Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches?!

  • Ich fühlte mich ganz. Hier in meinem winzigen Zimmer mit der blanken Glühbirne und den gestapelten Umzugskartons fühlte ich mich ganz - weil er da war. Seine Lippen auf meinen zu spüren ließ mich vergessen, dass ein riesiges Damoklesschwert über mir hing.



    Start-SUB 28.04.20: 1960 :yikes


    Aktuell: 1951:lesend


    Bücherfasten bis Ende Oktober (bereits vorbestellte Bücher und mein monatliches Bücherabo sind erlaubt, 3 Käufe frei) :nono

  • In Ludlow begann es zu schneien, während die meisten Leute noch schnell den Abwasch erledigten, um es sich anschließend für den Abend vor dem Fernseher gemütlich zu machen. Nach Einbruch der Dunkelheit gab es in der Stadt eigentlich auch nicht viel mehr zu tun, als sich von irgendeiner Sendung berieseln zu lassen oder sich auf den Weg in einen Pub zu machen. Und da seit einigen Jahren immer mehr Rentner nach Ludlow zogen, die in mittelalterlichen Gemäuern Ruhe und Frieden suchten, wurden selten Klagen über mangelndes Abendprogramm laut.

  • Catherine


    Ich habe die meisten Erinnerungen aus meiner Kindheit und Jugend verdrängt. Erinnerungen, die mich geprägt und in den Menschen verwandelt haben, der ich heute bin: misstrauisch und abgeneigt zu glauben, dass es die große Liebe wirklich gibt. An eine Person denke ich allerdings gern zurück: meine Großmutter.


  • Von der höchsten Stelle des Primrose Hill sehen die Türme und Kuppeln Londons im Gegenlicht des aufziehenden Tages aus wie eine gemalte Kulisse in einem Pinewood-Studio, die darauf wartet, dass die Schauspieler ihre Position einnehmen und ein unsichtbarer Regisseur „Action“ ruft.

    Ich liebe diese Stadt. Erbaut auf den Ruinen der Vergangenheit, jeder Quadratmeter genutzt, umgenutzt, dem Erdboden gleichgemacht, bombardiert, demontiert, wiederaufgebaut und erneut plattgemacht, bis die Ablagerungen der Geschichte wie Gesteinssedimente geworden sind, die zukünftige Archäologen und Schatzsucher eines Tages durchsuchen werden.

  • Berlin


    Daniel Bender schloss die Augen und wünschte sich weit weg. Bis vor einer halben Stunde war er noch in absoluter Hochstimmung gewesen, voller Energie, bereit, es mit der ganzen Welt aufzunehmen. Dieser Samstagnachmittag entwickelte sich jedoch zu einem echten Albtraum, und das lag keinesfalls nur am Wetter, das sich beständig verschlechterte.


  • Anna Fraser wartete auf dem Balkon eines der vielen Havelis entlang der Route, die der Zug des Vizekönigs nehmen würde. Es war elf Uhr am Vormittag. Die Straßen waren gereinigt und mit Öl besprüht, und dennoch reizte vom Wind aufgewirbelter Staub die Augen der versammelten Menschen.

    Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden,

    ist auch nicht wert, daß man's einmal liest.
    (Jean Paul, 1763 - 1825)

  • Als der Mann aus dem Schatten trat, wusste Wyatt Deminthal, dass dies der schlimmste und womöglich letzte Tag seines Lebens sein würde.

    In grober Wolle und derbes Leinen gekleidet, kam der Mann ihm auf Anhieb bekannt vor, ein Gesicht, das er vor über zwei Jahren einmal kurz im Kerzenlicht gesehen hatte.

    Damals hatte er gehofft, ihm nie wieder zu begegnen.


    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

  • Ein weißer Junge stand breitbeinig auf einem Skateboard, die Hand auf der Schulter eines schwarzen Jungen, der in die Pedale eines Fahrrads ohne Bremsen und Schaltung trat und ihn zog. Ein früher, noch dunkler Augustmorgen, tiefes kalifornisches Flachland. Sirrende Reifen.


    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Vorwort des Verlages


    Der falsche Weg, den das deutsche Volk in seiner neuesten Geschichte gegangen ist und der es in die Katastrophe des zweiten Weltkrieges hineingeführt hat, scheint in eben dieser Katastrophe zu kulminieren. Aber es war nicht nur deshalb falsch, weil eine falsche, vermessene, die Realität nicht achtende Politik das Volk diesen Weg geführt hätte; diese falsche und verhängnisvolle Politik war nur deswegen möglich, weil es geistig und sittlich einen Irrweg eingeschlagen hatte. Jedem Handeln liegen geistig-sittliche Entscheidungen voraus; sie formen die innere Haltung, aus der das Handeln kommt, über dessen Wert nicht Erfolg oder Mißerfolg entscheidet, sondern sein innerer sittlicher Gehalt.


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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Mein Name ist Uthred. Ich bin der Sohn Uthreds, der wiederum Sohn Uthreds war, dessen Vater ebenfalls Uthred genannt wurde. Der Schreiber meines Vaters, ein Priester namens Beocca, buchstabierte den Namen Utred.


    Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden,

    ist auch nicht wert, daß man's einmal liest.
    (Jean Paul, 1763 - 1825)

  • Mein Name ist Uthred. Ich bin der Sohn Uthreds, der wiederum Sohn Uthreds war, dessen Vater ebenfalls Uthred genannt wurde. Der Schreiber meines Vaters, ein Priester namens Beocca, buchstabierte den Namen Utred.


    Ich wusste sofort, welches Buch das ist, obwohl das schon ewig her ist, dass ich das Buch gelesen habe. Wird wohl Zeit für einen Re-Read, die Bücher haben mir sehr gut gefallen ^^:wave

  • Die dabei gewesen sind, die letzten, die ihn noch gesprochen haben, Bekannte durch Zufall, sagen, daß er an dem Abend nicht anders war als sonst, munter, nicht übermütig.

    Man speiste reizvoll, aber nicht üppig; geredet wurde viel, Palaver mit Niveau, wobei er wenigstens zu Anfang, scheint es, nicht stiller war als die andern. Jemand will sich gewundert haben über seinen müden Blick, wenn er zuhörte; dann wieder beteiligte er sich, um vorhanden zu sein, witzig, also nicht anders als man ihn kannte.


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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Zitat

    Tagsüber bemerkte man die Büsche kaum, die das Grundstück von jenen der Nachbarn trennten, sie gingen unter im allgemeinen Grün, aber wenn die Sonne sank und die Schatten länger wurden, war es, als wüchsen sie zu einer Mauer, die immer unüberwindbarer wurde, bis schließlich das letzte Licht aus dem Garten verschwunden war und die ganze quadratische Rasenfläche im Schatten lag, ein dunkles Verlies, aus dem es kein Entkommen mehr gab. Dann wurde es, jetzt, Mitte August, schnell kühl, die Kühle und die Feuchtigkeit schienen aus dem Boden zu dringen, in den sie sich während der Sonnenstunden zurückgezogen hatten, ohne jemals ganz daraus zu verschwinden.

    Thomas und Astrid hatten die Kinder ins Bett gebracht, sich mit einem Glas Wein auf die Holzbank vor dem Haus gesetzt und die Sonntagszeitung geteilt.

    Sasaornifee :eiskristall



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    "Wer seid ihr und was wollt ihr?" - Die unendliche Geschichte - Michael Ende