Modetrends der Bücherwelt

  • Zitat

    Original von made


    In seinem Innersten will doch kein Mensch durchschnittlich sein.


    Tja, jeder will was Besonderes sein, aber dennoch von der Mehrheit akzeptiert werden. Was man nur wird, wenn man konform geht, sprich die eigene Individualität der Masse anpasst. Letztendlich unterscheidet man sich dann doch nur wieder in Kleinigkeiten von den anderen. :chen

  • Zitat

    Original von made
    In seinem Innersten will doch kein Mensch durchschnittlich sein.


    Ich habe kein Problem damit ein ganz normaler durchschnittlicher Mensch zu sein. Zudem wäre es mir einfach viel zu anstrengend immer nach irgendwelchen Spitzenpositionen zu geiern, die - wenn man sie denn hat - einem schon wieder unter dem Hintern heraus weggeschossen werden.


    Während man nämlich immer nach oben strebt, immer mehr sein will - vergisst man oft dabei einfach auch zu leben.


    Ich "trende" gern mit, wenn mich der jeweilige Trend interessiert, bisher gab es aber kaum einen Trend der mich wirklich interessiert hat. Unabhängig davon lese ich aber gern einmal ein Buch aus einem Trend, oder blättere darin herum, einfach aus dem Grunde um mir ein Bild machen zu können. Von ihm - dem Trend. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von made


    In seinem Innersten will doch kein Mensch durchschnittlich sein.


    Das stimmt. Und niemand will zugeben, in den meisten Dingen wie die anderen zu sein. Momentan fällt mir dieser Trend "anders zu sein" besonders auf. Jeder will anders sein, sich von der Masse abheben. Ich schieße mich da nicht aus. Deshalb ist meine von dir zitierte Aussage durchaus ernst gemeint :grin
    Aber ich frag mich, woher das kommt. Woher kommt dieses Bedürfnis anders zu sein? Denn gleichzeitig will man ja auch nicht negativ-anders sein, sprich, man will nicht negativ auffallen.



    Zitat

    Original von Voltaire


    Ich habe kein Problem damit ein ganz normaler durchschnittlicher Mensch zu sein. Zudem wäre es mir einfach viel zu anstrengend immer nach irgendwelchen Spitzenpositionen zu geiern, die - wenn man sie denn hat - einem schon wieder unter dem Hintern heraus weggeschossen werden.


    Während man nämlich immer nach oben strebt, immer mehr sein will - vergisst man oft dabei einfach auch zu leben.


    Hmm.. ich denke, dieses Nicht-durchschnittlich sein ist nicht unbedingt gleichzusetzen mit "nach oben streben". In den existentiellen Dingen, wie Beruf, Familienstand, etc. will man ja oft auch gar nicht anders sein bzw. von der Masse herausstechen - im Gegenteil: gerade hier streben viele nach Angepasstheit - sondern eher in den "kleinen" Dingen, wie Mode, Interessen und eben auch dem Literaturgeschmack.
    Vielleicht ist es auch eine Frage des Zeitgeists... aber mir kommt es inzwischen wirklich so vor, als wäre es weit wichtiger, ein möglichst ausgefallenes Hobby zu haben, als daran tatsächlich auch Spaß zu finden. Die eigene Individualität muss sich heute mit aller Gewalt in den Interessen und Tätigkeiten widerspiegeln.



    Rosha : Ganz unterschiedlich. Gut, bei manchen kann ich es nicht sagen, da ich nicht zu allen noch Kontakt habe. Aber gefühlt hat damals tatsächlich jedes Mädchen in meiner Klasse Twilight gelesen. Manche (von 2-3 weiß ich es sogar expilizit) haben dann auch andere Sachen gelesen, und lesen auch heute noch viel (wobei sie glaube ich schon bei diesem Genre geblieben sind). Bei manchen bin ich mir ziemlich sicher, dass das eher eine einmalige Sache war...

  • Zitat

    Allerdings habe ich den Eindruck, dass etliche Vielleser sich schämen mit Trendbüchern in Verbindung gebracht zu werden. Dabei ist es doch im Bücherzirkus so, dass es zu jedem Genre gute und weniger gute Bücher gibt.


    :write


    Also für mich gibt es drei verschiedene Ausgangspunkte zur diesem Thema.


    1. Bücher, die einen Trend auslösen. Hier würde ich Harry Potter anführen oder die Tribute von Panem oder Twilight. Sie waren Vorreiter einer Vielzahl an folgenden Romanen aus diesem Genre im ähnlichen Kleid.


    2. Bücher, die wegen des Trends vermehrt auftauchen (weil ein Vorreiter diesen Trend ausgelöst hat). Also z.B. die Liebes-Histo-Auswandererbücher (fällt mir der Fachausdruck gerade nicht ein), die den Histo-Markt derzeit überschwemmen und in deren Strudel viele Autorinnen untern anderem Namen versuchen neue Leser zu gewinnen.


    3. Die Bücher, die auf grund eines Trends wieder aus der Versenkung auftauchen. Hier fällt mir vor allem Herr der Ringe ein, der zu seiner Zeit kein Trendbuch war, sondern eher ein ungewöhnliches Fantasy-Anti-Kriegs-Buch. Aber weil die Fantasywelle hochgeschwappt ist und Peter Jackson die Bücher verfilmt hat, ist wieder im Leseranking hochgerutscht, wurde neu aufgelegt und hat jede Menge Autoren zu Nachahmern annimiert.


    In allen 3 Kategorien gilt für mich was oben so schön erwähnt wurde. Überall gibt es Sahnehäubchen.
    Und ist es jetzt Trend, dass man gegen den Trend liest, oder ist es Trend gegen den Trend Trend zu lesen? :gruebel

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    Aslak Nore - Meeresfriedhof


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Hebt man sich nicht dadurch ab, indem man in allem einfach das tut, was man selber für gut und richtig erachtet, ohne darüber nachzudenken, ob man dadurch nun gegen oder mit dem Strom schwimmt? Unreflektiert zu tun, was alle tun, finde ich nicht schlimmer, als nicht zu tun, was alle tun, wenn der einzige Grund dafür ist: ich will hervorstechen.


    Und was ist schlimm daran, "Schiffbruch mit Tiger" zu lesen? Nur weil es ein Bestseller ist? Ich freue mich immer, wenn ich auf diesen Listen mal ein Buch entdecke, das mir gefallen hat. Bestseller muss ja nicht gleich heißen: Schund. Ich gönne es jedenfalls jedem Autor, dass sich sein Buch super verkauft. Und da wäre es ja irgendwie dann widersinnig, Bestseller grundsätzlich zu meiden. Ich denke mir bei den Listen eher häufiger: ach, schön, dass der Autor es geschafft hat, dass sein Buch nicht länger ein Geheimtipp ist und er hoffentlich dann allein vom Schreiben leben kann.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen


    Und was ist schlimm daran, "Schiffbruch mit Tiger" zu lesen? Nur weil es ein Bestseller ist? Ich freue mich immer, wenn ich auf diesen Listen mal ein Buch entdecke, das mir gefallen hat. Bestseller muss ja nicht gleich heißen: Schund. Ich gönne es jedenfalls jedem Autor, dass sich sein Buch super verkauft. Und da wäre es ja irgendwie dann widersinnig, Bestseller grundsätzlich zu meiden. Ich denke mir bei den Listen eher häufiger: ach, schön, dass der Autor es geschafft hat, dass sein Buch nicht länger ein Geheimtipp ist und er hoffentlich dann allein vom Schreiben leben kann.


    Nichts ist schlimm daran. Von Schund war gar nie die Rede. Herrje, ich fürchte, ich muss in Zukunft derartige Aussagen mit einem "Achtung: Ironie"-Schild untermauern. Sonst werden sie gar noch ernst genommen :grin


    Zu "Schiffbruch mit Tiger" gibts noch was zu berichten: Neulich hat mich wer gefragt, was ich gerade lese und ich hab geantwortet: "Schiffbruch mit Tiger". Und er: "Achja, das liest eh grad jeder." Kann gut sein, dass das grade jeder liest. Ich hab ja auch den Film zum Anlass genommen, es zu lesen. Das Buch selber liegt schon seit ein paar Jährchen auf meinem Sub, und ursprünglich hatte ich mir vorgenommen, das Buch vor dem Erscheinen des Filmes zu lesen. Aber egal.
    Als ich "Game of Thrones" gelesen habe hat es ja auch grade jeder gelesen (selbige Person hat mich auch genau darauf aufmerksam gemacht). Hat mir trotzdem prima gefallen und die Serie dazu finde ich auch gut.

  • Zitat

    Original von melancholy
    Ich denke, für die deutschen Verlage ist es durchaus bis zu einem gewissen Maß planbar, welche Art von Büchern bzw. welche Genres derartige Booms erleben. Denn diese ganzen Trends entstehen ja selten hier, sondern kommen meist von woanders, vor allem aus den USA. Wie sie dort entstehen, ist natürlich eine andere Frage. Jedenfalls bestehen diese ganzen Trends meist schon einige Monate, bis sie in Deutschland übernommen werden.


    Und das beziehst Du auf welche Trends? Harry Potter zum Beispiel hatte laut Wiki in Deutschland beim ersten Band eine Startauflage von 8000 Exemplaren. Klingt nicht nach einem geplanten Megaseller. Die Wanderhure und die Regio-Krimis sind deutschen Ursprungs, der Trend kam von nirgendwo anders. Und das sich die Skandinavien-Krimis in D so gut verkaufen, konnte man aufgrund der Verkaufszahlen in Schweden wohl auch nicht erhoffen. Kurz, ich sehe da jetzt nicht so übermäßig viele Trends, die aufgrund ihrer Erfolge andernorts zielsicher für die Verlage übertragbar waren. Im Gegenteil: Wie viele der US-Trends haben es denn überhaupt nach Deutschland geschafft? Waren das nicht eher wenige (ist nur eine Vermutung, kenne mich da nicht so aus)?


    Zitat

    Daher kann schon von Anfang an, bevor überhaupt der erste Band erschienen ist, ordentlich geworben werden, meist mit Sätzen wie "Der Nr. 1 Bestseller aus den USA",...


    Kenne zwar diesen Aufkleber, der mich ähnlich überzeugt wie "empfohlen von RTL2", aber ich denke nicht, daß man damit automatisch einen Trend erzeugt. Wenn ich den Satz als Maßstab nehme, lautet der nächste Trend irgendwas mit Architektur (siehe unten verlinktes Buch).


    Zitat

    Ich zweifle ja sehr stark daran, dass Bücher wie "50 Shades of Grey" in Deutschland derartig groß rausgekommen wären, wäre dieses Buch von einer deutschen Autorin und zunächst auf dem deutschen Markt erschienen.


    Warum? Feuchtgebiete hat sich doch auch ganz passabel verkauft, habe ich gehört. Die Frage ist für mich eher: Hätte ein deutscher Verlag den Mut gehabt, das rauszubringen ohne den 'Testlauf' im prüden Amerika?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von LeSeebär ()

  • LeSeebär : Ich kenne mich da auch nicht aus. Das sind nur meine Eindrücke. Bezogen habe ich mich v.a. auf den Vampir- und Erotiktrend. Ersteren hab ich selber recht gut mitbekommen, und ich kann mich noch ziemlich gut erinnern daran, wie sehr Twilight am Anfang beworben wurde, noch bevor es überhaupt erschienen ist. Von zweiterem habe ich nur indirekt was mitbekommen. Aber dass schon ordentlich dafür geworben wurde, noch bevor es in Deutschland erschienen ist, kann ich tatsächlich bezeugen.
    Aber du hast recht, das lässt sich wohl nicht verallgemeinern.

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Hebt man sich nicht dadurch ab, indem man in allem einfach das tut, was man selber für gut und richtig erachtet, ohne darüber nachzudenken, ob man dadurch nun gegen oder mit dem Strom schwimmt? Unreflektiert zu tun, was alle tun, finde ich nicht schlimmer, als nicht zu tun, was alle tun, wenn der einzige Grund dafür ist: ich will hervorstechen.


    .


    Ich finde es immer schade wenn man sich selbst einschränkt in dem man nur tut ,was andere tun ,also Trends folgt , aber ich finde es genauso schade wenn man einem Hype nicht folgt ,nur weil es ein Hype ist.


    Hat zwar nix mit Büchern zutun , aber mein Freund ist da zB recht extrem : Erstmal gegen alles um das ein Hype gemacht wird.
    Bestes Beispiel: Two and a Half men . Er hat nie eine Folge gesehen , als alle von geredet haben , war aber ständig gegen "das Dicke Kind" .
    Mittlerweile lässt er jede alte Folge laufen und lacht sich kringelig und findet es selbst schade dass er früher immer weggeschaltet hat....

  • Zitat

    Original von melancholy
    Aber dass schon ordentlich dafür geworben wurde, noch bevor es in Deutschland erschienen ist, kann ich tatsächlich bezeugen.


    OK, wenn Du sagst, mit einer großen Werbekampagne kann man die Trends beeinflussen, bin ich durchaus Deiner Meinung. Dass man ein Buch eher verkauft bekommt, wenn es viele Leute kennen, ist ja nur schwer zu bestreiten, viel Werbung schafft also schon mal höhere Verkaufszahlen. (womit wir übrigens eine andere Frage dieses Threads beantwortet hätten: Wenn die Eulen die Trends eher nicht automatisch verfolgen, wer dann? Meiner Meinung nach in erster Linie der Gelegenheitsleser, der ein Buch nicht durch Stöbern im Buchladen auswählt, sondern es kauft, weil er es von irgendwoher kennt)


    Ob sich dadurch aber automatisch auch ein Trend für ein ganzes Genre bilden läßt oder am Ende nur ein Buch / eine Serie zum Megaseller wird, ist meiner Ansicht nach trotzdem nicht ohne weiteres planbar. Ich denke an Ken Follets Jahrhundert-Trilogie: Viel Werbung, hohe Verkaufszahlen, aber wo sind die Nachahmer (fällt mir vor allem deshalb ein, weil es ein Trend wäre, der mich sogar ansprechen würde)?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • aber komisch sind ja viele Leute schon muß man mal sagen :lache..also mal Eulen ausgeschlossen :-]


    ich hatte Game of Thrones .. anfangen zu Lesen als das erste Buch in Deutschland erschienen ist ( auf deutsch). Irgendwie kam ich da mal mit jemandem zu Reden als der die Serie glaub grad gestartet war oder die Trailer liefen, so in der Art eben , ... ja von wegen ja is klar das Du das liest das ist ja die *neue* Fantasyreihe überhaupt.. ich dann .. wie *neu* .. ähmm nein is nicht neu les das seit es das hier bei uns gibt.. wurde dann dumm angeschaut .. oder auch Herr der Ringe ..ja das liest eh grad jeder...wieso ich hab das vor fast 20 Jahren gelesen .. man erntet da auch immer einen sehr seltsamen Gesichtsausdruck oder Kommentare.. :rofl.....


    so kann ich mir das umgekehrt auch vorstellen ....kommt man erst auf die Bücher weil sie grad in aller Munde sind heißt es man liest es ja *nur* weil es grad jeder liest...


    hat man aber ein sagen wir mal Trendbuch nicht gelesen wie ich Wanderhure und Folgebände ( da nur den ersten Teil und das langt auch ) Twilight und was auch sonst noch ...
    ja da wird man dann auch schief angemacht ..was wieso kennst du das nicht das liest doch *jeder* das muß man doch lesen/ gelesen haben wird man angeschaut als wenn man irgendwie doof wär^^



    da fragt man sich irgendwann .*ja wie jetzt*


    fazit wenn was interssantes dabei ist .. wart ich eine Zeitlang und besorg es mir dann gebraucht oder so ...außer Game of Thrones zB :chen

  • LeSeebär, ich bin völlig mit dir einig, was die Planbarkeit von Trends angeht.
    Feuchtgebiete ist da ja ein gutes Beispiel, das wurde von ja von Verlag und Medien gehypet wie vielleicht noch Axolotl Roadkill, doch da kräht schon lange kein Hahn mehr nach.
    Andere Bücher, eben wie Shades of Grey, stoßen wie aus dem Nichts gewaltige Trends an.


    Wenn also die Trends nicht von Seiten der Literaturwirtschaft initiiert werden (können), bleibt die Frage, woher sie dann kommen?


    Wieso gibt es jahrzehntelang schlechtgeschriebene Sex-Romänchen, die nur von einer bestimmten Leserschaft gelesen werden, und plötzlich taucht eines auf, das sich kaum von den anderen unterscheidet, stürmt die Bestsellerlisten und zieht jede Menge Nachahmer nach sich, die dann komischerweise auch noch gekauft werden?
    Da muss es doch irgendso eine Art Nährboden geben, warum ausgerechnet jetzt ausgerechnet dieses Buch so einschlägt :gruebel Zu sagen, das ist Zufall, scheint mir zu einfach.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Die Frage ist ja auch: was ist gemeint mit Trendbüchern? Es gibt bestimmte Bücher/Autoren, die, warum auch immer, sehr gut ankommen. Aber die ganzen Trittbrettfahrer? Haben die sich gut verkauft? Mir fällt kein Beispiel ein.
    Von daher: gibts da überhaupt einen Trend, was ein bestimmtes Genre angeht. Also einen, der sich dann auch verkauft über viele Folgebücher hinweg von anderen Autoren? Oder ist es nicht doch eher eine Art "Kult" um einen bestimmten Autor oder eine Buchserie?


    Und Herr der Ringe passt meiner Meinung nach so gar nicht in diese Diskussion. Mag sein, dass nach den Verfilmungen ein Ansturm auf das Buch losbrach. Aber das war immer schon ein "Trendbuch" ( oder doch eher "Kultbuch"?) in dem Sinn, dass jeder, der Fantasy mag, das gelesen hat. Fast angebetet*gg*. Ich erinner mich an meine Schulzeit vor über 15 Jahren, wenn man da mitspielen wollte beim Schwarzen Auge (hach, Erinnerungen werden wach*g*), dann aber nur, wenn man DHDR fast auswendig kannte. Das war fast wie die Bibel, wer da nicht mitreden konnte, war kein Fantasy-Fan.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Die Frage ist ja auch: was ist gemeint mit Trendbüchern? Es gibt bestimmte Bücher/Autoren, die, warum auch immer, sehr gut ankommen. Aber die ganzen Trittbrettfahrer? Haben die sich gut verkauft? Mir fällt kein Beispiel ein.
    Von daher: gibts da überhaupt einen Trend, was ein bestimmtes Genre angeht. Also einen, der sich dann auch verkauft über viele Folgebücher hinweg von anderen Autoren? Oder ist es nicht doch eher eine Art "Kult" um einen bestimmten Autor oder eine Buchserie?



    Bei Twilight war das teilweise schon so. Auch haben da Autoren profitiert, die schon längst davor Vampirbücher geschrieben haben, allerdings nie eine solche Beachtung bekommen hatten.
    Ein Beispiel wäre die Autorin von den Vampire Diaries. Die gabs ja auch schon recht lange vor Twilight, aber erst mit diesem Hype, wurde auch sie (wieder) bekannt und es gibt sogar eine Serie dazu.
    Ich glaube, bei Sookie Stackhouse bzw. True Blood war es ja auch so ähnlich. Oder bei Black Dagger.
    Inzwischen habe ich da den Überblick verloren, aber viele der vermeintlichen Trittbrettfahrer gibt es schon lange vor Twilight, aber sie haben eben durch Twilight einen gewaltigen Aufschwung erlebt.

  • Den Hype um "Shades of Grey" würde ich mir folgendermaßen erklären:
    Ein bisschen mehr oder weniger Sex in einem Stoff hat die - nennen wir sie zurückhaltenden - Amerikaner angesprochen. Zunächst als Ebook, dann als Printmedium. Das Buch wurde herumgereicht und irgendwann massiv beworben, sogar durch die N.Y.Times.
    Kein Amerikaner im prüden Amerika musste sich mehr schämen, wenn er offen bekennt, Hausfrauenunterhaltung der besonderen Art zu lesen.
    Als die Welle dann nach Deutschland schwappte, erreichte das dunkle Cover nicht nur die hintersten Ecken der Buchhandlung, sondern war bereits stapelweise am Eingang zu finden, was bei den Groschenheften bislang nicht der Fall war.
    Vielleicht muss sich einfach eingestehen, dass es doch noch eine ganze Menge an Neugier in diesem Bereich gibt und E. L. James mit ihren Romanen nicht alle Fragen beantworten wird, aber zu einer Welle geführt hat, die für einen lockeren Umgang mit dem Thema sorgt und sich niemand mehr verstecken muss, wenn er/sie "Shades of Grey" liest, um mitreden zu können. Letzteres scheint mir im übrigen ein großes Bedürfnis bei Gelegenheitslesern zu sein.

  • Eigentlich kann ich hier überhaupt nicht mitreden, da ich keines der erwähnten Bücher bzw. Genres kenne. Deshalb versuche ich es mal auf einem Gebiet, das ich ganz gut kenne und das ja auch schon einen bescheidenen Hype erlebt hat: den isländischen Krimi.


    Als Trendsetter würde ich mal Indridason nennen. Der schwamm zwar auch schon auf einer Welle, nämlich der der schwedischen Krimis, aber das lass ich jetzt einfach mal unter den Tisch fallen, da ich schwedische Krimis kaum kenne.


    Also, was ist an einem "isländischen Krimi" so werbeträchtig, dass es diese Bezeichnung bei allen "Trendfolgern" sogar auf den Titel schafft? ("ein polnischer Krimi" habe ich noch nie auf irgendeinem Cover prangen sehen. Nebenbei kann ich damit gleich Frettchens Frage beanworten: Trend ist dann, wenn's auf dem Cover steht: Historischer Roman, Krimi aus Island, Vampir-Roman. Aber ich schweife ab).


    Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, die Verbindung zwischen wilder Natur und moderner Zivilisation mit all ihren Problemen vielleicht. Immerhin war das ja bei Wallander auch so, dass das so vermeintlich friedliche, soziale und gerechte Schweden im Inneren verrottet ist. Das gleiche Thema hatten Sjöwall/Walhö zwar in den 70ern auch schon, aber das hat zumindest in Deutschland damals kein breiteres Publikum erreicht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle: Also, was ist an einem "isländischen Krimi" so werbeträchtig, dass es diese Bezeichnung bei allen "Trendfolgern" sogar auf den Titel schafft? ("ein polnischer Krimi" habe ich noch nie auf irgendeinem Cover prangen sehen. Nebenbei kann ich damit gleich Frettchens Frage beanworten: Trend ist dann, wenn's auf dem Cover steht: Historischer Roman, Krimi aus Island, Vampir-Roman. Aber ich schweife ab).


    DraperDoyle, Du hast es herausgefordert ;-):
    Was für Berlin Susanne Goga mit Leo Berlin gelungen ist (leider noch nicht gelesen), stellt für Wroclaw Marek Krajewski mit Eberhard Mock dar.
    Auch ohne einen Werbeaufkleber lohnt sich ein kriminalistischer Blick in die dreißiger Jahre nach Polen.
    Aber ich verschwinde schon, will schließlich keinen Hype auslösen.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Allerdings habe ich den Eindruck, dass etliche Vielleser sich schämen mit Trendbüchern in Verbindung gebracht zu werden. Dabei ist es doch im Bücherzirkus so, dass es zu jedem Genre gute und weniger gute Bücher gibt.


    Also schämen tue ich mich eigentlich für gar nix (außer wenn mir der Rock in der Strumpfhose hängen bleibt und ich so aus der Restauranttoilette rausgehe :schaem).


    Ich habe Harry Potter auch nur angefangen, weil da so ein Hype war und dann habe ich mir die ersten drei Bände schenken lassen und war auch angefixt. Und froh bin ich drum. Das gebe ich auch offen zu.


    Für mich ist das mehr eine interessante Beobachtung, dass mich Lesetrends nicht ansprechen. Was ich im Übrigen auch immer bei der Monatsauswertung von Saz sehe...In der Regel habe ich keines der Monatshighlights oder dort oft aufgeführten Bücher gelesen. Ich weiß nicht, woran das liegt. Ansonsten halte ich mich schon für ein It-Girl :rofl Vielleicht bin ich bei Lesetrends meiner Zeit weit voraus. :lache


  • Doch, ja, ich lasse mich von Modetrends auf dem Büchermarkt sogar sehr oft verlocken. Ich wäre niiiiee auf die Idee gekommen, Harry Potter zu lesen, wenn nicht der riesige Hype darum gewesen wäre. Genauso war es mit der Biss-Reihe. Sakrileg hab ich gelesen und Nele Neuhaus und die waren doch okay. Alles nur wegen dem allgemeinen Buchtrend. Auf die Edelstein-Trilogie wäre ich ohne den Hype nicht gekommen. Bücher, die im Trend sind, mich aber nicht interessieren, bleiben unangetastet, z.b. Feuchtgebiete oder Shades of Grey, der neue Roman von Rowling ... da verschwende ich keinen Gedanken dran, weil die mich absolut nicht ansprechen. Zusammenfassend könnte man sagen, ich lese schon gerne, was gerade angesagt ist, aber jeden Mist kann man mir wiederum nicht verkaufen. Ich schaue schon genau: was könnte mich interessieren? Bin ja auch immer für gute Tips dankbar. Und wenn mir ein Buchrend gut gefallen hat, dann merke ich mir das um es bei der nächsten Buchanschaffung zu berücksichtigen.