'Das zweite Geheimnis' - Seiten 001 - 108

  • Meint ihr, dass man den ersten Band braucht, um den zweiten zu verstehen? Ich wollte den Roman eigentlich so schreiben, dass auch Neueinsteiger ihn genießen können, die den Personen zum ersten Mal begegnen.

    Ich glaube, dass man den Band auch gut alleine lesen kann. Doch wenn man den Vorgänger gelesen hat, ergeben sich manchmal Fragen, auf die man halt nur kommt, wenn man die Vorgeschichte kennt.


    Wobei ich nicht weiß, ob das für ihn jetzt nicht noch schlimmer ist. Verletzt und als Flüchtling in einem DDR-Krankenhaus zu liegen. Da hat er wohl keine tollen Zukunftsaussichten.

    Er wird wohl nicht allzu lange im Krankehaus bleiben, sondern schnell in den Knast kommen.

    Die Verhörmethoden fand ich auch interessant, besonders wie Ria das analysiert und entsprechend reagiert.

    Dafür muss der/die Verhörte aber mächtig konzentriert sein und bleiben. Schwer so ein Verhör ohne Fehler durchzuhalten.

    Marga hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Die Szene die bei ihr zu Hause am Küchentisch gespielt hat zeigt ihre verletzliche Seite, sie ist sehr einsam und sehnt sich nach Gesellschaft. Irgendwie tat sie mir da leid.

    Aber dann zeigt sich sich auch gleich wieder von der unangenehmen Seite.

  • Kürzlich gab es einen Film über Honecker nach dem Mauerfall. Hat den jemand gesehen. Da war er mit seiner Frau wochen- oder monatelang bei einem Pfarrer eingezogen, weil er nirgends anders mehr hinkonnte. Bevor er ins Ausland ging. Da konnte er einem fast leid tun. Auch wenn er natürlich keiner war, der einem leid tun muss.

    Ich habe mir den Film in der letzten Woche auch angeschaut und während dessen/ danach auch noch so manches zu Honecker nachgelesen. Der Spielfilm passte jetzt gut... und der Konflikt wird gut dargestellt.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich habe mir den Film in der letzten Woche auch angeschaut und während dessen/ danach auch noch so manches zu Honecker nachgelesen. Der Spielfilm passte jetzt gut... und der Konflikt wird gut dargestellt.

    Ja, das fand ich auch. Wobei ich mich schon gefragt habe, warum die beiden nicht bei einem ihrer treuen Untergebenen unterkommen konnten. Davon muss es doch noch eine ganze Reihe gegeben haben.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Ja, das fand ich auch. Wobei ich mich schon gefragt habe, warum die beiden nicht bei einem ihrer treuen Untergebenen unterkommen konnten. Davon muss es doch noch eine ganze Reihe gegeben haben.

    Diese haben womöglich zeitgleich ihren Wohnsitz in Wandlitz räumen müssen und mussten schauen, wo sie selbst unterkommen.



    Ich hatte z.B. auch wegen Alexander Schalck im Netz nachgelesen, wo er nach dem Zusammenbruch der DDR abgeblieben ist.

    Zitat

    Im Zuge des Zusammenbruchs der DDR wurde Schalck-Golodkowski wegen Pressemeldungen über kriminelle Machenschaften von KoKo-Firmen auf der letzten Sitzung des ZK der SED am 3. Dezember 1989 aus dem ZK und der SED ausgeschlossen. Er flüchtete daraufhin am 4. Dezember mit seiner Ehefrau Sigrid nach West-Berlin, wo er sich den Behörden stellte und für circa sechs Wochen in Untersuchungshaft kam. Er gab an, dass er eine Abstempelung als Buhmann und die Beseitigung durch seine ehemaligen Genossen fürchte. Ein Auslieferungsantrag der DDR-Generalstaatsanwaltschaft wurde abgelehnt.

    Im Januar 1990 zog das Ehepaar Schalck-Golodkowski nach Rottach-Egern am Tegernsee. Dort betrieb er die Firma Gusimex Handelsgesellschaft GmbH, deren Unternehmensgegenstand als Handel mit Waren aller Art angegeben wurde. Die Gesellschaft wurde 2015 aufgelöst.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich kann diese Mode derzeit nicht ganz nachvollziehen, warum schreibt man denn nicht eindeutig auf ein Buch x. Teil von Xy?

    Um dieses Thema nochmal aufzugreifen: diese zunehmende Unsitte nervt mich auch! Es muss ja nicht riesig vorne draufstehen, aber hinten bei der Buchbeschreibung fände ich den Hinweis von Vorgänger- oder geplanten Folgebänden wichtig. Dann kann ich immer noch entscheiden, ob ich es will oder nicht. Es kauft ja nicht jede(r) sein Buch in der Buchhandlung, in dem die zwei (oder später) drei Bände miteinander präsentiert werden.


    Mein Ziel ist, dass man jeden der Romane auch einzeln lesen und verstehen kann.


    Klar, damit geht auch ein Werbeargument verloren. Manche würde es ja gerade reizen, dass die Romane zusammengehören. Aber ich hoffe inständig, dass niemand enttäuscht ist nach dem Lesen und denkt: Ooooch, das ist ja eine Reihe! Sondern dass auch ein einzelner Teil der Trilogie für sich steht und zufriedenstellt.

    Das ist ein schöner Gedanke. Ob er gelingt, kann ich leider nicht beurteilen, das müssen die Leute beurteilen, die den ersten Teil nicht gelesen haben. Sicher werden Fragen aufkommen, wie z. B. die Verbindung Rias zum BND und zum KGB oder ihre Beziehung zu Jens. Ob das jemanden stört oder nicht ist wahrscheinlich eine ganz persönliche Ansichtssache.


    Was ich aber an mir und auch in meiner Büchereiarbeit feststelle: sobald man sich das Buch genauer ansieht und feststellt, es ist ein X-Teil einer Reihe, wird es oft (enttäuscht) zur Seite gelegt und gar nicht erst angefangen. Egal ob man reinkommen würde oder nicht. Von daher: meiner Meinung nach eher schwierig!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Wer sich das Buch vor dem Kauf ansieht, kann auf der Rückseite und dem hinteren Umschlag eindeutig erkennen, dass es einen Vorgänger gibt. Also ich lese zumindest die Rückseite, bevor ich ein Buch kaufe, wenn auch nicht immer den Umschlag innen.


    Ich habe eben den Band einer Reihe vor mir liegen, Da steht auch nirgends, außer im hinteren Innenumschlag, dass es der dritte Band einer Reihe ist. Das ist also durchaus üblich und womöglich eine Verkaufstaktik der Verlage.

  • Was ich aber an mir und auch in meiner Büchereiarbeit feststelle: sobald man sich das Buch genauer ansieht und feststellt, es ist ein X-Teil einer Reihe, wird es oft (enttäuscht) zur Seite gelegt und gar nicht erst angefangen. Egal ob man reinkommen würde oder nicht. Von daher: meiner Meinung nach eher schwierig!

    Ich glaube, ich gehe wieder dazu über, einzelne Romane zu schreiben. Wenn ich mir schon die enttäuschten Gesichter vorstelle! :gruebel


    Frage mich nur, warum Verlage so gern Serien mögen. Ist es dann mit der Werbung einfacher, weil man bloß einen teuren Paukenschlag braucht und anschließend läuft es von allein weiter?

  • Ich glaube, ich gehe wieder dazu über, einzelne Romane zu schreiben. Wenn ich mir schon die enttäuschten Gesichter vorstelle! :gruebel


    Frage mich nur, warum Verlage so gern Serien mögen. Ist es dann mit der Werbung einfacher, weil man bloß einen teuren Paukenschlag braucht und anschließend läuft es von allein weiter?

    Das ist sicher ein Argument dafür. Ein anderes ist vielleicht das Format in dem die meisten Bücher erscheinen - womit ich hier Seitenzahl, Papierstärke und Schriftgröße meine. Die Wirtschaftlichkeit hat sich wohl auf ein Maß eingependelt, die andere Formate unbeliebt bei den Verlagen macht. Wenn die ganze Geschichte nicht in ein solches Buch passt, wird sie eben auf mehrere aufgeteilt.

    Andererseits folgen die Produzenten wohl gern der Mehrheit der Leser, die gern länger mit einmal kennengelernten Protagonisten Lesezeit verbringen und oft nachfragen, wie denn die Geschichte mit den lieb gewordenen Figuren weitergeht.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Diana Wynne Jones: Howl's Moving Castle

  • Ich glaube, ich gehe wieder dazu über, einzelne Romane zu schreiben. Wenn ich mir schon die enttäuschten Gesichter vorstelle! :gruebel


    Frage mich nur, warum Verlage so gern Serien mögen. Ist es dann mit der Werbung einfacher, weil man bloß einen teuren Paukenschlag braucht und anschließend läuft es von allein weiter?

    Ich kenne auch viele Leser:innen, die sehr gerne Reihen oder sogar nur Reihen lesen und furchtbar traurig sind, wenn eine zu Ende geht. Ich persönlich lese kaum Reihen, aber ich glaube, dass es sehr auf den persönlichen Geschmack ankommt.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Nun habe ich endlich den ersten Abschnitt zu Ende gelesen und mir hat die Geschichte zugesagt. Den ersten Teil habe ich noch nicht gelesen, aber die gegebenen Informationen zum ersten Band reichten mir.

    Meine Urgroßeltern und etliche ihrer Bekannten sind vom Niederrhein nach Mecklenburg "ausgewandert" und nach Kriegsende wieder zurück an den Niederrhein gezogen. Für all diese Menschen war die DDR schlicht das Böse an sich. Beruflich hatte ich einen befreundeten Kollegen, der sowohl als Grenzsoldat gedient hat und einige Jahre auf einem Sportgymnasium gewesen ist. Seine Sicht der Dinge war grundlegend anders als die meiner Verwandten. Er war ein paar Jahre später Grenzsoldat und hielt eine Flucht als Grenzsoldat für undenkbar. So endet auch Hennings Fluchtversuch trotz solider Vorbereitung erfolglos im Kugelhagel.

    Ria Nachtmann, eine Ex-Agentin des BND wird im Urlaub in Bulgarien verhaftet und weiß lange Zeit nicht warum. Auch wenn man gerne sagt, bei uns im Westen wäre das unmöglich gewesen, habe ich da Zweifel. Die angewandten Methoden bei der Verfolgung von Terroristen (damals RAF oder IRA, später Al Kaida, Al Fatach oder wie auch immer) oder die ganzen amerikanischen Sicherheitsbehörden lassen mich anderes befürchten.

    Rias Gegenspielerin ist von ihrem Tun überzeugt und Überzeugungstäter halten sich selten an gesetzliche Vorgaben. Das Agentenspiel ist ein dreckiges, aber auf allen Seiten. Gerade die Ansprache von Rias Tochter Annie ist natürlich schlimm, zumal die Agentin als verständnisvolle Dame auftritt.

    Etwas problematisch finde ich das Aufflackern der Liebesbeziehung von Ria und Jens nach acht Jahren. Das ist für mich schwer nachvollziehbar, aber solche Fälle soll es geben.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Cool fand ich, wie die Verhörsituation erzählt wird. Wie die zwei sich belauern und Ria versucht, die anderes auszutricksen. Diese Art, die eigenen Bürger zu bespitzeln und zu bedrohen, das konnte doch nicht auf ewig gut gehen. Die Gehirnwäschemethoden erinnern an die, die jetzt wohl auch Putin anwendet. Vom dekantenden kalten Westen sind bei dem jetzt Nazi-Ukrainer und eine bedrohliche EU. Der Mensch wird immer mit den gleichen Methoden verführt, eingeschüchtert, im Ungewissen gelassen.

    Das hast du schön beschrieben. Ich denke da auch oft an die Verteufelung von Trump in unseren Medien. Er alleine war für die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft verantwortlich. Dabei haben auch die Demokraten viel Verantwortung für das Vergessen ganzer Bevölkerungsgruppen und deren zunehmend schlechte Situation. Auf ähnliche Effekte können sich ja auch viele rechte Kräfte in Europa verlassen. Auch bei uns in Deutschland geht die Schere zunehmend auseinander.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Und Annie ist im Leistungssport und wird da physisch und psychisch kaputt gemacht. Diese Methoden sind echt heftig, da wurde wirklich nicht mehr der Mensch gesehen, nur das Material, mit dem sich Wettkämpfe gewinnen lassen. Ähnlich wie bei der kleinen Russin bei den olympischen Spielen. Da hat sich nicht viel geändert und ich denke gerade in Ländern mit autokratischen Herrschern ist das auch immer noch so. Lukaschenko brüstet sich ja auch gerne mit seinen Sportlern, genau wie Putin.

    Gedopt wird auch im Westen und es gibt Sportarten, bei denen die Olympiasieger oft eine Dopingsperre abgeleistet hatten. Oder auch Stars Jahre später des Dopings überführt wurden. Sprinter, Radfahrer, Gewichtheber usw.

    Meint ihr, dass man den ersten Band braucht, um den zweiten zu verstehen? Ich wollte den Roman eigentlich so schreiben, dass auch Neueinsteiger ihn genießen können, die den Personen zum ersten Mal begegnen.

    Für mich als Neueinsteiger waren die Informationen hinreichend!

    Und noch eine Frage: War es jemandem langweilig zu Beginn bei Ria? Ich war etwas zögerlich, Bulgarien so auszuerzählen, und hatte die Sorge, dass manchem da die Spannung fehlen könnte.

    Fand ich völlig okay um Ria erstmal kennen zu lernen.

    Mir geht im Gegenteil die Angewohnheit immer einen ewig langen Reihennamen vor den Titel zu schreiben mittlerweile echt auf den Keks. Es gibt gerade im historisch angesiedelten Bereich mittlerweile kaum mehr eine Reihe, bei der der Titel nicht aus mindestens zwei Teilen besteht

    Da stimme ich voll und ganz zu.

    Ich bin so gebaut, dass mich Reihen abschrecken. Sie geben mir das Gefühl, mit meiner Lesezeit auf lange Sicht gebunden zu sein. Wenn schon Reihen, dann sind mir solche am liebsten, deren Romane für sich stehen.

    Reihen schrecken mich nicht ab, wohl aber wenn mehrere Bände praktisch ohne Pause veröffentlicht werden. Normalerweise lasse ich mir aber bei Reihen genügend Zeit, bis ich einen Folgeband angehe. Meist ist ja die Reihenfolge beim Lesen von Serien relativ egal und wenn dies nicht so ist, erwarte ich einen Hinweis. So wie bei den Büchern von Hanna Caspian über Gut Greifenau geschehen.

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Ich glaube, ich gehe wieder dazu über, einzelne Romane zu schreiben. Wenn ich mir schon die enttäuschten Gesichter vorstelle! :gruebel


    Frage mich nur, warum Verlage so gern Serien mögen. Ist es dann mit der Werbung einfacher, weil man bloß einen teuren Paukenschlag braucht und anschließend läuft es von allein weiter?

    Oh nein, ich will jetzt nicht schuld sein, wenn du keine Reihen mehr schreibst! :lache Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es Menschen gibt, die das Buch nicht weiterlesen oder erst gar nicht erst anfangen, sobald sie merken, dass es ein Folgeband in einer Reihe ist. Auch wenn es inhaltlich vielleicht ganz gut möglich wäre.


    Wie schon angesprochen gibt es ja viele Reihen-Fans unter den LeserInnen. Dazu gehöre ich zwar nicht, dennoch gebe ich gerne zu, dass bei manchen Büchern eine Reihe passend und sinnvoll ist. Hier zum Beispiel. Die Aufteilung auf drei Bände = drei Jahrzehnte mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in der Historie ergibt Sinn. Auf ein Buch zusammengefasst würde wohl Vieles (vor allem die tollen Details) verlorengehen. Von daher habe ich nichts gegen Reihen, wenn sie in jedem Band eine eigene Geschichte erzählen.


    Mit wampy haben wir ja zum Glück eine "Neu-Einsteigerin" dabei, die ja gut in die Geschichte hineingekommen ist:wave.


    Ich kann mir vorstellen, dass Reihen für Verlage oft besser planbar sind als Einzelbände. Und es wird nicht nur eins, sondern gleichzeitig mehrere Bücher beworben.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Das hast du schön beschrieben. Ich denke da auch oft an die Verteufelung von Trump in unseren Medien. Er alleine war für die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft verantwortlich. Dabei haben auch die Demokraten viel Verantwortung für das Vergessen ganzer Bevölkerungsgruppen und deren zunehmend schlechte Situation. Auf ähnliche Effekte können sich ja auch viele rechte Kräfte in Europa verlassen. Auch bei uns in Deutschland geht die Schere zunehmend auseinander.

    Ich frage mich mittlerweile öfters, ob dieses ausgeprägte schwarz-weiß Denken unserer Zeit wirklich schlimmer geworden ist oder ob es doch immer schon so war. Warum schaffen wir es nicht, komplexe Sachverhalte von zwei Seiten aus zu betrachten? Das ganze Leben ist doch ein Grau- bzw. ein Buntbereich (das finde ich ein schöneres Farbspektrum). Die "Wahrheit" liegt doch so gut wie immer zwischen schwarz und weiß.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Mich hat das vor Jahren, als es mit den Sagas und Familiengeschichten über mehrere Bände immer mehr auf dem Markt wurden, auch gestört - doch ich bin absolut als leidendchaftliche Leserin dabei. Ich mochte schon als Jugendliche Serien und auch Bände, in denen Personen später in anderen Einzelbänden auftauchten und man noch mehr über deren Leben in Querverbindungen erfuhr. Ich mag Einzelbände, aber ich mag auch, mich mit Protagonisten und Geschichten über viele Seiten zu beschäftigen. Ich komme auch damit "zurecht"😄 wenn ich zwischen den Bänden ein Jahr warten muss - anders geht es nicht bei Neuerscheinungen. Eine Kollegin mag es sehr, sich Reihen von mir auszuleihen, aber erst wenn alle Bände erschienen sind, darf ich sie mitbringen.


    Ich finde viel Lesestoff für mich auch in Öffentlichen Bücherschränken und auch oft aktuelle Bücher. (gestern erst stellte jemand zwei Thriller ein, die er erst am 24.4. gekauft hatte und gleich nach dem Lesen aussetzte) So "finde" ich dort manchmal zweite Bände und würde gern reinlesen, ob es etwas für mich ist - aber füge mich dann der "Eulen"meinung/ dem Rat, mir den ersten Band zu besorgen, um danach den Folgeband lesen zu können. Diesen Rat würde ich doch auch jedem geben. Damit mir in der Geschichte nichts entgeht, lese ich erst Band eins. Aber natürlich gibt es auch Serien, bei denen ich dann keine weiteren Folgebände lesen "muss". Letztes Jahr bekam ich einen zweiten Band als Rezi-Ex. und weil mir der Roman sehr gut gefallen hat, werde ich nun auch noch den ersten und den Folgeband lesen.


    Wenn ich BüchereiDienst habe und jemand kommt zum Ausleihtresen mit einem Folgeband, dann kläre ich auch gleich auf, dass derjenige doch erst den Auftaktband ausleihen soll.


    Ich habe bei Vierteilern manchmal den Eindruck, gerade wenn sie direkt aneinander anschließen, dass man es auch in drei Bänden hätte veröffentlichen können. Ich habe ja auch kein Problem mit 600 Seiten Büchern, aber es gibt Leser, die mit 400 Seiten Schmökern zufrieden sind, weil sie daran schon länger lesen und nie zu 600 Seiten Geschichten greifen würden. Ist ähnlich bei mir, die 300 Seiten- Bücher sich nicht (kaum) kauft.


    Bei Deinem Buchprojekt, Titus, sind die Einzelbände die richtige Lösung, da es drei ganz unterschiedliche Zeitabschnitte betrifft und daher bin ich auch der Meinung, man kann sie getrennter betrachten. Ich finde auch gut, dass auf dem Titel nicht "Spion-Saga" steht, mit Untertitel "Das zweite Geheimnis". Schreib gern weiter so tolle Geschichten auf und lass uns dadurch viel über die Personen erfahren.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Frage mich nur, warum Verlage so gern Serien mögen. Ist es dann mit der Werbung einfacher, weil man bloß einen teuren Paukenschlag braucht und anschließend läuft es von allein weiter?

    Ich persönlich lese sowohl Einzelbände als auch Serien sehr gerne. Bei den Serien finde ich es halt schön, dass man die Personen und das Umfeld schon kennt. Es fühlt sich dann beim Lesen oft wie ein "nach Hause kommen" an. Ich mag auch das Daraufhinfiebern auf den neuen Band von Lieblingsserien. Die Vorfreude, dass es wieder ein neues Buch mit lieb gewonnenen Figuren geben wird. Deswegen bin ich persönlich schon ein Fan von Serien. Aber jedes Buch und jeder Stoff eignet sich natürlich auch nicht für eine Serie, und ich mag es auch nicht, wenn die Bücher von Serien ein allzu offenes Ende habe. Ich finde es schon gut, wenn sie in sich abgeschlossen sind.

    Deine Spionin-Reihe finde ich perfekt so wie sie ist. Man hat nach Beenden der einzelnen Bücher auf jeden Fall das Gefühl, das die jeweilige Geschichte erst mal fertig erzählt ist. Aber es bleibt genug Spannung übrig, um sich auf das nächste Buch vorzufreuen :)

  • Ich glaube auch, für mich ist es bei dieser "Reihe" 😉gut einen Band erst einmal sacken zu lassen und jetzt auch die Zeit zu nutzen, Sachen nachzulesen und zu fantasieren, was uns im nächsten Band erwarten könnte. Durch den zeitlichen Abstand und den abgeschlossenen Band kann man gut eine (Lese)Pause einlegen.

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    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich gehöre ja auch zu den Serien Fans. Gerade, wenn es um Familien im letzten Jahrhundert geht wird da doch extrem deutlich wie sehr sich das Leben im Laufe der Zeit verändert hat, gerade bei der Hafenschwester Trilogie wird das extrem deutlich. Das gefällt mir ziemlich gut, weil man da auch mal sieht, was hat sich positiv, was negativ verändert. Und was ist immer gleich geblieben....

  • Inzwischen habe ich auch den ersten Abschnitt des Buches beendet (und auch schon ein kleines Stück darüber hinaus gelesen). Mir gefällt die Geschichte schon wieder richtig gut. Wobei ich schon zugeben muss, dass ich nicht mehr alle Figuren aus dem ersten Band richtig erinner - Henning sagte mir zum Beispiel gar nichts mehr, auch wenn ich mich vage an den Namen erinnern konnte. Dass es sich um Jolanthes Mann handelte, hatte ich gar nicht mehr auf dem Schirm. Insofern finde ich es auch ein bisschen schwierig einzuschätzen, was genau ihn zum Fluchtversuch bewegt hat. Es muss in den "Zwischenjahren", also seit der Zeit Ende des ersten Teils, Einiges passiert sein. (Was natürlich bei der langen Zeitspanne zwischen den beiden Teilen nicht verwunderlich ist.)


    Rias und Jens Zusammentreffen nach so vielen Jahren fand ich übrigens richtig schön beschrieben. Es muss unheimlich schwer für Ria gewesen sein, sich für "eine Seite" zu entscheiden - Leben mit Jens um Westen oder mit Jolanthe und Annie im Osten - und sich ein Stückchen vergangenes Leben in Bulgarien zurückholen zu können, muss für sie ein großes Glück gewesen sein.


    Umso schlimmer fand ich dann ihre erzwungene Abreise, vor allem ohne dass sie sich Jens hätte erklären können. Und was danach folgte... schlicht unbegreiflich und auch eher verstörend. Und doch fand ich es total spannend, über Rias Situation und ihr persönliches Vorgehen während der Befragungen zu lesen. Vor allem, wie sie ihre zuvor genossene "Ausbildung" zur Spionin einsetzen konnte. Allein, an welche psychologischen Kniffe man denken muss und wie einem welche Reaktion ausgelegt wird...


    Bei Rias Verhalten nach dem Gefängnisaufenthalt und auch bei ihren Überlegungen zur ständigen Überwachung hatte ich zeitweilig ein wenig das Gefühl, ich lese einen dystopischen Roman. So unwirklich erscheint einem eine fast pausenlose Überwachung und doch ist es alles andere als abwegig. Ich hoffe, dass Rias Brief eine Kontaktaufnahme zu Jens wieder möglich machen wird und bin gespannt, wie sie wieder an ihre Spionagezeit anknüpfen kann.


    Und ich hoffe inständig, dass Annie keinen Schaden erleiden wird. Wobei sie das ja eigentlich schon hat, bezogen auf die offensichtlichen Dopingmittel, die den Leistungssportler:innen verabreicht werden.


    Was mir auch wieder sehr gut gefällt, sind die eingestreuten Informationen zum damaligen Leben. Ganz schön schräg, dass man extra die Verkehrsordnung ändert, damit Honecker problemlos zur Arbeit sausen kann... (die Sache mit dem grünen Pfeil habe ich auf jeden Fall schon sicher in der Kategorie "unnützes Wissen" im Hinterkopf abgespeichert :D)