 oder 200 Seiten mehr gehabt und dafür wäre die Handlung langsamer voran gegangen und ich hätte mehr über die Gedanken und Gefühle der Figuren erfahren.

    Als ich das Buch zu lesen begonnen habe, bin ich davon ausgegangen einen eigenständigen Roman zu lesen. Während der Leserunde habe ich dann erfahren, dass es eine Fortsetzung von "Die Buchhändlerin" geben wird. Ich finde es schade, dass es keinen Hinweis von Seiten des Verlages gibt, dass es sich hier um den ersten Band einer Reihe handelt.


    Ich habe das Buch gerne gelesen. Der Schreibstil ist sehr flüssig und man kann das Buch wirklich in kurzer Zeit lesen. Für mich war es nicht das große Highlight, eher eine nette Geschichte für zwischendurch.

    Ich würde das Buch mit 6 von 10 Eulenpunkten bewerten.


    Ich danke auf jeden Fall der Autorin für die sehr engagierte und sympathische Begleitung der Leserunde und dem Verlag für das Freiexemplar.

  • Bücher und Schicksale: eine starke Frau, Liebe und Literatur in den Nachkriegsjahren.


    So steht es auf der Rückseite des sehr schön gestalteten Buches. Für mich am stärksten und prägendsten war dabei tatsächlich die Literatur. Ich fand es perfekt, wie die Autorin es geschafft hat, ganz viele Themen rund um Autoren, Bücher oder Verlage der Nachkriegszeit geschickt in die Romanhandlung einzubauen. Diese Kapitel fand ich nicht nur sehr informativ, sondern sie haben mir als Buchliehbaberin auch ganz große Lesefreude bereitet. Sogar die Lyrik mit verschiedenen klassischen und neuen Gedichten hat ihren verdienten und passenden Platz im Buch gefunden.


    Gut beschrieben fand ich auch die Nachkriegsatmosphäre im zuerst zerstörten, später zumindest teilweise wiederaufgebauten Frankfurt. Wir gehen mit der Hauptperson Christa durch die von Bomben zerstörte Stadt, tanzen mit ihr in den wiedereröffneten Klubs oder freuen uns auf die D-Mark, die ein neues Leben verheißt. Dabei sind es oft Details, die mich in diese Zeit zurückversetzt haben. Leider kommt diese zeitgeschichtliche Stimmung im Mittelteil des Buches für mich zugunsten der Handlung zu kurz, was ich sehr schade fand. Hier wäre für mich weniger mehr gewesen.


    Im Mittelpunkt des Buches stehen die junge Christa und ihre Familie, die turbulente Nachkriegsjahre durchmachen müssen. Dabei verläuft vieles nicht nach Plan und Christa ist gezwungen, ihre Vorstellungen dem Leben immer wieder anzupassen. Sie ist sympathisch und sehr mitfühlend, als angekündigte „starke Frau“ habe ich sie aber nicht gesehen. Auch im Verlauf des Buches ändert sich daran leider nur wenig und so reagiert sie bis zum Ende für mich zu passiv auf die Erschütterungen ihres Lebens. Da hätte ich mir mehr Eigeninitiative, mehr Ideen und mehr Schwung von ihr gewünscht, genauso wie die in der Kurzbeschreibung angekündigte „Klugheit und Tatkraft“. Aber Christa hat im angekündigten Folgeband hoffentlich Gelegenheit sich weiterzuentwickeln, ein in Teilen offenes Ende lässt da genügend Raum.


    Schade nur, dass sich auf dem Buch kein Hinweis auf den Folgeband findet, so werden manche LeserInnen, die ein abgeschlossenes Buch erwartet haben, vielleicht enttäuscht sein.


    Vermisst habe ich auch die Emotionen in Christas Leben. Natürlich kann ich mir selbst denken, welche Enttäuschungen oder Freuden sie erlebt, aber ich lese doch, um hautnah mitzufühlen, wie sich die Protagonistin verliebt oder sie um den kleinen Pflegebruder bangt. Da war mir vieles zu distanziert und teilweise auch zu schnell erzählt. Auch hier wäre für mich weniger mehr gewesen.


    Fazit: Ein Buch, das mir vor allem wegen seiner sehr starken Kapitel über die Literatur der Nachkriegszeit in Erinnerung bleiben wird. Bei der Hauptperson Christa hätte ich mir dagegen mehr Tatkraft und Emotionen gewünscht. Insgesamt ein gutes Buch, dem ich gerne 8 von 10 Eulenpunkte gebe.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Darum geht‘s:

    Der 2. Weltkrieg ist vorbei und hinterlässt tiefe Wunden. Auch Christas Familie wurde schwer vom Schicksal getroffen. Der Vater ist verschollen und Onkel Martin, der in einem Lager interniert war, kehrt zwar zurück, ist aber nicht mehr derselbe Mensch. Dennoch blickt Christa hoffnungsvoll in die Zukunft und beginnt voller Elan ein Germanistikstudium. Ihrem Professor sind Frauen an der Universität ein Dorn im Auge und Christa muss schweren Herzens ihr Studium wieder abbrechen. Ihr Onkel bietet ihr an, ihm beim Wiederaufbau seiner Buchhandlung zu helfen. Sie liebt die Literatur und alles, was mit Büchern zusammenhängt und arbeitet sich schnell ein. Was als Übergangslösung gedacht ist, wird zu einem festen Bestandteil ihres Lebens und beschert ihr einige wertvolle Begegnungen. In dieser Zeit des Aufbaus schweben jedoch auch immer noch die Schatten des Krieges über der Familie und Christas Kampf für das eigene Glück beginnt gerade erst.


    So fand ich‘s:

    Als Büchernarr konnte ich an dem Titel „Die Buchhändlerin“ nicht einfach vorbei gehen, ohne mir Ines Thorns neuestes Werk genauer anzuschauen. Mal in den Händen, wollte ich es dann auch nicht mehr hergeben. Und es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.


    Für mich sticht dieses Buch etwas aus der Masse der historischen Romane heraus. Die Protagonistin Christa steht zwar im Vordergrund. Doch die Geschichten rund um die anderen Figuren nehmen nicht viel weniger Raum ein, was dem Leser einen breiteren Blickwinkel auf die damalige Zeit ermöglicht.


    Das Erzählte geht dadurch nicht immer allzu sehr in die Tiefe und es gab hie und da Situationen, die ich mir gefühlsmäßig intensiver hätte vorstellen können. Aber obwohl ich sehr gerne in die Gefühlswelten der jeweiligen Protagonisten eintauche, hat mir in diesem Buch gerade die etwas distanziertere Betrachtungsweise gut gefallen. So konnte vor meinem inneren Auge ein vollständigeres Bild der damaligen Zeit entstehen, was unter Umständen aus der konzentrierten Sichtweise einer einzelnen Figur nicht möglich gewesen wäre.


    Ines Thorn hat mit viel Einfühlungsvermögen von den Problemen der Nachkriegsgeneration erzählt und mir so die Zeit des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg nähergebracht – eine Zeit, über die ich bis dato noch nicht so viel gelesen hatte.


    Sehr gut gefallen haben mir auch die Abschnitte, in denen der Leser einiges über die damalige Verlagswelt erfährt. Besonders berührend fand ich es zu sehen, wie hungrig die Menschen nach dem Krieg nach Literatur waren.


    Es wird eine Fortsetzung zu diesem Buch geben. Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Christa und Co. und bin gespannt, wie es ihnen weiter ergangen ist in der Zeit des Aufbaus und Umbruchs. Ich werde jedenfalls nach dem zweiten Band Ausschau halten, um ihn dann schnell lesen zu können. Hoffentlich muss ich nicht zu lange warten.

  • Eine außergewöhnliche Geschichte, nicht über eine außergewöhnliche Frau, nein die Zeit ist es, die das Buch außergewöhnlich macht, und auch wieder nicht. Es gibt jede Menge Bücher über die Kriegs- und Nachkriegszeit. Aber persönliche Schicksale, oder wie hier, der Umgang mit Literatur, der Wiederaufbau der Verlage machen das Buch dann doch außergewöhnlich.

    Ich mag die schnörkellose Art der Autorin, ihre Geschichte um Christa und ihre Familie zu erzählen. Gefühle werden nicht breit getreten, nicht bis ins letzte auserzählt. So hat der Leser Raum, seine eigenen Gedanken und Gefühle für oder gegen die Protagonisten zu entwickeln.

    Die eigentliche starke Frau fand ich, war Helene. Sicher, wollte sie Christa versorgt wissen, in der alten Rollenstruktur gefangen, sah sie Sicherheit nur in einer Ehe. Da sie selbst als vermutliche Kriegerwitwe ihr Leben allein gestalten muss. Und es klaglos meistert. Wünscht sie sich doch für die Tochter, dass diese als Ehefrau ein angenehmeres Leben erwartet, als als studierte Literaturwissenschaftlerin.


    Alles in allem habe ich das Buch in zwei Tagen gelesen, was heißt, es hat mir wunderbar gefallen.

    Wenn ich allerdings lese, dass die Eigentümer der Adlerwerke wenige Jahre nach Gründung der BRD das Bundesverdienstkreuz bekommen haben, wird es mir übel.


    Ich lese hier, dass es eine Fortsetzung gibt, eigentlich fand ich den Schluss gut, jeder kann sich überlegen wie es mit Christa und ihren Männern weiter geht. Aber gerne werde ich den Nachfolgeband lesen.

  • Ich habe „Die Buchhändlerin“ von Ines Thorn im Rahmen einer Leserunde bei der Büchereule gelesen. Es war mein erstes Buch von Ines Thorn und ich kann es euch guten Gewissens weiter empfehlen. Ich gehe sowieso davon aus, dass die meisten bereits Bücher von ihr kennen.


    Kurz nach dem zweiten Weltkrieg möchte Christa nichts anderes als Germanistik zu studieren. Leider ist es aber so, dass Frauen an der Uni nicht anerkannt werden und außerdem ihr Vater aufgrund des Krieges verschwunden ist und ihr Onkel Martin im Gefängnis sitzt, weil er von der Nachbarin denunziert wurde. Ihr Onkel hat lange Zeit eine Buchhandlung geführt, die im Krieg enteignet wurde. Christa baut diese wieder auf und erschafft einen Wohlfühlort für bibliophile Menschen wie mich.


    Die Leserin/der Leser wird zu Beginn direkt in die Handlung geworfen und bis zum Ende nicht mehr los gelassen. Ich habe jede einzelne Seite genossen und mit Christa und ihrer Familie mitgelitten und mich mit gefreut. Die Zustände im Krieg und auch in der Nachkriegszeit erschüttern mich immer wieder aufs Neue. Vor allem, dass es einfach so möglich war, dass Waisenkinder einfach so auf der Straße leben, so wie es bei Heinzchen der Fall war. Nicht nur das, auch die Entbehrungen, die die Menschen erleiden mussten und die Ängste, die sie auch nach Kriegsende noch durchleben mussten. Ines Thorn hat all das so lebendig rüber gebracht, dass ich das ein oder andere Tränchen vergossen habe.


    Den Aufbau des Bücherladens und die Ideen, die Christa dort hinein gesteckt hat, haben mir die ganze Zeit Gänsehaut geschaffen. Nicht nur, dass es ein Wohlfühlort für Buchliebhaber ist, man trifft hier auch noch regelmäßig Gleichgesinnte. Büchereule im Real Life sozusagen. Ein kleines Extra waren hier für mich einige kleine Details über Verlage, die ich bisher noch nicht wusste.


    Wenn ihr ein Buch lesen möchtet, das von Anfang bis Ende total realistisch erzählt ist und den Sog entwickelt nicht mehr aufhören zu können, seid ihr mit „ Die Buchhändlerin“ sehr gut beraten. Ihr solltet auch die Nachkriegszeit als Schauplatz mögen. Der zweite Teil „Die Buchhändlerin: Die Macht der Worte“ erscheint am 15. Februar 2022.

  • So ganz kann ich mich den vor Begeisterung übersprudelnden Meinungen nicht anschließen.

    Natürlich renne ich auch los, wenn irgendwo „Buch“ oder „Bücher“ in einem Titel vorkommt, um es zu kaufen, und ich hatte auch richtig große Lust, das Buch sofort zu lesen.

    Aber die ersten Seiten hätten mich es fast sofort wieder verschreckt zu Seite legen lassen. Ich fand die Einführung der Personen nicht sehr gelungen und diese teilweise so überzeichnet und überdreht, dass es mich etwas gegraust hat.

    Da jedoch jedes Buch von mir eine 100-Seiten-Chance bekommt, habe ich weitergelesen und es wurde besser. Die Familie, um die es geht, wächst einem ziemlich schnell ans Herz, und ja, der Schreibstil der Autorin ist gut und flüssig zu lesen.

    Mit jedem Buch, das ich aus der Nazi-Zeit lese, wird ein weiteres großes schwarzes Loch auf die Deutschlandkarte gefetzt. Ich gestehe, dass ich von der Geschichte der Adlerwerke nichts wusste. Das hat sich nun geändert.


    Was für mich aber auch noch ein ganz großer Kritikpunkt ist (wofür die Autorin aber nichts kann), sind die auffallend vielen Grammatik- und allgemeinen Fehler, die ein Computer vermutlich nicht finden kann (worden statt wurden z. B.), mich aber echt stören, vor allem in dieser großen Anzahl, und das in einem Buch, wo es so viel um Sprache, Lyrik und Bücher geht 😕

    Da erwarte ich von einem Verlag wirklich mehr, vor allem bei 16€ für ein Taschenbuch!


    Die Geschichte bekommt sehr gern 7,5 Punkte. Ich werde sicher auch den zweiten Teil lesen.

    Der Verlag bekommt jedoch für Preisgestaltung und schlechtes Gegenlesen 2 Punkte. Da ich aber vermutlich einer der letzten Menschen bin, den das stört, fällt das eh nicht ins Gewicht.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“