'Die Schwestern vom Ku'damm: Jahre des Aufbaus' - Seiten 001 - 074

  • Man darf ja auch nicht vergessen, wie die Deutschen teilweise in Russland gewütet haben.

    Ich denke mal, das schlechte Bild stammt auch daher, dass dann auch in Folge das Land geplündert wurde und nicht wie in den anderen Zonen investiert wurde. Vermutlich prägt das dann in Folge einfach mehr. Bei uns waren die Amerikaner ja bald die Freunde, die das Land wieder mitaufgebaut haben. Und auch der Einsatz bei der Luftbrücke hat natürlich zum positiven Image als Freund und Helfer beigetragen.


    Das konnten die Leute damals ja noch nicht wissen, aber ich denke, die schlechten Nachrichten haben sich damals auch schneller verbreitet, wie die guten. Das ist ja heute noch so.

  • Eins fällt mir gerade noch auf, auch hier wieder die Bleibtreustraße :-)


    Bei Joan Wengs Frauen vom Savignyplatz meinte Joan in der Leserunde, dass die Verlage wohl die Bleibtreustraße immer gerne als Schauplatz in Berliner Romanen sähen. Mir ist das nie wirklich aufgefallen, aber jetzt bin ich natürlich dran hängen geblieben :lache

    Ach, jetzt erinnere ich mich auch wieder, warum mir die Straße so bekannt vorkommt ;)

  • Man darf ja auch nicht vergessen, wie die Deutschen teilweise in Russland gewütet haben.

    Ich denke mal, das schlechte Bild stammt auch daher, dass dann auch in Folge das Land geplündert wurde und nicht wie in den anderen Zonen investiert wurde. Vermutlich prägt das dann in Folge einfach mehr. Bei uns waren die Amerikaner ja bald die Freunde, die das Land wieder mitaufgebaut haben. Und auch der Einsatz bei der Luftbrücke hat natürlich zum positiven Image als Freund und Helfer beigetragen.


    Das konnten die Leute damals ja noch nicht wissen, aber ich denke, die schlechten Nachrichten haben sich damals auch schneller verbreitet, wie die guten. Das ist ja heute noch so.

    "Teilweise gewütet", liebe Streifi?

    Der Russlandfeldzug war ein VERNICHTUNGSKRIEG, mit dem Ziel, alle Juden zu töten und die Russen - als "Untermenschen" betrachtet-, als Zwangsarbeiter zu versklaven. Es gibt keine weiße Weste der deutschen Wehrmacht. Als man mit den Eroberungen stagnierte, wurde die Parole der "verbrannten Erde" ausgegeben und umgesetzt. Natürlich waren die Vergewaltigungen durch Russen in Berlin und anderswo entsetzlich - aber angesichts dieser Vorgeschichte nicht gerade verwunderlich.

    Übrigens gab es auch Vergewaltigungen durch westliche Alliierte, aber die wurden gern unter den Teppich gekehrt.....

  • Mit teilweise habe ich gemeint, dass nicht 100 Prozent der Soldaten nur gewütet haben. Da hat es sicher auch solche und solche gegeben.

    Dass die oberste Parole war, alles niederzumachen was sich bewegt hat, ist mir schon klar.....

    Und viele sich dran gehalten haben auch....

  • Eins fällt mir gerade noch auf, auch hier wieder die Bleibtreustraße :-)


    Bei Joan Wengs Frauen vom Savignyplatz meinte Joan in der Leserunde, dass die Verlage wohl die Bleibtreustraße immer gerne als Schauplatz in Berliner Romanen sähen. Mir ist das nie wirklich aufgefallen, aber jetzt bin ich natürlich dran hängen geblieben :lache

    Das ist mir auch direkt aufgefallen :)

  • Wusstet ihr eigentlich, dass Hitlers Blitzkrieg total durch Crystal Meth gesteuert war?

    Hitler nahm es selbst, in immer höheren Dosen, zuletzt von seinem Leibarzt mehrtags täglich gespitzt (deshalb sah er auch bei Kriegsende so alt und zittrig aus - eben ein Junky -), aber als PERVITIN, hergestellt von der Firma Temmler, ging eine Lieferung von 35 Mio Tabletten (!) an die deutsche Wehrmacht. Es lag in jedem Marschgepäck, sollte eingenommen werden, um "innere Widerstände zu überwinden" (also gewissenlos töten zu können), um 3 und mehr Tage nicht mehr schlafen zu müssen, um weder Hunger, noch Kälte zu spüren (wichtig in Russland). Es sollte helfen, das schwere Marschgepäck über weite Strecken tragen zu können.

    "Geübt" wurde im KZ Buchenwald an Häftlingen, die diese Droge bekamen, dann 30kg schwere Steine auf den Rücken geschnallt bekamen und gehen mussten, bis sie tot umfielen - ab da wusste man, was Pervitin leisten kann.

    Natürlich wurde man abhängig, das wurden sie alle, darunter auch der Schriftsteller Heinrich Böll, der als junger Soldat seinen Eltern schrieb: "Schickt mit Pervitin, schickt mir bloß Pervitin ..."

    Böll blieb übrigens auch nach dem Krieg von der Droge abhängig ....

  • Leider kaum jemand - ich muss gestehen, ich hatte auch erst nur die soegannten "Fliegerschokolade " im Sinn - aber die Droge wr in JEDEM Marschgepäck.,

    Toll dazu: Norman Ohler: Der totale Rausch - Drogen im Dritten Reich


    Kleine Warnung: Nach dieser Lektüre wirst du Geschichte anders sehen ... und leider auch die deiner persönlichen Vorfahren ...

  • Ich vermute mal, dass die Mutter ein Verhältnis mit dem Kompagnon hatte.

    Der Gedanke ist mir auch gekommen. Es gab ein oder zwei Stellen, die man dahingehend interpretieren könnte.


    Zwischen Prolog und dem ersten Kapitel ist unglaublich viel passiert, das die Familie in ihre Beziehungen untereinander geprägt hat. Für mich ist es ein geschickter Schachzug, diese Dinge nach und nach ans Licht zu bringen. Das erhöht die sowieso schon bestehende Spannung auf eine besondere und subtile Weise.


    Mir gefällt die Geschichte bisher sehr gut, sie hat mich sofort eingefangen und ich freue mich über jedes kleine bisschen Zeit, das zum Lesen übrig bleibt.


    Die Menschen heute sollten mal ein wenig dankbarer dafür sein, was wir hier für Reichtümer haben statt stänüber alles zu meckern.

    :write:write:write

    Das wird wirklich von viel zu vielen Leuten ausgeblendet.

    Manchmal zum Haareraufen, welche Dinge welchen Stellenwert haben heutzutage :rolleyes.

  • Wusstet ihr eigentlich, dass Hitlers Blitzkrieg total durch Crystal Meth gesteuert war?

    Ich meine, vor einiger Zeit in einem Buch darüber gelesen zu haben :gruebel.

    Muss das nochmal nachschlagen. In welchem Buch, weiß ich noch, aber ob ich die Stelle noch einmal finde:/. Es war eine Hintergrundinfo, die ich damals total überraschend fand.

  • Ich bin schon seit ein paar Tagen fertig mit dem ersten Abschnitt, komme aber erst heute zum Posten, aber ich freue mich jetzt schon aufs weiterlesen, später...


    Rike mag ich auch ganz besonders, ich kann mich richtig gut mit ihr identifizieren. Sie packt an und überlegt was für alle das Beste ist, ohne sich in Kummer, Gram oder Zetern zu verlieren.


    Auch hat es mir sehr gefallen, dass der Roman so "früh" beginnt, aber ich denke man kann diese Zeit wirklich nicht verstehen, wenn man die Hintergrund-Infos nicht kennt.


    Bin sehr gespannt wie es weitergeht...

  • In meinem "Alter-Ego" als Teresa Simon habe ich in meinem Roman "Die Frauen der Rosenvilla" das Thema der "Fliegerschokolade" bereits 2015 erzählt ....

    Ich muss allerdings gestehen, dass mir damals das Ausmaß der Sucht noch nicht so bekannt war ... Seitdem lese ich alles zu diesem Wahnsinn, was ich in die Finger bekommen kann - und mein Staunen wird immer größer.

  • Das Buchcover ist in meinen Augen ungewöhnlich gestaltet, es hebt sich ab. Als ich dieses vor Monaten in der LR-Ankündigung sah, konnte es mich in seiner schlichteren und nicht so farbenfrohen Anmutung auch nicht gleich begeistern. Das Buchcover passt aber sehr gut zur Geschichte, die mich erwartet. Ich finde auch gut, wenn sich endlich mal Bücher deutlicher im Äußeren unterscheiden! Für eine Trilogie ist es richtig mal andere Wege zu gehen.


    Das Thema Kaufhaus finde ich spannend, bei den Weihnachtsromanen denke ich dann gleich mal an Ein Weihnachtswunder zum Verlieben und auch gern an die BBC-Serie „The Paradise“, welche Ende 19. Jahrhundert im Kaufhaus spielt.


    Heute Morgen nach dem Aufwachen habe ich erst einmal fast zehn Minuten das Buch noch in Folie angeguckt und Buchrückseite gelesen, bevor ich es vorsichtig vom durchsichtigen Schutz befreit habe. Umschlagklappen gelesen, Schutzumschlag entfernt und aufrecht hingestellt, Buch in schützende Stoffbuchhülle und es konnte auch für mich losgehen. Das Buch gefällt mir richtig gut. Es ist ein Roman, den ich vorhin nur ungern aus den Händen gelegt habe und mich darauf freue, wenn ich wieder weiterlesen kann.


    Rike ist in diesem Buch die Hauptfigur, in den Folgebänden werden die beiden jüngeren Schwestern die Handlungsführenden sein. Rike gefällt mir, wie sie mutig der Russin gegenübertritt und ihr versucht zu erklären, dass sie nicht im Keller bleiben können, das Gartenhäuschen erbittet und für acht Tage aber nur bekommt. Dann Claire folgt, an der Gedächtniskirche vorfindet und ihr anpackend sagt, wie sie ihr Leben, die zugedachte Lebensmittelration aufbessern und als Trümmerfrau Ablenkung und Austausch mit anderen Betroffenen findet. Einzig gefällt mir nicht, dass Rike ihre Stiefmutter Claire mit dem Hund allein nachhause gehen lässt. Vielleicht hat sie aber auch Claire nachhause begleitet, schliesslich hat diese den ungewohnten Wodka auf leeren Magen getrunken und während des Rückwegs ihr Perspektiven aufgezeigt. So kann es gewesen sein und anschließend ist die dann allein zum Rathaus gegangen für Lebensmittelmarken. Dort trifft sie nun die geschickte Schneiderinnentochter, gibt ihr wieder ein Zuhause und wir wittern Perspektive. Ich hoffe, das Stofflager wurde nicht geplündert und die beiden Nähmaschinen können wieder schnurrend schöne Sachen herstellen.


    Gut gefällt mir die Harmonie zwischen Töchtern aus erster Ehe mit der neuen Frau des Vaters und der kleinen Halbschwester.So, das muss er erst einmal kurz gewesen.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Und das hier lässt sich genauso gut an, nach einigen Seiten bin ich auch wieder voll in die Geschichte reingesogen worden. Der Schreibstil liest sich wunderbar flüssig und schön farbig, gefällt mir richtig gut, und ich habe auch das Gefühl, ich würde über "echte" Menschen lesen, nicht nur über erdachte Figuren. Auch ist alles anschaulich geschildert, man ist direkt mit dabei, wenn Rike und ihre Schwestern ihren Bollerwagen durch diese Trümmerwüste ziehen. ...


    Die Familie Thalheim hat es da aber noch relativ gut erwischt, finde ich. Das Kaufhausgebäude ist zwar zerstört, aber sie haben einige Maschinen retten und Stoffe bunkern können, und ihnen steht die Wohnung der Großmutter zur Verfügung. Und sie haben noch Hoffnung, dass der Bruder aus dem Krieg zurückkehrt und der Vater das Gefängnis/Lager übersteht. Das ist vermutlich mehr, als viele andere zur der Zeit hatten. ....


    Die Figuren gefallen mir sehr gut, vor allem Rike. Die redet nicht erst lange herum, sondern tut einfach, was getan werden muss, kümmert sich, denkt voraus, übernimmt Verantwortung.

    Ich lese jetzt erst die anderen LR-Beiträge. Dass hast Du sehr gut zusammengefasst.

    In meinem "Alter-Ego" als Teresa Simon habe ich in meinem Roman "Die Frauen der Rosenvilla" das Thema der "Fliegerschokolade" bereits 2015 erzählt ....

    Hier ist die nun die Bestätigung! Ich war mir nie ganz sicher, ob es sich auch um Teresa Simon handelt. Habe erst am Montag Bodo gefragt, ob es sein kann. Oleanderfrauen, Rosenvilla und Holunderschwestern habe ich im Frühjahr für mich entdeckt und sehr begeistert gelesen. Dann bin ich hier noch besser aufgehoben, als ich vorher dachte. Denn nun kenne ich dann ja doch schon vier Deiner Bücher!


    Als Du hier Fliegerschokolade erwähntest, musste ich auch gleich an die "Oleanderfrauen" denken. Crystal Meth/Pervitin im 2. WK - nein, ich erinnere mich auch nicht, darüber schon gehört/ gelesen zu haben.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich hatte in Word noch etwas getippt und eben beim Herunterfahren, weil ich ja eigentlich am Samstag Vormittag andere Pflichten habe, auf die Schnelle "Abbrechen" ohne Speichern bestätigt. So in etwa in Kurzform:


    Der Prolog gefiel mir ausserordentlich gut. Die Beschreibung vom neuen Kaufhaus, betrachtet aus den strahlenden Augen der 11 jährigen Tochter. Gern hätte ich auch weiter von dieser Zeit gelesen, auch wenn wir alle wissen, dass die Politik schlimmste Veränderungen im Leben aller mit sich gezogen hat. Gern würde ich in Rückblenden aber doch noch das eine oder andere erzählt bekommen. Es wäre schön, durch eingetreute Erinnerungen auch noch ein bicchen über die Zeit vor und im Krieg zu erfahren, von den Menschen.


    So, jetzt aber weg vom PC!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich bin schon länger fertig mit Abschnitt 1, komme aber erst jetzt zum posten. Ich wusste schon beim Prolog, dass ich das Buch mag. Der Schreibstil ist wieder toll und auch die Charaktere mag ich. In erster Linie natürlich Rike.


    Die Beschreibung des in Trümmern liegenden Berlins find ich furchtbar. Ich bin so dankbar, dass ich das alles nicht erleben musste. Eine furchtbare Zeit.


    So, jetzt lese ich mal, was ihr so geschrieben habt und danach lese ich weiter.

  • schön, dass Teresa Simon einen neuen Fan gefunden hat! Gerade geht "Die Fliedertochter" in den Druck - der dichteste aller bisherigen Simon-Romane, wie alle Testleserinnen sagen - eine Hommage an Wien, aber auch eine schonungslose Beschreibung dessen, was dort 1938 ff. nach dem Anschluss passiert ist ...

    Meine Agentin hat beim Lesen der Fahnen an einigen Stellen geweint, das hatte sie bislang noch nie in all den langen Jahren <3

    würde sich auch prima für ein gemeinsames Lesen hier in der Runde eignen ...