Die Nachtigall - Kristin Hannah

  • Zum Inhalt (Amazon):


    Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt?
    In diesem epischen, kraftvollen und zutiefst berührenden Roman erzählt Kristin Hannah die Geschichte zweier Frauen, die ihr Schicksal auf ganz eigene Weise meistern.



    Über die Autorin:


    Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine internationale Top-Bestseller-Autorin und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Pazifischen Nordwesten der USA und auf Hawaii.



    Meine Meinung:


    Als die Deutschen 1940 in Paris einmarschieren offenbart sich schnell, dass die Schwestern Rossignol (deutsch Nachtigall) unterschiedlicher nicht sein könnten. Vianne, die Ältere, lebt mit der Tochter alleine auf dem Land in einem großen Haus. Ihr geliebter Mann kämpft bereits an der Front. Sie ist in ständiger Sorge um ihre Tochter und bemüht, sich unauffällig zu verhalten und die Nazis nicht auf sich aufmerksam zu machen. Erschwert wird das Ganze durch den Offizier Beck, der in ihrem Haus einquartiert wird und der freundlich, hilfsbereit und sehr aufmerksam mit ihnen umgeht und so ganz und gar nicht dem Bild des brutalen Deutschen entspricht.


    Ganz anders ihre jüngere Schwester Vianne, die von Anfang an gegen die Besatzer kämpfen möchte und sich ziemlich schnell - gegen die Willen des Vaters und der Schwester - dem französischen Widerstand anschließt. Unter dem Decknamen "Nachtigall" führt sie in gefährlichen, kraftraubenden, mehrtägigen Wanderungen in Frankreich abgestürzte, alliierte Piloten ins sichere Spanien. Bald macht die Wehrmacht und die SS verstärkt Jagd auf die Organisation rund um die "Nachtigall".


    Vianne ist anfangs entsetzt über die Aktivitäten ihrer Schwester, lehnt sie vor allem deshalb an, weil es auch sie und ihre Tochter in Gefahr bringt. Aber als die Nazis anfangen, die jüdischen Franzosen umzusiedeln und auch Viannes beste Freundin Rachel auf der Liste für ein Arbeitslager steht, fängt sie langsam an umzudenken. Sie erkennt, dass irgend wann jeder Franzose Stellung beziehen muss und man nicht wegsehen darf, angesichts der Grausamkeiten der feindlichen Besatzungsmacht.


    Es war mein erstes Buch von Kristin Hannah. Das Thema zweiter Weltkrieg interessiert mich immer wieder brennend und aus der Sicht der Franzosen hatte ich noch nicht viel gelesen. Die historischen Fakten wurden sehr spannend und dramatisch mit einer erfundenen Story verknüpft und die Schwestern Rossignol erleben und erleiden stellvertretend für alle Franzosen die ganze Bandbreite der aufwühlenden Kriegserlebnisse. Von der feindlichen Übernahme bis zur Internierung der Juden und dann zum endgültigen Zusammenbruch aller Menschlichkeit. Die Sprache der Autorin ist leicht lesbar und voller Emotionen. Sie versteht es, große menschliche Gefühle in schöne Worte zu verpacken und schreckt weder vor der wahren Liebe, noch vor grenzenlosem Hass, erschütternden Tragödien, blutigem Mord zurück. Ihre Geschichte ist gemacht für das große Kino mit viel Drama und Pathos. Aber es ist so fürchterlich spannend, dass ich ihr dieses bisschen Übertreibung und Zuviel gerne abgenommen habe. Ich habe eine satte Portion von all dem bekommen, was ein bewegendes Buch haben sollte. Ich habe die zwei Schwestern und ihre Familie ins Herz geschlossen und Fingernägel kauend mit feuhten Augen bis zu Ende mitgefiebert.


    Manchmal hatte ich den Wunsch, Kristin Hannah hätte sich etwas mehr Zeit genommen und ein klein bisschen mehr erzählt. Sich etwas ausführlicher mit den Geschehnissen und ihren Beschreibungen beschäftigt. Manches ging sehr schnell und die letzten Kapitel kommen Protagonisten und Leser kaum zum Atem holen. Ein paar kleine Ungereimtheiten sind mir auch aufgefallen aber durch die anhaltende Spannung untergegangen, weil sie nicht so wichtig schienen.


    Aber das Ende ist ihr wirklich gelungen und bildet einen harmonischen Abschluss für dieses rabenschwarze Kapitel in der Weltgeschichte welches Hannah in eine abenteuerliche, schöne und doch auch traurige Geschichte über zwei mutige Schwestern verpackt hat.


    9 von 10 Punkten von mir


    ASIN/ISBN: 3746633672

    Hollundergrüße :wave




    :lesend








    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, daß er tun kann, was er will, sondern daß er nicht tun muß, was er nicht will - Jean Rousseau)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von hollyhollunder ()

  • Die Schwestern Isabelle und Vianne wachsen in Paris auf. Nach dem frühen Tod der Mutter scheint die Familie zu zerbrechen. Ihr Vater ist vom Ersten Weltkrieg gezeichnet, trinkt oft mehr als ihm guttut und ist den Mädchen gegenüber abweisend. Isabelle soll nach Südfrankreich in ein Internat geschickt werden und die ältere Vianne flüchtet sich so bald es geht in die eigene Familie nach Carriveau. Als ihr Mann in den Krieg ziehen muss, bleibt sie mit ihrer Tochter Sophie allein. Die Schwestern sind in ihren Charakteren zu unterschiedlich und haben sich kaum etwas zu sagen. Vianne ist angepasst und arbeitet als Lehrerin. Isabelle kann sich nicht unterordnen und fühlt sich aus der Familie ausgeschlossen. Aus beiden Blickwinkeln wird in diesem Roman die Geschichte hinter der Front erzählt.


    Kristin Hannah schreibt im Nachwort, dass sie sich gewehrt hat, diese Geschichte zu schreiben. Den inneren Kampf hat sie zum Glück verloren. Es wäre uns sonst ein überaus ergreifendes und schonungsloser Roman über das von den Deutschen besetzte Frankreich entgangen. Anhand der beiden Schwestern beschreibt sie das Leiden der Zivilbevölkerung in den Jahren zwischen 1938 bis Kriegsende. Der Krieg spielte sich nicht nur an der Front ab, sondern vor allem die Bevölkerung hatte unter den willkürlichen Anordnungen der Besetzer zu leiden. Viannes Haus wird von einem Deutschen Hauptmann beschlagnahmt. Die ständige Nähe lässt es zu, dass hier überdeutlich an der Gefühlswelt der Betroffenen nachgefühlt werden kann. Die Gemeinschaft basiert auf keinerlei Vertrauen und doch rückt der andere in die intime Welt des anderen vor.


    Isabelle kommt bald mit dem Widerstand in Berührung. Sie hilft in Not geratenen Piloten zur Flucht über die Pyrenäen. Je mehr die Naziherrschaft zunimmt, desto vorsichtiger muss sie sein, um nicht nur das Leben der Ausländer zu retten, sondern auch nicht selber ins Visier der SS zu kommen. Die Ohnmacht der Bevölkerung, ihre Entbehrungen und schließlich die Angst ums Überleben kommen mit ihrem Charakter deutlich hervor. Die beiden Schwestern bilden zwei konträre Punkte, die zwar gleichermaßen Sympathien hervorrufen, aber ein differenziertes Bild vom Erlebten zeichnen.


    Der historische Roman ist nicht nur eine fiktive Geschichte vor der Kulisse des besetzten Frankreichs. Er ist auch nicht bloß eine Liebesgeschichte, die unter erschwerten Bedingungen ihre Chance erhält. Er will sicher nicht nur auf die Schicksale der Frauen aufmerksam machen, die alleine diese Zeit der Verdunklung überstehen mussten. Die unter Lebensmittelknappheit ihre Kinder aufzogen, ihr Zuhause schützten und mit der Ungewissheit um das Wohl ihrer Männer und Söhne lebten. Er ist auch nicht bloß eine Heldengeschichte um eine kleine Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, anderer Menschen Leben zu retten und dabei ihr eigenes aufs Spiel zu setzen. Alles zusammen ergibt ein wahres Epos, das die Zeit wieder lebendig werden lässt und vor allem neue Einblicke gestattet. Die liebevoll ausgearbeiteten Figuren entwickeln beim Lesen ein Eigenleben und man sorgt sich um sie. Bei der Deportation von Rachel steht man als Leser fassungslos daneben. Man möchte die jüdischen Kinder an einem sicheren Ort wissen und hofft, dass niemand etwas verrät. Hier entfaltet sich das ganze Können der Autorin, mit den richtigen Worten Emotionen zu wecken.


    Abgerundet wird der Rückblick durch das in der Gegenwart stattfindende Passeurtreffen in Paris. Das Stilmittel ist zweckmäßig verwendet, sodass man das Buch nach der letzten Seite mit einem Aufatmen weglegen kann. Die Geschichte wirkt dann trotzdem noch nach und bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

  • Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich die unterschiedlicher nicht sein könnten:
    Vianne, völlig verzweifelt ist als ihr geliebter Mann Antoine zum Kriegsdienst eingezogen wird muss sich mit ihrer Tochter Sophie von nun an alleine durchschlagen, einzige Hilfe ist Freundin und Nachbarin Rachel. Vianne versucht was vermutlich viele Frauen unter der Willkür-Herrschaft der Nazis versucht haben, sie versucht möglichst nicht aufzufallen, erst recht als sich auch noch Wehrmachts-Hauptmann Beck bei ihr einquartiert, und eine Weile gelingt ihr das auch. Doch Viannes beste Freundin Rachel ist Jüdin, und bald muss Vianne eine Wahl treffen...
    Viannes kleine Schwester Isabell ist eine Draufgängerin, Angst kennt sie kaum, eine Heldin will sie werden. In Paris, als das Hakenkreuzbanner am Eifelturm weht, kommt sie schnell mit dem Widerstand in Kontakt, verteilt erst nur Flugblätter, wird aber schon bald eine große Hilfe. Unter Lebensgefahr sammelt sie abgestürzte Piloten ein und bringt sie in einem gefährlichen Marsch über die Pyrenäen. Es sind viele Piloten. So viele, das die Nazis bald auf sie aufmerksam werden, und intensiv anfangen nach "der Nachtigall" zu suchen.


    Das Leben der Schwestern Rossignol steht stellvertretend für die Menschen, die im Krieg auf welche Art auch immer über sich hinaus wachsen. Auch zeigt die Autorin deutlich das sich der Krieg keinesfalls nur an der Front abspielt, im Gegenteil, Hungerwinter, vom Großen Krieg noch traumatisierte Familien müssen sich hier schon wieder mit beispiellosen Gräueltaten auseinandersetzen die man sich heutzutage kaum mehr vorstellen kann, die aber für unsere Groß- und Urgroßeltern die Kindheit und Jugend bedeutet haben.


    Ich lese eigentlich selten Bücher zu diesem Thema, weil ich genau weiß wie sehr es mich mitnimmt. Trotzdem wollte ich dieses hier unbedingt lesen, warum - ich weiß es nicht genau. Die Autorin erzählt die Geschichte so das sie die Gefühle des Lesers sehr trifft, man bangt um liebgewordene Protagonisten, man weiß was kommen wird, die Gefühle sind irgendwo zwischen Schock und Resignation.... Es ist eine gut erzählte Geschichte, manchmal mit etwas viel Hollywood, aber glaubhaft und gut recherchiert.


    Ich bedanke mich für mein Testlese-Exemplar und gebe 9 Punkte

  • Das Buch hat mich sehr überrascht. Ich habe im Vorfeld Rezensionen gelesen, die es entweder als totalen Schund oder als überragend gutes Buch ausgewiesen haben. Für mich war es eins der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe.


    Da ich wenig über den 2. Weltkrieg aus Sicht von Frankreich wusste, musste ich bei der Lektüre sehr viel googeln. Besonders mitgenommen haben mich die Einzelschicksale der beiden Schwestern und auch die Beschreibungen der Gegebenheiten während der Belagerung. Im Geschichtsunterricht hört man zwar davon, aber ein Bild kann man sich trotzdem von all dem nicht machen.


    Die Schwestern wurden sehr unterschiedlich dargestellt. Vianne ist sehr vorsichtig und immer darauf bedacht, ihr Kind zu schützen, während Isabelle nach vorne prescht und ohne Nachzudenken Menschen hilft. Beides hatte was Gutes, denn beide haben auf ihre Weise etwas Gutes getan.


    Da ich bereits nach ein paar Seiten im Geschehen angelangt war, hat mich der gefühlvolle Schreibstil der Autorin sehr mitgenommen. Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und die volle Punktzahl.

  • Als der zweite Weltkrieg beginnt treten die Differenzen der Schwestern Isabelle und Vianne offen zutage. Die häusliche Vianne fügt sich in das Schicksal ihrer eigenen Nation. Sie versucht ihr Heil auf der heimischen Scholle zu suchen. Doch schon bald tritt das Unheil in Form der deutschen Wehrmacht in Viannes Leben. Zeit Farbe zu bekennen oder mit dem Gegner zu kollaborieren. Während die forsche Isabelle nach Paris reist, der Résistance beitritt, um Menschen bei der Flucht über die Pyrenäen zu führen.


    Der intelligent aufgebaute Roman beginnt mit dem Rückblick der überlebenden Schwester. Kristin Hannah lässt die Leser bis zum Schluss im Unklaren darüber, wer von den beiden da am Ende auf dem Podest steht, um Zeugnis über die Vergangenheit abzulegen. Überhaupt ist « Die Nachtigall » ein typisch amerikanischer Erfolgsroman mit vielen Wendungen, dramatischen Ereignissen und Helden, die manchmal sogar welche sein wollen, wie die stets widerständige Isabelle, deren Schicksal vorgezeichnet scheint.


    Noch interessanter ist allerdings die Entwicklung ihrer Schwester Vianne, bei der bald deutsche Offiziere ein und ausgehen, um ihren jeweiligen Vorlieben nachzugehen. Vergnügungen die sie nicht mit den hungernden Franzosen teilen wollen. Kristin Hannah gelingt es die Zerrissenheit der beiden Frauen, vor dem Hintergrund einer ebenso zerrissenen Nation aufzuzeigen, was für eine Amerikanerin schon mal keine geringe Leistung darstellt.


    Denn tatsächlich holt sie viel von dem Leid und den Demütigungen der Grand Nation ans Tageslicht, die unserer Tage längst in Vergessenheit geraten sind. Anfangs hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem leicht blumigen Schreibstil. Doch mit zunehmender Dauer entfaltet sich hier ein wahrhaft kleines Meisterwerk mit einem emotionsgeladenem Ende, dass seinesgleichen sucht. Ich kann das Buch nur empfehlen.


    9 von 10P.

  • „Die Nachtigall“ ist ein sehr berührendes Buch in den Zeiten des zweiten Weltkrieges. Es schildert die Umstände dieses Grauens in Frankreich.


    Vianne und Isabelle sind Schwestern, ihr Vater erlebte bereits im ersten Weltkrieg unaussprechliches, die Mutter starb früh.

    Während Vianne sich früh in die Ehe stürzte, wurde Isabelle von Internat zu Internat geschickt, wo sie immer wieder ausriss. Und genau so unterschiedlich entwickeln sich die jungen Frauen in den Kriegswirren: Vianne versucht unter allen Umständen, ihre Familie zu schützen, und Isabelle schließt sich dem Widerstand an, um amerikanische und britische Piloten außer Landes zu schmuggeln.


    Kristin Hannah schildert die Geschehnisse sehr eindringlich, ohne zu sehr ins Dramatische zu gehen. Sie lässt die Geschichte für sich sprechen, und beschreibt die Ereignisse und Personen sehr anschaulich und authentisch.


    Mit hat das Buch sehr gefallen, ich gebe ihm 9 Eulenpunkte. Danke nochmal, dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte, denn sonst wäre dieses Buch niemals in meine Hände gelangt.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Als diese Leserunde angekündigt wurde, war ich sehr im Zwiespalt. Eigentlich lese ich sehr gerne Bücher von Kristin Hannah, habe bisher fast alle gelesen, die erschienen sind. Allerdings lese ich nicht so gerne historische Bücher, obendrein wenn die Handlung in Kriegszeiten spielt. Die Neugier auf das neueste Werk der Autorin hat überwogen und ich bin froh darüber.


    Dieses Buch über das bewegende Schicksal der Schwestern Isabel und Vianne Rossignol hat mich sehr bewegt und berührt. Obwohl die traurigen Momente überwogen und ich mir mehrmals die Tränen verdrücken musste, gabe es dann auch wieder so schön beschriebene, kleine Glücksmomente, die mich mit all dem Schrecklichen versöhnt haben, falls man das überhaupt so sagen kann.


    Beide Schwestern auf ihre Weise - Isabel draufgängerisch und aktiv, Vianne ruhig und am liebsten unsichtbar, haben in diesen schweren Jahren Unglaubliches geleistet, obwohl sie so viel Schlimmes erlebt haben. Die Autorin schreibt in einfachen Worten, lässt den Leser stellenweise kaum mehr zu Atem kommen, so schnell überschlagen sich die Ereignisse. Und dennoch stimmt am Ende dann alles und ich bin mit dem Gefühl zurückgeblieben, dass diese Autorin einfach jedes Thema aufgreifen kann und den Leser bewegen kann. Für mich eines der Highlights des bisherigen Lesejahres.


    9,5/10 Punkte

  • Zwei Schwestern die unterschiedlicher nicht sein könnten in einem von Deutschen besetzten Frankreich.
    Isabelle will sich nicht mit der Besetzung ihres Landes abgeben und schließt sich der Résistance an.
    Unter ihrem Decknamen „Nachtigall“ findet sie einen Weg über die Pyrenäen der vielen Menschen das Leben rettet.
    Vianne dagegen sorgt sich um ihre Familie und versucht alles zu vermeiden womit sie Aufmerksamkeit auf sich lenkten könnte.
    Doch auch Vianne kann dem ganzen Grauen nicht tatenlos zusehen und ja auch in ihr regt sich er Widerstand.


    Ich wolle schon immer einen Roman von Kristin Hannah lesen und der Klappentext von diesem Buch hatte mich gleich angesprochen.
    Was mich erwarten würde wenn ich das Buch lese wusste ich nicht uns so bin ich völlig erwartungslos an den Roman rangegangen.
    Der Einstieg in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen und obwohl es ein sehr schweres Thema ist bin ich sehr gut vorangekommen. Klar es war schon recht langsam, aber ich musste das Buch auch immer wieder unterbrechen um das gelesene sacken zu lassen.
    Was einem klar sein sollte, ist dass es hier auch recht „schlimme“ Dinge zu lesen gibt und obwohl ich von meiner Oma über die NS-Zeit viel erfahren habe, war ich doch das eine oder andere Mal mehr als bestürzt.
    Als ich die letzten 2-3 Kapitel des Romans gelesen habe, sind mir nur noch Tränen die Wange runtergelaufen, so hat mich schon lange kein Roman mehr ergriffen.
    Mir persönlich hat auch der Erzählstil der beiden Schwestern zur NS-Zeit gab und einen der 1995 spielte war alles so klar durchstrukturiert, dass man allem sehr gut folgen konnte.
    Auch dadurch, dass man nicht wusste welche der Schwestern die Person im Jahre 1995 ist, bleibt eine Spannung und man überlegt sich wie wohl alles ausgegangen ist bzw. ob beide Schwestern den Krieg gut verarbeitet haben und ein neues Leben aufbauen konnten.
    Ich fand es auch spannend im Nachwort zu erfahren, dass die Autorin wahre Hintergründe verarbeitet hat wie eben die Frau die die Fluchtroute gefunden hat der eben wie die mutigen Frauen im Untergrund die für ihr Land gekämpft haben.
    Mit sehr viel Liebe zum Detail hat die Autorin den vielen verschiedenen Figuren des Romans Leben eingehaucht und dadurch konnte man sie sich sehr gut vorstellen.
    Ich könnte nicht sagen welche Figur mehr meine Sympathien hatte, denn beide Schwestern und ihre Familie waren mir von Anfang an sehr sympathisch.
    Obwohl ich noch nie in Frankreich war (außer dem Elsass) und ich auch erstmal im Atlas die genau Lage des Loire Tals nachschlagen musste, fand ich alles ehr gut beschrieben und man hatte beim Lesen die Orte vor Augen und hat so Vianne und Isabelle auf ihrem Weg begleitet.
    Ich glaube mit diesem Roman der mich tief berührt hat wurde mein absolutes Lesehighlight für dieses Jahr 2016 gefunden.
    Ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letztes Buch der Autorin sein wird. Allerdings werde ich mit dem nächsten Buch mir noch viel Zeit lassen damit die Erinnerungen an dieses Buch etwas verblasst sind und ich so keinerlei Vergleiche anstellen werde.
    Nachdem mich dieses Buch so ergriffen hat bleibt mir gar nichts anderes übrig als die volle Punktzahl zu vergeben.

  • Die Nachtigall
    Kristin Hannah
    Übersetzt von Karolina Fell
    Gebunden mit Schutzumschlag, 608 Seiten
    Rütten & Loening
    978-3-352-00885-6


    Die Autorin (Verlagsangabe)
    Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine internationale Top-Bestseller-Autorin und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Pazifischen Nordwesten der USA und auf Hawaii.


    Inhalt und meine Meinung
    1995 in Oregon, USA. Eine sterbenskranke Frau zieht in ein Altenheim und bevor sie ihr Haus verlässt, holt sie aus dem Speicher einen seit Jahren ungeöffneten Koffer mit alten Unterlagen und erinnert sich.
    Ein Zeitsprung bringt uns nach Frankreich. 1940 wird die französische Armee mobilisiert, es ist Krieg mit Deutschland und die deutsche Armee dringt im Norden vor. Isabelle, ein 18 jähriges Mädchen, kann ihr rebellisches Wesen nicht zügeln und wird einmal wieder aus einem Mädchenpensionat geworfen. Ihr in Paris lebender Vater möchte sie nicht bei sich aufnehmen und als auch noch die Deutschen einmarschieren, setzt der Vater sie ins Auto von Bekannten und schickt sie zu ihrer Schwester nach Süden.
    Isabelles Schwester Vianne ist in allem ungefähr ihr Gegenteil. Ruhig, angepasst, eher ängstlich lebt sie gemeinsam mit ihrer Tochter in einem Dorf, arbeitet als Lehrerin und erwartet sehnlichst die Rückkehr des eingezogenen Ehemannes Antoine.
    Unterschiedlich wie sie sind, können die beiden Schwestern auf Dauer nicht zusammenleben und so schließt sich Isabelle einer Résistance Gruppe an und verlässt das Dorf. Isabelle muss alleine zurechtkommen und mit den Widrigkeiten des Alltags unter dem Besatzungsregime fertig werden.
    Beide Schwestern müssen auf unterschiedliche Weise erwachsen werden und lernen, was für sie im Leben wichtig ist. Eingebettet ist die Geschichte der beiden in die dramatischen und grausamen Ereignisse im besetzten Frankreich zwischen 1940 und 1944. Im Vordergrund bleiben jedoch immer die beiden Frauen, deren Schicksal lebendig und hautnah beschrieben wird. Hin und wieder ist es fast zu emotional und als Leserin kommt man kaum zum Atemholen. Ein großer Pluspunkt ist für mich, dass die Autorin auf billige Klischees verzichtet und ihre beiden Hauptpersonen Frauen bleiben, die Fehler machen, Ängste und Zweifel haben und trotzdem auf ihr Gewissen hören.
    Über einige kleine Unstimmigkeiten habe ich hinweggelesen – zu sehr hat mich die mitreißende Handlung insbesondere am Ende gepackt.
    Eine Leseempfehlung für alle, die sich vor einem wirklich emotionalen Schreibstil nicht fürchten.
    9 Punkte

  • Die Autorin hat ein dunkles, aber wichtiges Kapitel deutsch-französischer Geschichte aufgegriffen. Auch heute noch, nach so vielen Jahren wirft die Besatzung Frankreichs durch deutsche Truppen ihre Schatten auf die Beziehung der beiden Länder.


    Zwei junge Französinnen, die Schwestern Isabelle und Vianne gehen ihren Weg in den Wirren des II. Weltkrieges. Die eine ringt um das Überleben ihrer Familie, die andere möchte mehr tun. Als sich ihr die Möglichkeit bietet, den Kampf der Résistance zu unterstützen, findet sie endlich die Aufgabe, nach der sie sich gesehnt hat.


    Kristin Hannah packt viel in ihre Geschichte hinein, lässt ihre Figuren leiden und kaum eines der Nazi-Gräuel aus. Trotz eines guten historischen Hintergrundes, legt sie den Schwerpunkt doch eindeutig auf die Darstellung hochemotionaler Szenen. Dabei sind Pathos und Klischee ihre ständigen Begleiter. Mir war das einfach zu viel, so dass mich leider die meisten dieser aufwühlenden Szenen nicht haben berühren können.


    Dabei macht sie das auf ihre Weise wirklich gut. Und mit ihrer Art der Darstellung, eben einzelne Situationen und Figuren so intensiv und emotional zu beschreiben, erreicht sie wahrscheinlich mehr Leser als Autoren, die sachlicher an das Thema herangehen.


    Fazit: Eine richtig gute Geschichte, die sich für mich leider gelesen hat wie das Drehbuch zu einem Hollywoodfilm - was nicht schlecht passt, da die Verfilmung bereits in Vorbereitung zu sein scheint ;-).

  • Eine ältere Frau versinkt in Erinnerungen beim Anblick eines Überseekoffers. Diesen Einstieg hat man in den letzten Jahren schon vielfach gelesen.
    Danach verfolgt man das Leben von Isabelle und Vianne . Die beiden Schwestern erleben die Besetzung Frankreichs durch die Nazis in einer Kleinstadt in Frankreich. Schon von Kindheit an verläuft ihre Entwicklung sehr unterschiedlich. Vianne heiratet früh und wird Mutter, Isabelle dagegen widersetzt sich oft.
    Genauso verschieden ist ihr Verhalten gegenüber den Besatzern. Vianne versucht nicht aufzufallen und ist um die Sicherheit ihrer Tochter bemüht. Isabelle schließt sich der Résistance an.
    Welchen Entscheidungen die beiden Schwestern treffen und wie sie damit umgehen werden manchmal viel zu sehr emotional beschrieben.
    Der Autorin ist es gelungen atmosphärisch die Situation der Bevölkerung Frankreichs und welchen Repressalien diese ausgesetzt waren zu schildern. Sehr gut kann man sich vorstellen wie das Netzwerk der Résistance funktionierte und wie es ist mit der Angst der Entdeckung zu leben.
    In diesen Roman wurden viele Schicksale der damaligen Zeit verarbeitet, die den Leser aufwühlen. Der Autorin hat erreicht, dass man sich mit diesen interessanten Kapitel der französischen Geschichte intensiver befasst.
    Ein typischer sehr gefühlsbetonter Roman der Autorin mit dramatischen und realistischen Szenen , der schon in den USA ein Bestseller ist.


    Vielen Dank an den Verlag für das Bereitstellen des Leseexemplars.


    7 von 10 Eulenpunkten.

  • Mit dem Roman "Die Nachtigall" nimmt sich die Autorin Kristin Hannah einem wichtigen und sicher vielen relativ unbekannten Thema an:
    Die Rolle der Frauen im besetzten Frankreich während des zweiten Weltkriegs.


    Sie beschreibt diese Zeit anhand der Geschichte der beiden unterschiedlichen Schwestern Vianne und Isabelle.
    Jede durchlebt diese schweren Jahre auf ihre eigene Art und Weise.
    Und jede ist danach ein anderer Mensch.
    Als Leser erhält man Einblick in das Leben, welches die Bevölkerung gezwungen war zu führen. Die ganzen Entbehrungen, Ungerechtigkeiten, Unterdrückungen und Mißhandlungen.
    Zudem erlebt man das Leid der Juden hautnah mit.


    Kristin Hannah beschreibt dies alles fesselnd und kurzweilig. Der Roman entwickelt einen Lesesog und die 600 Seiten verfliegen nur so.
    Die Geschichte ist emotional aber meiner Meinung nach nicht kitschig geschrieben.
    Oft fand ich die Beschreibungen sogar eher sachlich und neutral - ich habe mich als Beobachter gefühlt und trotzdem mitgefühlt.
    Genau solche und ähnliche Dinge passieren in Kriegen.


    Für mich war "Die Nachtigall" ein absolut kurzweiliger und sehr unterhaltsamer Roman, ab circa der Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen.


    9 Punkte dafür.

  • Hier meine Rezi:


    Meine Meinung zur Autorin und zum Buch:


    Es ist mein erstes Buch von Kristin Hannah und ich war mehr als begeistert, einfach groß - und einzigartig. Ich kann gut verstehen das dieses Buch eine schwere Geburt war wie sie im Nachwort schreibt. Es geht einem beim Lesen an die Substanz, es berührt einen und wühlt einem auf, beim Lesen. Oft musste man Innehalten um das Erlebte sacken zu lassen. Sie beschreibt die schrecken des Krieges und die Gräueltaten, sehr real und glaubhaft. Ihre Protagonisten wirken sehr lebendig und ihre einzelnen Charaktere hat sie sehr gut heraus gearbeitet. Man wusste gleich wenn man lieben konnte und wenn man hasste. Sie zeigte die wahren Fratzen einiger der SS Offiziere, ihren fiesen und miesen Charakter. Aber es kommen auch einige gut weg, die Menschlichkeit und Achtung besaßen. Es war eine schreckliche Zeit damals. All die KZ und Lager, das leiden und sterben der Menschen dort. Ihr Schreibstil empfand ich als sehr einfühlsam, mit sehr viel Feingefühl, lässt sie uns in die Seelen der Menschen blicken und teilhaben an ihren Gefühlen, Ängsten und Sorgen. Es ist ein beeindruckendes Porträt, authentisch und Facettenreich. Eine Geschichte über zwei Schwestern im von deutschen besetzten Frankreichs während des zweiten Weltkrieges. Ein Roman über Frauen die in schwierigen Zeiten leben und sich oft gegen ihre Überzeugung arrangieren müssen, auch wenn das Herz blutet und bei dieser Aufgabe über sich hinaus wachsen und ihren Weg gehen. Ihr Leben einsetzten um andre zu retten.


    Es geht um die beiden Schwestern Vivanne und Isabelle, wie sie vom Charakter nicht unterschiedlicher sein könnten, wie Tag und Nacht. Vivanne ist die ältere und hat jung geheiratet, sie hat eine entzückende Tochter die kleine Sophie, ihr Mann wurde eingezogen und ist im Krieg.
    Sie ist sehr besonnen, verantwortungsbewusst, scheint manchmal sehr Naiv, sie versucht immer das gute im Menschen zu sehen. Isabelle die jüngere und das Nesthäkchen, ist widerspenstig, willensstark, temperamentvoll und Impulsiv. Kein Wunder das sie von sämtlichen Internaten flog, sie kann sich schlecht unterordnen, dafür hat sie einen starken Gerechtigkeitssinn. Die Mutter der beiden ist schon sehr früh verstorben, beide hätten sie noch gebraucht, der Vater ist vom ersten Weltkrieg gezeichnet und traumatisiert und war beiden keine Stütze.Der Vater schickt Isabelle aus dem besetzten Paris fort, zu ihrer Schwester Vivanne aufs Land. Auf dem Weg dorthin verliebt sie sich ausgerechnet in den Widerstandskämpfer Gaéton. Sie schließt sich als sie bei der Schwester ankommt heimlich der Résistance dort im Ort an, sie wird zum Briefkasten und der unruhige Zugvogel in ihr, treibt sie nach Paris zurück, wo sie zu legendären Nachtigall wird, die englischen und Amerikanischen abgeschossen Piloten über die Pfade der Pyrenäen zur Flucht in die Freiheit verhilft. Die SS hat die Nachtigall im Visier und es wird immer gefährlicher. Vivanne unterzieht sich langsam auch einer Verwandlung, sie diese stille und unscheinbare Person, die für ihre Familie und das überleben kämpft, obendrein hat sie noch einen deutschen Besatzungssoldaten im Haus. Entpuppt sich zu einer wahren Kämpferin, als man ihre jüdische Freundin mit ihren Kindern verhaftet, jetzt heißt es zu entscheiden, ob ich meine Kinder in die Obhut anderer gebe, damit sie überleben.
    Zwei mutige Frauen, die viel Riskieren um andere Menschenleben zu retten, jede auf ihre Weise.
    Ein Roman mit überraschenden Wendungen, über Menschen die man falsch einschätze.


    Es erhält von mir die volle Punktzahl 10 Punkte. ( 5 Sterne) mein Lieblingsbuch des Jahresv2016


    „ Einfach überwältigend , berührend und Gefühlvoll „



    :lesend

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Arietta ()

  • Über das Buch:
    Zwei Schwestern im von den Deutschen besetzten Frankreich: Während Vianne ums Überleben ihrer Familie kämpft, schließt sich die jüngere Isabelle der Résistance an und sucht die Freiheit auf dem Pfad der Nachtigall, einem geheimen Fluchtweg über die Pyrenäen. Doch wie weit darf man gehen, um zu überleben? Und wie kann man die schützen, die man liebt?In diesem epischen, kraftvollen und zutiefst berührenden Roman erzählt Kristin Hannah die Geschichte zweier Frauen, die ihr Schicksal auf ganz eigene Weise meistern. (Quelle: http://www.aufbau-verlag.de)


    Über die Autorin:
    Kristin Hannah, geboren 1960 in Südkalifornien, arbeitete als Anwältin, bevor sie zu schreiben begann. Heute ist sie eine internationale Top-Bestseller-Autorin und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Pazifischen Nordwesten der USA und auf Hawaii. (Quelle: http://www.aufbau-verlag.de)


    Meine Meinung:
    Es gibt Bücher die gehen einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf, die beschäftigen uns Leser auch dann noch, wenn wir das Buch längst zur Seite gelegt haben. Ein solches Buch war für mich „Die Nachtigall“ von Kristin Hannah. Teilweise musste ich das Buch auch während des Lesens aus der Hand legen, weil ich das gerade gelesen ein wenig sacken lassen musste.
    Das Cover ist für mich der Hit, es ist sehr schlicht und elegant. Solche Cover finde ich immer um Längen besser, als solche, die vollkommen überladen sind.
    Die Geschichte der zwei Schwestern, die während des zweiten Weltkrieges versuchen im besetzten Frankreich zu überleben, geht unter die Haut. Sowohl Isabelle als auch Vianne gehen ihren Weg, die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein und dennoch haben sie das gleiche Ziel. Es war für mich höchst interessant und lehrreich zugleich, etwas über die Zeit der Nazi-Besatzung in Frankreich zu erfahren. Ein Thema was zu meiner Schulzeit leider ausgeklammert wurde, über welches man aber meiner Meinung nach durchaus Bescheid wissen sollte.
    Zu keiner Zeit habe ich mich gelangweilt, Kristin Hannah hat nicht nur einen lehrreichen, sondern auch spannenden und unterhaltsamen Roman geschrieben, denn auch die Liebe kommt in diesem Buch nicht zur kurz. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen, er ist bildhaft und lebendig. Die beschriebenen Szenen lösten bei mir Kopfkino pur aus. Die Fluchtroute durch Frankreich wird leidenschaftlich und einfühlsam geschildert, eine Karte im Buch dient der besseren Orientierung und hilft dem Leser sich in Frankreich zu Recht zu finden.
    Der Roman ist stringent und logisch erzählt, ich hatte zu keiner Zeit das Gefühl den Faden zu verlieren. Es wird nicht immer nur eine Seite der Medaille beleuchtet, sondern die Situationen werden von mehreren Seiten betrachtet. So wird der Roman auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln erzählt. Wir bekommen als Leser somit einen guten Eindruck von der Gedanken- und Gefühlswelt der Protagonisten. Oft hatte ich bei den Schilderungen einen dicken Kloß im Hals, so echt war die Szene vor Augen, obwohl ich gemütlich im Garten saß und meilenweit weg war. Doch dieses Buch hat mich mitgenommen und in die Lage der Protagonisten katapultiert.
    Bei dieser Story habe ich gehofft, gebangt, gelacht und geweint, eine Achterbahnfahrt der Gefühle beschert uns Kristin Hannah, ein Buch das ich mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werde. Für mich ist es eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe und bekommt von mir daher eine ganz klare Leseempfehlung an alle. Denn dieser Roman hat eine große Leserschaft verdient, denn er gibt ein Zeugnis unsere Gesellschaft das niemals in Vergessenheit geraten darf.
    Ich bedanke mich bei Rütten & Loening, sowie dem Aufbau-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und wünsche diesem unvergesslichen Buch viel Erfolg!
    10/10 P.

  • Dieses Buch erzählt die Geschichte eines französischen Geschisterpaares in den Wirren des Zweiten Weltkrieges. Während Vianne, die Ältere der beiden, versucht ihre Familie unbeschadet durch den Krieg zu bringen, zieht es Isabelle eher zum französischen Widerstand. So unterschiedlich die beiden auch sind, versucht jede auf ihre Weise in diesen schwierigen Zeiten so gut wie möglich zu überleben.


    Mich hat das Buch schon beim Auspacken extrem begeistert. Ich finde das Cover einfach unglaublich gut gelungen. Die Mischung aus Weiß und diesem warmen gelb, dass schon fast golden scheint hat mir sehr gefallen. Das Relief der Nachtigall, in deren Inneren man den Eiffelturm erkennen kann, passt zudem sehr gut zu dem Setting dieses Romans, der im besetzten Frankreich des Zweiten Weltkriegs spielt und in dem die Nachtigall eine besondere Rolle einnimmt.
    Die weitere Ausstattung des Romans mit farblich passendem Lesebändchen und einer Karte vorne und hinten ist ordentlich. Leider sind die Karten vorne und hinten identisch, da wäre vielleicht eine Detailkarte des Ortes, in dem Vianne lebt, oder der Fluchtroute durch die Pyrenäen schön gewesen. Man kommt jedoch auch so sehr gut mit den Örtlichkeiten zurecht.


    Da ich zuvor noch nicht allzu viele Bücher über den Zweiten Weltkrieg gelesen hatte und meine sonstigen Kenntnisse über diese Zeit auch nur aus dem Schulunterricht stammen, musste ich dieses Buch einfach lesen und ich kann sagen, ich habe es nicht bereut. Kristin Hannah hat es mit diesem Buch geschafft, diese Zeit, die mit so viel Angst und Entbehrungen gezeichnet ist, ungemein spannend und einfühlend zu erzählen. Dabei baut sie die Spannung so geschickt ein, dass man trotz der bedrückenden Stimmung, die über allem schwebt doch immer wissen will, wie es jetzt mit Vianne und Isabelle weitergeht. Besonders gefallen hat mir, dass sie die deutschen Besetzer nicht alle nur als böse Monster dargestellt hat, sondern dass es auch hier Figuren gibt, die sich in einer Art Grauzone bewegen. Auf der anderen Seite wird auch nicht unterschlagen, dass es durchaus auch Franzosen gab, die sich auf die Seite der Deutschen geschlagen haben und ihr eigenes Volk verraten haben.
    Meiner Meinung nach schafft es Kristin Hannah sehr gut dieses schwierige Kapitel der französischen Geschichte in Worte zu fassen. Ab und an musste ich das Buch jedoch zur Seite legen, einfach weil die Geschichte, die darin erzählt wird zuweilen sehr heftig ist und ich das Buch so auch nicht in jeder Gemütslage lesen konnte, da der Inhalt mir einfach zu nahe ging.


    Insgesamthat hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen. Ich gebe dem Buch 9/10 Eulenpunkte.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Ich kenne schon einige Bücher von Kristin Hannah, umso neugieriger war ich auf dieses Buch, da es neu verpackt wurde. Sprich, es ist diesmal ein hochwertiges Hardcoverbuch mit Lesebändchen. Auch die Umschlagsgestaltung wirkt erwachsener und sieht nicht mehr rein nach "Frauenbuch" aus.
    Ich war sehr gespannt und danke Wolke und dem Verlag, dass ich an der tollen Leserunde teilnehmen konnte.


    Als erstes muss ich sagen, dass mich das Buch nicht so berührt hat, wie andere Titel der Autorin. Woran das lag, kann ich nicht sagen. Vielleicht kam das Buch einfach nur zu einer ungünstigen Zeit. Direkt nach einem unbeschwerten Urlaub, ist das schon schwere Kost.


    Vianne und Isabelle leben nach dem Tod ihrer Mutter total unterschiedlich. Während die Ältere schnell geheiratet und Kinder bekommen hat, wird Isabelle von Schule zu Schule weitergereicht, und auch ihr Vater möchte sie nicht wirklich bei sich haben.
    Als der Krieg nach Frankreich kommt haben, kämpfen beide Frauen auf ihre Weise.
    Vianne versucht ihre Familie durchzubringen, während ihr Mann in den Krieg gezogen ist und Isabelle ist rebellisch wie eh und je und findet auch Frauen dürfen durchaus für ihr Land kämpfen.


    Die Autorin hat mich mit ihren ausführlichen Beschreibungen direkt nach Frankreich gebracht und dank der Leserunde hat man auch nebenbei noch etwas über die Besetzung Frankreichs gelernt. Vieles ist einem gar nicht bewusst und wird auch nicht in der Schule aufgegriffen.


    "Die Nachtigall" soll verfilmt werden, und darauf bin ich schon sehr gespannt.


    Von mir bekommt das Buch 8 von 10 Punkten!

    Wenn du den roten Faden verloren hast, halte nach einem anderem ausschau, vielleicht ist deiner BUNT
    (Das Leben ist (k)ein Ponyhof - Britta Sabbag)

  • Ich bitte um Entschuldigung, dass ich rezensionstechnisch ausnahmsweise ein wenig hinter her hinke, aber mein PC bereitete Probleme.


    Der Inhalt wurde inzwischen schon ausführlich genug besprochen.


    Dies war mein erstes Buch dieser Autorin und es hat mir sehr gut gefallen, weshalb ich ihm auch die volle Punktzahl von 10 Eulenpunkten angedeihen ließ.


    Geschichte und Erzählstil gefielen mir, die Protagonisten, ein Schwesternpaar, überzeugten mich, die Einbettung in eine Rahmenhandlung, bei der bis zum Ende offen blieb, um wen genau es sich handelte, erschien mir ebenso passend wie der Buchtitel und das Cover.
    Das Nachwort war interessant und rundete die Geschichte zusätzlich gut ab, das Lesebändchen erwies sich als hilfreich.
    Allerdings hätte ich mir statt der vorn und hinten im Buch befindlichen identischen Karten lieber eine abweichende mit Einzelheiten zum Fluchtweg aus Paris oder über die Pyrenäen gewünscht, oder beide in eine kleineren Format (bei den schönen alten Karl May-Leinenbänden mit Goldrücken wurde das oft optimal gelöst). Das störte mich aber nicht genug, um diesem tollen Buch einen Punkt abzuziehen.
    Dicke Leseempfehlung für Interessierte an historischen Romanen mit Schwerpunkt WKII, Naziterror und Holocaust.
    Mit großer Wahrscheinlichkeit ein Treppchenanwärter für das Lesehighlight 2016


    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • mit diesen Worten kann ich den Leseeindruck beschreiben. Der Inhalt wurde in den vorherigen Threads beschrieben.
    Ich habe von der Autorin noch gar nichts gelesen. Eigentlich hatte ich sie immer in das Genre des leichten Romans gesteckt. Doch dieses Thema war dann unerwartet.


    Ein Familienroman, ein Liebesroman, ein Kriegsroman und ein historischer Roman. Alles habe ich hier beim Lesen wieder gefunden.
    Und ich habe beim Lesen auch noch etwas über die Nazis und ihre Besatzung in Frankreich erfahren. Wie soll man mit den Besatzern umgehen, wenn man kleine Kinder hat? Wie viel Widerstand ist unter welchem Umständen möglich, aber auch gefährlich.
    Jede Person im Roman ist wunderbar dargestellt. Die Ängste, Zweifel aber auch der Mut ist nachvollziehbar dargestellt. So gut, dass es mich emotional gepackt hat!
    Natürlich kann es kein großes Happy End geben. Die Erlebnisse im Krieg hinterlassen Spuren bis in die Gegenwart. Aber Versöhnung mit sich selber.
    Fazit: ein Jahreshighlight !
    Ich vergebe 10 Eulenpunkte.


    Die Autorin behalte ich im Auge.
    Mir ist allerdings eine Reihe ins Auge gesprungen, von der ich einiges erwarte. Der erste Teil ist schon erschienen:

    Altes Land - Dörte Hansen :lesend
    Hörbuch: Kai Meyer - Die Seiten der Welt 1

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von nordicute04 ()

  • Die Geschichte wird in zwei Strängen erzählt.
    Zum einen Juliette Gervaise, die im Jahr 1995 in Oregon auf ihr Leben zurückblickt und ihrem Sohn anscheinend wichtige Teile ihrer Vergangenheit unterschlagen hat.


    Der zweite Strang ist die Vergangenheit – Frankreich im 2. Weltkrieg
    Die beiden Schwestern Isabelle und Vianne Rossignol (Nachtigall) mussten ohne ihre Mutter aufwachsen, der Vater ist überfordert mit der Erziehung und schiebt sie ab. Vianne, die Ältere, hat nach einigen Fehlgeburten endlich die ersehnte Tochter bekommen und muß ihren Ehemann in den Krieg ziehen lassen. Nun ist sie vor allem darauf bedacht in der Kriegssituation, ihre kleine Tochter zu beschützen. Die jüngere Schwester Isabelle, ist mehr die Rebellin und sie geht in den Widerstand. In einem sind sie gleich - sie kämpfen, und zwar jeder auf ihre Weise.


    Für mich war es das erste Buch der Autorin und ich habe auch etwas Anlauf gebraucht, um in die sehr emotionale und bewegende Geschichte rein zu kommen. Den Beginn „Alte Frau erinnert sich am Ende ihres Lebens“, das gab es einfach schon zu oft. Die Story selbst wird aus der Perspektive des besetzten Frankreichs erzählt, diese Version war für mich persönlich neu. Die Autorin hat sehr viel hineingepackt, angefangen von den Gräueltaten der Nazis, der Judenverfolgung, dem Hunger, den toten Freunden, aber auch der Sehnsucht nach Liebe und der Hoffnung.



    Die Figuren sind gut und lebendig beschrieben, ihr Handeln authentisch.
    Als Hollywoodstreifen kann ich es mir sehr gut vorstellen.


    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, auch wenn es meinen Lesegeschmack nicht 100%ig getroffen hat. Deshalb bedanke ich mich nochmals ganz herzlich, daß ich es als WB lesen durfte!

  • Zitat

    Original von Richie




    Schön, dass dir das Buch gut gefallen hat. :-)


    Gerade das von dir im Spoiler erwähnte fand ich "schön". Eine für mich sehr gute Idee, natürlich auch emotional, aber sicher auch ein Trost und eine schöne Art, sich zu erinnern. :wave