Alex Berg - Tochter der Angst

  • Titel: Tochter der Angst
    Autorin: Alex Berg
    Verlag: Knaur
    Erschienen: April 2015
    Seitenzahl: 344
    ISBN-10: 3426513196
    ISBN-13: 978-3426513194
    Preis: 9.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Als die Oberärztin Marion sich in Paris auf einen Auslandseinsatz bei „Ärzte ohne Grenzen“ vorbereitet, lernt sie bei einer befreundeten Familie das syrische Flüchtlingsmädchen Zahra kennen. Marion allein gelingt es, das Vertrauen des verstörten Kindes zu gewinnen, und bald schon schließt sie die Kleine in ihr Herz. Was sie nicht weiß: Es handelt sich um die Tochter eines politisch sehr einflussreichen Wirtschaftsbosses aus Syrien, die ganz und gar nicht zufällig nach Frankreich gelangte, sondern Teil eines äußerst brisanten Deals ist. Ehe sichs Marion versieht, geraten sie und das Mädchen zwischen die Fronten und in Lebensgefahr.


    Die Autorin:
    Alex Berg, geboren 1963, hat viele Jahre für norddeutsche Tageszeitungen als freie Journalistin geschrieben, bevor sie ihre ersten Spannungsromane verfasste. Mit ihrem Thriller "Machtlos" gelang Alex Berg ein hoch spannender und brisanter Auftakt zu der Reihe um die Hamburger Staatsanwältin Valerie Weymann und den BND-Agenten Eric Mayer. Hinter dem Pseudonym Alex Berg verbirgt sich die Autorin Stefanie Baumm.


    Meine Meinung:
    Was ist das jetzt? Ein Polit-Thriller? Oder ein Roman mit Versatzstücken eines Polit-Thrillers? Eigentlich egal. Was dieses Buch aber in jedem Falle ist: Es ist sehr lesenswert und es liest sich so, als wäre es nicht nur Fiktion.
    Das was die Autorin dort schildert, dort beschreibt – macht den Eindruck, als sei es sehr dicht an der Wirklichkeit. Und man kann auch bei dieser Autorin wieder sicher sein, dass sie akribisch und detailversessen recherchiert hat. Wie man aus ihren früheren Büchern weiß, erzählt sie nicht einfach „das Blaue vom Himmel herunter“ - ganz und gar nicht; Hintergrund ist auch in diesem Roman wieder die aktuelle politische Situation. Hier geht es vordergründig um die Ränkespiele der verschiedenen Geheimdienste, um die unerträgliche Situation der Menschen in Syrien, um das Leid der Kinder in den Krisengebieten und um die unglaubliche Verlogenheit unserer Moral und die Verlogenheit unserer vermeintlich zivilisierten Gesellschaft.
    Alex Berg hat ein im Ergebnis bedrückendes Buch geschrieben. Ein Buch das dem Leser wenig Hoffnung macht auf eine bessere Welt – das aber trotzdem einen ganz winzigen, kaum sichtbaren Hoffnungsschimmer bereithält: Wenn man die Welt schon im Großen nicht bessern und ändern kann, dann vielleicht doch im Kleinen. So kann man versuchen, die Dunkelheit nicht vollständig in das eigene Leben eindringen zu lassen.
    Die handelnden Personen wirken sehr authentisch und sehr lebensecht. Etwas, was man in vielen anderen Büchern leider vergeblich sucht.
    Die beiden letzten Sätze dieses Buches sind wie ein Versprechen und man sollte die Autorin auch nötigen es einzuhalten. Sie schreibt:
    „Er würde sie in diesem Netz aus Intrigen und Politik nicht allein lassen. Und es war mehr als nur ein Job.“
    Es ist das Versprechen auf eine Fortsetzung.
    Und ich bin sicher, es wird der Autorin nicht gelingen, so wortgewandt wie sie auch ist, sich daraus herauszureden.
    Alex Berg hat ein wunderbares Buch geschrieben, hat die schriftstellerische Qualität ihrer vorherigen Bücher nicht unterlaufen, sondern hat auch mit diesem Roman wieder bewiesen, dass sie schreiben kann und das sie es schafft, ihre Leser auf eindrucksvolle und anspruchsvolle Art und Weise zu unterhalten.
    Es ist eines dieser Bücher welches man nicht aus der Hand legen kann, bevor die letzte Seite gelesen ist. 9 Eulenpunkte für ein nicht alltägliches Leseerlebnis.
    Auf dem Buchrücken wird die Frage gestellt: Wem kannst du noch trauen?
    Die Antwort nach der Lektüre dieses Buches: Keinem!

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Marion Sanders hat sich entschieden für ein Jahr für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten. Zunächst hieß es, sie käme nach Afrika, doch kurz bevor das Einführungsseminar in Paris beendet gewesen war, wurde ihr mitgeteilt, dass sie nach Jordanien geschickt würde. So hatte sie noch einmal vier Wochen Zeit in Paris und für weitere Seminare….
    In Paris wohnte sie bei dem befreundeten Ehepaar Louise und Greg Bonnier, bei welchen sie auch früher schon oft zu Besuch gewesen war. Dann kam Jean Morel, ein Neffe der Bonniers und brachte ein kleines Mädchen namens Zahra mit. Die kleine Zahra sprach nicht, mit niemandem – außer nach einiger Zeit mit Marion. Doch das wusste bei den Bonniers niemand. Das Mädchen kam aus Syrien und Jean hatte sie eingeschmuggelt.
    Marion hatte bei einem Ausstellungsbesuch ein Bild gesehen, das sie schockiert hatte. Die Frau auf dem Bild sah genauso aus wie sie. Die Ähnlichkeit ließ ihr keine Ruhe und so forschte sie nach und kam dadurch einem wohlgehüteten Geheimnis auf die Spur…


    Claude Baptiste und sein Kollege Lecroux hatten einen versuchten Mord aufzuklären und es wurde ihnen klar, dass hier eine Verwechslung vorgelegen hatte. Doch was hatte Morel getan, dass er verfolgt wurde?
    Auch kam Baptiste das syrische Mädchen bei den Bonniers seltsam vor…
    Wer ist Zahra? Und wieso schließ sie sich Marion eher an als Louise Bonnier? Warum hatte Jean sie nach Frankreich gebracht? Was hatte es mit dem Bild auf sich, das Marion gesehen hatte? Und warum wollte jemand Morel an den Kragen? All dies liest man in diesem Buch.


    In diese Geschichte bin ich nicht gut, ja eigentlich sehr lange fast gar nicht richtig reingekommen. Kaum war von einer Seite (Marion) berichtet worden, kam schon eine andere (Baptiste) oder noch eine andere (Jean). Ich finde, es gibt hier etwas zu viel Durcheinander. Nach Baptiste oder Jean kam dann wieder Marion, und ich musste überlegen, wie es mit ihr aufgehört hatte. Dieser Schreibstil sagt mir leider gar nicht zu. Insgesamt war die Geschichte schon sehr interessant. Es interessierte mich durchaus zu erfahren, was es mit Zahra auf sich hatte und was mit dem Bild (da hatte ich sowieso gleich einen Verdacht) das Marion gesehen hatte. Aber es wurde verwickelter geschrieben als es hätte sein müssen. Ich hatte nach dem Klappentext eigentlich etwas mehr erwartet und keine Verwirrungen, das heißt ich bin etwas enttäuscht von diesem Buch. Ich hatte auch etwas mehr Spannung erwartet.

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Die Schriftstellerin Alex Berg wählt mit ihrem neuesten Werk erneut den schmalen Weg zwischen zwei Genres: Den der Romane und den der Krimi/Thriller und das Ergebnis könnte man als Spannungsroman bezeichnen. Eine Mischform die funktioniert wenn man die wesentlichen Charakteristiken aus den beiden Kategorien nimmt, diese miteinander verknüpft und gebündelt in eine Geschichte packt. Aber auch eine gewagte Gratwanderung, weil sich möglicherweise weder die eine noch die andere Leserschaft mit diesem Hybriden vollständig identifizieren und somit begeistern kann. Für den reinen Roman Leser sind zu viele Versatzstücke eines Krimis dabei und für die treuen Anhänger der Thriller ist es womöglich zu viel "Drumherum" Erzählerei die das Handlungstempo bremst. Eine diffizile Sache aber auch eine Herausforderung der man sich als Schriftsteller erstmal stellen und gekonnt umsetzen muss.


    Die Kurzbeschreibung / Der Klappentext ist zwar treffend geschrieben und macht neugierig auf die Geschichte verrät aber schon viel vom Handlungsgerüst. Ich möchte deshalb nicht mehr weiter darauf eingehen um nicht noch mehr zu verraten und mich anderen Aspekten widmen. Beispielsweise den Handvoll Themen die die Autorin in diesen Roman packt und die zu Beginn auch gut eingefädelt aber leider im weitern Verlauf nur oberflächlich behandelt werden. Die hehren Motive von Alex Berg in Ehren aber eine kritische Auseinandersetzung in den einzelnen Handlungssträngen findet nicht statt. Anstatt inhaltlichen Tiefgang zu schaffen wird der Schwerpunkt viel zu stark auf hohes Handlungstempo, häufige Szenenwechsel mit zu vielen kurzen Kapitel gelegt. Kurz gesagt, der Roman ist wie ein klassischer Thriller strukturiert. Der Umfang von knapp 340 Seiten ist dann wohl auch zu knapp bemessen um substanziell das zu Behandeln was Angesprochen wird. Tempo und Spannung auf Kosten der Qualität - meiner Meinung nach eine verpasste Chance.


    Was hingegen gelungen ist ist die Zeichnung der Protagonisten. Scharf umrissen mit klaren Konturen prägen sie sich im Gedächtnis der Leser ein. Zusammen mit dem Schluss ein Umstand der die Möglichkeit offen lässt eine Fortsetzung zu schreiben? Ich bin mit diesem Buch leider nicht warm und nicht glücklich geworden aber Lesegeschmäcker sind verschieden und das Buch wird seine Anhänger finden. Wertung: 5 Eulenpunkte

  • Marion, eine Ärztin, verlässt mit 48 Jahren ihren Ehemann, die Kinder sind erwachsen, um ein Jahr für "Ärzte ohne Grenzen" zu arbeiten. Zur Vorbereitung fliegt sie nach Paris und wohnt dort bei einem ihr aus ihrer Kindheit bekannten Ehepaar, Louise und Greg.
    Deren Neffe Jean, verwickelt in irgendwelche dubiosen Geschäfte, bringt ein kleines Mädchen, ein Flüchtlingskind aus Syrien zu ihnen, das traumatisiert ist und kein Wort spricht.
    Marion fühlt sich zu dem Kind hingezogen und ihr gelingt es, die Barriere zu durchdringen.
    Nach mehreren Toten, die angeblich auf das Konto eines syrischen Geschäftsmannes und Vaters von Zahra gehen und den Ermittlungen der israelischen und französischen Geheimdienste, erfahren wir, wie alles zusammenhängt und Marion selbst findet heraus, dass sie mehr mit Zahra zu tun hat als sie geahnt hat und ebenfalls eine "Tochter der Angst" ist.


    Alex Berg hat in diesem Buch die internationale Flüchtlingspolitik und das Schicksal der Flüchtlinge sorgsam und erschütternd wahrhaftig dargestellt. Da geht es einerseits um Menschen, die ihre Heimat verlassen, Kinder, die ihre Eltern verlieren und Eltern, die ihre Kinder alleine lassen müssen um sie oder sich zu retten.


    Andererseits sind da Banden und vermutlich auch Regierungen, dann um die Bedrohung für die Regierung mehrerer Staaten geht es hier, die mit den Dramen um die Flüchtlinge ihr Geld machen.
    Da wird ein unschuldiges Kind zum Spielball einer Mutter, die mit einem Syrer verheiratet, aus ihrer Ehe loskommen möchte, sich aber ihres Lebens nicht mehr sicher ist und sehr spezielle Wege geht um zu fliehen.


    Glaubhaft aber in manchen Situationen etwas verwirrend lässt Alex Berg ihren Ermittler der französischen Behörden das Rätsel um Zahra lösen. Man muss schon ganz genau lesen um alle Verwicklungen um Jean, Marion, ihren Vater, das Ehepaar Bonnier und Moussad zu verstehen und zu verfolgen. Manches würde man sich wünschen, könnte genauer und deutlicher beschrieben werden. Nichtsdestotrotz ein sehr spannendes Buch, das auch sprachlich ausgefeilt ist.


    Wer gerne politische und auch psychologisch fundierte Romane liest sollte zugreifen.


    8 Punkte

  • Titel: Tochter der Angst
    Autorin: Alex Berg
    ISBN: 978-3-426-513194
    Originalausgabe: April 2015 - Taschenbuch
    Verlag: Knaur
    Seiten: 344


    Klappentext:
    Als die Oberärztin Marion sich in Paris auf einem Auslandseinsatz bei Ärzte ohne Grenzen vorbereitet, lernt sie bei einer befreundeten Familie das syrische Flüchtlingsmädchen Zahra kennen. Marion allein gelingt es, das Vertrauen des verstörten Kindes zu gewinnen, und bald schon schließt sie die Kleine in ihr Herz.
    Was sie nicht weiß: Es handelt sich um die Tochter eines politischen sehr einflussreichen Wirtschaftsbosses aus Syrien, die ganz und gar nicht zufällig nach Frankreich gelangte, sondern Teil eines äußerst brisanten Deals ist.
    Ehe sich Marion versieht, geraten sie und das Mädchen zwischen die Fronten und in Lebensgefahr.


    Meine Meinung:
    Marion kommt nach Paris und für die Vorbereitung für ihren Auslandseinsatz wohnt sie bei einer befreundeten Familie. Dort war sie schon oft als Kind mit ihrem Vater.
    Gleich zu Beginn lernen wir die wesentlichen Charaktere kennen. Das Flüchtlingsdrama wird uns vor Augen geführt. Bald geschieht der erste Mord und Claude Baptiste nimmt die Ermittlungen auf.
    Die Geschichte ist sehr spannend und gut recherchiert geschrieben. Der Schreibstil ist flüssig und man kann das Buch nicht mehr weglegen. Marion erlebt viel in Paris, denkt über ihr Leben in Hamburg nach. Was ist mit Jean? Welche Rolle spielt er?


    Und dann kam das Ende. Oder doch nicht? Leider bleiben sehr viele Fragen offen.



    Fazit:
    Für Leser die Open-Ends lieben ein super tolles Buch.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Da die Ehe der 48-jährigen Marion Sanders in einer Krise steckt, entschließt sie sich für ein Jahr bei Ärzte ohne Grenzen in einem Krisengebiet zu arbeiten. Wegen eines Einführungsseminares geht die Reise zuerst nach Paris. Dort quartiert sie sich bei langjährigen Freunden, der Familie Bonniers, ein. Es wird noch Jean Morel erwartet, der die kleine Zahra aus dem zerstörten Aleppo mitbringt. Die Kleine ist durch den Krieg traumatisiert und spricht nicht mehr. Jeans Hoffnungen ruhen auf seiner Tante Louise, die ein Händchen für Kinder hat, daß sie Zahra dazu bewegen kann, Vertrauen zu fassen und zu sprechen. Bei der Begrüßung bemerkt er eine Ähnlichkeit von Marion zu einer Person aus der Vergangenheit. Ist es ein Zufall oder weiß seine Tante mehr? Gibt es Geheimnisse um die verstorbene Mutter von Marion? Was hat Zahra alles erleben müssen und wird sie wieder sprechen? In dieser komplexen Handlung begegnet man u.a. Personen aus den verschiedenen Geheimdiensten und Informanten im Flüchtlingsgeschäft.


    Die Autorin hat mit Sicherheit sehr gut recherchiert, die Örtlichkeiten und die Atmosphäre waren gut vorstellbar. Es war spannend geschrieben, aber für mich war das Buch mit zu vielen Themen überfrachtet, was zulasten der Tiefe ging. Die Geschichte war für mich zu distanziert im Gegensatz zu den anderen Büchern der Autorin, bei denen ich mich mitten im Geschehen fühlte. Als Leser musste bei der Stange bleiben, um bei den häufigen Szenewechseln nicht den Überblick zu verlieren. Am Ende blieben etliche lose Fäden, was auf eine Fortsetzung schließen lässt.


    Für mich persönlich wird es nicht zum Lieblingsbuch der Autorin.

  • Spannender Roman um die „Töchter der Angst“


    Ich muss gestehen, dass ich an die Lektüre von „Tochter der Angst“ eher mit negativen Gefühlen herangegangen bin. Eigentlich hatte mich der Roman sehr interessiert, als ich jedoch mit dem Lesen dieses Romans beginnen wollte, hatte ich schon einen anderen Roman erhalten, der mir eher zusagte. Ich musste mich also etwas zwingen, „Tochter der Angst“ zuerst zu lesen, was keine gute Voraussetzung war, da ich in so einem Fall dazu neige, überkritisch zu sein…


    Umso erfreuter bin ich nun, dass mich Alex Berg mit „Tochter der Angst“ überzeugen konnte! Es handelt sich hier um einen spannenden Roman mit einem aktuellen Thema. Die Handlung dreht sich um die 48-jährige Ärztin Marion, die sich zur Vorbereitung eines Auslandeinsatzes bei „Ärzte ohne Grenzen“ in Paris bei einer befreundeten Familie aufhält. Dort begegnet sie der fünfjährigen Zahra, einem Flüchtlingsmädchen aus Syrien. Schnell baut Marion eine enge Bindung zu der verstörten Zahra auf, welche sie an ihre eigenen Töchter erinnert. Während ihres Aufenthalts in Paris wird Marion nicht nur mit den Vorbereitungen ihres Auslandeinsatzes, sondern auch mit ihrer persönlichen Vergangenheit konfrontiert. Außerdem erfährt sie nach und nach, dass Zahra gar nicht zufällig nach Frankreich gekommen ist und gerät mit dem kleinen Mädchen zwischen die Fronten zahlreicher skrupelloser Organisationen.


    Mir hat dieser Roman von Alex Berg, von der ich bisher noch kein Buch gelesen hatte, sehr gefallen. Der Schreibstil ist gut und dem Genre des Romans angemessen, obwohl mich einige Rechtschreibfehler (permanent „rauh“ statt „rau“ etc.) etwas gestört haben. Ich konnte mich zwar nicht ganz mit der Protagonistin Marion identifizieren, denke aber, dass dies zu einem großen Teil auf den Altersunterschied von 25 Jahren zwischen Marion und mir zurückzuführen ist. Dieser Umstand hat meine Lektüre allerdings nicht beeinträchtigt, da der Roman spannend aufgebaut war. Neben Marion wird die Handlung noch aus der Perspektive anderer Figuren, wie Claude Baptitste, einem Agenten des französischen Nachrichtendienstes, und Jean Morell, welcher Zahra nach Frankreich gebracht hat, erzählt. Dies hat mir gut gefallen, da sich alle Figuren in ihrer Sicht der Dinge unterscheiden und der Leser somit einen guten Überblick über die Handlung erhält. Auch ist die Lektüre durch den Wechsel der Perspektive abwechslungsreicher.


    Meiner Meinung nach hat Alex Berg die einzelnen Handlungsstränge gekonnt verknüpft, so dass der Roman durchweg spannend bleibt. Ich konnte mich gut in diesen Roman vertiefen und die Lektüre ist mir nie langweilig geworden. Man hätte vielleicht noch etwas mehr auf die politische Lage in Syrien bzw. auf die Flüchtlingspolitik in Europa eingehen können. Dies steht allerdings auch nicht so stark in Verbindung mit der Handlung, wie ich zunächst gedacht habe. In diesem Zusammenhang hat mir der Bezug zum Titel des Romans besonders gut gefallen, mit dem ich zunächst nicht viel anfangen konnte. Aber ich möchte nicht zu viel verraten…


    Fazit:
    Ein gelungener Roman um ein aktuelles Thema, dem es nicht an Spannung mangelt. Ich habe die Lektüre nicht bereut und werde nach weiteren Romanen von Alex Berg Ausschau halten.

  • Spätestens nachdem ich "Machtlos" von Alex Berg verschlungen habe, wurde mir klar, dass dies eine Autorin sein wird, von der ich jedes neu erschienene Buch lesen werde.


    Marion ist mit ihrem Leben in Hamburg unzufrieden. Sie ist Oberärztin, ihre Kinder sind aus dem Haus und ihr Mann und sie haben sich auseinander gelebt. Dann bietet sich ihr die Chance für ein Jahr bei "Ärzte ohne Grenzen" ins Ausland zu gehen. Sie kommt bei einer Familie in Paris unter, die sie schon seit ihrer frühesten Kindheit kennt. Dort möchte sie sich auf den Auslandseinsatz vorbereiten und trifft auf Zahra, ein kleines Mädchen, dass geradewegs aus Aleppo kommt und in Paris erst einmal aufgenommen wird. Und hier beginnt die Geschichte um Macht, Intrigen und Hass, die dieses Buch zu einem spannenden Thriller machen.


    Alex Berg schreibt Thriller, die nicht gerade einfach weg zu lesen sind. Dort gibt es Verwirrungen und politische Begebenheiten, die an den Leser so leicht heran getragen werden, dass man zwar etwas langsamer lesen muss als man es bei anderen Thrillern tun würde, der Geschichte aber jederzeit folgen kann. Hier geht es um Syrien und um einen der wichtigsten wirtschaftlichen Machthaber in diesem Land. Marion Sanders gerät nur langsam in diesen Strudel und weiß anfangs gar nicht, wie ihr geschieht. Da geht es ihr wie dem Leser, der aufgrund der Perspektive des Ermittlers ab und an einen minimalen Wissensvorsprung hat. Diesen Ermittler, Claude Baptiste, habe ich im Laufe des Buches sehr in mein Herz geschlossen und würde mir sehr wünschen, dass es noch ein Buch mit ihm als handelnde Person gibt. Die anderen Figuren des Buches sind mir nicht sehr nahe gekommen, was aber wohl daran liegt, dass die Kapitel relativ kurz sind und jedes Mal aus Sicht einer anderen Person geschrieben ist. Das hat aber dem Sog des Buches gar nicht geschadet, ganz im Gegenteil.


    Ich kann das Buch reinen Gewissens an alle Thrillerliebhaber weiter empfehlen.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde mit Autorenbegleitung gelesen, dafür vielen Dank an Alex Berg für die tolle Begleitung durch die Leserunde.


    Marion Sanders hat sich - aufgrund ihrer privaten Probleme - entschieden, für ein Jahr die Organisation Ärzte ohne Grenzen zu unterstützen. Die Vorbereitung findet in Paris statt. Dort kann sie in dieser Zeit bei ihren sehr guten Bekannten Louise und Greg Bonnier wohnen.


    Dann wird die ganze Sache spannend. Marion gerät ungewollt durch die Freundschaft zu einem syrischen Flüchtlingsmädchen ins Visier von skrupellosen politischen Organisationen.


    Ein spannender Thriller, der wie immer ein aktuelles Thema behandelt. Durch das relativ offene Ende könnte ich mir gut eine Fortsetzung vorstellen.


    Von mir bekommt dieses Buch 9 Punkte.


    Viele Grüße :wave

  • Marion ist 48 Jahre alt und steht, wie so manche Frau ihres Alters, an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Die erwachsenen Töchter werden flügge, die Arbeit im Krankenhaus erfüllt sie nicht wie in früheren Jahren und auch ihre Ehe mit Paul ist nicht mehr, was sie einmal war. All das erst einmal hinter sich lassend, wagt sie einen mutigen Schritt und beschließt, ein Jahr lang für Ärzte ohne Grenzen zu arbeiten.


    Ein vorbereitender Lehrgang führt sie nach Paris. Dort wohnt Marion bei Louise und Greg, langjährigen Freunden, bei denen sie schon in Kindertagen ein zweites Zuhause gefunden hat und hier trifft sie auf Jean Morel. Eine folgenschwere Begegnung, denn dieser ist in zwielichtige Geschäfte mit Flüchtlingen verstrickt.

    Wie sich im Laufe des folgenden und zunehmend dramatischen Geschehens herauskristallisiert, hat Jean sich mit Leuten eingelassen, denen er nicht gewachsen ist. Er weiß nicht, wem er noch trauen kann, wird zum Gejagten und muss um sein Leben fürchten.


    Gleichzeitig stößt Marion auf ein familiäres Geheimnis, welches ihr keine Ruhe lässt und das irgendwie mit dem syrischen Flüchtlingsmädchen Zahra zusammenzuhängen könnte. Vor einem aktuellen Hintergrund entwickelt sich eine spannende und temporeiche Handlung.


    Alex Berg beschäftigt sich erneut mit einem wichtigen Thema unserer Zeit, besetzt ihre Geschichte mit erstklassigen Figuren und erzählt flüssig und eloquent. Trotzdem reicht Tochter der Angst nicht an die Romane heran, die sie zu einer meiner Lieblingsautorinnen hat werden lassen. Zu vieles wurde angerissen und blieb im weiteren Verlauf zu vage, zu viele Fragen offen. Auch sprachlich hat mich dieses Buch nicht berührt wie gewohnt. Wie kaum einer anderen, gelingt es Alex Berg mit ganz wenigen Worten komplexe Bilder vor meinen Augen erstehen zu lassen und tiefe Emotionen zu wecken – und genau das habe ich hier vermisst.


    Aber nicht jedes Buch einer Lieblingsautorin muss auch ein Lieblingsbuch sein ;-).

  • Ich bin ja eigentlich kein Fan von Polit-Thrillern, aber die Lesung von Alex Berg beim Eulentreffen hat mih doch so neugierig gemacht, dass ich mir das Buch ausgeliehen habe, und ich habe es nicht bereut!


    Allerdings muss ich schon zugeben, dass das Rätsel um die Frau auf dem Foto, die Marion so ähnlich sie, für mich der interessanteste Teil an der Geschichte war - den ganzen Politkram fand ich streckenweise ziemlich verwirrend und ich muss zugeben, dass ich auch nicht alles begriffen habe, wer da nun mit wem welches Hühnchen zu rupfen hat und wer im Hintergrund die Strippen zieht, und wer wenn irgendwo reinreitet/umbringt/umbringen lässt, um wieder andere Ziele zu verfolgen...


    Aber das macht nichts, spannend war es trotzdem und gerade die Geschichte um Marion und Zahra ging mir auch richtig zu Herzen. Auch der Schauplatz Paris war schön beschrieben und hat sehr gut zur Handlung gepasst.


    Ich werde zwar auch weiterhin kein Freund von Polit-Thrillern sein, aber dieser Ausflug in dieses Genre hat mir viel Spaß gemacht und mich gut unterhalten. Darum gibt es von mir auch zufriedene 8 Eulenpunkte! :-)


    LG, Bella

  • Tochter der Angst war mein erstes Buch von Alex Berg, und wird nicht das Letzte gewesen sein.


    Auch wenn ich Anfangs Probleme hatte mir alle Namen der handelnden Personen zu merken, und auch die politischen Verwicklungen im Roman zeitweise anstrengend - weil gut recherchiert - sind, tat dies meinem Lesevergnügen keinen Abbruch. Marion als Frau beim Schritt in ein neues Leben, in dem Fall 1 Jahr bei Ärzte ohne Grenzen, zu begleiten hat mir gut gefallen und ich fand ihre Entscheidung auch nachvollziehbar. Sie wohnt bei Greg und Louise Bonnier, wie sie es schon als kleines Mädchen getan hat, wenn sie mit ihrem Vater in Paris war. Dann kommen Jean Morel und Zahra ins Spiel. Jean ist sehr undurchsichtig, aber er braucht Zahra in irgendeiner Hinsicht. Dass das Mädchen nicht spricht, macht ihm die Sache sehr schwer. Zumal sie in Gefahr ist. Er bringt sie bei Louise und Greg unter. Nach und nach öffnet sich Zahra Marion.
    Auch die Arbeit der Geheimdienste fand ich gut recherchiert und wenn ich gewisse Abschnitte mehrmals gelesen habe, auch nachvollziehbar. Vor allem Claude Baptiste hat es mir als Person angetan.
    Ich für meinen Teil bin mit dem Ende der Geschichte zufrieden und vergebe 9 von 10 Eulenpunkten.

  • Inhalt:


    Als die Oberärztin Marion sich in Paris auf einen Auslandseinsatz bei „Ärzte ohne Grenzen“ vorbereitet, lernt sie bei einer befreundeten Familie das syrische Flüchtlingsmädchen Zahra kennen. Marion allein gelingt es, das Vertrauen des verstörten Kindes zu gewinnen, und bald schon schließt sie die Kleine in ihr Herz. Was sie nicht weiß: Es handelt sich um die Tochter eines politisch sehr einflussreichen Wirtschaftsbosses aus Syrien, die ganz und gar nicht zufällig nach Frankreich gelangte, sondern Teil eines äußerst brisanten Deals ist. Ehe sichs Marion versieht, geraten sie und das Mädchen zwischen die Fronten und in Lebensgefahr.


    Meine Meinung:


    Ich habe bereits viele Bücher von Alex Berg gelesen: Polit-Thriller und Romane. Dieses Buch wird als Roman angepriesen, enthält aber auch viele Elemente eines Polit-Thrillers. Eine – für mich – sehr gelungene Mischung.


    Thema dieses Romans ist die Flüchtlingspolitik: Menschen, die aus ihren Heimaten flüchten, Familien, die auseinandergerissen werden bzw. Kinder, die in Sicherheit gebracht werden, ohne sich vorerst selbst retten zu können. Dann natürlich die Menschen, die daran beteiligt sind, Geld dran verdienen, und die Politik. Alles sehr gut recherchiert und leicht verständlich rüber gebracht, ohne überladen zu wirken.


    Ein sehr spannender Roman, den man von der ersten Seite kaum aus der Hand legen mag, dessen Spannungsbogen sich im Laufe immer weiter steigert. Verschiedene Handlungsstränge, die sich nach und nach verknüpfen, zusammenführen. Interessante, sehr verschiedene authentische Charaktere, die mit ihren Ecken und Kanten nie langweilig werden und daher gut im Gedächtnis bleiben. Ein Ende, das ziemlich offen ist und so viel Möglichkeiten für weitere Spekulationen oder sogar eine Fortsetzung frei lassen.


    Für mich verdiente 9 Eulenpunkte. Und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten „Alex Berg“.

    :lesend Cristina di Canio - Die Buchhandlung der Träume

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    Hörbuch: Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 319

  • Ich habe bisher bereits einiges von Alex Berg gelesen und wie erwartet hat mir auch diese Geschichte wirklich sehr gut gefallen. Marion war mir von Anfang an sympathisch und sie ist eine mutige Frau, die ihren eigenen Weg geht. Ich finde es sehr mutig von ihr, dass sie zuerst nach Paris geht und dann zu den Ärzten ohne Grenzen, weg von ihrer Familie und ihrem zu Hause. Ihr Aufenthalt in Paris wird dann ja doch turbulenter als erwartet, nachdem sie dort auf den charismatischen Jean trifft, der eine Menge zu verbergen hat.
    Paris als Schauplatz finde ich toll - auch wenn ich selbst (noch) nicht dort war. Allerdings könnte die Geschichte auch an jedem anderen Ort spielen, ich konzentriere mich voll und ganz auf die Handlung. Alles andere ist nur Nebensache...Und doch finde ich es schön, dass auch auf die Mentalität, die Essgewohnheiten etc. eingegangen wird. Witzig finde ich es wie Jean öfter Marions kühlen, deutschen Charakter erwähnt. Da gibt es zwischen den Franzosen und Deutschen halt tatsächlich einen Unterschied...
    Insgesamt haben mir die Geschichte und auch das (leider) offene Ende sehr gut gefallen. So offene Enden mag ich einerseits, weil sie einfach Raum für eigene Gedanken lassen- andererseits bleiben einfach zu viele offene Fragen übrig.vIch könnte mir hier allerdings sehr gut eine Fortsetzung vorstellen.


    Fazit: Wieder ein Pollitthriller á la Alex Berg, den ich nur wärmstens empfehlen kann. Ich vergebe 9 von 10 Punkten.

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Ehrlich gesagt konnte ich mich lange nicht entscheiden was für eine Rezi ich hierüber schreiben soll.


    Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Es war wirklich sehr spannend und mir hat auch der Sprachstil zugesagt.


    Allerdings hatte ich damit gerechnet, dass man mehr über Ärzte ohne Grenzen erfährt und da wurde ich enttäuscht. Es war halt nicht das Hauptthema.
    Thema dieses Romans ist vor allem Flucht, Flüchtlingspolitik, Familien, die nachher keine mehr sind und auch welche miesen Gründe hinter allem stecken können. Alles wirkte sehr gut recherchiert und konnte mir gut verständlich gemacht werden. Dieses Thema ist natürlich sehr aktuell und somit auch echt wichtig. Danke dafür.


    Das Ende war mir ehrlich gesagt zu offen. Ich blieben mir zu viele Fragen unbeantwortet und auch manche Hintergründe hätte ich noch sehr gerne erfahren.


    Ich vergebe somit 7 von 10 Punkten.

  • Ich habe das Buch auch im Rahmen der Leserunde gelesen und mir geht es ein bisschen ähnlich wie Nightflower. Der Beginn des Buches weckt bezüglich der Arbeit der Ärzte ohne Grenzen eine gewisse Erwartungshaltung beim Leser, die später nicht erfüllt wird.


    Wenn man sich aber damit erst einmal abgefunden hat und nicht allzu enttäuscht ist, dass das Buch in eine andere Richtung geht, kann man sich auf eine wirklich spannende Geschichte mit aktueller Thematik einlassen.


    Das Ende hat mir wiederum gefallen, aber ich bin auch Fan von offenen Enden. Die eine oder andere Frage hätte ich zwar auch gerne beantwortet gesehen, aber alles in allem ist es für mich "rund".


    Der Erzählstil von Alex Berg trifft mein Lesebedürfnis sehr gut, so dass ich mich immer sofort in ihren Büchern wohl fühle. Dennoch ist es nicht "wie nach Hause kommen"; dafür bleibt zuviel Distanz zu den Hauptcharakteren.


    Von mir bekommt Tochter der Angst 8 Eulenpunkte.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Da ich momentan wegen des Poststreiks leserundenbuchmäßig nicht aktiv werden kann, gab ich diesem Buch die versprochene zweite Chance.
    Aber auch im erneuten Anlauf konnte es nicht die gleiche Lesefreude erwecken, wie es bei "Machtlos" auf Anhieb klappte.
    Ich vergebe 6 Punkte.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)