Auf Tiefe – H. Dieter Neumann

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ Engelsdorfer Verlag; 1. Edition (15. März 2023)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Taschenbuch ‏ : ‎ 112 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3969404592
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3969404591

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Literarische Seestücke vom Altmeister der Spannungsliteratur aus dem Norden.

    Mystische und handfeste, anspruchsvolle und unterhaltsame, düstere und heitere, vor allem aber fesselnde Erzählungen vom Meer und von den Menschen an der Küste.

    H. Dieter Neumann ist ein literarischer Routinier zur See. Er gibt den Lebensgeschichten jener Menschen eine Sprache, die oft nicht viele Worte machen. Packend und voller Empathie erzählt er von ihren auf je eigene Art meerumschlungenen Schicksalen. (Knut Cordsen, Bayerischer Rundfunk-Kultur)

    „Auf Tiefe“ kann nautisch, aber auch literarisch erfasst werden. Es sind Geschichten, die eine verfremdete Art der Geborgenheit hervorrufen und uns erschauern und erstaunen lassen. (Hauke Harder aka Leseschatz)

    H. Dieter Neumann schreibt über das Meer mit einer Leidenschaft und einer Intensität, wie es vielleicht nur jemand kann, der das Meer nicht für selbstverständlich nimmt. (Ove Jensen, Flensburger Tageblatt)


    Zum Autor (Verlag):

    H. Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr und anschließend Geschäftsführer in einem mittelständischen Unternehmen. Danach erfüllte er sich seinen Lebenstraum und verlegte sich ganz aufs Schreiben.

    Er hat bisher elf Romane, zahlreiche Kurzgeschichten und vier Sachbücher veröffentlicht, ist Mitglied im Syndikat e.V. (Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur) und im PEN Berlin.

    Neumann ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter und lebt in der Nähe von Flensburg auf dem Land.


    Meine Meinung:

    Nachdem ich ja schon lange kein Buch von H. Dieter Neumann gelesen habe, war es nun mal wieder soweit. Auf Tiefe ist eine Kurzgeschichtensammlung, die sich alle in irgendeiner Art uns Weise mit dem Meer und den Küstenbewohnern beschäftigen. 8 Geschichten sind es, die spannend, brutal, überraschend und auch lustig waren. Keine wie die andere, bei jeder Geschichte wartet etwas ganz anderes auf die Leser.

    Ich habe das Buch Rahmen der Leserunde gelesen, was das Leseerlebnis noch verbessert hat. Hier wurde und wird auch immer noch intensiv über die Geschichte diskutiert, daher lohnt es sich auch hier einen Blick hinein zu werfen.


    Ich kann das Buch nur empfehlen, ich denke es ist für jeden etwas dabei und man kann die Geschichten auch mehrfach lesen und doch immer noch etwas neues dabei entdecken.


    9 von 10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3969404592

  • Auf Tiefe - Dieter Neumann


    Meine Meinung


    Es gibt Zeiten, die rufen geradezu nach Kurzgeschichten. Gerade wenn um mich rum das Leben tobt und ich keine rechte Konzentration aufbringen kann, um einen dicken Schmöker zu lesen, greife ich gerne zu eine Band mit Kurzgeschichten.


    Dieses Büchlein werde ich sicher immer mal wieder in die Hand nehmen und mir eine Geschichte heraussuchen. Dabei sind es vorwiegend nachdenkliche Geschichten, die sich mit Lebenskrisen, mit Katastrophen, Mord und Totschlag beschäftigen, zwei Geschichten heben durch ihr glückliches Ende die Stimmung der LeserIn.

    Mir gefällt die Vielfalt der behandelnden Themen, wie gut es Dieter Neumann gelingt, auch in einer Kurzgeschichte die Atmosphäre eines Ortes lebendig werden zu lassen.

    Und einige lassen mich auch nach Tagen nicht los, weil sie Theman ansprechen, die mich berühren und beschäftigen.

    So sollen Kurzgeschichten für mich sein.


    Wie streifi habe ich das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen und durch die lebhaften Diskussionen habe ich immer wieder neue Aspekte entdeckt.

  • Darum geht‘s

    H. Dieter Neumann, selbst ein begeisterter Seebär, nimmt uns mit seinen Kurzgeschichten mit an die Küsten Deutschlands und zeigt so manche spannende Facette des Lebens an und auf dem Meer: Mal mystisch, dann wieder vergnüglich aber auch beklemmend bis hin zu erschütternd. Im Hier und Heute, aber auch immer wieder Mal viele Jahre zurück – kurzum eine intensive Reise durch Raum und Zeit im Norden Deutschlands.


    So fand ich‘s

    Wer H. Dieter Neumanns Krimis gelesen hat, kennt ja bereits sein Erzähltalent. Aber für diese Kurzgeschichten hat er noch eine Schippe draufgelegt und sein ganzes Können ausgepackt und acht kleine Geschichtsperlen entstehen lassen.


    Es gab für mich Augenblicke, die mich in ihrer Heftigkeit kalt erwischt haben – ein bisschen wie eine Welle, die einen unerwartet überrollt. Und dann gab es auch zwischendurch leichtere Momente, die jedoch nicht weniger tiefgehend erzählt werden.


    Ich habe tatsächlich alle Geschichten gerne gelesen und ich könnte nicht sagen, welche mir am besten gefallen hat. Jede hat mich auf ihre Art gefesselt und berührt und das Kopfkino auf Hochtouren laufen lassen.


    Mich hat vor allem auch die jeweilige ausgeprägte und lebendige Atmosphäre der einzelnen Geschichten begeistert. Ich war immer mittendrin bei allem, was die Protagonisten erlebten und als wir zum Beispiel auf einem Schiff waren, habe ich förmlich die Gischt im Gesicht gespürt und den Wind pfeifen gehört. Aber auch die Gefühle habe ich den Figuren durchgehend abgekauft.


    Auch wenn das Büchlein objektiv betrachtet, rasch gelesen wird, konnte ich nicht einfach so durchrauschen. Nach den einzelnen Geschichten habe ich immer wieder gerne innegehalten, um das Gelesene erstmal sacken zu lassen. Es gibt so einiges in dem Buch, das auch nach dem Umblättern der letzten Seite noch länger nachhallen wird.


    Und vor allem sind es nicht die Geschichten allein: hier sind es gerade auch die Sprache und der Erzählstil, die einen Großteil eines unvergleichlichen Leseerlebnisses ausmachen.


    Wie ich es eingangs schon erwähnte: Für mich ist „Auf Tiefe“ eine kleine Schatzkiste mit ganz besonderen Geschichtsperlen.

  • Mit „Auf Tiefe“ hat H. Dieter Neumann einen Kurzgeschichtenband erschaffen, der eine Sogwirkung auslöst. Ein Sog ins Innerste einiger Charaktere, die trotz der Kürze der Geschichten in den für die Erzählung wichtigen Facetten sehr glaubhaft ausgestaltet sind. Dabei nimmt H. Dieter Neumann keine Rücksicht auf das, was ich lesen möchte, ob es mir gut geht, nein, er nutzt seine erzählerische Stärke, um schwachen Menschen eine Stimme, ein Bild zu verleihen. Um die draufgängerische Geschichte willensstarker Menschen zu erzählen. Es werden Gedanken offenbar, warum jemand zum Mörder werden könnte. Mord, Totschlag, Elend, finstere Gedanken sind elementare Baustein dieser Geschichten, genauso wie die Verbundenheit zum Norden Deutschlands des Autors. Doch auch Hoffnung und Freude, und bei einer Geschichte hatte ich förmlich vor Augen, wie H. Dieter Neumann beim Schreiben gegrinst haben muss, so locker-leicht war der Ton.


    Die richtige Stärke des Bandes entfaltet sich dann auf den zweiten Blick. Auch ich habe bei der Leserunde mitgelesen, und wir waren uns sicher nicht einig, welcher Charakter stark und welcher schwach handelt, ob diese Geschichte nachvollziehbar, überraschend oder von Anfang an klar war. Die unterschiedlichen Empfindungen beim Lesen zeugen für mich von der Qualität der Geschichten, dass H. Dieter Neumann es schafft, unseren Geist anzuregen, zu befeuern, ohne dass wir dann auf starren Schienen alles vorgekaut bekommen. Und dadurch hallen die Geschichten besonders nach. Da eine Geschichte thematisch auch zu einem Roman von ihm, Die Tote von Kalkgrund, passt, musste ich direkt diesen Krimi haben - ich werde also bald nicht mehr nur Kurzgeschichten von H. Dieter Neumann kennen, sondern ihn auch auf der Langstrecke kennen lernen.


    Ein besonderes, kleines Büchlein, mit so viel mehr Inhalt, wie es von außen erscheint!

  • In der Kürze liegt die Würze - heißt es! Vielleicht bin ich zur Zeit generell nicht so gut mit Kurzgefasstem. Ich habe es schon lieber etwas ausführlicher. Obwohl ich Gedichte ganz gern mag.

    Einige von Dieter Neumanns Texten kamen mir mehr wie ganze Geschichten vor als andere.

    Sprachlich schon schön, aber inhaltlich überwiegend frustrierend, weil die bevorzugte Lösung der verschiedenen Probleme Mord oder Selbstmord ist. Das ist mir dann doch zu stumpf und gewalttätig. Ich hoffe doch sehr, dass es an der Küste auch noch Menschen gibt, die zu anderen Überlegungen fähig sind. Und vielleicht sogar solche, die miteinander vernünftig reden können ;)


    Gut gefallen hat mir, dass in dem schmalen Büchlein so viele Themen angeschnitten wurden, dass wir mit der Leserunde und mit dem Autor genug zu diskutieren hatten. :thumbup:

    :wave

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Tom Liehr: Im wechselnden Licht der Jahre

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  • Sind sie zu stark, bist du zu schwach!

    Das Büchlein „Auf Tiefe“ von H. Dieter Neumann enthält eine Sammlung beeindruckender See- und Küstengeschichten, wie es der Untertitel verspricht.

    In mehreren Geschichten stehen Küstenbewohner im Vordergrund, die in einer krisenhaften und lebensentscheidenden Situation beleuchtet werden. Dabei gelingt es dem Autor, nachhallende Portraits seiner Figuren zu zeichnen. Man trifft auf Lars, der an den Erwartungen seiner Eltern scheitert, auf Tjark, der seinen Lebenstraum verliert, ein Ehepaar, das in Sprachlosigkeit gefangen ist. H. Dieter Neumann geht in seinen Geschichten in die Tiefe dieser Gefühlswelten, was die große Stärke dieser Geschichtensammlung ist.

    Ich habe das Buch sehr gerne gelesen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe dieses Buch mit Kurzgeschichten in einer Leserunde bei den Büchereulen gelesen. Bis jetzt habe ich alle Bücher des Autors verschlungen und war nun gespannt auf sein Band mit Kurzgeschichten von der See und Küste.


    Geschichten, die unterschiedlicher nicht sein können: Fesselnd, anspruchsvoll, packend, intensiv und dicht. Jede einzelne Geschichte steckt so voller Lebendigkeit, Leidenschaft, voller dichter Atmosphäre, dass man vom ersten bis letzten Wort gleich gefangen genommen ist.


    Es gab keine Geschichte, bei der ich nicht mit den Protagonisten in das Geschehen abtauchen konnte, ob mystisch, traurig, düster oder heiter.


    Der lebendige Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und viele Geschichten werden noch lange von der Thematik her bei mir nachwirken.


    Ich kann dieses Kurzgeschichtenbuch wirklich empfehlen.

    :lesend Tom Liehr - Im wechselnden Licht der Jahre

    :lesend Derek Meister - Rungholts Sünde

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    Hörbuch: Alex Flinn - Kissed

    Hörbuch: Peter Beer - Achtsamkeit statt Angst und Panik

    SuB: 318

  • Bisher kannte ich von H. Dieter Neumann die Romane und die Sachbücher sowie eine Kurzgeschichte, die er auf einer Lesung zum Besten gegeben hat. Diese hat mich neugierig auf diesen Kurzgeschichtenband gemacht.


    Ich wurde nicht enttäuscht. Jede dieser Geschichten hat in mir etwas bewegt - mich zum Nachdenken über die Figuren, die Situationen, den Hintergrund der jeweiligen Geschichte angeregt, mich an Aspekte meiner eigenen Familiengeschichte erinnert oder in einem Fall herzhaft zum Lachen gebracht. Mehr als einmal habe ich nach dem Lesen der Geschichte weiter zu deren Thema recherchiert. Ebenfalls ein Plus sind die Anmerkungen des Autors nach einigen Geschichten zu deren Hintergrund und die stimmungsvollen Bilder vor jeder Geschichte.


    Er schafft es, einem seine Figuren auf wenigen Seiten so nah zu bringen, wie manch anderer Autor auf vielen hundert Seiten nicht.


    Auch die persönliche Interaktion mit dem Autor in einer Leserunde hat das Buch für mich noch einmal aufgewertet. Ich kann jedem nur empfehlen, sich bei zukünftigen Büchern des Autors entweder einer solchen Leserunde anzuschließen oder eine Lesung des Autors zu besuchen.


    Ich kann verstehen, dass man sich mehr Geschichten des Autors wünscht (das tue ich auch), aber dieses Buch ist sein Geld definitiv wert. Nicht die Anzahl der Seiten zählt, sondern der Inhalt und der Tiefgang.

  • Das Buch enthält acht Kurzgeschichten. Alle sehr unterschiedlich, alle sehr gut. Nicht jede hat mich gefangen genommen, aber einige sind unvergesslich. Es gibt Verbrechen, historische Ereignisse, Abenteuer, Drama, Humor - für jeden ist etwas dabei.


    Der rote Faden, welcher sich durch die Sammlung zieht, ist das Meer. Wer Dieter Neumanns Romane kennt, weiß, dass ihn normalerweise Seefahrt erwartet, aber keine seglerischen Vorkenntnisse vonnöten sind. In diesem Kurzgeschichtenband geht es um das Meer an sich, seinen Einfluss auf das Leben der Menschen, die Stimmung, die schönen und die bedrohlichen Seiten. Es sind die Menschen am und auf dem Meer, welche mir durch die Geschichten meisterhaft nähergebracht wurden.


    Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen, an welcher auch der Autor teilgenommen hat, so dass Fragen getsellt werden konnten und es tiefere Einblicke gab. Aber auch ohne diese Interaktion ist es ein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt und sowohl unterhält, als auch zum Nachdenken anregt. Ich hätte mir ein wenig mehr "Happy End" Geschichten gewünscht, aber auch so hat mir das Buch sehr gut gefallen.

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss

  • Acht Kurzgeschichten mit Tiefgang


    Buchmeinung zu H. Dieter Neumann – Auf Tiefe


    Auf Tiefe ist eine Kurzgeschichtensammlung von H. Dieter Neumann, die 2023 im Engelsdorfer Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    H. Dieter Neumann, Jahrgang 1949, war Offizier in der Luftwaffe der Bundeswehr. Nach seinem Ausscheiden als Oberstleutnant d. R. wurde der Diplom-Finanzökonom (BI) Vertriebsleiter und Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens und schließlich Vorstand einer Dienstleistungsgenossenschaft. Danach erfüllte er sich seinen Lebenstraum, indem er einige Semester Neuere Deutsche Literatur studierte und sich ganz aufs Schreiben verlegte. Als passionierter Segler ist Neumann oft und gern auf dem Wasser. Er ist verheiratet, hat zwei erwachsende Töchter und lebt in der Nähe von Flensburg auf dem Land.

    Zum Inhalt:

    Diese Sammlung enthält acht Kurzgeschichten aus dem Umfeld von See und Küste.


    Meine Meinung:

    In den Geschichten dieses Buches herrscht oft eine düstere Stimmung und etliche der Protagonisten haben teils schwerwiegende Probleme. Manchmal wendet es sich zum Guten, manchmal aber auch nicht. Man merkt jederzeit die Verbundenheit des Autors, selbst ein ausgewiesener Seebär, zu Land und Leuten. Zeitlich spielen die Geschichten zwischen dem Untergang Rungholts und der Gegenwart. Der Autor hat um jedes Wort und jeden Satz gekämpft und das macht sich positiv bemerkbar. Es liegt im Wesen einer Sammlung, dass dem Leser manche Geschichte besser gefällt als andere. Meine beiden Lieblinge waren Tjark auf Tiefe und Dunkles Wasser, die mich restlos begeistert haben. Kein Wort zu viel und keins zu wenig und doch voller Tiefe. Es sind keine Geschichten, die einfach so weg gelesen werden sollten. Die meisten Geschichten entfalten ihre volle Wirkung erst voller Konzentration des Lesers. Diese Zeit sollte man sich nehmen. Es lohnt sich.


    Fazit:

    Die Kurzgeschichtensammlung enthält zwei absolute Perlen und sechs weitere Geschichten, die dagegen etwas abfallen. Ich wurde sehr gut unterhalten und zum Nachdenken angeregt. Deshalb bewerte ich das Buch mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3969404592

    :lesend James Lee Burke - Die Tote im Eisblock

    hörend: Hanna von Feilitzsch - Bittersüße Mandeln

  • Lesenswerte Kurzgeschichten von Nord- und Ostsee...


    Um es gleich vorneweg zu sagen: ich bin eigentlich kein Fan von Kurzgeschichten (bin ich einmal drin, bin ich auch schon wieder draußen...), aber ich hatte bereits einige Krimis des Autors H. Dieter Neumann gelesen (empfehlenswert!) und wollte mich deshalb auf dieses „Wagnis“ einlassen. Hinzu kam, dass ich in Hamburg lebe, einige Jahre in Schleswig-Holstein zur Schule gegangen bin, mir ist also die Umgebung durchaus bekannt, so minimierte sich mein „Abenteuer“ Kurzgeschichte... Und dieses „exotische Experiment“ hat sich vollkommen gelohnt – ich will damit nicht ausdrücken, dass jetzt Kurzgeschichten zu meinem bevorzugten Genre gehören, aber Kurzgeschichten von H. Dieter Neumann: jederzeit und immer wieder gern!

    Es sind acht Erzählungen, sie umfassen die Zeit vom Untergang der sagenumwobenen Insel Rungholt bis in die Gegenwart. Sie sind nicht lang – und meine Idee, jeden Tag nur eine zu lesen, hat sich für mich als goldrichtig erwiesen, so hatte ich Zeit, mich mit diesem Blickwinkel auseinanderzusetzen. Denn genau das fand ich nötig: die Geschichten haben Tiefe, eine Schärfe, eine Präzision des geschriebenen Wortes, des Ausdrucks, dass sie alle noch länger nachhallen.

    Ich werde hier nicht einzeln auf die verschiedenen Geschichten eingehen, denn ich denke, bei Kurzgeschichten ist die Spoiler-Gefahr noch größer als bei Romanen. Es sind keineswegs „Wohlfühl-Geschichten“, einige empfand ich als wirklich traurig. Bei einer erschreckte mich die Perspektivlosigkeit (die wir allerdings genau so oder ähnlich fast täglich in unseren Nachrichtensendungen hören, aber hier waren es eben keine anonymen Menschen, sondern Menschen mit Namen und Vergangenheit), bei einer habe ich mit-gezittert und mit gebibbert (im wahrsten Sinne des Wortes) ... Aber alle habe sie eines gemeinsam: sie lassen eine Botschaft dahinter erkennen, mit der wir LeserInnen uns auseinandersetzen können (wenn wir wollen!) ... Sogar die einzige humorvolle Geschichte hat mich einen Moment innehalten lassen!

    Fasziniert hat mich auch meine Erkenntnis, dass bei Kurzgeschichten jedes Wort, jedes Verb, jedes Adjektiv punktgenau und exakt sitzen muss, in Romanen hat der Autor /die Autorin viel mehr Zeilen zur Verfügung, um z.B. Gefühle auszudrücken.

    Ich vermute, das Buch heißt nicht ohne Grund „Auf Tiefe“, es sind zwar „See- und Küstengeschichten“ (Untertitel), aber die Geschichten gehen im positiven Sinn sehr „tief“ - zumindest ist es mir so ergangen... Mich haben sie jedenfalls alle sehr berührt und beeindruckt – ich war schon etwas traurig, als ich sie beendet hatte. Ich glaube, es wird ein Buch werden, was ich immer wieder mal hervorholen werde, um die eine oder andere Geschichte noch einmal zu lesen.

    Deshalb: ein absolutes Lesevergnügen (auch – oder gerade – für mich als Kurzgeschichten-Muffel), was ich hier sehr gern und wärmstens weiterempfehlen möchte!

  • Danke von Herzen, liebe Sonnenschein12, für diese gründliche, tiefgehende und überaus positive Rezension. Es ist schwer auszudrücken, welche Glücksgefühle einen Autor durchströmen, wenn er mit solchen Worten für seine Arbeit entlohnt wird.

    Wenn du es nicht als übergriffig empfindest, erlaube ich mir zu sagen: Fühle dich herzlich gedrückt! :knuddel


    PS: Ich habe mir erlaubt, auch einige Auszüge aus dieser Rezi auf meine Website zu stellen.

    https://www.hdieterneumann.de/presse-medien-rezensionen

  • Wenn du es nicht als übergriffig empfindest, erlaube ich mir zu sagen: Fühle dich herzlich gedrückt!

    Nein, ich empfinde es keineswegs als übergriffig... Ein fester Drücker zurück :knuddel...

    Und mich freut es, dass Du Dich freust, dass ich anscheinend die richtigen Worte gefunden habe, dass Du Dich für Deine Arbeit "entlohnt" fühlst - so haben wir doch eine echte win - win Situation!

    Bei Amazon ist die Rezi schon veröffentlicht, die anderen Buch-Communities und Online-Buchhandlungen folgen!

  • Über Social Media habe ich mitbekommen, dass H. Dieter Neumann, den ich nicht nur durch das wunderbare Forum Büchereule kenne, sondern auch über seine Krimis, einen Kurzgeschichtenband herausgebracht hat. Normalerweise bin ich gar nicht so unbedingt ein Kurzgeschichtenleser, aber ich fand, dass das Cover und mein Urlaub am Meer gut zusammenpassten.


    Die gut einhundert Seiten waren leider viel schneller weggelesen als ich wollte, denn die Geschichten standen seinen Krimis in nichts nach. Ich kann gar nicht so richtig sagen, welche Geschichte mir am besten gefallen hat, denn sie hatten alle ihren Reiz und beinhalteten jeweils völlig andere Grundthemen.


    Der Kontrast zwischen meiner Entspannung in der greetsieler Sonne und der Düsternis, die in den Geschichten vorherrscht, konnte größer nicht sein. Bei all den Geheimnissen, der vermurksten Vergangenheit oder anderer Begebenheiten, die die jeweiligen Protagonisten beherrscht, ist das Buch aber an keiner Stelle blutig und ist auch für Menschen geeignet, die keine Thriller lesen, sondern nur den normalen zwischenmenschlichen Wahnsinn in Form des geschriebenen Wortes zu sich nehmen möchten.


    Eine der Geschichten, “Dunkles Wasser” hat im Jahr 2018 den ersten Platz im Nord Mord Award abgeräumt. “Auf Tiefe” beinhaltet nicht nur Krimis, wie man bei einem Krimiautor denken könnte. Die Geschichte “Flucht übers Eis” handelt davon, wie vier Menschen von der DDR in die BRD flüchten und hat sogar einen wahren Kern. Es ist auch die Geschichte, die mich besonders zum Nachdenken gebracht hat. “Der letzte Henker von Runghold” hat mich angenehm an ein Buch erinnert, das ich kürzlich über die gleiche Thematik gelesen habe: Die zweite Marcellusflut.


    Alles in allem hat mir das Büchlein gut gefallen, obwohl ich immer noch lieber Romane lese. Wer Kurzgeschichten mit Hintergründen, die zum Nachdenken anregen, gerne liest, sollte auf jeden Fall mal einen Blick in “Auf Tiefe” werfen. Die Geschichten spielen alle auf oder am Meer.


    Das Buch wurde mir vom Engelsdorfer Verlag zur Verfügung gestellt. Ich bedanke mich dafür herzlich. Dies hat meine Meinung nicht beeinflusst.

  • Der Titel „Auf Tiefe“ (so sperrig er für mich als Landei erstmal sein mag), ist perfekt gewählt. Haben doch nahezu alle Kurzgeschichten in dem Band Tiefgang und es werden trotz des begrenzten Umfangs ganze Lebensgeschichten erzählt. Daneben deutet der Titel perfekt an, dass es sich hierbei um Kurzgeschichten ganz nahe am oder sogar im Meer handelt, im besten Sinne „See- und Küstengeschichten“, wie der Untertitel verrät.


    Hervorheben möchte ich bei allen Geschichten vor allem die starke Charakterzeichnung der Personen. Der Autor hat es geschafft, unverwechselbare und sehr authentische Protagonisten zu schaffen, denen man ihr Auftreten und Verhalten jederzeit abnimmt, auch wenn sie auf den ersten Blick „unlogisch“ handeln. Doch sie sind alles wahre Originale, wie es wohl nur eine starke Verwurzelung in ihre raue Heimat schaffen kann.


    Wie bei einer Kurzgeschichtensammlung erwartbar gefallen manche Geschichten mehr als andere. Mein ganz persönliches „Highlight“ dabei ist „Flucht übers Eis“ nach einer wahren Geschichte. Es sind sehr vielseitige und ganz unterschiedliche Geschichten aus verschiedenen Zeiten und Orten. Insgesamt hätte ich mir die Sammlung etwas „erbaulicher“ gewünscht, auch wenn viele der angesprochenen Probleme und Fragen unbestreitbar wichtig sind. In der Vielzahl der „tragischen“ Geschichten hat die Lektüre manchmal etwas niederdrückend auf mich gewirkt.


    Fazit: Verschiedene Kurzgeschichten rund um das Meer, die ich gerne gelesen habe. Die ein oder andere „erbaulichere“ Geschichte hätte es für mich mehr sein dürfen, doch auch so vergebe ich gern 8 von 10 Eulenpunkten.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021