'Gut Greifenau - Abendglanz' - Seiten 292 - 368

  • Ach ist das süß. Katharina und Julius. Die erste Liebe. Steht allerdings unter keinem guten Stern.


    Überraschungen gibt es auch, Donatus ist nämlich nicht der Vater von Sonntag. Nein,Adolphus ist sein Vater.


    Bin gespannt wie es weitergeht, denn ich bin jetzt echt beim Lesen nicht mehr in unserer Zeit sondern bei Katharina und Konstantin

  • Konstantin ist für Erneuerungen, sein Vater mitnichten. Es kommt wie es kommen muß: im Verlauf des Abschnitts wird die Kluft zwischen beiden größer, Thalmann hintertreibt Konstantins Neuerungsversuche, wo er kann, und schließlich kommt es zur Explosion. Die Reaktion seines Vaters zeigt allerdings (zum wiederholten Male), daß der weder der Situation noch seinen Aufgaben als Gutsbesitzer gewachsen ist. Das muß irgendwann zur Katastrophe führen.


    So so, Matthis macht also Annäherungsversuche an die Lehrerin, blitzt aber ab. Inzwischen entwickelt sich das Verhältnis zwischen Rebecca und Konstantin weiter - auch da könne eine Katastrophe drohen, wenn er nicht bald die Karten auf den Tisch legt.


    Irritiert hat mich seine Überlegung (S. 299), man könnte Wasser- und Stromleitungen auf ein Mal verlegen. Seit wann wird beim Leitunglegen mitgedacht und alles auf ein Mal erledigt? Ist es nicht in der Regel so, daß jeder sein eigenes Süppchen kocht und die Straßen jedes Mal neu aufgerissen werden? ;-)


    Schließlich kommt ans Licht, wer der Vater von Albert Sonntag ist: der Graf. Und auch das schändliche Verhalten des Pastors wird offensichtlich. Kein Wunder, daß der dem letzten Wunsch des verstorbenen Patriarchen nicht nachkommen will - da kämen seine eigenen Verfehlungen ja auch ans Tageslicht. Jetzt bin ich gespannt, wie Sonntag weiter verfahren wird.


    Derweil trifft sich Katharina in St. Petersburg mit Julius - das geht ja fast schief bei den aufkommenden Protesten. Ihre Mutter scheint davon ja nichts mitzubekommen, jedenfalls liest man nichts davon.


    Interessant fand ich die Überlegungen Alexanders zum Adel (S. 353). Wenn das allerdings die Überzeugung ist, ist es kein Wunder, daß man sich als etwas Besseres ansieht und auf alle anderen nur herabschaut. Eine solche Einstellung hätte ich zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr unbedingt erwartet.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Was mich generell stört, ist eben dieses Herabschauen. Ja, es gibt eben die "Besseren", trotzdem muss man nicht so auf die Unterklasse herabsehen, leider war das damals ja üblich. Und das hat sich zum Teil bis heute nicht geändert, es gibt immer noch viele Menschen die sich tatsächlich für etwas Besseres halten.

    Aber wir sind alle Menschen und wir leben alle auf einer Erde:fetch

  • Irritiert hat mich seine Überlegung (S. 299), man könnte Wasser- und Stromleitungen auf ein Mal verlegen. Seit wann wird beim Leitunglegen mitgedacht und alles auf ein Mal erledigt? Ist es nicht in der Regel so, daß jeder sein eigenes Süppchen kocht und die Straßen jedes Mal neu aufgerissen werden? ;-)

    Ich bin mir sicher, in einigen Belangen haben die Leute wesentlich praktischer gedacht als heute. Außerdem gab es ja nur einen Verantwortlichen - nämlich immer den Grafen bzw. andere Adelige.
    Könnte man sich heute eine Scheibe von abschneiden.

  • Konstantin setzt seine landwirtschaftlichen Pläne um, rasselt dabei aber immer mehr mit dem Verwalter zusammen. Beim "Gütetermin" bei Adolphis zeigt sich zum wiederholten Male, dass Adolphis das Gut nicht führen kann und wohl auch nicht führen will. Er möchte alles so lassen wie es ist, denn das hat ja die letzten Jahre funktioniert.

    Alexander wird mir fast von Seit zu Seite unsympathischer. Da ist einmal sein Verhalten nach der Verletzung und sein ausgeprägtes Standesdenken. Ein besserer Mensch aus Gottes Gnaden, da kann ja nichts schief gehen, wenn man sich die Anderen vom Hals hält. Aber er ermöglicht Katharina ihr Treffen mit Julius, der sehr zielstrebig ist und weder Kosten noch Mühen scheut, um sich mit Katharina zu treffen.

    Schlimm sind die Ideen, die Alexander für seine Streiche hat. Was für ihn ein Mordsspass ist vernichtet Existenzen.

    Auch Clara wird bei einem eher lächerlichen Vergehen erwischt, aber es droht die Entlassung und mit dem Eintrag ins Gesindebuch der Verlust der Chance auf eine neue Anstellung. Vielleicht versteht sie die Zeichen der Zeit.

    Konstantin verhilft :Rebecca zu neuen Fenstern, aber er traut sich immer noch nicht, seine Identität offen zu legen. Es wird nicht einfacher werden.

    Alberts Gefühle nach dem Diebstahl der Papiere fand ich gelungen. Da hat er die Papiere, aber er traut sich nicht, sie auch zu lesen. Als er es dann doch macht zerbricht es ihn fast. Und Bertha, die Klatschillustrierte, bekommt Teile des Inhalts mit. Was sie wohl daraus macht?

    Politische Ereignisse spielen weiterhin nur am Rande eine Rolle. Die Aufstände in Sankt Petersburg oder die drohende Kriegsgefahr spielen nur eine Nebenrolle.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Adolphis ist der Vater vom Kutscher, die Mutter dann möglicherweise besagte Ottilie oder Annegret? Der Pastor hat 21 Jahre lang Unterhaltszahlungen vom alten Gutsherrn/ Großvater erhalten, die er neun Jahre vollständig und zwei Jahr teilweise einbehalten hat und nicht an das Waisenhaus weitergegeben hat. Warum hat er so gehandelt? Wofür hat der Mann der Kirche das Geld verwendet? Der frühere Patriarch wird möglicherweise auf dem Sterbebett auch diese Vaterschaft gemeint haben oder doch etwas ganz anderes, was der Pastor Adolphis mitteilen soll? "Dein Kind/ Sohn ist in einem Waisenhaus aufgewachsen?"


    Woher hat der Kutscher seinen Namen, den Nachnamen: Sonntag? Hat diesen der Pastor festgelegt, weil an einem Sonntag geboten, Sonntag der höchste Tag der Woche?


    Ob Konstantin wohl noch in diesem Auftaktband Rebecca gesteht, dass er der älteste Gutsherrensohn ist und ...nichtsahnender Halbbruder vom Chaufffeur, für den er sich ausgibt?


    Katharina traut sich was, mit gerade einmal 13,5 J. schon so verliebt und keineswegs ängstlich, allein mit Julius die Schlittenfahrt zu machen, ihn zu küssen, sich nach seinen Streicheleinheiten zu sehnen. Für diese Empfindungen finde ich sie noch etwas sehr jung. Auch mutig, den 17-j. Bruder Alexander einzuweihen, dass sie jemanden gut findet, ihn treffen möchte, er müsste sie begleiten. Alkoholgenuss in der Öffentlichkeit/ Hotels scheint auch nicht das Alter 18/21 vorauszusetzen, er darf sich ja nicht "nur" Champagner bestellen. Ist wohl auch eine Sache der hervorgehobenen Standes und des Geldes.

    Politische Ereignisse spielen weiterhin nur am Rande eine Rolle. Die Aufstände in Sankt Petersburg oder die drohende Kriegsgefahr spielen nur eine Nebenrolle.

    Mich überrascht auch, dass dies noch nicht die Handlung/ Gespräche mehr beeinflusst.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • dieUnkaputtbare , aber sich mit diesem allein in den Schlitten zu setzen... furchtlos....voller Vertrauen. Wenn Katharina jemand im Schlitten erkannt hat, dies ihre Eltern erfahren, könnte ihr Alleingang ihren Ruf schädigen. Nicht, dass Katharina daran einen Gedanken verliebt verschwenden würde.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • S. 337 - Annegret, älteste Tochter von Gotthilf Mühlstein.:alter


    Allerdings, so stelle ich beim nun Nachlesen fest, erhält Bertha im Gespräch mit Frau Bienzle wohl eine Geschichte neueren Datums erzählt. Allerdings wohl ein erneuter Fall, dass der Herr Pastor sich um den Verbleib der unehelichen Kinder engagiert.


    Annegret scheidet als Sonntags Mutter aus. :alter

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Mich überrascht auch, dass dies noch nicht die Handlung/ Gespräche mehr beeinflusst.

    Mich auch. Es scheinen sich aber wohl nur die Männer und nur im Rauchersaloon darüber zu unterhalten. Die Frauen sind total unpolitisch. Ganz stimmt das aber auch nicht, da die Mutter den Russland-Besuch gemacht hat, weil sie fürchtet das wegen Kriegsgefahr bald nicht mehr tun zu können. Irgendwie schade, dass das Heraufziehen hier so gar keine Rolle spielt. Ist das Gut wirklich wo weit ab vom Schuss. Und keine Zeitungen?

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Der drohende Krieg ist ja hin und wieder durchaus Thema, aber wirklich nicht sehr oft. Aber ich finde das stimmig. Zum einen verbittet sich Feodora das Thema und der Gutsherr wirkt sowieso ein wenig weltfremd. Und das man sich ausgiebig über seine Sorgen und Ängste unterhält war damals bestimmt noch unüblicher als heute.

    Und andererseits drangen die Nachrichten bestimmt wirklich nur sehr langsam in die Provinz.

  • Alt und Jung treffen aufeinander - sprich Konstantin will Erneuerungen, Verbesserungen - eben all das, was er auf der Schule gelernt hat; sein Vater will bei althergebrachtem bleiben, auch aufgrund der Tatsache, das er so gar keine Ahnung von Landwirtschaft hat und es sich augenscheinlich auch nicht aneignen will. Damit ist dann auch klar, dass er ein offenes Ohr für Thallmann hat, der ja bisher alles gut und zur Zufriedenheit gemacht hat....


    Was mich massiv stört (das sagte ich glaube ich auch schon) ist die Art und Weise, wie Feodora sich benimmt.... nicht nur gegenüber den Dienstboten, sondern auch gegenüber ihren Kindern und ihrem Mann. Ich glaube, ich würde irgendwann aus dem Hemd springen (als Ehepartner).


    Was Albert gemacht hat, ist nicht unbedingt gutzuheißen, aber aus seiner Sicht durchaus verständlich. Er möchte endlich Klarheit, woher er kommt bzw. was der Geistliche damit zu tun hat. Mal sehen, wann wir genau erfahren, was in den Unterlagen steht.


    Die Geschichte zwischen dem Grafensohn und der Lehrerin plätschert nur so dahin, wann wird wer wem erzählen, was wirklich los ist bzw. wer er wirklich ist? Diese Längen ... finde ich anstrengend.


    Mal sehen wie es weiter geht.

  • In diesem Abschnitt passiert so viel.


    Konstantin rasselt mit dem Verwalter zusammen und hat bei seinem Vater aber auch keinen Rückhalt. Statt dass dieser froh wäre, dass Konstantin sich um alles kümmert, da er selber ja eh keine Ahnung von der Leitung eines Gutes hat. Außerdem geht es gar nicht, dass es überhaupt Diskussionen geben muss mit dem Verwalter. In dieser Situation müsste Konstantin schon mehr Hilfe von seinem Vater haben.


    Dann die wachsende Liebe zwischen Konstantin und Rebecca gefällt mir sehr. Doch sehe ich schwarz, wenn er sich noch länger Zeit lässt mit der Wahrheit über seine Person.


    Albert Sonntag ist also tatsächlich der Sohn des Grafen. Am schlimmsten daran finde ich die Unterschlagung des Priesters. Das darf doch echt nicht wahr sein. Kein Wunder dass er nicht für Aufklärung sorgen will, sonst könnte seine Unterschlagung ja ans Licht kommen.