'Jahre aus Seide' - Seiten 296 - 368

  • Ich bin wirklich geschockt von Lenis Ende. Warum nur hat sie sich den Meyers nicht anvertraut. Ruth hatte wohl das richtige Gespür für den Untermieter, der sich klammheimlich aus dem Staube macht.

    Die Meyers schließen sich noch enger an die jüdische Gemeinde an, wohl nur natürlich in Zeiten des beginnenden Terrors. Aber noch wollen es viele nicht wahr haben. Wenn ich nur daran denke, wie viele gehofft und verloren haben. ;(

  • Zwischen Ruth und Rosi steht es auch nicht mehr zum Besten. Ich weiß nicht was das los ist aber dieser Merländer ist mir suspekt.


    Die Machtübernahme bringt eine Wendung. Das Leben der Meyers bekommt erste Schattenseiten. Aber immer noch die Hoffnung, dass es schnell vorüber geht.

  • Ach herrje, jetzt kommt es wirklich dicke. Leni stirbt bei einer Abtreibung. Und nur weil sie sich geschämt hat und sich den Meyers nicht anvertrauen wollte. Wobei mir auch keine Lösung für ihre Lage eingefallen wäre. Das Kind hätte sie bekommen können und bei Meyers hätte sie auch sicher den Job behalten, aber bei dem was auf die Familie zukommt? Irgendwann wäre sie alleine mit dem Kind gewesen.


    Dann wird Hitler Reichskanzler und schlagartig herrscht greifbare Angst. Nicht nur bei den Meyers, auch bei Frau Jansen. Und das ist ja erst der Anfang. Ab jetzt wird es immer wieder so Situationen geben, wie die, in die Ruth auf dem Heimweg vom Krämerladen gerät.

    Und mit Theissens als Nachbarn wird es sicher sehr unangenehm. Nachdem die ja schon nicht mehr grüßen, seit sie ihre Schulden los sind.

  • Bemerkenswert, wie Martha Meyer und auch Lenis Vermieterin reagieren, als sie Leni quasi ausblutend, in Folge einer Engelmacher-Abtreibung, auffinden. Sie handeln, rufen einen Arzt und versuchen das Möglichste. Als die Szene kam, habe ich nicht an Marthas Loyalität gezweifelt, aber, dass Lenis Vermieterin Leni sofort des Zimmers verweisen würde. Tragisch, wie viele junge Mädchen ihr Leben lassen mussten oder nicht wieder schwanger werden konnten. Im Abschnitt davor, schrieb ich, dass ich mr wünschen würde, wenn Ruth und Ilse immer weiter Kontakt zu ihrer Leni haben, damit ich auch erfahre, wie es ihr weiter ergeht.

    Mir gefällt auch, dass Martha ihre Töchter an Lenis Sterbebett holt und bei ihr bis zum Ende bleibt. Leni war so viel mehr als das Kindermädchen. Ruth und Ilse werden in den nächsten Jahren noch manchen Abschied durchleiden.

    Wobei mir auch keine Lösung für ihre Lage eingefallen wäre. Das Kind hätte sie bekommen können und bei Meyers hätte sie auch sicher den Job behalten, aber bei dem was auf die Familie zukommt? Irgendwann wäre sie alleine mit dem Kind gewesen.

    Vielleicht hätte Leni ihr Kind in eine andere Familie gegeben/ auf Vermittlung der Meyers. Sehr traurig!

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Mir gefällt auch, dass Martha ihre Töchter an Lenis Sterbebett holt und bei ihr bis zum Ende bleibt. Leni war so viel mehr als das Kindermädchen. Ruth und Ilse werden in den nächsten Jahren noch manchen Abschied durchleiden.

    Vielleicht hätte Leni ihr Kind in eine andere Familie gegeben/ auf Vermittlung der Meyers. Sehr traurig!

    Das war eine schöne Geste und eine Beruhigung für Leni. Sie konnte von den Kindern Abschied nehmen. Ich bin mir fast sicher, dass die Meyers für Lenis Zwangslage eine Lösung gehabt hätten. Sie sind doch sonst auch so hilfsbereit.

  • Oh nein, was für ein trauriger Abschnitt!:( Ich hatte noch so gehofft, dass Leni noch lange bei den Meyers bleibt oder zumindest auch weiterhin mit den Kindern in Kontakt bleibt, falls sie die Meyers verlässt. Und nun so etwas Tragisches! Das hat mich echt total traurig gemacht. Leni war mit einer meiner Lieblingsfiguren in diesem Buch. Ich hoffe mal, dass die Kinder, besonderst Ilse diesen Verlust gut überstehen.

    Zwischen Ruth und Rosi steht es auch nicht mehr zum Besten. Ich weiß nicht was das los ist aber dieser Merländer ist mir suspekt.

    Dieser Merländer ist mir auch ein wenig suspekt. Und auch sein Bruder. Wie er mit seinem Schloßhündchen uner dem Mantel rumläuft und Schokolade für den Hund kauft. Und das Merländer Rosi so wahnsinnig verwöhnt finde ich auch etwas komisch. Sie ist doch nur die Tochter von seinen Bediensteten. Oder steckt da doch noch mehr dahinter? Das finde ich etwas merkwürdig.

  • Dieser Merländer ist mir auch ein wenig suspekt. Und auch sein Bruder. Wie er mit seinem Schloßhündchen uner dem Mantel rumläuft und Schokolade für den Hund kauft. Und das Merländer Rosi so wahnsinnig verwöhnt finde ich auch etwas komisch. Sie ist doch nur die Tochter von seinen Bediensteten. Oder steckt da doch noch mehr dahinter? Das finde ich etwas merkwürdig.

    Richard Merländer und sein Bruder Karl waren einfach ein wenig verschroben. Ganz sicher waren sie nicht pädophil. Es gibt Interviews mit "Rosi" - im Nachwort habe ich auch noch einiges dazu geschrieben.
    In der Nachbarschaft waren die Merländers dafür bekannt, ihren Hund maßlos zu verwöhnen. :D

    Ich käme nie auf die Idee, meine Hunde so zu behandeln. Allerdings wäre es auch etwas schwierig, einen 45 Kilo Hund unter dem Mantel zu tragen. 8o

  • Richard Merländer und sein Bruder Karl waren einfach ein wenig verschroben. Ganz sicher waren sie nicht pädophil. Es gibt Interviews mit "Rosi" - im Nachwort habe ich auch noch einiges dazu geschrieben.
    In der Nachbarschaft waren die Merländers dafür bekannt, ihren Hund maßlos zu verwöhnen.

    Danke für die Erklärung. Ich hatte schon ein wenig befürchtete, sie könnten doch pädophil sein. Aber wenn sie einfach nur ein wenig verschroben und seltsam sind, dann ist ja alles okay.:)

  • Danke für die Erklärung. Ich hatte schon ein wenig befürchtete, sie könnten doch pädophil sein. Aber wenn sie einfach nur ein wenig verschroben und seltsam sind, dann ist ja alles okay.:)

    An Pädophilie hatte ich zwar nicht gedacht aber ich hätte mehr dahinter vermutet als bloße Verschrobenheit. Das muss meine kriminalistische Ader sein.

  • Da hatte Ruth das richtige Gespür in Beurteilung des Untermieters. Er war ihr suspekt. Leider war Leni naiv genug, auf seine Verführungskünste hereinzufallen und hatte sich ernsthaft verliebt. Dass sie versuchte ihr Problem heimlich zu lösen, könnte auch damit begründet sein, dass sie ihrer verehrten Arbeitgeberfamilie keine Schande machen wollte. Solche Abtreibungen waren ja ziemlich verbreitet und schienen wohl für die meisten Mädchen in solchen Schwierigkeiten die einfachste Lösung. Traurig, dass sie hier an einen Kurpfuscher oder eine Engelmacherin geraten ist.


    Mich hätte noch interessiert, ob dieser Untermieter sich selber verdrückt hat oder ob er von den Theissens hinausgeschmissen worden ist. Vielleicht haben sie von seinen Machenschaften gewusst und hatten Angst, dass sie Ärger wegen Kuppelei bekommen könnten.


    Dass sich Ruth von Leni verabschieden konnte, fand ich eine gute Entscheidung Marthas - bei Ilse bin ich mir da nicht so sicher. Für sie war das sicher ein nachhaltiger Schock.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • An Pädophilie hatte ich zwar nicht gedacht aber ich hätte mehr dahinter vermutet als bloße Verschrobenheit. Das muss meine kriminalistische Ader sein.

    Stellenweise hatte ich schon an Pädophilie gedacht, aber dann schien es mir öfter doch einfach der Versuch eines Homosexuellen sich eine Familie zuzulegen ohne selber heiraten zu müssen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ich finde es besonders eindrücklich geschildert, wie sich die Angst in die Familie einschleicht und immer stärker zum Ausdruck kommt. Noch wollen sie daran glauben, dass die braune Welle wieder abebbt und möglichst ganz verschwindet. Aber spätestens seit dem öffentlichen Kaufboykott und der Bücherverbrennung sollte ihnen eigentlich klar sein, dass es immer noch schlimmer werden kann.


    Ich wäre gern einmal mit Karl auf eine seiner Touren gegangen, um zu sehen, wie er sich mit seinen Kunden verhält.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Virginia Woolf: Orlando

  • Ich finde es gut, das auch Ilse sich verabschieden durfte, meine Lütte war 6 Jahre alt und sass grad bei ihrer schwerstkranken Oma am Bett, als diese starb. Sie hat dann gesagt, Oma ist über die Regenbogenbrücke gegangen und hat jetzt keine Schmerzen mehr. Und sie hat keinerlei psychische Probleme danach gehabt, Kinder haben oft einen anderen Blickwinkel bei sowas.

  • Der Tod von Leni ist den Kindern sehr zu Herzen gegangen. Sie können die Situation nicht verstehen. Die Engelmacher führten illegal Abtreibungen vor, oft ohne medizinische Vorkenntnisse. Als Hitler zum Reichskanzler wird, ziehen dunkle Wolken auf. Die unbeschwerte Zeit scheint zuende zu gehen. Ruth erlebt zum ersten Mal grölende Männer in braunen Uniformen mit einer entsprechenden Fahne, und das macht ihr ungeheuer Angst.

    Richard Merländer und sein Bruder Karl waren einfach ein wenig verschroben. Ganz sicher waren sie nicht pädophil. Es gibt Interviews mit "Rosi" - im Nachwort habe ich auch noch einiges dazu geschrieben.

    Mir ist Richard Merländer bzw. sein Bruder Karl nie suspekt vorgekommen. Sie waren eben ein wenig anders. Aber sie waren auch Juden. Die Familie Meyer hat Richard Merländer nie für seine Homosexualität verurteilt. Sie waren anderen Menschen gegenüber immer fair.

  • Wie schrecklich! Nicht nur Lenis völlig unnötiger Tod, auch das, was danach passiert. Ob sie schon eine Ahnung haben, wie schlimm es werden wird? Ist davon in den Tagebüchern was zu lesen, Ulrike Renk ? Ich kann mir einfach kein Bild daraus machen, ob sie sich nur ihrer Existenz beraubt gesehen haben oder ob man schon das Ausmaß zu diesem Zeitpunkt geahnt hat. Ich schätze mal nicht.


    Ich finde jedenfalls, dass die Angst spürbar ist. Unsinnigerweise habe ich beim Lesen die ganze Zeit die Titelmelodie von „American Horror Story“ im Ohr. Das ist ja auch eher beängstigend mit diesem seltsamen Geräusch drin. Für die, die es nicht kennen: Titelmelodie AHS

  • Die Geschichte nimmt Fahrt auf. Hitler ist Reichskanzler geworden und der Wind dreht sich schnell. Gerade die letzte Szene, in der Ruth die grölenden Männer bei Theissen einkehren sieht, ist beängstigend. Damit haben die Meyers die Nazis als unmittelbare Nachbarn und Bedrohung nebenan.


    Wie sehr in ihren Kreisen über Auswanderung gesprochen wird, ist enorm und ich kann Karl sehr gut verstehen. Auswandern bedeutet so viel Veränderung. Und wo soll er hin? Er spricht kein Englisch, als Geschäftsmann schwierig. Palästina ist ihm selbst fast "zu jüdisch". Dass die andere Familie Englisch lernt, ist sicherlich weitsichtig und ich denke, dass auch Familie Meyer sich in Amerika zurecht finden könnte. Aber die Heimat verlassen ist ein großes Stück - wo es noch Hoffnung geben kann...


    Aber Hoffnung und Freude gibt es nicht viel bei Familie Meyer. Leni stirbt. Ihre Liebschaft hat mich anfangs ja wirklich gefreut, aber dass er sich als so treulos herausstellt. Sowas ärgert mich immer sehr! Aber klar, Leni hat keinen anderen Ausweg gesehen. Was hätte sie als ledige Frau mit einem Kind auch machen sollen? Sie wäre ruiniert, auch wenn Frau Meyer ihr hätte helfen wollen. Aber wie soll sie ihrem Beruf nachkommen mit Baby? Hätte Frau Meyer wirklich gesagt, es wäre okay, wenn sie das Kind immer mitnimmt?

  • Zwischen Ruth und Rosi steht es auch nicht mehr zum Besten. Ich weiß nicht was das los ist aber dieser Merländer ist mir suspekt.

    Um Rosi mache ich mir auch ein wenig Sorgen. Distanziert sie sich von Ruth, weil sie Jüdin ist? Oder steckt da doch etwas anderes dahinter?

    Bei Merländer vermute ich eigentlich auch nicht mehr als Homosexualität und ein wenig eigenbrödlerisch, weil er von der Gesellschaft quasi wie ein Außenseiter behandelt wird aufgrund seiner sexuellen Vorliebe.

  • Da musste ich doch glatt ein paar Tränen bei Lenis Tod vergießen. Manchmal ist das Leben einfach nicht fair. Und ja, es wäre schwierig für sie mit dem Kind alleine geworden, wenn die Meyers ihr nicht mehr helfen konnten.


    Hitler ist nun an der Macht, wir wissen jetzt alle was kommt, bzw. unweigerlich geschehen wird. Ich bin sehr gespannt wie die Familie weiter damit umgehen wird.


    Merländer kam mir immer etwas schräg vor, aber die Szene war schon echt crazy.

    Tja, und das die Nachbarn nicht mehr grüßen. Wundern tut mich dies absolut nicht... leider. Menschen vergessen schnell, wer für sie mal da war, wenn alles wieder gut wird :-(