Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

  • Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
    Krüger Verlag. 384 Seiten
    ISBN-13: 978-3810510792. 18,99€
    Originaltitel: The Unlikely Pilgrimage of Harold Fry
    Übersetzerin: Maria Andreas-Hoole


    Verlagstext
    Eigentlich wollte er nur zum Briefkasten. Dann geht er 1000 Kilometer zu Fuß. Ein unvergesslicher Roman, der die ganze Welt erobert. "Ich bin auf dem Weg. Du musst nur durchhalten. Ich werde Dich retten, Du wirst schon sehen. Ich werde laufen, und Du wirst leben." Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle. Ein ganz außergewöhnlicher und tief berührender Roman – über Geheimnisse, besondere Momente und zufällige Begegnungen, die uns von Grund auf verändern. Über Tapferkeit und Betrug, Liebe und Loyalität und ein ganz unscheinbares Paar Segelschuhe.
    »Wer Harold begegnet, den lässt er nicht wieder los.« The Times


    Die Autorin
    Rachel Joyce weiß, wie man Menschen mit Worten ganz direkt berührt. Die Autorin hat über 20 Original-Hörspiele für die BBC verfasst und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Daneben hat sie Stoffe fürs Fernsehen bearbeitet und auch selbst als Schauspielerin für Theater und Film gearbeitet. ›Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry‹ ist ihr erster Roman. Er erscheint in über 30 Ländern auf der ganzen Welt. Rachel Joyce lebt mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in Gloucestershire auf dem Land.


    Inhalt
    In Bootsschuhen ist Harold Fry sicherlich nicht 1000km durch England gepilgert. Die auf dem Buchcover abgebildeten Docksiders erinnerten mich bei jedem Aufschlagen des Buches daran, dass Rachel Joyce mir ein modernes Märchen erzählt. Harold ist seit einiger Zeit Rentner und verbringt seine Zeit auf einem nach drei Seiten eingezäunten winzigen Grundstück - "mit Wäschespinne". Die beinahe wortlose Routine seiner Ehe mit Maureen endet, als ein Brief im rosafarbenen Umschlag eintrifft. Queenie, vor 20 Jahren Harolds Kollegin und Vertraute, liegt in einem schottischen Hospiz im Sterben. Anstatt seinen Antwortbrief "Halte durch, ich komme!" an Queenie einfach nur in den Briefkasten zu werfen, marschiert Harold los in Richtung Norden - zu Queenie. Harold, der kaum je weiter als vom Haus zum Auto gegangen ist, beginnt unvorbereitet und ohne geeignete Schuhe einen Pilgermarsch durch England, von der Südküste bis an die Grenze zu Schottland. Dutzende von Gründen könnten mir beim Lesen einfallen, warum ein nicht sonderlich fitter älterer Mann die 1000km bis an die schottische Grenze nicht schaffen wird. Maureen macht mir Sorgen - wie wird sie ohne ihren Harold überhaupt mit dem Leben zurechtkommen?


    Um zu erfahren, ob die schwer kranke Queenie noch durchhält, muss ich Harold auf seiner Wallfahrt begleiten. Die Welt ist klein, erfährt Harold; denn er trifft Bekannte und bekommt auf seiner Pilgertour sofort Anerkennung von Fremden für seinen verrückten Plan. Stärker als mit seinen schmerzenden Füße, den täglichen körperlichen Qualen, seiner Suche nach Unterkunft bei fremden Menschen ringt Harold mit sich. Mit jedem Schritt scheint Harold seine Freundschaft zu Queenie näher zu begreifen. Er hatte seine Kollegin damals feige im Stich gelassen hat, als sie ihn brauchte. Auch sein Versagen als Vater und Ehemann geht Harold durch den Kopf, während er wie ein Automat weiter marschiert. Maschieren, um seine Fehler wieder gutzumachen. Die Spuren seines Kampfes gegen sich selbst und seine menschlichen Schwächen, gegen Durst und Sonnenbrand, lassen Harold nach einigen Tagen bereits einem wettergegerbten Piraten ähneln. Harold trifft Menschen, denen er etwas zu geben hat, und erlebt einen Wendepunkt, als er selbst Fürsorge anderer annehmen kann.


    Will ich überhaupt erfahren, was Harold und Queenie verbunden hat? Müsste ich mich nicht mit Queenies nahendem Tod auseinandersetzen, falls Harold je Queenies Hospiz erreichen sollte? Harolds ungewöhnliche Aktion spricht die kauzigsten Typen dieser Welt an - und viele, die selbst hoffen ihre Krebserkrankung zu überwinden. Schon bald kapern die Medien Harolds Aktion, der Lärm seiner Fans stört, die ganze Geschichte scheint aus dem Ruder zu laufen. Harold hat mich spontan an Tom und Jess, Anthony McCartens Helden in "Hand aufs Herz" erinnert, deren skurile Idee ebenfalls von der öffentlichem Aufmerksamkeit gekapert wird. Harolds Kampf gegen seine Lebenslügen entwickelt sich auch zu einem Kampf gegen die Vereinnahmung durch Fremde, die sich Rettung durch ihr Idol erhoffen. Harold muss erkennen, dass er nicht allen helfen kann, die ihre letzte Hoffnung in ihn setzen. Es geht jetzt allein um Queenie.


    Fazit
    Rachel Joyce hat in ihrem anrührenden und in seinen Details sensibel beobachteten Roman nicht nur dem Pilgern in Zeiten moderner Medien ein Denkmal gesetzt, sondern mit britischem Understatement ein kluges Buch über das Altern, das Sterben und unsere Sprachlosigkeit gegenüber diesen elementaren Ereignissen vorgelegt.


    9 von 10 Punkten

  • Ich kann Buchdoktor ganz und gar zustimmen. Die ganze Zeit habe ich mitgefühlt und mit gelitten. Seine "Anhänger" machten mich ein wenig nervös und ich war dankbar, dass Harold sich wieder alleine fortbewegen konnte.


    Ich wünsche diesem Buch ganz viele Leser und es bekommt von mir 10 Punkte!

  • Der Buchdoktor hat ja schon gut und viel über dieses Buch geschrieben. Es gibt dem eigentlich auch nichts mehr hinzu zu fügen.
    Ich möchte hiermit nur noch mal vermelden, es ist ein wunderbares Buch. Ich konnte mich sehr gut rein fühlen und habe es sehr genossen zu lesen.
    Es war hart wie der Zustand von Queenie beschrieben wurde. Aber durch meine Arbeit komme ich mit so Erkrankungen immerzu in Berührung. Es ist mir also nicht fremd. Darum war es noch relativ gut weg zu stecken. Auch wurde es durch das recht lustige Ende, wo ich doch arg geschmunzelt habe, wieder wett gemacht. :-)
    Es schickt sich vielleicht nicht, Vergleiche an zu stellen. Aber wer auch das Pilgerbuch von Hape kennt. Dies finde ich um Längen besser. Was wahrscheinlich damit zusammen hängt, das das die Realität war. ;-)
    Dieses Buch verdient trotzdem gelesen zu werden, weil es auch sehr schön ist.
    Es bekommt von mir 8 Punkte. :-)

  • Mich hat das Buch unwahrscheinlich berührt. Das Buch war schön, sehr sehr schön und sehr sehr berührend. Mehr als einmal schossen mir spontan die Tränen in die Augen und ich musste erstmal ein bisschen vor mich hin blinzeln. Es ist so berührend zu lesen wie das Leben der beiden Eheleute durch die Wanderung von Harold geändert wird und man diese Veränderung auch mitbekommt und mitlebt. Ich konnte mich unwahrscheinlich gut in Harold hinversetzen, in das, was er dachte und fühlte. Das fand ich gut gelungen, der Schreibstil war sehr gut. Irgendwie sehe ich eine Ähnlichkeit zu Forrest Gump, der auch seinen Weg immer weiter gegangen ist. Das Buch bekommt definitiv 10 von 10 Eulenpunkte oder auch 5 von 5 Sternen (meine Wertung). Klasse!

  • Auch von mir gibt es klare 10 von 10 Punkten - und ich glaube, ein neues Jahreshighlight!


    Wo ich zu Beginn des Buches noch gedacht habe, was Harold denn für ein seniler alter Sack ist, da hatte ich ihn doch schon auf der Hälfte des Buches so sehr ins Herz geschlossen, dass ich mit ihm mitgelitten habe, als der ganze Trubel um das Pilgern beginnt.


    Auch bei mir war es ähnlich wie bei eve: Wenn man sich auch nur annähernd auf das Buch einlässt und sich klar macht, was Harold (und auch seine Frau Maureen!) in seiner Pilgerzeit alles lernt, sich wieder ins Gedächtnis ruft und merkt, dass er sich - wenn er sich auf die wirklich wichtigen Dinge in seinem Leben konzentriert - viel besser fühlt.... dann kommt das ein oder andere Tränchen, weil die eigene Borniertheit wie ein Hammer kommt und einen trifft.


    Ich habe das Buch ja hier als Wanderbuch gelesen, und ich bin wirklich - trotz des Preises - fast schon überzeugt, dass ich das Buch auch noch kaufen werde. In ihm stehen so viele schöne Sätze, so viele tolle Gedanken und es ist einfach so wunderbar traurig geschrieben, und im nächsten Moment himmelhochjauchzend, dass ich es einfach haben MUSS!


    Mein Fazit also: :anbet

  • Rachel Joyce beschreibt hier einen berührenden Roman.
    Da ist der 64jährige Harold Fry, seit kurzem Rentner mit seiner Frau Maureen, die beiden
    leben nur noch nebeneiander her.
    Als Harold von einer früheren Kollegin Queenie einen Brief erhält, mit der Nachricht, das sie an Krebs erkrankt ist, wird er nachdenklich.
    Er will ihr antworten und schreibt einen Brief, von Maureen verabschiedet er sich, ich gehe mal eben zum Briefkasten.
    Dann geht er immer weiter, er lässt Queenie ausrichten, sie soll aushalten, er ist auf dem Weg zu ihr.
    Es ist schön zu lesen, wie Harold nur mit Segelschuhen den langen Weg geht. Seine Gedanken gehen zu der Zeit als er seine Frau kennelernte und und er sich kennenlernten. Er denkt an seine Eltern, die ihn nie wollten und an seine Beziehung zu David seinen Sohn


    Immer wieder ist er fast am Ende seiner Kräfte, er zweifelt ob das alles Sinn macht, aber er kämpft sich voran und wir mit ihm. 87 Tage dauert seine Pilgerreise, Queenie und Maureen schickt er von unterwegs immer wieder Nachrichten. Auch Maureen denkt inzwischen über Harold und ihre Ehe nach.


    Fast am Schluss erfährt man noch eine wichtige Begebenheit und das Ende ist traurig und schön.


    Der Roman liest sich schnell, der Schreibstil ist einfühlsam und nie langweilig. Man kämpft sich mit Harold weiter und kann fast die Schmerzen miterleben.Ich habe ihn gerne gelesen.

    Ich gebe 9 von 10 Punkten

  • Ich bin noch nicht fertig, ich habe es als Wanderbuch und nun auch selber hier stehen. Ich MUSSTE es einfach besitzen.
    Wie oft möchte ich mit einem Textmarker Sätze markieren, sehe mich Nicken oder Harold anfeuern und Queenie zu rufen er kommt bitte halt durch.


    Ein wunderbares Buch über die Ehe über Freundschaft und auch über das was wir mit unserem Leben machen oder auch nicht.
    Es macht Spaß Harod zu begleiten und manchmal ertappe ich mich dabei mir auch Docksiders zu kaufen und los zuwandern, es muss etwas ganz erstaunliches mit einem machen.


    Die Menschen die Harold begegnet sind genau so einzigartig und jeder einzelne gibt Harold etwas mit auf seinem 1000km Fußmarsch.


    Ein Highlight für mich.

  • Zum Inhalt des Romans wurde schon einiges geschrieben.
    Der Roman von Rachel Joyce lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Der Roman erzählt von Harols Reise und seinen Erinnerungen an sein Leben mit seiner Frau und seinem Sohn David. Die Beziehungen zu diesen scheinen nicht die Besten zu sein. Zwischen durch wird auch kurz aus Maureens (seine Frau) erzählt, die nicht gerade begeistert ist, dass ihr Mann zu dieser Pilgerreise aufgebrochen ist.
    Harold trifft auf seiner Wanderung viele Menschen; diese Begegnungen besitzen für mich jedoch keine Tiefe. Ich bin nicht so der gläubige (christliche) Typ und habe mich des Öfteren gefragt, was mir dieses Buch eigentlich sagen will. Ich habe darauf aber keine Antwort gefunden.
    Insgesamt lässt sich das Buch aber ganz gut lesen und erhält deshalb von mir 7 Punkte.

  • Ich mache es wie Kirsten und lasse die Inhaltangabe mal weg, da die anderen ja schon einiges darüber geschrieben haben.


    Am Anfang hat es eine Weile gedauert, bis ich ins Buch gefunden habe und mit den Figuren des Buches mitfühlen konnte. Ironischerweise hat mir zuerst Maureens Sichtweise deutlich mehr eingeleuchtet, als die Harolds. Ich habe den Kopf geschüttelt über den alten Herrn, dass er so einfach losmarschiert ist und sich über das "Danach" keine Gedanken macht. Ich fand ihn aber liebenswert in seiner kauzigen, nachdenklichen Art und fühlte mich auch immer mehr zu ihm hingezogen, je mehr er über sich, seine Ehe und die Welt nachdachte.
    Harolds Reise, die nicht nur ihn und seine Frau beeinflusst, sondern auch viele andere Menschen, hat mich neugierig gemacht und bald schon konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    Die Rätsel um Harolds und Queenies Freundschaft und natürlich um seinen Sohn David haben mich gerade in ihrer Einfachheit sehr bewegt. Man denkt sich im Laufe des Buches die schlimmsten, die absurdesten Theorien diesbezüglich aus - und wenn dann schließlich die Beweggründe aufgedeckt werden, sind sie eigentlich ganz schlicht, aber trotzdem sehr berührend.


    Ich habe mich auf Harolds Pilgerreise nicht gelangweilt, sondern ihm, seiner Frau, Queenie und überhaupt allen die Daumen gedrückt - am Ende kann natürlich nicht für alle alles gut werden, aber es fühlte sich beinahe so an.
    Die Schlichtheit der Geschichte und die vielen Gründe, die Harold zu seinem Loslaufen bewogen haben, haben mich angesprochen und oft nachdenken lassen. Der ein oder andere Aspekt des Buches ging mir ohne weitere Ausführungen oder großartige Spannungsmomente direkt unter die Haut.


    Es war eines der leisen Bücher, die man sonst vielleicht übersehen würde, aber gerade deswegen nicht übersehen sollte.


    Vielen Dank für das Wanderbuch und 8 Eulenpunkte von mir.

  • Auch ich durfte das Buch als Wanderbuch lesen, herzlichen Dank.
    Blackie hat recht, es ist eines der leisen Bücher, auch ich hätte es außerhalb der WB-Ecke wohl kaum wahrgenommen und das wäre wirklich schade. Ja, es ist ein modernes Märchen, das aber so oder ähnlich durchaus denkbar wäre.
    Skurril, anrührend die Hauptperson Harold, erschreckend lebensecht die Trittbrettfahrer mit allen liebens- und verachtenswerten Macken.
    Ich wünsche diesem Buch noch viele Leser.
    Und vor allem vielen Lesern dieses Buch!
    9 Eulenpunkte

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Moin Leute,


    dank meiner Lesemaus und den Wanderbüchern (Dank an Queeny) bekam ich den Harold Fry auch in die Finger.


    Es las sich sichtig klasse, sehr humorvoll und machte neugierig.


    Aber:


    Mit so einer Wendung hatte ich nicht wirklich gerechnet. Ok, dass Queenie stirbt war mir schon irgendwie klar. Aber meine Meinung, dass das Ableben von Queenie mit dick Zuckerguss und *sniff* zu Ende geht, musste ich dafür kräftig revidieren.


    Sehr lesenswert ( :schlaeger auch für Männer! ;) )


    Gruß
    Lyros

    Wenn der Finger auf den Mond zeigt, schaut der Dumme auf den Finger (Chinesisches Sprichwort)

  • Zum Glück habe ich dieses wunderbare Buch gelesen. Es passt grad irgendwie zu meinem Leben und lässt mich auch nicht los. Die Vorstellung einfach etwas unerwartetes und verrücktes zu machen ist einfach grandios. Und da ich glaube, dass einfaches Laufen wahre Wunder wirken kann, bekräftigt mich in meinem Wunsch eine Pilgerreise zu machen.


    Zu Harold ist zu sagen, dass ich ihn einfach mochte und ich denke er macht sich kleiner als er wirklich ist. Auch Maureen fand ich sympathisch und ihre Wandlung im Laufe der Geschichte auch. Selbst Rex findet seine Aufgabe und so hat Harolds Laufen am Ende eine Auswirkung auf soviele Menschen, das ist unglaublich.


    Die Geschichte selbst finde ich sehr gut aufgebaut. Mit jeder Etappe lernt man ein Steinchen mehr der Lebensgeschichte und man muss einfach weiter lesen, weil man unbedingt wissen will, was wirklich passiert ist. Zwar habe ich mir schon gedacht was es mit David auf sich hat, aber es dann zu lesen hat mich wirklich berührt. Auch der Grund warum Queenie gegangen ist und Maureens Geheimniss haben ihren Teil daran, wie alle die letzten 20 Jahre verbracht haben.


    Gestört hat mich ein wenig die Passagen, wo diese ganzen Pilger dazu kamen. Die haben mich einfach nur genervt, so wie Harold auch. Auf der anderen Seite kann ich mir sowas echt gut vorstellen, dass sowas wirklich passiert.


    Was Queenie angeht, hätte ich mir ehrlich gesagt gewünscht, sie hätte eine andere Art von Krebs gehabt. Ich fand das Bild wirklich sehr verstörend und unnötig brutal.


    Die letzten 20 Seiten habe ich nur geheult und ich fange fast schon wieder an, während ich schreibe. Ein Buch das wirklich zu Herzen geht. Schon alleine wegen der ganzen kleinen Nebengeschichten der Leute die er trifft. Alles so unglaublich normale Menschen, die alle Päckchen zu tragen haben und nach Außen hin eine perfekte Fassade bieten.


    Von mir 10 Punkte. Ein Buch, das gelesen werden muss.

  • Klappentext:
    Eigentlich wollte er nur zum Briefkasten. Dann geht er 1000 Kilometer zu Fuß. Von Südengland bis an die schottische Grenze – eine Reise fürs Leben, eine Geschichte von Tapferkeit, Betrug, Liebe, Loyalität und einem ganz unscheinbaren Paar Segelschuhen.


    Ein unvergesslicher Roman, der die ganze Welt erobert.


    Harold ist seit sechs Monaten pensioniert, aber auch vorher bestand sein Leben aus mehr Routine und wenig Abwechslung.


    Eines Tages erreicht ihn ein Brief einer Frau mit der ihn einmal eine Freundschaft verband und die genauso lautlos wie sie in sein Leben trat, dieses auch wieder verließ. Queenie hat Krebs, sie wird sterben und sie will Harold davon informieren. Nach 20 Jahren das erste Lebenszeichen von ihr.


    Harold ist überrumpelt, er verfasst eine kurze Antwort und will den Brief in den nächstgelegenen Briefkasten einwerfen. Doch während er losgeht, verändert sich etwas in ihm, ein Drang, manches zurecht zu rücken und dem eigenen Leben einen Sinn zu geben, eine Spur zu hinterlassen beseelen Harold von einer Sekunde auf die andere. Er beschließt den Weg zu Queenie quer durch England zu Fuß zu gehen und er geht einfach los.


    Menschliche Schicksale begegnen ihm auf seiner Wanderung und mit jedem Schritt kommt Harold nicht nur Queenie näher sondern ganz langsam auch sich selbst und seiner eigenen Wunde, seinem eigenen Schicksal.


    Rachel Joyce bedient sich eines sehr philosophischen Schreibstils, der durch den geschickten Einsatz von Metaphern es den LeserInnen erleichtert sich mit Harold auf die Reise zu begeben.


    Harold ist ein sympathischer Protagonist, dessen Stärken aber auch Schwächen so deutlich dargestellt werden, dass es die LeserInnen oft schmerzt.


    Ein gefühlvolles Buch, das ab und an ein wenig zu blumig umschreibt, uns aber dennoch tief im Herzen zu berühren vermag.


    Ich vergebe 6 von 10 Eulenpunkten

  • Eines vorweg: ich hab das Buch im englischen Original gelesen. Und kann es durchaus auch denen empfehlen, die noch nicht ganz so sattelfest in dieser Sprache sind, denn es es in einem recht einfachen Schreibstil geschrieben.


    Dieser Schreibstil war es aber auch, der fuer einen etwas schwierigen Einstieg in die Geschichte fuer mich sorgt. Irgendwie hatte ich die ersten 100 Seiten immer das Gefuehl, dass diese einfache Schreibweise auch mit recht einfachen Inhalt daher kommt - mit relativ einfach gestrickten Protagonisten und mehr oder weniger banale Lebensweisheiten, die Harald da auf seiner Wanderschaft lernt.


    Alle Menschen sind gleich und doch sind wir alle verschieden.


    Kein direktes Zitat (kann die Stelle nicht mehr finden), aber eine der Stellen, wo ich schliesslich doch mehr und mehr ins Buch reinfinden konnte. Denn Rachel Joyce schafft es doch alles in allem diesen Phrasen immer ein bischen mehr Tiefe zu geben. Dabei helfen die Menschen die Harald begegnen und auch seine Gedankengaenge, die erst nach und nach die Fragen nach der Vergangenheit mit seiner Familie und mit Queenie aufdecken. Zum Teil voraussehbar, zum Teil hat es mich am Ende dann doch sehr ueberrascht, um nicht zu sagen umgehauen.


    Nicht alle Figuren sind wirklich gut entwickelt. Ehrlich gesagt, lernt man die meisten nur sehr oberflaechlich kennen. Und nur wenige erlauben den Leser etwas an der Oberflaeche zu kratzen und den wahren Charakter zu sehen. Und diesem Mal war das fuer mich als Leser gar nicht mal so enttaeuschend wie ich es vielleicht in anderen Buechern gern mal beklage. Hier zeigt es eigentlich nur genau das, was wir auch im wirklichen Leben erleben. Wir kennen die meisten Menschen in Wahrheit nur oberflaechlich und erfahren nur selten was wirklich in ihnen vorgeht.


    Fazit: Ein Buch, das mich durchaus ein wenig zum Nachdenken gebracht hat und gleichzeitig ein paar Stellen zum schmunzeln bot. Literarisch nicht 100% ueberzeugend, gleichwohl wird es mir ganz gewiss im Gedaechtnis bleiben und weiter empfohlen werden.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Nach knapp sechzig Seiten habe ich das Buch abgebrochen. Zwar fand ich die Idee und die Geschichte an sich interessant, aber der Schreibstil und die Ausführung haben mich nicht überzeugt. Ich vermag nicht mal zu sagen, woran das genau liegt. Als Film könnte ich mir das gut vorstellen, aber als Buch konnte es mich nicht fesseln.


    Vielleicht - wie gesagt, die Story an sich interessiert mich schon - gebe ich dem Buch zu einem späteren Zeitpunkt nochmals eine Chance, dann jedoch im englischen Original. Denn vielleicht liegt es ja an der Übersetzung. Im Moment reizt es mich jedoch überhaupt nicht, noch über dreihundert weitere Seiten zu lesen, bis Harold an seinem Ziel ankommt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das Buch habe ich als Wanderbuch gelesen.
    Es war mein erstes Buch der Autorin und lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits hat es mir die Idee total angetan, daher hatte ich mich auch für das Wanderbuch eingetragen. Andererseits fand ich es stellenweise eher langweilig, da es oft eine zeitlang nur darum ging, wie Harold Fry läuft und läuft und läuft. Das war mir stellenweise wohl zu lang, wobei das auf der anderen Seite bestimmt verdeutlichen sollte, wie weit er wirklich gelaufen ist.
    Zwischendurch gab es dann immer wieder sehr lustige Begegnungen, die mir dann doch sehr gut gefallen haben.
    Allerdings habe ich das Buch wohl eher "so vor mich hingelesen"...


    Insgesamt vergebe ich für dieses Buch für Zwischendurch, wie ich finde, 6 von 10 Punkte.

  • Die Idee des Buches hatte mir zugesagt und ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut. Zwischenzeitlich hatte ich dann jedoch so ein paar kleinere Probleme mit dem Schreibstil und empfand es manchmal eher schlicht wie ein Jugendbuch. Auch die Verhaltensweisen der Protagonisten fand ich leider nicht immer nachvollziehbar und manchmal auch etwas zu naiv. Gegen Ende des Buches ging es mir dann ein wenig zu stark ins slapstickhafte. Es sollte wohl generell das Massen- und Medienverhalten kritisiert und karikiert werden. Dies war mir jedoch letztlich etwas zu überzogen.


    Gut und interessant fand ich letztlich die Auflösung bzw. Aufklärung der Geschichte hinter der Story. Dies war auch recht anrührend geschildert und hat mir gefallen. Es gibt von mir nicht gerade eine unbedingte Leseempfehlung, aber so "für zwischendurch" ist es schon ganz gut zu lesen.


    Lust auf so eine Wanderung hätte ich jedenfalls auch, obgleich ich mir für die Nacht regelmäßig etwas mehr Komfort gönnen würde als es Harold für sich ausgesucht hat. ;-)


    7 von 10 Punkten

  • Vor ein paar Tagen habe ich mir das Buch aus der Bücherei ausgeliehen und vorgestern durchgelesen.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich konnte mich gut in die Charaktere einfühlen und habe mit Harold auf seiner Reise mitgefiebert. Schön fand ich auch die merkliche Veränderung von Maureen im Laufe des Romans. Über Harold habe ich manchmal den Kopf geschüttelt, stellenweise war er doch sehr naiv und manchmal wollte ich ihn am Liebsten schütteln. Aber aufgrund des Bildes, was ich mir von ihm gemacht habe, hat sein Verhalten dann doch wieder gepasst.


    Auch den Schreibstil mochte ich. Ich fand es überhaupt nicht langweilig, obwohl Harold eigentlich nur geht und geht und geht (...). Aber seine Erlebnisse, die Gespräche mit Pensionsgästen oder Cafébesuchern haben die Geschichte sehr aufgelockert. Das Buch hat sich sehr flott gelesen.


    Genervt war ich irgendwann von den anderen Pilgern und war froh, diese wieder los zu sein. Ich fand, sie haben Unruhe in die doch sehr ruhige Geschichte gebracht.


    Zum Schluss ging mir dann alles ein wenig zu zackig. Wurde davor sehr viel erzählt, be- und umschrieben, einzelne Gespräche, die Landschaft usw., war es am Ende sehr abgehackt.
    Aber der Schluss war auch sehr traurig. Ich habe die ein oder andere Träne verdrückt, weil ich so mitgefühlt habe und mir die Situation sehr nahe ging.



    Alles in allem hat mir das Buch aber sehr gut gefallen und ich kann es empfehlen, wenn man auf eine ruhige Reise gehen möchte. Ich werde mir das Buch auf jeden Fall noch für mein Bücherregal kaufen, da ich mir einige Textstellen darin markieren möchte.

  • ich durfte das Buch als Wanderbuch lesen


    Es ist ein sehr leises und gefühlvolles Buch, ohne wirklichen Spannungsbogen und trotzdem fesselt es.
    Es ist vom Schreibstil sehr eingängig und leicht zu lesen.Die Gefühle der Handlungspersonen werden gut übermittelt. Interessant war das Verhalten der Leute die Harold einfach ein Stück seines Wegs begleitet haben, es ist sehr typisch für unsere Gesellschaft das die Menschen die Grenzen ihrer Mitmenschen nicht respektieren und achten und sich darüber hinwegsetzen. Das wurde auch in dem Buch gut vermittelt, das auch wenn ein Mensch nicht lautstark protesiert oder massiv körperlich gegen andere angeht man einfach seine Grenzen überschreitet und sich über ihn hinwegsetz. Harold hat es auf seine Weise trotzdem geschafft seinen *eigenen* Weg zu gehen und sich nicht von den anderen bevormunden und kontrollieren zu lassen.
    Ein insgesamt sehr bewegendens Buch das noch eine Weile nachklingt nachdem man es ausgelesen hat.


    von mir 10 Eulenpunkte

  • Auch ich durfte das Buch als Wanderbuch lesen. Danke dafür nochmal!


    Harold Fry läuft um das Leben seiner früheren Arbeitskollegin und guten Freundin Queenie, welche an Krebs leidet. Weiteres zum Inhalt kann man hier im Thread zu Genüge nachlesen, daher beschränke ich mich auf diesen einen Satz dazu. :-)
    Meine Meinung: Ein sehr einfühlsames Buch, welches mich von der ersten Seite an in seinem Bann schlug. Diese hinreißende traurige Geschichte ist so voller Menschlichkeit, die man heute viel zu selten erlebt. Auf seinem Weg lernt Harold wieder anderen Menschen zuzuhören und er erfährt, dass es immer noch Menschen gibt, die einfach so geben ohne etwas dafür zu verlangen.
    Ich bin begeistert, und ich glaube, dass dieses Buch bis jetzt zu meinen diesjährigen Highlights zählt. Ich gebe begeisterte 10 Punkte!

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain