'Mehr als die Erinnerung' - Seiten 001 - 079

  • manche sind sogar Fachidioten :lache wobei das dann ja im Originalsinn genau das Gegenteil meint…..

    :lache:lache:lache

    auch sehr schön dieser Verweis auf die Fachidioten ....

    Auch das dann irgendwie doppeldeutig:

    Fachidiot im Sinne wie es so verwendet wird

    oder weil Idiot (im heutigen Sprachgebrauch) in seinem Fach :/

  • Das freut mich. Der Kriminalfall soll hier eher so eine leichte Kriminote geben, um den roten Faden - das Sittengemälde der Zeit - elegant durch das Buch zu führen.

    Passt aber super rein. Und wie gesagt, für mich viel mehr Ermittlung als in dem eigentlichen historischen Krimi.

    Kann auch sein, dass es an mir und der jeweiligen Erwartungshaltung liegt. Nun bin ich nicht von einem Krimi ausgegangen.... :/

  • Ich habe letztens eine Folge "In extremen Köpfen" gehört. Da hatte eine über 80 verschiedene Persönlichkeiten. An sowas hab ich überhaupt nicht gedacht gestern Abend.

    Die Lebenspartnerin von meiner Pflegeschwester hat mehrere Persönlichkeiten. Man merkt es allerdings nur wenn man sie gut kennt. Ich habe mich immer über ihre verschiedenen Facebooknachrichten gewundert. Ganz anders geschrieben und formuliert und auch vom Inhalt her.

  • Hallo in die Runde :wave


    Gerade konnte ich den ersten Abschnitt beenden und was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Liebe MelanieM Vielen Dank für dieses Buch und auch für deine Ausführungen hier. Schön, dass du uns so aktiv durch das Buch begleitest.


    Die Geschichte hat mich von Kapitel 1 weg in eine schöne Stimmung versetzt. Auch wenn das Thema an sich natürlich kein leichtes ist. Es liest sich sehr stimmig und eröffnet mir persönlich neue und sehr spannende Thematiken. Ich lese sehr gerne historische Bücher, bin aber eher immer im Mittelalter unterwegs gewesen. Ich glaube, dass wird sich jetzt ändern ;)


    Vieles wurde zum ersten Abschnitt bereits gesagt und größtenteils schließe ich mich dem gesagten an.


    Auf die Entwicklung von Fräulein Brunner bin ich sehr gespannt und denke gerade darüber nach, ob nicht vielleicht sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Vermutlich hat sie wirklich Missbrauch erfahren. Aber ich überlege auch, ob dadurch ihre Persönlichkeitsstörung nicht doch noch schwerwiegender geworden ist, als es zum jetzigen Zeitpunkt vermutet wird. Offensichtlich war sie ja auch schwanger und ihr wurde das Kind weggenommen. Wie genau weiß ich noch nicht, aber möglicherweise gibt es da einen Zusammenhang. Natürlich kann ich mich da aber auch täuschen und das ist zu weit hergeholt :gruebel

  • Das ist jetzt ein putziger Zufall - ich habe noch ein geschlossenes Pseudonym für humorvolle Sachbücher und die Agentur von Windscheid fragte gerade heute bei meinem Verlag, in dem diese Bücher erschienen sind, nach meinen pseudonymisierten Alter Ego für einen Podcast an. Ich habe jetzt erst mal meine Pressereferentin des Verlags gebeten, nachzuhaken, worum es geht.

    Was? :grin

    Das ist so großartig. Da solltest du auf jeden Fall mal drüber nachdenken. Seine Podcasts sind großartig.

  • Die Lebenspartnerin von meiner Pflegeschwester hat mehrere Persönlichkeiten. Man merkt es allerdings nur wenn man sie gut kennt. Ich habe mich immer über ihre verschiedenen Facebooknachrichten gewundert. Ganz anders geschrieben und formuliert und auch vom Inhalt her.

    Das ist gruselig.
    In der oben erwähnten Folge hat diese Frau gesagt, dass sie ihre Persönlichkeiten wie eine Firma führt. Es wird abgestimmt, wer das Sagen hat, zum Beispiel bei dem Podcast und alle anderen reden dann nicht. Das klappt wohl auch.
    Am Ende hat sich kurz einer der anderen ganz höflich zu Wort gemeldet. Das war sowohl gruselig als auch total niedlich.

  • Auf die Entwicklung von Fräulein Brunner bin ich sehr gespannt und denke gerade darüber nach, ob nicht vielleicht sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnte. Vermutlich hat sie wirklich Missbrauch erfahren. Aber ich überlege auch, ob dadurch ihre Persönlichkeitsstörung nicht doch noch schwerwiegender geworden ist, als es zum jetzigen Zeitpunkt vermutet wird. Offensichtlich war sie ja auch schwanger und ihr wurde das Kind weggenommen. Wie genau weiß ich noch nicht, aber möglicherweise gibt es da einen Zusammenhang. Natürlich kann ich mich da aber auch täuschen und das ist zu weit hergeholt :gruebel

    Das ist auch ein sehr interessanter Gedanke...........

  • Ganz allgemein - das Konzept der multiplen Persönlichkeit, wie es in vielen Romanen vorkommt, ist unter Fachleuten stark umstritten - also dass es da von einander unabhängige Persönlichkeiten gibt, auf die der Mensch keinen Einfluss hat und an deren Taten er sich nicht erinnert (beliebtes Romanthema).


    Was es gibt, ist die dissoziative Identitätsstörung, die verschiedene Ausprägungen haben kann. Im schlimmsten Fall kann es sich auch so anfühlen, als gäbe es mehrere verschiedene Persönlichkeiten, aber es gibt auch abgeschwächtere Formen, bei denen es nur Erinnerungslücken gibt, ohne dass es eine Vielzahl von Persönlichkeiten gibt. Die abgeschwächteren Formen sind viel häufiger. Und in gewisser Weise sind wir alle "multiple Persönlichkeiten", weil wir in unterschiedlichen Lebensphasen unterschiedliche Rollen spielen. Der Chef auf der Arbeit ist ein anderer, als der Sohn, der seine Eltern besucht, der Ehemann, Vater, Bruder oder Freund. Krass sah man so etwas ja bei Nazi-Größen. Der KZ-Scherge, der Leute zu Tode quält versus dem liebenden Vater und dem Hundefreund.

    Normalerweise ist uns aber bewusst, dass wir unterschiedliche Seiten haben, wir nutzen das auch ganz bewusst. Bei dissoziativen Identitätsstörungen geht dieses Bewusstsein verloren. Dann gibt es oft keine Erinnerung.

    Die multiple Persönlichkeitsstörung ist dabei eine in der Wissenschaft umstrittene Maximal-Ausprägung, die sehr selten ist. Wer seine Persönlichkeiten wie eine Firma führen kann, hat ja Zugang und eine Strategie gefunden, seine Persönlichkeitsanteile bewusst interagieren zu lassen, so wie es normale Menschen unbewusst tun.


    Was genau mit Juliane Brunner ist, kommt dann später, wenn es mehr um ihr Störungsbild in einem der folgenden Abschnitte geht.

  • Vielen Dank MelanieM für Deine Erläuterungen - das macht das Thema gleich noch einmal spannender. Es ist das erste Buch, das ich von Dir lese, aber ich denke, es wird nicht das letzte sein.


    Ich habe mich sehr gut in die Geschichte eingefunden. Gut Molenberg als Irrenanstalt finde ich sehr interessant. Ich denke, für die damalige Zeit war das Konzept sehr fortschrittlich und vielleicht auch nicht unumstritten, aber ich finde es gut.

    Dr. Weiss wird in den 12 dunkeln Jahren unter den Nazis sicher eine große Karriere vor sich haben.... Der Mann ist gruselig

    Den Gedanken hatte ich auch. Mit seinen Ansichten passt er für mich nicht wirklich ins Konzept von Gut Molenberg, denn dort werden die Patienten respektvoll behandelt.


    Friederike gefällt mir besonders, sie kümmert sich sehr liebevoll um ihre Patienten und auch um ihren Mann Bernhard. Bei ihm frage ich mich, ob seine Verletzung wirklich irreversibel ist, denn gegen Ende des Abschnitts hatte ich den Eindruck, dass ein kleiner Fortschritt zu erkennen ist - auch Friederike wundert sich ja, dass seine Äußerungen anders sind als sonst (ich kann das gerade schlecht beschreiben). Mir hat übrigens gut gefallen, dass auch Sexualität zwischen Bernhard und Friederike ein Thema ist - dass Menschen mit einer Behinderung auch sexuelle Bedürfnisse haben, wird oft übersehen.


    Walter gefällt mir, ich mag seine Art, wie er mit den Patienten umgeht. Ich finde es auch gar nicht so merkwürdig, dass er nicht über seine Vergangenheit reden mag. Natürlich kann das bedeuten, dass er etwas zu verbergen hat, es kann aber auch einfach sein, dass er Schlimmes erlebt hat und darüber nicht sprechen möchte, weil es ihn aufwühlt.


    Der arme Kuno gerät unter Mordverdacht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er etwas mit dem Tod von Trudi zu tun hat - möglicherweise war es derjenige, der sie geschwängert hat, wobei der ihr vermutlich nicht den Bauch aufgeschlitzt hätte, denn ihm wäre eher daran gelegen gewesen, dass es wie ein Selbstmord aussieht und nicht unnötig Aufmerksamkeit erregt.

  • Mir hat übrigens gut gefallen, dass auch Sexualität zwischen Bernhard und Friederike ein Thema ist - dass Menschen mit einer Behinderung auch sexuelle Bedürfnisse haben, wird oft übersehen.

    Mir hat gefallen, wie einfühlsam und realistisch das hier beschrieben wird. Zuerst konnte ich mir das gar nicht vorstellen mit einem Mann, der wie ein Kind denkt. Aber dann war alles ganz natürlich und gut.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zuerst konnte ich mir das gar nicht vorstellen mit einem Mann, der wie ein Kind denkt.

    In Wahrheit denkt er ja auch gar nicht wie ein Kind - er erinnert nur von seinen funktionellen Einschränkungen an ein Kind. Aber er ist nach wie vor ein Erwachsener, auch wenn sein Verhalten kindlich anmutet. Es werden in Abschnitt 3 noch Rückblenden kommen, da lernt man ihn dann so kennen, wie er war, bevor er verletzt wurde.

  • Walter mag ich, ich bin mir gar nicht sicher, ob er was zu verbergen hat, obwohl er schon zwielichtig dargestellt wird.

    Da bin ich vollkommen einer Meinung mit Dir... Er hat ja eindeutig Mohlenberg als Ziel...

    Kuno: Ich glaube keine Sekunde, dass er die Magd getötet

    Auch da bin ich vollkommen bei Dir...

    Ich glaube auch an etwas wie Vergewaltigung oder jahrelangen Missbrauch bei Juliane

    Ja, diese Spekulation haben wir ebenfalls gemeinsam...

  • Upps, tatsächlich? Es kommt einem so aus der Zeit gefallen vor... Weißt Du rein zufällig ungefähr (ohne jetzt groß Nachschlagen zu müssen...) , wann es sich geändert hat? Denn "Im Lautlosen" spricht man doch schon Psychiatrie...?

    In Im Lautlosen gibt es diese Szene, als Richard und Fritz als Sanitätsoffiziere in Afrika sind, wo sie noch über diese Berufsbezeichnungen witzeln. Tatsächlich war es im 2. WK noch üblich, dass zu einem Sanitätsbataillon auch zwei "Irrenpfleger" gehören mussten. Psychiater nannte man schon nicht mehr Irrenärzte, sondern Psychiater, aber bei den Pflegekräften waren es oft noch die Krankenwärter oder Irrenpfleger als veraltete Begriffe in Stellenbeschreibungen. Übrigens gab es noch bis 2020 noch die offizielle Bezeichnung "Schwachsinn" für geistig Behinderte - und zwar im Strafgesetzbuch. Das wurde erst zum 1. Januar 2021 geändert. https://lexetius.com/StGB/20,2

    Vielleicht kann sie es ja mal beenden????

    Mal sehen, was sich im Roman noch so ergibt :-)

  • Dr. Meinhardt: Ein etwas "schwacher" Charakter,

    Bei Friederike und Dr. Weiß bin ich mit Deiner Charakterisierung weitgehend einverstanden, aber Dr. Meinhardt empfinde ich keineswegs als schwachen Charakter... Wieso kommst Du darauf?

    Walter: Kleines Schlitzohr

    Nee, ich glaube, Walter hat Gut Mohlenberg ganz bewusst gesucht... Ich glaube, er hat einen ganz konkreten Plan (irgendwo stand etwas von "ein Ziel, dass er hat" - leider finde ich die Stelle nicht mehr)... Zwischendurch habe ich schon kurz gedacht, er sei "under cover" unterwegs, er will etwas herausbekommen... Und er ist nicht blöd, z.B. dass er gerade da die Tür repariert, als der Kommissar und der Arzt da sind - das war doch kein Zufall...???