Wie wichtig sind euch Rezensionen?

  • Hallo Rosha,


    würde ich Deine Forumsbeiträge nicht kennen, würde ich meinen, dass Du das jährliche Eulensommerloch ausrufst und mit Deiner Frage nach der Bedeutung von Rezensionen gleichfalls die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses Forums stellst.
    Natürlich ist Selbstreflexion eine hervorragende Sache und eine Bestandsaufnahme schadet bestimmt auch diesem Forum nicht, aber wenn man die Eulen und ihre Beiträge als Angebot und weniger als Verpflichtung ansieht, dann sind Buchvorstellungen nicht nur als Informationsangebot, sondern auch als Freude am gedruckten Wort zu sehen.


    Selbstredend lese ich viele (nicht alle) Beiträge zu Büchern hier und bei buzzaldrin gern; weitere Webseiten verfolge ich aus Zeitgründen nicht.
    Mit dem Schreiben von Beiträgen tue ich mich in letzter Zeit schwer; möglicherweise liegt es daran, nicht die richtigen Worte zu finden, um zu begeistern. Dass auf meine Beiträge nie viele Reaktionen erfolgten, stört mich weniger. Man darf sich einfach nicht so wichtig nehmen.


    Liebe Rosha, wenn Du nach Deinem obigen Beitrag des Lesens und Schreibens müde bist, dann überlege Dir eine Pause einzulegen. Ich bin sicher, dass dieses Forum Dich wiedersehen wird, denn wen das Eulenvirus einmal infiziert hat, den lässt es so schnell nicht wieder los.

  • Ich hab heute wieder gemerkt wie wichtig mir Rezensionen sind. Ich stand im Buchladen und hatte viele verschieden Bücher in der Hand und bei jedem dachte ich mir, wie toll wäre es jetzt schnell die Rezensionen lesen zu können. Die Klappentexte sind meist völlig aussagelos oder sie alle sind sich zum Verwechseln ähnlich.
    Ich brauche die Rezis um aussortieren zu können, ohne bin ich mittlerweile völlig verloren.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach



  • Das geht für mich auch gar nicht. Klappentexte lese ich ebenfalls kaum noch. Rezensionen dagegen regelmäßig, erst recht wenn ich weiß, dass der Rezensent und ich ungefähr der gleichen Buchgeschmack haben. Dann führt eine Rezi auch oft zum Kauf, leider viel zu oft :grin

  • Rosha


    wenn es Dir einzig um die Verbindung Rezension-Leserin geht, hast Du recht, wenn Du sagst, daß das Lesen von Rezensionen nichts oder nicht viel zur Entscheidung für ein Buch beitragen muß.
    Es kommen auf jeden Fall mehrere Faktoren dazu.


    Aber Rezensionen haben eben mehr Funktionen, als die, eine Leserin und ein Buch zusammenzubringen.


    Die vielen Meinungsäußerungen zu Büchern gerade im Internet sind eine Folge dieses Mediums. Es ist eine weitreichende technische Entwicklung, so etwas fordert denen, die damit umgehen, aber auch einiges an Eigenleistung ab. Man muß die Informationsflut erfassen, Auswahlkriterien entwickeln, sie anwenden. Und das häufig von Neuem, weil sich Parameter ändern und die Flut anschwillt. Es ist eine Herausforderung, die Informationen nehmen einer Entscheidungen nicht ab. Die muß man alleine treffen.


    Ich habe bestimmte Kriterien, was ich von einer Kritik, einer Rezension, einer Meinungsäußerung erwarte, wenn ich mich über Buch informieren will. Die Texte können aber noch so gut formuliert sein, die Entscheidung liegt trotzdem bei mir und ich muß sie treffen.
    Das gehört für mich zu den wirklichen Herausforderungen der heutigen Zeit. Ich bin allerdings auch nicht der Ansicht, daß es zu viele Rezensionen oder auch Gequake über Bücher gibt, sondern, wie oben Buchdoktor, daß es schlicht zuviele Bücher gibt.


    Rezensionen schreiben halte ich, ein zweiter Punkt, für wichtig für das Schreiben an sich. Es ist eine Möglichkeit, sich an einer Textsorte auszuprobieren, man bleibt im Schreiben, lernt Ausdrucksmöglichkeiten kennen, entwickelt einen Stil.


    Zur Wirkung von Rezensionen, nun ja, das Thema gehört zum Eulenforum. Es taucht in fast regelmäßigen Abständen auf. Ich fürchte, es liegt an den eigenen Erwartungen. Nur weil ich einen Text irgendwo online stelle, ändert sich die Welt doch nicht, überspitzt ausgerdrückt.


    Man darf sich von der Wirkung des Internets auch nicht täuschen lassen.
    Der Zeit spielt auch eine Rolle, das sieht man ebenfalls hier im Forum. Da werden nach fünf, sechs oder mehr Jahren plötzlich Rezis hochgeholt, zu denen nie ein Ton zu hören war, weil jemand das Buch aufgestöbert hat und auch dazu piepst.
    Ich mag sowas.
    Aber: Frust über ausbleibende Reaktionen hat auch mit der Schnellebigkeit von Büchern heute zu tun. Kaum ist ein Buch auf dem Markt, ist es wieder weg. Jede Woche erscheinen hunderte. Ein Buch ist am Tag nach dem Erscheinen schon überholt, wenn man vom Verlagsprogramm ausgeht.
    Gräßlich.


    Ich freue mich über jedes Wort zu jedem Buch, auch wenn es nur 'Scheiße' lautet.
    Da hat man doch schon mal einen Ansatzpunkt zur Diskussion.
    :grin



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ich mag Rezensionen. Wobei ich mir nur die Inhaltsangaben durchlese, wenn ich das Buch noch nicht kenne, nicht unbedingt die Meinungen dazu (außer die Eingangsmeinung).


    Ich schreibe mittlerweile eigentlich zu jedem gelesenen Buch ganz kurz meine Meinung oder verfasse eine Buchvorstellung, denn ich sehe die Büchereule auch als ein super-geniales Archiv, zu dem ich gern meinen Beitrag leisten möchte. Aber die Rezis lese ich hier auch immer erst nach meinem eigenen Senf, um nicht von anderen beeinflusst zu werden.


    Manchmal lese ich meine alten Beiträge und vergleiche die Stimmung darin mit meiner jetzigen Einstellung zum jeweiligen Buch.


    Also ja: ich mag, ich brauche, ich schreibe Rezis.


    Und mein Kaufverhalten beeinflussen sie leider auch :cry

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Zitat

    Original von beowulf
    Die habe ich nicht gelesen. Anschläge dieser Art Sling der Homeland Security zu melden. 39€! Meine Finanzministerin ruft nach dem elektrischen Stuhl.


    Ich habe es gebraucht erstanden. Da freut sich der Geldbeutel. Bildbände zerlesen sich fast nicht. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Eigentlich hatte ich mir ja angewöhnt, für jedes gelesene Buch eine Rezi zu schreiben. Das klappt jedoch mal besser, mal schlechter. Manchmal lasse ich es dann auch ganz bleiben.


    Ich habe hier im Forum schon viele tolle Reszensionen gelesen. Ich lese sie, wenn mich ein Buch besonders anspricht. Meistens aber auch nur das Fazit. Die eigene Meinung überfliege ich oft. ... Durch die Rezis bin ich aber auch schon auf so manches Buch gestoßen, dass ich sonst nie entdeckt hätte. Wie z. B. Das letzte was ich gelesen habe. ¨Der wilde Garten¨. Das Buch hat mir sehr, sehr gut gefafllen und auch die Rezi von Minusch hat mich zum Kauf des Buches überzeugt.


    Sie sind auf alle Fälle ein wichtiger Bestandteil, ob ich mir ein Buch nun kaufe oder nicht. Manchmal entscheide ich mich aber auch für das Buch, unabhängig der Rezis. Das ist ganz unterschiedlich.

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Noch ein kleiner Nachtrag:
    Es gibt Rezensionen, die machen mich glücklich. Wie gerade eben. Diese wunderbare Rezi über das Buch: Astrid Lindgren, Bilder ihres Lebens.
    Vermutlich hätte ich dieses Buch nie gefunden, ohne diese Rezension!


    Danke schön! :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von uert
    Bist Du nicht jetzt auch Autorin? Willst Du auch gar keine Rezensionen mehr bekommen? :gruebel


    Und genau dieser Satz hat mich veranlasst zu schauen was sich für eine Autorin hier verbirgt :-)
    Dabei habe ich den Klappentext grob überflogen und mir danach die Rezensionen angeschaut - da mich diese ansgesprochen haben, ist das Buch grad auf meiner Wunschliste gelandet...


    Natürlich gibt es eine Flut von Büchern - ich fühle mich oftmals total überfordert bei der Auswahl meiner Bücher und habe das Gefühl, dass ich niemals alle Bücher, die ich gerne lesen würde, auch jemals lesen werde.. Da ich auch gerne etwas andere, weniger geworbene Bücher lese, wühle ich mich hier durch unterschiedliche Rezensionen und verfrachte diese Bücher dann auf meine Wunschliste...


    Auch meine Wunschliste ist riesig - aber ich picke mir immer mal wieder was interessantes (was ich anhand der Rezensionen ausmache) raus und kaufe bzw. lese dieses Buch..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Früher kannte man keine Rezensionen erst als das Internet die Möglichkeit gab über das gelesen Buch seine Gedanken nieder zu schreiben werden Rezensionen sehr gerne gelesen. Aber warum lassen wir uns so davon abhängig machen. Als ich früher ein Buch lesen wollte habe ich es im Bücherkatalog ausgesucht oder mir schenken lassen. Aber auch Empfehlungen unter Leser/in waren für mich entscheidend.
    Heute ist auch für mich eine Rezension über ein Buch von Vorteil.

    Wenn man die Ruhe nicht in sich selbst findet, ist es umsonst,
    sie anderswo zu suchen.


    FRANCOIS DE LA ROCHEFOUCAULD

  • also ich habe keine Ahnung, seit wann es Rezensionen gibt, aber ganz sicher länger als das Internet. :grin
    Das Internet hat lediglich einer breiteren Masse die Möglichkeit gegeben, ihren Senf zu Büchern abzugeben, mit dem Potential, dass auch viele Leute das lesen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von uert


    Wikipedia sagt, bereits seit dem 17. Jahrhundert :wow ;-)


    So was in der Größenordnung hätte ich auch mal getipt. Wenn ich auf dem richtigen Dampfer bin, gibt es ungefähr seit dieser Zeit auch Romane :gruebel

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    So was in der Größenordnung hätte ich auch mal getipt. Wenn ich auf dem richtigen Dampfer bin, gibt es ungefähr seit dieser Zeit auch Romane :gruebel


    Ist bestimmt schon älter. Würde mich nicht wundern, wenn die ollen Griechen auch schon ihre Schriftrollen gegenseitig verrissen haben. Vielleicht mündlich, aber kommt ja nicht auf die Form an.


    Wikipedia sagt:


    Literary criticism has probably existed for as long as literature. In the 4th century BC Aristotle wrote the Poetics, a typology and description of literary forms with many specific criticisms of contemporary works of art.

  • Ich muss die ganze Zeit daran denken, was Anton Ego in "Ratatouille" sagt:


    "Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine Leichte. Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber Jenen, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten.


    Am dankbarsten sind negative Kritiken, da sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind. Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen, dass im Großen und Ganzen betrachtet das gewöhnliche Durchschnittsprodukt wohl immer noch bedeutungsvoller ist, als unsere Kritik, die es als solches bezeichnet.


    Doch es gibt auch Zeiten, da ein Kritiker tatsächlich etwas riskiert, wenn es um die Entdeckung und Verteidigung von Neuem geht. Die Welt reagiert oft ungnädig auf neue Talente, neue Kreationen; das Neue braucht Freunde.