'Der Untertan' - Seiten 102 - 160

  • :gruebel Was meint Lauer eigentlich mit seiner Behauptung, die Fürstenhäuser wären allesamt "verjudet" - auch die Kaiserfamilie?

    Ich denke, dass die Adelshäuser doch großen Wert darauf gelegt haben, dass keine Juden einheiraten und dass besonders die Staatsoberhäupter sich selber als von einem christlichen Gott in ihren Stand gesetzt fühlten - quasi als Bewahrer des "rechten" Glaubens.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • :gruebel Was meint Lauer eigentlich mit seiner Behauptung, die Fürstenhäuser wären allesamt "verjudet" - auch die Kaiserfamilie?

    Ich denke, dass die Adelshäuser doch großen Wert darauf gelegt haben, dass keine Juden einheiraten und dass besonders die Staatsoberhäupter sich selber als von einem christlichen Gott in ihren Stand gesetzt fühlten - quasi als Bewahrer des "rechten" Glaubens.

    Ich denke mal, dass das eher so ein e Anspielung auf die Lebensweise der Adelshäuser gewesen sein könnte. Ganz verstanden habe ich den Vorwurf nicht oder worauf er begründet ist. Aber da viele Juden ja wohlhabend kultiviert und gebildet waren, wurde die Lebensweise vielleicht als verjudet bezeichnet. Man hat sie sich abgeguckt. Hatte mit Religion nichts zu tun, das ist jetzt mal eine Überlegung von mir, muss nicht stimmen.

  • Ich denke mal, dass das eher so ein e Anspielung auf die Lebensweise der Adelshäuser gewesen sein könnte. Ganz verstanden habe ich den Vorwurf nicht oder worauf er begründet ist. Aber da viele Juden ja wohlhabend kultiviert und gebildet waren, wurde die Lebensweise vielleicht als verjudet bezeichnet. Man hat sie sich abgeguckt. Hatte mit Religion nichts zu tun, das ist jetzt mal eine Überlegung von mir, muss nicht stimmen.

    Ich verstehe das in dem Zusammenhang einfach als Schimpfwort und Herabwürdigung. Auch heutzutage wird "Jude" oder "Judas" ja leider immer noch als Schimpfwort verwendet, so wie "behindert" oder "schwul".

    So wird es hier im Buch ja auch noch öfter verwendet.

  • Ich verstehe das in dem Zusammenhang einfach als Schimpfwort und Herabwürdigung. Auch heutzutage wird "Jude" oder "Judas" ja leider immer noch als Schimpfwort verwendet, so wie "behindert" oder "schwul".

    So wird es hier im Buch ja auch noch öfter verwendet.

    Ich glaube aber, dass da eine gehörige Portion Neid mit eine Rolle spielt. Und Ablehnung von Andersartigkeit.

  • :gruebel Das spielt wohl alles mit hinein in so einem Schimpfwort. Ich könnte mir noch vorstellen, dass damit gemeint sein könnte, dass die Fürstenhäuser vielfach auf Pump lebten. Sie liehen sich Geld von vermögenden Juden und zahlten es kaum zurück. Dafür protzten sie mit ihren Häusern und führten teure Kriege, die sie sich eigentlich auch nicht leisten konnten.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ganz schön viel Suff und Erregung in diesem Abschnitt. So, wie die sich im Keller an sich und ihren Glaubenssätzen selbst berauscht haben, hätte das wohl auch einige Jahre in München oder aktuell irgendwo in Sachsen sein können.

    Und man kann nun eigentlich nicht mehr behaupten, dass Diederich keine eigene Meinung hat. Das, was bei ihm wirklich von innen kommt, ist seine Überzeugung vom Kaiser und von Machtstrukturen.

  • Diederich laviert sich geschickt zwischen den Fronten der liberal-sozialen und den nationalen. Ich bin mal gespannt welche Seite ihm den Hals bricht. Denn auf Dauer kann es ja so nicht weiter gehen. Eigentlich wird mir von dem Buch speiübel.

    Speiübel wurde mir bei dem Geschwafel teilweise auch. Traurig auch, dass es diese Charaktere, die sich irgendwie hochmogeln auch schon immer gab und ewig weiter geben wird. In "Krieg und Frieden" wurde schon ähnliches beschrieben und aus meinem beruflichen Umfeld könnte ich auch genug Beispiele anführen. Und weil diese Leute als Chef schwach sind, holen sie sich auch gerne genau die gleichen Leute in ihr Umfeld. Das System bestätigt sich an dieser Stelle selbst.

  • Und man kann nun eigentlich nicht mehr behaupten, dass Diederich keine eigene Meinung hat. Das, was bei ihm wirklich von innen kommt, ist seine Überzeugung vom Kaiser und von Machtstrukturen.

    Ja, das ist seine Sicht. Aber ich denke, es bleibt abzuwarten, wie es sich weiter entwickelt. Ich traue Diederich zu, seine Meinung bei Bedarf und Notwendigkeit schnell zu liberalisierten.

    Er könnte sich auch als typischer Wendehals entpuppen.


    Ich lese den Roman zum ersten Mal und kenne den Ausgang nicht. Bisher finde ich den Roman herausfordernd und interessant, schön jedoch nicht. Seit zwei Tagen ertappe ich mich, dass ich lieber aufräume, als weiter zu lesen. Das tut der Wohnung gut, ist aber untypisch für mich. 8|

  • Ich lese den Roman zum ersten Mal und kenne den Ausgang nicht. Bisher finde ich den Roman herausfordernd und interessant, schön jedoch nicht. Seit zwei Tagen ertappe ich mich, dass ich lieber aufräume, als weiter zu lesen. Das tut der Wohnung gut, ist aber untypisch für mich. 8|

    Ich lese ihn auch zum ersten Mal, habe allerdings vor zig Jahren mal den Film gesehn, der mir nicht gefallen hat. Allerdings liebe ich die Art Heinrich Manns zu schreiben, auch wenn mir die Handlung selbst nicht zusagt. Aber ein Pageturner ist es wirklich nicht. Ich brauche auch Abstand zwischen meinen Lesestunden. Nichts desto trotz, hoffe ich, bis zum Ende durchzuhalten.

  • Ich lese den Roman zum ersten Mal und kenne den Ausgang nicht. Bisher finde ich den Roman herausfordernd und interessant, schön jedoch nicht. Seit zwei Tagen ertappe ich mich, dass ich lieber aufräume, als weiter zu lesen. Das tut der Wohnung gut, ist aber untypisch für mich. 8|

    Mir geht es genauso. Allerdings bringt mich das nicht zum Aufräumen, ich lese lieber zwischendurch was anderes. :lache

    Ich habe das Buch in der Schule gelesen, kann mich allerdings nur noch dran erinnern, dass ich es total mies fand. Aber jetzt reizt es mich wirklich es zu Ende zu lesen. Heinrich Manns Art zu schreiben gefällt mir mittlerweile auch richtig gut.

  • Ganz schön viel Suff und Erregung in diesem Abschnitt. So, wie die sich im Keller an sich und ihren Glaubenssätzen selbst berauscht haben, hätte das wohl auch einige Jahre in München oder aktuell irgendwo in Sachsen sein können.

    Und man kann nun eigentlich nicht mehr behaupten, dass Diederich keine eigene Meinung hat. Das, was bei ihm wirklich von innen kommt, ist seine Überzeugung vom Kaiser und von Machtstrukturen.

    Diese Überzeugung ist bei ihm ja schon fast wahnhaft. Wie so viele hat er Angst vor Veränderung und klammert sich an alte Machtstrukturen. Auch das hat sich nicht geändert.

  • Ich lese ihn auch zum ersten Mal, habe allerdings vor zig Jahren mal den Film gesehn, der mir nicht gefallen hat. Allerdings liebe ich die Art Heinrich Manns zu schreiben, auch wenn mir die Handlung selbst nicht zusagt. Aber ein Pageturner ist es wirklich nicht. Ich brauche auch Abstand zwischen meinen Lesestunden. Nichts desto trotz, hoffe ich, bis zum Ende durchzuhalten.

    Vielleicht liegt es am Hörbuch und an Hans Kortes grandiosem Vortrag, aber mich hat das Buch richtig gepackt, inhaltlich und sprachlich. Ich bin fast fertig.

    Ich schaue schon nach weiteren Büchern über die Zeit und möchte z. B. (nicht sofort, aber zeitnah) Joseph Roths "Radetzkymarsch" lesen oder hören.

  • Vielleicht liegt es am Hörbuch und an Hans Kortes grandiosem Vortrag, aber mich hat das Buch richtig gepackt, inhaltlich und sprachlich. Ich bin fast fertig.

    Ich schaue schon nach weiteren Büchern über die Zeit und möchte z. B. (nicht sofort, aber zeitnah) Joseph Roths "Radetzkymarsch" lesen oder hören.

    Von Joseph Roth hab ich nur "Hiob" gelesen, aber das mochte ich sehr.

  • Mir geht es genauso. Allerdings bringt mich das nicht zum Aufräumen, ich lese lieber zwischendurch was anderes.

    Ich lese auch zwischendurch immer noch was anderes. Mir gefällt zwar die Sprache von Heinrich Mann sehr gut, und ich möchte auch noch gerne von ihm weiter Bücher lesen, z.B. Professor Unrat. Aber ich brauche trotzdem zwischendurch mal ein anderes Buch. Gerade so nach der Arbeit, wenn ich mich müde und gestresst fühle, dann kann ich mich nicht gut auf "Den Untertan" einlassen und lese lieber etwas leichteres und einfacheres.

    Ich schaue schon nach weiteren Büchern über die Zeit und möchte z. B. (nicht sofort, aber zeitnah) Joseph Roths "Radetzkymarsch" lesen oder hören.

    "Radetzkymarsch" hab ich mir jetzt auch mal angeschaut und vorgemerkt. Das würde mich auch itneressieren. Danke für den Tipp.:)