Schulliteratur - Wie erinnert Ihr Euch an Bücher, die Ihr lesen musstet?

  • Ihr wollte gar nicht wissen, was ich so lesen musste...:grin

    :gruebel Woher weißt Du das? ;)

    Darum geht es doch hier in diesem Thread.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • Wir haben damals mit der Klasse auch eine Theateraufführung des Stückes an einer "alternativen" Bühne besucht, die ich als völlig wahnwitzig und grotesk und im Gedächtnis habe. Buch und Aufführung zusammen haben mir auch für alle Ewigkeiten die Lust am Theater verleidet

    So ähnlich ging es mir mit Goethes "Faust" - die Theatervorführung, die wir mit dem Deutschlehrer besucht haben, war sehr "modern" - ein Graus!

    Zum Glück habe ich mir den Text später noch einmal privat vorgenommen und neu in ihn verliebt.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend Siegfried Lenz: Der Verlust

  • So ähnlich ging es mir mit Goethes "Faust" - die Theatervorführung, die wir mit dem Deutschlehrer besucht haben, war sehr "modern" - ein Graus!

    Zum Glück habe ich mir den Text später noch einmal privat vorgenommen und neu in ihn verliebt.

    Ja, Gottseidank lässt man sich nicht immer so komplett abschrecken und versucht es oft später noch mal auf eigene Faust. Da kann man sich solche Werke dann auf seine eigene persönliche Art und Weise erarbeiten und sie zu einem passenden Zeitpunkt lesen, an dem man auch einen Draht dazu entwickeln kann.

  • Es ist ja schon eine Weile her, seit ich Abitur gemacht habe(1972). Aber dieser Thread hat mich doch angeregt mal nachzuschauen.

    Johann Wolfgang Goethe: Faust

    Gotthold Ephraim Lessing: Nathan der Weise

    Heinrich von Kleist: Michael Kohlhaas

    Gottfried Keller: Kleider machen Leute

    Friedrich Schiller: Wilhelm Tell

    Friedrich Schiller: Don Carlos

    Ernst Barlach: Der arme Vetter

    Carl Zuckmayer: Der Hauptmann von Köpenick

    Max Frisch: Andorra

    Gerhart Hauptmann: Die Weber


    Vielleicht war es auch mehr.Aber diese Lektüre habe ich noch im Regal gefunden.


    LG Ingeborg

  • :gruebel Woher weißt Du das? ;)

    Darum geht es doch hier in diesem Thread.

    Nö, es geht hier darum, wie man sich an diese Schullektüre erinnert, wie sie einen vielleicht auch geprägt hat;).

    Ich habe vor einiger Zeit, als schon Mal darüber diskutiert wurde, eine Liste der Bücher gemacht, an die ich mich erinnern kann, und es stehen 54 Bücher auf der Liste.

    Ich habe damals alles gelesen. Klassenkameraden haben sich meine Zusammenfassungen angeschrieben und sich die Zeit gespart. Es waren tolle Sachen dabei, aber auch viel Ideologielastinger Kram.

  • Wir mussten uns auch einige Stücke im Theater ansehen und zum Glück waren diese Ausflüge immer mit shoppen in der jeweiligen Großstadt (Düsseldorf, Aachen) verbunden.


    Die Theaterstücke an sich waren oft gar nicht mal so schlecht. Iphigenie auf Tauris zum Beispiel war eine Klasse Aufführung. Die Aufführung von die Physiker hingegen war so schrecklich seltsam und das auch noch in einem komischen Privattheater, wo vielleicht gerade mal zwei Klassen reingepasst haben.


    In den großen Theatern war eher das Problem, dass man laute pubertierende Teenies mit alten und interessierten Leuten zusammengeführt hat.

    Meistens würden wir so angesehen, als hätten wir im Theater nichts verloren oder würden nur stören. So hat man sich echt noch mehr fehl am Platz gefühlt als eh schon.

  • Ich weiß nicht, ob ich noch alles zusammen bekomme, was wir lesen mussten.
    Es waren furchtbare Bücher dabei und nur wenige, die ich wirklich mochte. In meiner Schulzeit mochte ich lieber Balladen oder Gedichte interpretieren als Bücher. Nichtsdestotrotz hat mir das damals doch recht viele Lesen von Lektüren immer die Deutschnote gerettet, gelesen (und drüber gequatscht) habe ich ja schon immer gern.

    Theodor Fontane - Unterm Birnbaum (schreckliches Buch - ich mochte damals schon keine "Krimis")
    Joseph von Eichendorff - Aus dem Leben eines Taugenichts (langweilig)

    Jeremias Gotthelf - Die schwarze Spinne (ganz, ganz furchtbar)
    Ulrich Plenzdorf - Die neuen Leiden des jungen W. (die allerschlechteste Schullektüre überhaupt)
    Friedrich Schiller - Die Räuber (das mochte ich)
    Friedrich Schiller - (Kabale und Liebe) (mochte ich noch lieber)
    Johann Wolfgang von Goethe - Götz von Berlichingen (das mochte ich von allen Lektüren am liebsten)


    Ich habe dann damals auch immer die Schullektüren meiner jüngeren Geschwister gelesen (4 bzw. 8 Jahre jünger). Sie mussten nicht so viele Klassiker lesen, hatte ich immer das Gefühl. Da war beispielsweise "Die Welle", "Die Wolke", "Dead Poets Society", aber auch Schillers "Maria Stuart" dabei.

    Das habe ich bei meinen Kindern weitergeführt, lese also auch heute noch regelmässig Schullektüren. Vieles davon hätte ich damals nicht gemocht, heute dafür schon. Es ist doch ein sehr großer Unterschied, ob man ein Buch lesen muss oder lesen darf.

    Mein Mann musste beispielsweise "Deutschstunde" von Siegfried Lenz in der Schule lesen. Er fand es ganz, ganz furchtbar und würde auch heute keinen Lenz mehr lesen, was ich sehr schade finde. Aber ich kann es verstehen.
    Ich habe den Autor und dieses Buch erst 2015 gelesen, für mich entdeckt und jedes Wort von Lenz genossen. Ich liebe dieses Buch und ich verehre ihn sehr.

    Mir standen auch die Regale meiner Mutter und meines Großvaters immer offen, wo ich mich auch bei den Klassikern bedienen durfte. Das war eine ganz andere Herangehensweise als über die Schule. Ich denke, dass vor allem mein Opa bzw. seine Bücher mich - trotz schlechter Erfahrungen mit Klassikern in der Schule - haben offen bleiben lassen für diese Bücher.

  • Ich erinnere mich nur an einen Teil der Schullektüre, glaube ich. :gruebel


    In der Grundschule bin ich ein Härtling-Fan geworden.

    Wir haben erst "Das war der Hirbel" und "Oma" gelesen, später "Ben liebt Anna".

    Härtling liebe ich immer noch.


    Dann erinnere ich mich mit Schrecken an

    "Das Gold von Caxalmalca" von Jakob Wasermann

    "Der Papalagi" von Erich Scheurmann

    "Kleider machen Leute" von Gottfied Keller


    "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Eichendorff und

    "Die Räuber" von Schiller habe ich in guter Erinnerung.

    Letzteres sahen wir in Klasse 10 auch als Theaterstück in Köln, mit Dirk Bach in der Hauptrolle - unvergessen.


    "Professor Unrat" von Mann fällt mir noch ein.


    Bestimmt habe ich in der Schule noch mehr gelesen, doch meistens haben mich die Bücher kaum interessiert. Ich hatte meistens ein anderes unter dem Tisch. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Seltsamerweise erinnere ich mich nur noch an den Schimmelreiter, die Szene, wenn die Fingernägel unterm Tisch sich so fest in die Haut bohren, dass es weh tut, also die hat mich damals umgehauen. Da wurde mir damals schon klar, dass Liebe wohl weh tun muss.

  • Nun, da ich noch die DDR-Schule durchlaufen bin, sind die Eindrücke so gespalten wie es das Land damals war. Mit Grausen erinnere ich mich z.B. an „Die Mutter“ von Gorki. Es ging nicht um die Ideologie, das war sekundär, nein, hier hätte der „Mord am Leser“ durch tödliche Langeweile zu einem Tatbestand gemacht werden müssen. Aber es gab auch durchauch einen ideologisch gefärbten Pageturner: „Die Abenteuer des Werner Holt“, den jeder Zehntklässler lesen musste und mit dem sich Noll möglicherweise ein klitzekleines Plätzchen in der deutschen Literaturgeschichte sicherte – quasi als Porträt der Flakhelfergeneration.

    Dann aber kamen in der Abiturstufe die „Buddenbrooks“ von Thomas Mann. Die haben mich damals glatt vom Hocker gehauen ... :anbet

  • Ich erinnere mich nur nur bruchstückweise an unsere Schullektüre. "Sansibar oder der letzte Grund" von Andersch in der 9. Klasse, "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Böll in der 10. Klasse, "Birgitta" von Adalbert Stifter in der 11. Klasse... und dann verließen sie sie. :schaem Diverse Dramen, darunter "Die Räuber" von Schiller, irgendwas von Nestroy, Lessing war auch dabei, Goethe ganz sicher auch. Dann "Michael Kohlhaas" (fand ich ganz schrecklich), die "Judenbuche" und noch irgendwas von Fontane. Aus der Oberstufe weiß ich gar nichts mehr, da müsste ich mal bei meinen Eltern meine alten Jahresberichte durchforsten, da stand immer drin, welche Lektüren in den oberen Klassen gelesen wurden.

    In Englisch mussten wir diese Klett-Heftchen von "Dr Jekyll and Mr Hyde" und "Lord of the Flies" lesen, beides auch eher schulische Alpträume. Als ich meine Englisch-Lehrerin mal gefragt habe, ob wir nicht was Aktuelleres lesen könnten, sagte sie, sie hätte einmal "The Secret Diary of Adrian Mole" gelesen und dann massiv Ärger mit den Eltern bekommen, weil darin ein "wet dream" vorkam, seitdem ginge sie lieber wieder auf Nummer Sicher - Bayern in den 80er Jahren! :kreuz:bonk


    Da habe ich an meinen Griechisch-Unterricht schon wesentlich bessere Erinnerungen - die "Odyssee" im Original hat richtig Spaß gemacht und auch die "Apologie" von Platon war nicht schlecht. Thukydides war dagegen ziemlich zäh. Latein dagegen fand ich irgendwann nur noch nervig, das lag aber auch an den Lehrern, die selber eher unmotiviert waren.


    LG, Bella

  • Schlimme Erinnerungen: Frisch, "Biedermann und die Brandstifter" (tödliche Langeweile, abermals getötet), außerdem alles von Böll und Schiller. Sehr gute Erinnerung: Grass, "Katz und Maus". Gegenwartsliteratur haben wir überhaupt nicht gelesen, wobei "Katz und Maus" erst zwölf oder dreizehn Jahre auf dem Buckel hatte, als wir es durchgenommen haben, also war's fast Gegenwartsliteratur.


    Ich bin erst nach dem Studium so richtig bibliophil geworden.

  • Ich habe die meisten Sachen wirklich gerne gelesen, Theaterstücke von Shakespeare, Dürrentmatt, Mary Shelleys "Frankenstein" in Englisch und "Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran" im Französischunterricht. Die einzige Geschichte, die ich tatsächlich massiv negativ in Erinnerung habe, ist "Homo Faber". Bis heute habe ich null Bezug zur Literatur von Max Frisch und hatte auch nie wieder das Bedürfnis, nach einem Buch von ihm zu greifen.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • "Die Physiker" haben wir damals auch gelesen, die haben mir richtig gut gefallen. Ansonsten habe ich während Schule und Studium wesentlich mehr Literatur gelesen, als ich es heute tue: Max Frisch, Hesse, Dürrenmatt, Böll etc., dafür hatte ich früher wesentlich mehr Hirnkapazität und Energie übrig als heute, wo ich fast ausschließlich zur Entspannung und Ablenkung lese. Mit Anfang 20 habe ich mich durch etliche Bücher der "Penguin Classics" gekämpft, das würde ich heute höchstens noch als Hörbuch machen.


    Ich fand es damals wie heute sehr schade, dass wir eigentlich so gut nix Aktuelles in der Schule gelesen haben.


    LG, Bella

  • Ich sehe die gelben Reclam Heftchen noch vor mir.... Die Leiden des jungen Werther... Dann gab es Faust und Der Fänger im Roggen... Effie Briest, Wir Kinder vom Bahnhof Zoo... Der Name der Rose war eines der Besten und Die Weiße Rose...

    Alle Anderen habe ich verdrängt :wow

  • Wir Kinder vom Bahnhof Zoo hatte ich mir aus der Bücherei ausgeliehen, die Ausgabe mit den Fotos. Das fand ich faszinierend ... Aktuellere Bücher fand ich meistens ganz okay, aber die ganzen Klassiker konnten mich nicht überzeugen. Lediglich Dürrenmatt mit seinem düsteren Humor mochte ich. Ganz furchtbar fand ich Heines Deutschland - Ein Wintermärchen. Wenn jemand so über seine Heimat herzieht, soll er doch bitte woanders hinziehen. Ist ja jetzt im Prinzip wieder aktuell...

    “You can find magic wherever you look. Sit back and relax all you need is a book." ― Dr. Seuss