Der letzte Auftrag - Titus Müller

  • Produktinformation (Amazon):


    • Herausgeber ‏ : ‎ Heyne Verlag (11. Mai 2023)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Broschiert ‏ : ‎ 400 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3453441273
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3453441279
    • Reihe: Die Spionin 3

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    1989. Ria Nachtmann hat ihre große Liebe geheiratet und sich als Spionin zur Ruhe gesetzt. Ihre Tochter Annie verfolgt derweil einen gewagten Plan: Sie will eine Doku des DDR-Widerstands drehen und sie in den Westen schmuggeln. Als sie und ihr Freund Michael dabei versehentlich zwei Männer einer KGB-Geheimoperation filmen, gerät alles außer Kontrolle. Der in Dresden stationierte russische Agent Wladimir Putin hängt sich an ihre Fersen. Mutter und Tochter stehen bald zwischen allen Fronten und müssen erkennen, dass es um nichts weniger geht als um den Sturz der DDR-Regierung und die Zukunft Deutschlands.


    Zum Autor (Verlag):

    Titus Müller, geboren 1977, studierte Literatur, Geschichtswissenschaften und Publizistik. Mit 21 Jahren gründete er die Literaturzeitschrift »Federwelt« und veröffentlichte seither mehr als ein Dutzend Romane. Er lebt mit seiner Familie in Landshut, ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u.a. mit dem C.S. Lewis-Preis und dem Homer-Preis ausgezeichnet. Seine Trilogie um »Die fremde Spionin« brachte ihn auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wird auch von Geheimdienstinsidern gelobt.


    Meine Meinung:

    Berlin, 1989. Es stehen mal wieder Wahlen an in der DDR. Annie ist unzufrieden mit ihrer Arbeitsumgebung und als sie Michael wieder trifft, schließt sie sich mit ihm einem Friedenskreis an. Sie dokumentieren Wahlbetrug und als ihre Eingaben ignoriert werden, suchen sie andere Wege auf die Missstände aufmerksam zu machen. Dummerweise geraten die beiden ins Visier des KGBs, als sie Wladimir Putin, ohne es zu wissen, bei einer geheimen Unterredung filmen. Nun kann nur noch Ria helfen, die im Westen immer noch Verbindungen hat.


    Titus Müller nimmt uns nun also mit in die Wendezeit. Eine Zeit, die ich selbst erlebt habe und an die das Buch auch Erinnerungen wachruft. Wir begleiten Annie und Michael nicht nur zum Friedenskreis, in dem sie wissen, dass auch hier die Stasi ihre Spitzel hat. Parallel dazu erfahren wir von Putins Zeit in Dresden, als er sich mit einigen Verbündeten auf die Zeit nach der DDR und dem Zusammenbruch der Sowjetunion vorbereitet hat. Und wir treffen alte Bekannte aus dem Vorgängerband wieder. Marga Dierks hat sich auf Annie eingeschossen, nachdem Ria nicht mehr erreichbar ist und Stefan Hähner hat, obwohl im Ruhestand, noch einmal einen großen Auftritt. Und auch Rias Wissen über die Machenschaften in der KoKo wird jetzt wieder interessant.


    Ich fand es sehr interessant Einblicke in die Parteientscheidungen der damaligen Zeit zu bekommen. Man bekommt einen Eindruck, wie das Machtgefüge damals funktioniert hat und auch wie weit weg von ihrem Volk die damaligen Führer des Staates doch waren. Und es ist erstaunlich, dass die Mauer eigentlich nur deshalb gefallen ist, weil niemand richtig informiert war und jeder angenommen hat, dass das alles seine Richtigkeit hat.

    Das Buch ist ein runder Abschluss der Familiengeschichte rund um Ria und ihre Tochter. Ich fand es wieder spannend zu lesen und die vielen historischen Kleinigkeiten machen eigentlich jedes Buch von Titus Müller zu einer Schatzgrube für jeden Geschichtsinteressierten.


    Ich kann daher dieses dritten und abschließenden Band der Reihe rund im die Spionin Ria genau wie die Vorgängerbände wieder nur empfehlen.


    9 von 10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3453441273

  • Dieser Meinung möchte ich mich vollumfänglich anschließen. Titus Müller versteht es hervorragend die sehr persönlichen Empfindungen seiner Figuren mit der großen Politik in Einklang zu bringen. Spannend und informativ lässt er die für uns alle so gravierende Wendezeit aufleben und bereichert das inzwischen im Grau der Geschichte zu versinken drohende Wissen mit gut recherchierten Details über die Einstellungen und Gedankenabläufe von den Personen, die damals das Schicksal von so vielen Menschen bestimmt haben.


    Wer vergessen hat, wie es sich angefühlt hat, in der Misswirtschaft und Überwachung der DDR zu leben, sollte diese Buchreihe zur Anregung nehmen, über die Gründe dafür nachzuforschen. Inzwischen gibt es genug Möglichkeiten (z.B. Wikipedia), um sich ein umfassendes Bild über die wahren Verhältnisse zu machen. Der Autor gibt in seinem Anhang nicht nur die geschichtlichen Fakten sondern auch zahlreiche Quellen hierzu an.


    Eingebunden in diese tatsächlichen Abläufe sind die fiktiven Leben der bereits aus den beiden Vorgängerbänden bekannten Protagonisten glaubhaft und mit besonderem Zartgefühl für ihre jeweilige Situation. Annie und Michael als Hauptpersonen sind ein Paar, das sich zueinander hingezogen fühlt und für das gemeinsame Ziel der Dokumentation über die tatsächlichen Zustände in der DDR harmonisch zusammenarbeitet, aber doch nicht für das große Glück bestimmt zu sein scheint. Hier bleibt das Buch offen und lässt dem Leser die Möglichkeit je nach eigenem Geschmack in die Zukunft der beiden zu sehen.


    Wladimir Putin kommt zwar nur als Randfigur vor, aber sein entscheidender Einfluss auf die Ereignisse in dieser fiktiven Geschichte lässt auf die aktuellen Umstrukturierungen in Bereichen der deutschen wirtschaftlichen Abhängigkeit und pazifistischen Glaubensfrage schließen: "Wandel durch Handel" hat leider nicht ausreichend funktioniert.


    Ausdrückliche Leseempfehlung!

    - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Erich Maria Remarque: Schatten im Paradies

  • Im dritten und letzten Band über die Spionin Ria Nachtmann steht ihre Tochter, und die letzten Monate, die zum Mauerfall 1989 führten. Der Widerstand der DDR-Bürger wird sehr dicht und intensiv erzählt. Ich hatte dabei immer die realen Fernsehbilder im Kopf und bekam jetzt nochmal einen richtigen Erinnerungsschub beim Lesen. Man merkt dem Roman an, dass er mit viel Herzblut geschrieben ist und Titus Müller auf die Recherche und das zusammenfügen der Abläufe und HIntergründe viel Zeit verwandt hat. Und als interessantes Bonbon spielt Vladimir Putin auch eine kleine aber wichtige Rolle in der Geschichte.


    Mir hat das Buch gut gefallen und ich bin froh, dass ich diese Reihe von Anfang bins Ende gelesen habe. Hier wird deutsche Geschichte so aufbereitet, dass man mitfiebern kann und auch, wenn man ja den Ausgang weiß, so ist es dennoch spannend gewesen.


    Am Ende finden Ria und ihre Tochter Annie wieder zusammen und das ist ein wunderbares Ende für die beiden Frauen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend



    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Im letzten Teil der Trilogie um die ehemalige Agentin des BND und Mitarbeiterin im DDR Ministerium für Handel, Ria Nachtmann, erleben wir hautnah mit ihrer Tochter Annie, die diesmal der Mittelpunkt der Geschichte ist, den Umsturz und das Ende des DDR.

    Titus Müller schildert sehr realistisch die Repressalien der Stasi, man spürt, in welch vergifteter Atmosphäre die Menschen dort gelebt haben, die nie jemandem trauen konnten, weder den Eltern, den Kindern und schon gar nicht Freunden oder Nachbarn. Jeder konnte ein Informant der Stasi sein, nicht immer freiwillig, das lässt Müller nicht unausgesprochen aber für alle mit Konsequenzen.

    Die Geschichte um Annie, die diesmal durch ihre Nähe zur Friedensbewegung und dem kämpferischen Willen des Volkes, der auch ihrer wird, in Gefahr gerät und dadurch ihre Mutter, die seit ihrer Flucht in West-Berlin lebt, auf den Plan ruft. Annie muss gerettet werden.

    Ria nutzt ihre alten Verbindungen zum BND und Stefan Hähner, ihr alter Verbindungsmann, entwirft mit ihr einen waghalsigen Fluchtplan-


    Ein würdiger und atemberaubend spannender Abschluss der Geschichte um Ria Nachtmann und ihre Familie im Netz der Saatsicherheit.

    Die geschichtlichen Hintergründe der beiden ehemals getrennten deutschen Staaten, die Agenten, die sich gegenseitig ausspionierten und oft ihr Leben dabei ließen, ihre Motive, die vor allem im Osten oft mit Geld zu tun hatten aber auch einem Fanatismus, der den Sozialismus in ein schlechtes Licht rückt. Abgesehen davon, dass er nichts bringt.

    Ein Lesegenuss, der zudem hervorragend recherchiert und uns deutsch-deutsche Geschichte in Erinnerung bringt.

    Volle Punktzahl.

  • Mit der Reihe um die Spionin Ria Nachtmann lässt der Autor Titus Müller die Geschichte der DDR vom Mauerbau bis zum Mauerfall noch einmal aufleben. Dieser Abschlussband führt uns in die Zeit, als Menschen ihrer Führung nicht mehr alles glauben und hinnehmen wollen. Das bringt etwas in Bewegung, was zum Umsturz, Mauerfall und letztendlich zur Wiedervereinigung führt.

    Ria lebt mit ihrer großen Liebe Jens im Westen und hat ihre frühere Tätigkeit als Spionin hinter sich gelassen. Sie vermisst ihre Tochter Annie, die sie vor Jahren bei ihrer Flucht zurücklassen musste. Doch nachdem Annie ihre Jugendliebe Michael wiedergetroffen hat, engagiert sie sich in der Friedensbewegung und fasst einen gewagten Plan. Michael soll Aufnahmen vom Widerstand machen die sie dann in den Westen schmuggeln wollen. Beim Ausprobieren der Kamera kommt ihnen etwas vor die Linse, das sowohl Stasi als auch KGB in Unruhe versetzt. Ria muss ihrer Tochter zu Hilfe kommen.

    Auch dieser Roman ist wieder sehr fesselnd und führt einem noch einmal die Bilder von 1989 vor Augen, die wohl damals jeden bewegt haben. Mir hat es gefallen, liebgewonnen Personen wieder zu begegnen und zu sehen, wie sich ihr Leben entwickelt hat. Leider tauchen aber auch die wieder auf, die einen wütend machen. Interessant ist es auch, dass Wladimir Putin hier eine Rolle spielt. Er stellt schon die Weichen für seine weitere Laufbahn.

    Die Führung der DDR propagieren immer wieder, wie fantastisch ihr Staat doch ist, dabei geht alles immer mehr den Bach runter. Auf die Unterstützung der Sowjets können sie auch nicht mehr bauen. Finanzspritzen aus dem Westen sind notwendig und Alexander Schalck tut sein Bestes. Aber er ist auch realistisch und sorgt vor.

    Ein lesenswerter und packender Roman, der mir – wie schon die Vorgängerbände – sehr gut gefallen hat.

  • Toller Abschluss der Trilogie: politisch, geschichtsträchtig und spannend bis zur letzten Seite. Wer sich für deutsche Nachkriegsgeschichte interessiert, sollte die Bücher von Titus Müller lesen.

    Der Roman spielt im Jahr 1989 und ist vollgepackt mit Informationen, Emotionen und jeder Menge Spannung. Im Mittelpunkt steht diesmal Annie, die Tochter der Agentin Ria Nachtmann. Sie ist im Osten und hat es nicht leicht, wie viele DDR-Bürger. Ihr Mutter, die in den Westen fliehen konnte, versucht sie so gut es geht zu unterstützen. Ihr Jugendfreund Michael ist Annies größte Stütze gemeinsam schließen sie sich einer Friedenbewegung an und die beiden wollen eine Dokumentation über den Widerstand in der DDR drehen.

    Zu selben Zeit verfolgt der KGB-Agent Wladimir Putin ein ehrgeiziges Ziel in Dresden. Es ist schon erschreckend was Putin als Agent geleistet haben muss, dass er innerhalb kurzer Zeit zweimal befördert wurde.

    Die Figuren sind gut ausgearbeitet, sie überzeugen durch ihr Handeln und durch ihre Aussagen, der Autor braucht für seine Figuren keine langen Beschreibungen. Viele Informationen werden geschickt in den Roman eingebaut. Sodass man immer wieder etwas Neues lernt.

    Es geht in diesem Roman um Spionage (Stasi, KGB und BND), um den Widerstand in der DDR, die Wahlfälschung und um die politischen und gesellschaftlichen Folgen der letzten Tage der DDR. Der Roman wird chronologisch aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der schnelle Szenenwechsel trägt zu einem hohen Lesetempo bei. Es ist von großem Vorteil, wenn man die ersten beiden Bände der Trilogie kennt, grundsätzlich kann man das Buch aber auch eigenständig lesen, da der Autor vieles noch einmal im Nachgang erklärt.

    Eine geographische Karte zur Zeit der DDR, ein historisches Nachwort, ein Literaturverzeichnis und Dankesworte komplettieren den gelungenen Roman.

    Ich bin seit Jahre Fan von den Büchern von Titus Müller, er beschreibt Geschichte, packend, detailgetreu und unglaublich informativ. Bei seinen Büchern lernt man immer sehr viel, ohne dass man den erhobenen Zeigefinger wahrnimmt. Unsere Geschichte ist so einzigartig und detailliert, dass es noch viele Geschichten zu erzählen gibt und ich bin froh und dankbar, dass es Autoren gibt, die diese Erinnerungen wachhalten und einem großen Publikum noch einmal nahebringen.

    Von mir gibt es ein klare Leseempfehlung für diesen sehr gelungen Roman, der ein Stück Zeitgeschichte lebendig werden lässt.


    9/10

  • Eine spannenden Trilogie – das Finale ist gelungen.

    Die Trilogie ist für mich so besonders, weil so viel politische Vergangenheit/ Geschichte und Ereignisse erzählt werden. Und das so lebendig und ausführlich, als wenn der Autor es miterlebt und nah dabei gewesen wäre. Da versteht man, dass Recherche und Aufschreiben jeweils die hälftige Arbeit ausmachen und profitiert von seiner gründlicher Recherche und damit Detailkenntnis.

    Dieser Band spielt 1989, er ist der erste, dessen Ereignisse rund um die Maueröffnung und das Ende der DDR erzählt werden und ich miterlebt habe. Wenn auch als Jugendliche, wie der Autor, aber in einem Alter, als man Nachrichten geschaut und sich Fragen gestellt hat.

    Außenminister Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft, die Pressekonferenz am 9. November, in dem ein überforderter Günter Schabowski die neue Ausreiseregelung missverständlich wiedergab, die ganzen Bilder der Monate, haben sich eingebrannt im Gedächtnis.

    Wir waren Zeitzeugen eines wichtigen Kapitels unseres Landes. Die Eltern und Großeltern dagegen hatten noch den Blick auf Kriegsende, Gründung von BRD und DDR und Mauerbau. Mein Vater z.B. musste seinen Wehrdienst wg. der Berlinkrise damals verlängern und wurde in Helmstedt stationiert, für die Sicherheit im Westen. Mein Bruder dagegen, erlebte als Redaktionssoldat die Wiedervereinigung und „sicherte“ ausgemusterte NVA-Kleidung für die Erinnerungskultur. Vor dem Schloss Sanssouci wurden die Flaggen der deutschen Armeen friedlich getauscht.

    Die Protas im Buch führen zwar durch die Geschichte und erleben die Handlung, doch was sie erleben, weil tatsächliche Ereignisse beschrieben werden, das macht die Bücher für mich aus. Da tritt für mich in meiner Aufmerksamkeit und bei meinem Interesse eine Liebes- oder Beziehungsgeschichte in den Hintergrund, auch wenn sie gut erzählt ist. Sehr viel spannender und fesselnd ist Deutschlands Geschichte. Hier fiebere ich mit.

    In diesem Band lernen wir den russischen Agenten Putin kennen, der in Dresden tätig ist. Identisch ist diese Person mit dem derzeitigen russische Präsidenten, welcher seit Frühjahr 2022 Krieg führt. Wenn der Autor geahnt hätte, dass sein Protagonist des dritten Bandes zum Erscheinen desselben diese politische Bedeutung hat, hätte er womöglich nicht diese drei Romanexposés seinem Verlag vor drei Jahren vorgelegt. Wozu Agenten in der Lage sind, haben wir Leser in den Vorgängerbänden erfahren und auch wer Claire Winters letzte Romane gelesen hat, hat einen Einblick.

    Durch dieses Buch habe ich u.a. gute Informationen zu dem Wahlsystem bekommen, vom Ablauf und dem Druck, der auf den Wahlberechtigten lag und dass, obwohl das Wahlergebnis bereits vorher von Erich festgelegt war. Das Glück, auf der Westseite aufgewachsen zu sein und was Freiheit bedeutet.

    Im letzten Abschnitt bekam der Buchtitel auch seine Berechtigung – Rias (Prota in den ersten beiden Bänden) letzter Auftrag wird erklärt und es hat Spaß gemacht, dabei gewesen zu sein. Sehr gefallen hat mir auch zu lesen, die Szene der Grenzöffnung aus Sicht und dem Erleben der Grenzbeamten, beschrieben zu bekommen.

    Dieses Buch ist erneut ein spannender und sehr gut erzählter Pageturner, den ich sehr gern gelesen habe und mein Monatshighlight Mai. Großes Dankeschön an Titus für diesen grandiosen Roman – den Abschluss der Trilogie. Großes Kino und dafür brauche ich keine Verfilmung. So detailreich ist das Buch, dass mein Kopfkino gut ist. Alle meine Fragen, während des Lesens, wurden beantwortet, offensichtlich ahnte der Autor, was ich noch alles wissen will.

    Ich bin sehr gespannt auf die nächste Titus-Müller-Geschichte, die hoffentlich erneut nach 1900 deutsche Geschichte erzählt.



    Ich empfehle auch diese Buch-Info-Trailer:

    Titus Müller vor der KGB-Villa und Hier wohnte Putin in Dresden u.a. KGB/ Stasi-Mitarbeiter und Heimliches Filmen aus der Straßenbahn

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ein gelungener Abschluss einer tollen Trilogie.


    In diesem Band steht dieses Mal Annie, die Tochter von Ria im Mittelpunkt, gemeinsam mit ihrem Jugendfreund Michael schließt sie sich der Friedensbewegung an und erlebt die letzten Tage der DDR hautnah mit.

    Bei den sich überschlagenden historischen Ereignissen tritt die persönliche Entwicklung der figuren stellenweise etwas in den Hintergrund, was mich aber überhaupt gestört hat, dafür beschreibt Titus Müller die Ereignisse viel zu spannend und lebendig.

    Im Laufe der Handlung tauchen immer wieder Figuren aus den Vorgängerbänden auf, so dass auch hier am Ende keine Fragen offen bleiben.


    10/10 Punkten

  • Lebendige deutsche Geschichte mit vielen Denkanstößen


    Buchmeinung zu Titus Müller – Der letzte Auftrag


    Der letzte Auftrag ist ein Roman von Titus Müller, der 2023 bei Heyne erschienen ist.


    Zum Autor:

    Titus Müller, geboren 1977 in Leipzig, schreibt Romane und Sachbücher. Er ist Mitglied des PEN-Clubs und wurde u. a. mit dem C.-S.-Lewis-Preis, dem Sir-Walter-Scott-Preis und dem Homer-Preis ausgezeichnet. Seine große Spionin-Trilogie erzählt die Geschichte einer mutigen Frau – und drei Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte.


    Zum Inhalt:

    Im Jahr 1989 steht das Ende der DDR kurz bevor, aber wird es auch ein friedliches sein? Die Agentin Ria Nachtmann hat sich im Westen zur Ruhe gesetzt. Ihr alter Chef aus Geheimdiensttagen hat noch einen letzten Auftrag für sie.


    Meine Meinung:

    Aufbauend auf weitgehender und tiefer Recherche wird eine fiktive Geschichte auf Basis tatsächlicher Ereignisse und Geschehnisse erzählt. Bewusst lässt der Autor Details offen und der Leser kann seine eigenen Gedanken und Vorstellungen einfließen lassen. Es gibt etliche Handlungsstränge, die erst unabhängig zu sein scheinen, aber dann doch zusammengeführt werden. Es gibt einige bundesdeutsche Geheimdienstoperationen, die für zusätzliches Tempo und für höhere Spannung sorgen. Als gebürtiger Westdeutscher konnte ich ob der Vorgänge in der DDR nur den Kopf schütteln. Der Freiheitsdrang vieler Menschen sorgte für einen Stimmungsumschwung, der auch größere persönliche Risiken in Kauf nahm. Der Verweis an den niedergeschlagenen Volksaufstand in China führt zur Frage, warum es in der DDR zu einem weitgehend friedlichen Ende gekommen ist. Diese Frage kann der Autor nicht abschließend beantworten, aber die Zustimmung zu Gewaltaktionen hat es wohl von Seiten Russlands nicht gegeben.

    Der Autor vermischt große und kleine Dinge zu einer stimmigen Geschichte, die überaus glaubwürdig wirkt. Alte Bekannte aus den ersten beiden Bänden erhalten einen Gastauftritt und bieten Stoff zum Nachdenken. Ein Highlight für mich sind die kleinen Figuren, die für die Staatssicherheit arbeiten, mit ihrer Motivation und ihren Problemen.

    Für mich ist deutsche Geschichte lebendig geworden und ich habe viel Neues erfahren.

    Sehr interessant sind die Anmerkungen des Autors zum Kern der Geschichte und der umfangreiche Verweis auf weiterführende Literatur.


    Fazit:

    Für mich ist in diesem Titel deutsche Geschichte lebendig geworden. Deshalb bewerte ich den Band mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3453441273

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • In diesem letzten Teil der Trilogie steht Annie im Mittelpunkt. Annie arbeitet mittlerweile auf einer Frühchenstation und muss erleben, dass die Fürsorge, die sie den schutzbedürftigen Säuglingen entgegenbringt, in dem System, in dem sie lebt, nicht erwünscht ist. Sie trifft ihren Jugendfreund Michael wieder, der sie mitnimmt zu Treffen eines Friedenskreises, in dem Kritik an dem Regime der DDR einen Raum hat.

    Mit Hilfe von Ria, Annies im Westen lebender Mutter, gelingt es den beiden, eine Kamera nach Ost-Berlin zu schleusen. Annie und Michael dokumentieren damit den wachsenden Widerstand innerhalb der Bevölkerung. Ohne es zu merken filmt Michael ein geheimes Treffen des KGB-Offiziers Putin und beide geraten somit in eine äußerst gefährliche Verfolgungsjagd.

    Titus Müllers Roman ist gespickt mit einer Vielzahl authentischer Blitzlichter, die diese Zeit unmittelbar vor und während des Mauerfalls plastisch vor dem inneren Auge erscheinen lassen. Man erlebt diese Zeit des Umbruchs und des Widerstands aus den unterschiedlichen Blickwinkeln der Protagonisten. So setzt sich ein zeitgeschichtliches Panorama zusammen, das mich fasziniert hat.

    Man merkt deutlich, wie gründlich Müller recherchiert hat und, wie bedacht der Autor seine Auswahl an geschichtlichen Fakten getroffen hat, die er in dem Buch lebendig werden lassen wollte.

    Dieser letzte Band der Trilogie rundet die Familiengeschichte rund um Ria Nachtmann sehr gelungen ab. Ohne ins Kitschige abzugleiten gelingt hier ein versöhnlicher Abschluss, der noch Raum für eigene Gedanken lässt.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Es hat mir unterhaltsame Lesestunden beschert.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Auf den Abschluss der „Spionin-Trilogie“ habe ich mich sehr gefreut und ich wurde (natürlich) nicht enttäuscht! Titus Müller hat die historischen Ereignisse rund um den Mauerfall gewohnt detailgetreu wiedergegeben und so eine sehr bewegende Zeit wiederauferstehen lassen. Aus vielen Blickwinkeln erzählt er aus dem Jahr 1989, wobei mir gerade die Kapitel über den Alltag und den Widerstand in der DDR sehr gut gefallen haben. Dabei bekommen wir einen Einblick in die Geschichte der „kleinen“ Leute wie die eines Grenzbeamten genauso wie in die weltbewegenden Ereignisse im Politbüro. Das Thema Spionage nimmt diesmal einen kleineren Raum ein wie in den Vorgängerbänden, dazu hätte ich mir das ein oder andere Detail mehr gewünscht.


    Daneben findet auch die fiktive Geschichte um Ria und ihrer Familie ihren Abschluss. Zwar gerät die Fiktion zugunsten der Historie in den Hintergrund, ich fand das aber angesichts der spannenden Schilderungen der tatsächlichen Ereignisse verzeihbar. Es tauchen viele neue und einige bekannte Figuren aus den Vorgängerbüchern auf. So hat das Buch viel Personal, über das man aber dank des großen Wiedererkennungswertes der Figuren gut den Überblick behält. Wobei ich auf manchen Nebenstrang verzichten hätte können und lieber mehr von Annie, Rias Tochter, gelesen hätte. Gut hat mir gefallen, dass die ganze Reihe durch die letzten Kapitel perfekt abgerundet wird.


    Für mich ist bei den Romanen von Titus Müller seine akribische und genaue Recherchearbeit ein ganz besonderes Merkmal. Da kann ich sicher sein, dass die geschilderten historischen Ereignisse auch tatsächlich so passiert sind, wobei ein ausführlicher Anhang diese Informationen zusätzlich einordnet. Dazu kommt ein klarer und prägnanter Schreibstil, der mit wenigen Worten Bilder in meinem Kopf erzeugt und mich mitnimmt in die tatsächliche und fiktive Geschichte des Romans.


    Fazit: Ein würdiger Abschluss der Reihe und so gibt es acht gute Eulenpunkte (von zehn).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021