Der dunkle Thron - Rebecca Gablé

  • 1529 - Nick of Waringham ist vierzehn Jahre, als sein Vater verhaftet und wegen ketzerischer Handlungen befragt. Als er schließlich stirbt und der Junge erbt ein heruntergekommenes Anwesen, das er mit der verhaßten Stiefmutter teilen muss und einen Namen, der sowohl Loyalität als auch Gefahr mit sich bringt. Während Nick um sein Erbe und mit allerlei Schwierigkeiten kämpft, will König Henry nichts anderes, als endlich seine Ehefrau Katharina von Aragon loswerden. Im Zuge der Loslösung von der katholischen Kirche und dem Vormarsch der Reformer stellt sich Nick auf die Seite von Mary Tudor. Durchaus kein angenehmer Platz, wie Nick immer wieder feststellen muss...


    Für mich war der "Dunkle Thron" ein typischer Gablé - üppig, farbig und wunderbar zu lesen.
    Mary ist nicht oft der Angelpunkt eines Romans, konzentriert sich doch die übliche Leseware eher auf die gewaltige Persönlichkeit ihres Vaters oder ihrer Halbschwester Elizabeth. Für mich also ein interessanter Ansatzpunkt, um hinter die Kulissen von "Maria, der Blutigen" zu schauen. Nach der Lektüre verstehe ich sie zwar immer noch nicht hundertprozentig, bin ihr aber deutlich näher gekommen. Mary ist aber nicht allein die Hauptfigur, neben ihr steht als treuer Vasall Nick of Waringham. Eine schöne Idee, allein der Mann hat mich Nerven gekostet! Impulsiv, stur und großmäulig sind noch die nettesten Attribute, die mir gerade einfallen. Selten hat mich ein Hauptcharakter so reizbar und ärgerlich gemacht - ich habe teilweise kopfschüttelnd und mit ehrlicher Entrüstung seine Entwicklung verfolgt...
    Trotzdem hat mich das Buch mitgerissen und es ist ja prinzipiell nichts Schlechtes, wenn ein Buch aufrüttelt und zum diskutieren anregt, was in diesem Fall ganz besonders mein Bedürfnis war. Es gibt eine Bandbreite an Charakteren, die man herzlich mögen oder verabscheuen kann, aber in jedem Fall lebt man mit ihnen mit und merkt so gar nicht, wie die Zeit beim Lesen vergeht.
    Ein kleiner Wermutstropfen, der für mich aufgetreten ist, ist die Tatsache, dass manche Zeitabschnitte etwas kurz geraten sind - zum Beispiel die Regierungszeit von Jane Seymour. Dieser wird jedoch von einer leisen Vorfreude überlagert, da ja schon Aussichten auf das nächste Buch offen gelegt wurden. Also ein neuer Gablé - was kann es besseres geben (von der langen Wartezeit mal abgesehen!)?


    Für mich glatte 9 von 10 Punkten.

  • London 1592: Nick of Waringham erbt von seinem Vater eine heruntergewirtschaftete Baronie. Er ist erst vierzehn und muss sich nun auch noch gegen den Groll des Königs wehren. Früher einmal standen die Waringhams hoch im Kurs beim König, doch das ist lange her. Henry VIII. will sein Land verändern und läuft Sturm gegen die katholische Kirche und gegen seine Frau, Catalina. Nick wird älter und gerät immer wieder in die Wirren der Reformation bis er einen waghalsigen Plan schmiedet, der ihm vielleicht den Kopf kosten könnte, genau wie einst seinem Vater....


    Rebecca Gablés Bücher leben von den Lücken in der Historie. Ist vielleicht der Begleiter zum Thron nicht belegt? Wer rettete Mary vor ihrem Vater Henry VIII.? Diese Löcher der Geschichte macht sie sich zu nutze und bringt ihre Waringhams ins Spiel. Aus einem anderen Blickwinkel sehen wir nun die Geschichte Englands und Henry mit all seinen Frauen.


    Natürlich hat man schon andere Bücher zu dieser Epoche gelesen. Viele Bücher beschäftigen sich mit Catalina oder mit Henry VIII. Fernsehserien werden über die Tudors gedreht. Aber warum muss man dann die Waringham-Saga lesen?


    Ich gebe zu, ich habe nur den ersten Teil " Das Lächeln der Fortuna gelesen" und nun "Der dunkle Thron". Geht das überhaupt? Ich würde sagen ja. Der Stammbau der Waringhams ist zwar sehr groß, aber man braucht den Anschluss an die anderen Bücher kaum. ich habe mich hier auf die Geschichte rund um Nick konzentriert. Immer wenn es um die anderen "toten" Waringhams ging, kamen kleine Einschübe, man erfuhr das Wichtigste und konnte mit Nick weiter durch die Zeit streifen.


    Nick ist ein Charakter, den wir im frühen Alter kennen lernen. Er ist erst 14 Jahre alt, als er sich um die Baronie, mit seiner Stiefmutter herum ärgern muss und sich auch noch um den König kümmern soll. Das Ketzertum schwebt über ihm, da sein Vater vom rechten Weg abgekommen ist. Wie sollte einer junger Mann also reagieren? Er ist verwirrt, weiß manchmal nicht so recht wohin, aber bleibt seinen Gedanken und Gefühlen meist treu. Das macht ihn sympathisch. Im Umgang mit Frauen lässt sein Benehmen manchmal zu wünschen übrig, aber darüber habe ich mich nicht geärgert. Ein kleiner Frauenheld, dass ist er schon.


    Die zeitliche Epoche hat die Autorin wieder einmal farbenfroh dargestellt, aber nicht ohne die nötige Düsternis. Henker, Reformerverfolgung, die verurteilten Frauen von Henry VIII., auch diese Dinge spricht sie an. Oft wandert man mit den Menschen in den Tower, zittert vor Kälte dort oder wandert mit ihnen auf den Richtplatz. Der Leser wird nicht verschont.



    Natürlich wird die Geschichte an manchen Stellen gebogen und neu geformt. Da gibt es mal ein Schlupfloch für Nick oder mal einen willkommenen Tod. Aber man weiß von Anfang an, wir lesen hier ein Buch. Manchmal empfand ich einige Stellen zu lang, zu ausführlich. Und oft habe ich den König und seine Machenschaften einfach vergessen, da ich mich auf Nick konzentriert habe. Tauchte der König dann auf, war ich überrascht, wie sehr selbiger Nick doch geißelt.


    Vielleicht ist Nick mir einmal mehr davon gekommen, trotz seinem Widerwillen gegen den König. Und vielleicht hat er für mich auch zur falschen Prinzessin gehalten. Ich bin mir da immer noch nicht sicher.


    Es ist ein dicker Schinken,den ich kaum halten konnte. Das Ende verspricht vielleicht eine Fortsetzung, denn einige Fragen bezüglich der Waringhams bleiben offen. Wir werden sehen.

  • Rebecca Gablés vierter Waringham-Roman behandelt die Jahre 1529 (Heinrich VIII möchte sich von Katharina von Aragon scheiden lassen, um Anne Boleyn zu heiraten) bis 1553 (nach dem Tod von Heinrichs sechzehnjährigem Sohn Edward kommt mit dessen ältester Schwester Mary I zum ersten mal eine Frau als eigenverantwortliche Regentin auf den englischen Thron).
    Der Protagonist unter den Waringhams ist Nicholas Waringham (*1515), der im Gegensatz zu seinem Vater keine reformatorische Gesinnung hegt, als guter Katholik folglich dem Scheidungsbegehren Heinrichs kritisch gegenübersteht und Katharina von Aragon loyal ist. Als diese ihn bittet, ihrer Tochter Mary schützend zur Seite zu stehen, überträgt er sine unbedingte Loyalität auf Mary und setzt sich immer wieder für ihre Rechte ein, bis er triumphierend an ihrer Krönung teilnehmen kann.
    In den schwierigen und gefährlichen Jahren als Marys zuverlässigster Freund erlebt er mit, wie Heinrich wegen Anne Boleyn mit dem Papst/der Katholischen Kirche bricht und sich selbst zum geistlichen Oberhaupt der neuen Glaubensrichtung macht. Er muss mitansehen, wie Mary von ihrem Vater zum Bastard erklärt wird und ihrer kleinen Halbschwester Elizabeth im Rang nachgestellt wird. Nach dem Fall Anne Boleyns erlebt er vier weitere Königinnen an der Seite des unberechenbaren und selbstsüchtigen Königs. In jeder dieser Phasen tun sich am Hof neue Günstlinge hervor, meist männliche Verwandte der jeweiligen Königin, und helfen eifrig mit, die Köpfe früherer Günstlinge rollen zu lassen.


    Die Autorin hat wieder einmal hervorragend recherchiert und verbindet die historischen Fakten gekonnt mit dem Schicksal der fiktiven Familie Waringham. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf Mary Tudor, die - in der Geschichtsschreibung als "Bloody Mary" bekannt - wegen der zahlreichen Hinrichtungen von "Ketzern" auf dem Scheiterhaufen keinen guten Ruf hat. Rebecca Gablé gelingt es, Mary dem Leser menschlich nahe zu bringen und Verständnis für ihre persönliche Entwicklung zu wecken. Sie verschweigt den religiösen Fanatismus der späteren Königin nicht, lässt diesen aber zumindest vor dem Hintergrund ihrer von Unsicherheit geprägten Jugend nachvollziehbar werden.
    Äußerst interessant ist auch das Bild, das von weiteren wichtigen Persönlichkeiten der Zeit gezeichnet wird, so ist zum Beispiel der Charakter des Thomas More differenziert ausgestaltet mit seinen Vorzügen und Nachteilen. Auch die fiktive Figur des Nick Waringham erscheint hier nicht durchgehend als Sympathieträger, sondern weist auch negative Eigenschaften auf.
    Heinrich VIII selbst wird sehr negativ dargestellt, mir erscheint diese Darstellung allerdings nach der Lektüre anderer Romane sowie Sachbücher zum Thema durchaus realistisch. Die Unsicherheit des Lebens in der Umgebung des Königs wird drastisch verdeutlicht, viele Höflinge und Amtsträger mussten ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen, wenn sie ihren Kopf auf den Schultern behalten wollten.
    Der Erzählstil der Autorin ist sehr ansprechend und stellenweise erfrischend humorvoll, am liebsten würde man das Buch trotz der über 900 Seiten nicht aus der Hand legen. Da Pausen dennoch erforderlich sind, sind die Unterteilung des Romans in vier große Teile (1529 -1530, 1533 - 1536, 1540 - 1547, 1553) und die Überschreibung der einzelnen Kapitel mit genaueren Orts- und Zeitangaben sehr hilfreich.
    Ein Verzeichnis historischer und fiktiver Personen vor dem eigentlichen Roman rundet das Buch ab und erleichtert das Verständnis für Leser, die keine Experten für die Tudorzeit sind.
    Ich vergebe für "Der dunkle Thron" 10 Punkte.

  • Endlich wird die bewegte Geschichte der Familie Waringham von Rebecca Gablé weitererzählt. Und diesmal geht es vor allem um die Regierungszeit des bekanntesten Königs von England, nämlich Heinrich VIII. Kaum jemand der nicht schon von ihm und seinen vielen Ehefrauen gehört hat. So mancher Film wurde ja schon über ihn gedreht und ganze Berge von Büchern über ihn geschrieben. Interessant ist es deshalb, die Geschichte nicht mal aus Heinrichs Sicht und auch nicht aus seinem nächsten Umfeld erzählt zu bekommen. In DER DUNKLE THRON geht es vor allem um seine erste Tocher Mary, die mitsamt ihrer Mutter ziemlich bald in Ungnade fällt, weil diese dem König keinen männlichen Erben schenken kann und weil er sich in eine andere Frau, Anne Boleyn, verliebt hat.
    Dreh und Angelpunkt sind also die Entwicklung Mary`s, aufgerieben zwischen den ständig wechselnden Ehefrauen des Königs und den klerikalen Umbrüchen, die die erzkatholische Mary nicht mittragen will, und das Leben des jungen Nicholas Waringham, genannt Nick. Dieser schwört ihrer Mutter Katharina einen Eid, die Tochter vor allen Intrigen und Anfeindungen zu beschützen und nimmt diesen Schwur so ernst, dass er dafür jeden Schmerz und jede Erniedrigung im Laufe der Jahre in Kauf nimmt. Nick ist ein facettenreicher Character, der einerseits Wert auf Ehre und Treue legt, andererseits nicht über gewisse Standesdünkel hinwegkommt und neben seinen postivien Eigenschaften auch einige hat, die vor allem dem weiblichen Leser nur mühsam Verständnis abringen.
    Nah an den Hauptprotagonisten wird hier nachvollzogen, wie über Jahrzehnte ein exzentrischer König von einer Frau zu nächsten hangelt, dabei umschwärmt von wechselnden Beratern und Kirchenhäuptern, die Großteils auf den eigenen Vorteil bedacht sind und in regelmäßigen Abständen hingerichtet werden, um anderen Platz zu machen, die versuchen, bei Heinrich eine Machtposition zu ergattern. Nick, seine Familie und seine Freunde und Prinzessin Mary werden durch diese politischen Wirren mehr als einmal an Abgründe geführt, manch Guter stirbt unter des Henkers Hand und man kommt nicht umhin, diesen Heinrich und seine Laster und Gelüste zu verfluchen.
    Eindrucksvoll erzählt Rebecca Gablé dieses wichtige Stück englischer Geschichte, welches den Weg bereitete für eine neue protestantische Kirche in der aber auch die Katholiken Nick und Mary eine wichtige Rolle spielen dürfen.
    Der Schreibstil ist kraftvoll und flüssig, ohne jedwede Längen mit sicherer Hand wird man durch diese teils verzwickten Machtverhältnisse geführt, erkennt die Verstrickungen und Seilschaften. Personen wie Thomas More oder Thomas Cromwell bekommen hier ein Gesicht und selbst Frauen wie Prinzessin Mary werden auf eindringliche und für mich ganz neue Weise geschildert. Und die Familie Waringham hat ein paar neue Söhne und Töchter bekommen, die ich wieder lieben und schätzen gelernt habe.
    Es hat mir großen Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Das Thema wurde mir farbenprächtig und hochspannend nahe gebracht. Ich kann hier nur die volle Punktzahl vergeben. 10 von 10 Punkten

    Hollundergrüße :wave



    :lesend

    T.J. KLune - Mr Parnassus Heim für magisch Begabte


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Mit der Lektüre von "Der dunkle Thron" ist ein Stück Geschichte lebendig geworden.
    Rebecca Gablé ist eine großartige Erzählerin, die Bilder entstehen lässt, Figuren authentisch zeichnet, Handlungsorte plastisch werden lässt.
    Dabei merkt man bei jeder Seite wie genau sie in die Zeit eingestiegen ist. Oft musste ich beim Lesen innehalten und in Sekundärliteratur nachlesen und stellte fest, dass genau dieses oder jenes geschichtliche Detail wirklich so wahr.


    Was hat das Buch nachhaltig in mir bewirkt?
    Ich bin neugierig geworden auf die streitbaren historischen Persönlichkeiten dieses Romanes wie Thomas More und Thomas Cromwell, die Gablé in ihrem Buch von einer menschlichen Seite zeigt und sie mir dadurch ein Stück näher gebracht hat.
    Von Königin Mary I. hatte ich nur das oberflächliche Bild, das man im Geschichtsunterricht so mitnimmt, Stichwort "Bloody Mary". Im Roman begleitet der Leser diese faszinierende Frau durch ein großes Stück ihres Lebens und lernt, ihre Sicht der Dinge zu verstehen. Das war für mich ein großer Gewinn beim Lesen.
    Gerne hätte ich an so mancher Stelle mehr gewusst, tiefer gebohrt und auf den ein oder anderen Zeitsprung verzichtet. Nun mache ich mich auf den Weg, die Lücken zu schließen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Wieder ist es Rebecca Gablé gelungen, mich von der ersten Seite an ihre Geschichte zu fesseln. Wie macht sie es nur, dass man auch nach fast 1.000 gelesenen Seiten das Buch zufrieden und gleichzeitig unglücklich zuklappt, weil es eben viel zu früh zu Ende gewesen ist.


    Der junge Nick of Waringham kämpft sich tapfer und trotzig durch eine schwierige Jugend, so wie er geschildert wird muss man ihn einfach gern haben. Mir ist er sympathisch geblieben bis zum Schluss, auch wenn sich im Laufe der Geschichte Licht und Schatten in seinem Charakters mischen. Schon als sehr junger Mann stellt er sich an Marys Seite und ganz im Stil der Waringham-Tradition bleibt er ihr treu, gleich was es ihn oder die Seinen kosten mag in dieser mehr als unruhigen und unberechenbaren Epoche von Henrys Regierung.


    Gemeinsam mit Nick begleitet der Leser die Tochter von Henry und Catalina, die später als Bloody Mary in die Geschichte eingeht, durch ihre Jahre der Isolation und Einsamkeit. Rebecca Gablé schildert sie als intelligente und eher versöhnliche junge Frau, zu der sie trotz der ungerechten Behandlung heranwächst. Prägend ist und bleibt allerdings ihre religiöse Kompromisslosigkeit – die sie dann letztendlich zur „Bloody Mary“ werden lässt.


    Die historischen Fakten werden, wie gewohnt, geschickt mit dem Leben und den Abenteuern der Waringhams verwoben und vor allem der nonchalante, humorvoll-ironische Erzählstil ließen auch dieses Buch zu einem perfekten Lesevergnügen für mich werden.

  • Wieder hat Rebecca Gablé es geschafft mich für einige Tage in eine andere Zeit zu entführen. Wie schon in den Vorgängerbänden gelingt es ihr mit den Waringhams die weissen Flecken der Geschichte so zu füllen, das man glaubt, die fiktiven Personen müssen gelebt haben.


    Wer gut erzählte Romane mag, die aus nackten Geschichtszahlen menschliche Schicksale macht und einem die Sorgen und Nöte der Vergangenheit nahe bringt, ist mit diesem Buch sicher gut bedient.


    Ich freue mich schon auf das nächste Buch von Rebecca Gablé, auch wenn es wohl wieder zwei Jahre dauern wird, bis es soweit ist. Aber bis dahin kann ich ja alle Waringhams noch mal in der richtigen Reihenfolge lesen.

  • Aufs Neue entführt uns Rebecca Gablé ins England früherer Tage, doch nicht das Mittelalter ist diesmal der Schauplatz, sondern die Regierungszeit von Henry dem VIII. Kennt man Letzteren ja aus so manchem Buch schon ziemlich gut, wird er hier von anderer Seite beleuchtet, nämlich aus der Sicht seiner ersten Tochter Mary, die zusammen mit ihrer Mutter vom König verstoßen wird als dieser sich unsterblich in Anne Boleyn verliebt.


    An Marys Seite der junge Nicholas of Waringham, der trotz politischem Gegenwind treu zu seiner - für ihn - rechtmäßigen Prinzessin steht, und dafür schon mal die eine oder andere Nacht im Tower zubringt.


    Wieder einmal schafft es Rebecca Gablé wie keine Zweite mithilfe ihrer fiktiven Familie derer of Waringham die Geschichte Englands lebendig und fühlbar werden zu lassen. Ich habe wie immer mit den Personen gelitten (auch mit solchen wo der Ausgang historisch gesehen klar war), gelacht, über Religion debattiert und mit Nick im Tower gefroren und gebibbert.



    Ich vergebe natürlich 10 von 10 Punkten und werde demnächst wieder mit "Das 2. Königreich" anfangen. Man kann diese Bücher alle immer und immer wieder lesen, es wird einfach niemals langweilig...

  • Also, Klappentext, Zusammenfassung und Autoreninfo spar ich mir mal, das steht hier ja jetzt schon oft genug im Thread...


    Ich habe nicht damit gerechnet, dass Gablé tatsächlich noch einen weiteren Waringham-Roman schreiben würde. Umso erfreuter war ich, zu hören, dass sie es doch getan hat und es dann auch noch einer ist, der gerade zu nach einer weiteren Fortsetzungen schreit.
    Als ich von der Leserunde erfuhr, musste ich mich natürlich sofort anmelden und dass ich ein Leseexemplar zugeschickt bekam, hat mich wahnsinnig gefreut. :-) Nochmal vielen Dank an den Verlag und an Wolke fürs Organisieren!


    Der Dunkle Thron ist in vielen Dingen ein typischer Waringham-Roman.
    Die Hauptfigur Nicholas of Waringham hat ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, seit dieser nach dem Tod seiner ersten Frau wieder geheiratet hat. Dann stirbt der Vater und Nick erbt in jungen Jahren den Waringham-Besitz, was die Beziehung zur Stiefmutter nur weiter verschlechtert.
    Doch Nick packt alle Probleme tatkräftig an und lässt sich nicht entmutigen.
    Bald ergibt sich auch die bekannte Beziehung zu einem Mitglied der königlichen Familie, diesmal ausnahmsweise kein König oder Prinz, sondern eine ehemalige Prinzessin und zukünftige Königin: Mary Tudor.
    Waringham-typisch hält Nick ihr trotz aller Schwierigkeiten die Treue, er ist ganz seinem Ehrgefühl verpflichtet. Leider mangelt es ihm in anderen Situationen an genau diesem Ehrgefühl, z.B. wenn es um seine erste Ehefrau geht...
    Das jedoch macht Nick zu einem glaubwürdigen Charakter, mit dem es sich gut mitfiebern lässt.


    In vielen Dingen unterscheidet sich dieser Roman allerdings auch von den vorherigen Waringham-Romanen. Wir sind nicht mehr im Mittelalter mit Rittern und Schlachten, sondern in einer Zeit des Umbruchs und das merkt man. Die Handlung konzentriert sich sehr auf die politischen Wirren und die Veränderungen in der Gesellschaft, die besonders das Hin und Her in Glaubensdingen hervorruft.
    Die typischen Waringham-Qualitäten bringen Nick nach meinem Empfinden mehr Schwierigkeiten als dass sie hilfreich sind.
    Leider steht Waringham als Schauplatz weniger im Mittelpunkt, doch es ergeben sich einige wichtige Veränderungen und ich hoffe sehr, dass wir darüber noch mehr lesen dürfen.


    Rebecca Gablé ist es gelungen, ihre Romanhandlung wunderbar mit den tatsächlichen historischen Ereignissen zu verbinden.
    Außerdem fließt viel von den vorherigen Romanen mit in die Handlung ein, so tauchen Nachfahren der Durhams und Helmsbys auf, und es wird des öfteren auf die Geschichte der Waringham-Familie verwiesen.
    Nichtsdestotrotz lässt sich der Dunkle Thron auch gut lesen, wenn man die vorherigen Waringham-Romane nicht kennt.


    Ich habe viel Vergnügen an Gablés Erzählweise gefunden, nur ein paar wenige Szenen schienen mir zu übertrieben.


    Ich hoffe sehr auf eine weitere Fortsetzungen, die zur Zeit von Elizabeth I. spielt, denn es gibt noch vieles, was ich über die Waringhams wissen möchte! :-)

  • Meine Meinung:


    Cover: ich mag das rot :)
    Inhalt: Ich möchte nicht nochmal den ganzen Inhalt runterbeten, denn den sollte man nach den vielen bisherigen Rezensionen bereits kennen :grin
    Fazit: Die Darstellung der Welt um Mary und der Versuch zu zeigen wie diese zur Bloody Mary wurde, sind Rebecca Gablé meiner Meinung nach gut gelungen. So wird zB dargestllt, dass oft ihr einziger Halt "der katholische Gott" war und wie ihr Hass auf die Reformer sich immer mehr aufbaut. In der Hinsicht war sie wirklich sehr standhaft. Ein treuer Waringham als Begleiter darf natürlich nicht fehlen. So wie ich Marys starke Religiösität nicht nachvollziehen kann, so geht es mir auch mit dem immer starken Glauben von Nick of Waringham in Bezug auf Prinzessin Mary. Doch ansonsten hat Nick einen Charakter von guten und weniger guten Zügen, was ein guter Protagonist auch haben sollte. Daher habe ich ihn das ganze Buch über gemocht und mit ihm gelitten, wenn es denn an der Zeit war.


    Zitat

    Außerdem fließt viel von den vorherigen Romanen mit in die Handlung ein, so tauchen Nachfahren der Durhams und Helmsbys auf, und es wird des öfteren auf die Geschichte der Waringham-Familie verwiesen.


    Das hier möchte ich so unterschreiben, denn man freut sich als Leser immer, wenn ein Nachfahre der bekannten liebgewonnenen Charaktere auftaucht. :-) :-)


    Kurzum: ich würde mich freuen, wenn ich die Geschichte, die nach Mary ihren Lauf nahm - Elizabeth I. - wieder mit einem Waringham-Charakter verfolgen dürfte!


    edit: achso, die Punkte: 10 von 10.

  • Die Fortsetzung der Waringham Trilogie mit „Der dunkle Thron“ ist wieder mal ein lohnenswerter Ausflug in die englische Geschichte gewesen. Frau Gablé macht es einem durch ihren Schreibstil und die Vielzahl an Charakteren leicht, sich nach ein paar Seiten gut in dem Roman zurecht zu finden. Notfalls hilft die anschauliche Gliederung von den Personen und deren Bedeutung, gleich zu Anfang des Romans.


    Der Roman ist diesmal um das 16. Jahrhundert angesiedelt und der junge Nick Waringham lebt zur Zeit des Königs Henry VIII und das ist kein einfaches Unterfangen.
    Nick 14 Jahre alt, ohne Mutter aufgewachsen, muss nun den Tod seines Vaters der in Ungnade gefallen ist verkraften und mit seiner Stiefmutter, Bruder und Stiefschwester auskommen. Mit seinen Ansichten, dem (bescheidenen) Erbe und seinen Vorstellungen über die Zukunft, steht er ziemlich alleine und muss sein Geschick, seine Intelligenz beweisen.


    Ausgerechnet mit Mary, der unerwünschten Tochter des Königs Henry, der um jeden Preis einen männlichen Thronfolger benötigt, verbündet er sich oder vielleicht gerade deshalb, wenn man es aus der Sicht von zwei Außenseitern betrachtet.


    Sehr anschaulich, lebendig und an das damalige Zeitgeschehen mit all seinem Schrecken, den Sitten und Gebräuchen zeichnet Rebecca Gablé hier ihre Charaktere und die jeweiligen Situationen. Die Verbindung zu der tatsächlichen Historie und einer fiktiven Geschichte gelingt meiner Meinung nach bravourös, weil sie sich einerseits an die Fakten hält, aber die erfundenen Personen mit den Handlungen geschickt verflechtet.


    Nick darf man als Leser durch sämtliche Höhen und Tiefen seines Lebens begleiten, ihn mit all seinen Stärken und Schwächen, dem Schicksal mögen oder auch manchmal ein wenig verachten. Nicht vergessen darf man dabei jedoch die Umstände, die Angst unter der die Menschen damals gelitten haben müssen. Verrat, Intrigen, (ein falscher Glaube) all das kamen neben Existenz, Hunger, Liebe, Macht und Gier zu einem recht entbehrungsreichen Leben dazu und Nick kämpft mit seinen Ansichten, seinem Stolz und dem inneren Wunsch eine eigene Familie auf seinem Anwesen zu haben.


    Nebenher erlebt man König Henry VIII und seine „Frauengeschichten“, Vorgänge und Methoden im Tower, Reformen und ihre Auswirkungen in der Gesellschaft und die „privaten“ Einblicke in die jeweiligen Personen, deren Zusammenspiel und auch einige rollende Köpfe.


    Insgesamt ein sehr prächtiger, farbenfroher, hin und wieder düsterer und blutiger, aber in allem sehr anschaulicher und glaubwürdiger, mit den jeweiligen Sympathien und Schwerpunkten aus Sicht der Autorin gezeichneter, lohnenswerter Roman. Trotz der vielen Seiten, hat man in keinem Kapitel das Gefühl gehabt, das sich die Autorin in Längen oder Nebensächlichkeiten aufhält, im Gegenteil, zum Schluss war ich etwas traurig den Band schon beendet zu haben und würde mir wünschen, es gäbe zu einer weiteren Zeitepoche noch eine Fortsetzung.


    Vielen lieben Dank nochmal an Wolke, den Verlag und auch die Autorin, für den schönen Ausflug in die Geschichte von England und der Familie Waringham.

  • Diesen 4. Teil der Saga um die Familie Waringham habe ich im Rahmen einer LR genossen. Der Roman fängt im Jahre 1529 zur Regentschaft Heinrichs VIII. an und erzählt die Geschichte von Nicolas (Nick) von Waringham. Durch den Tod seines Vaters erbt das heruntergekommene Pferdegestüt - und die Abneigung des Königs. Als er dann auch noch Königin Katharina verspricht auf ihre Tochter Mary aufzupassen ahnt der Leser, das dies schwere Zeiten für ihn werden...


    Die Ausstattung des Buches ist sehr schön - weder eine Karte, noch ein Personenregister oder ein Stammbaum der Waringhams fehlen, ja selbst für ein Lesebändchen ist gesorgt. Und auch das Cover hat mir sehr gut gefallen.


    Für mich war dieser Teil der Waringham-Saga ein würdiger Nachfolger - ich fühlte mich direkt, als ob ich "nachhause kommen würde" und war nach ein paar Seiten direkt mitten in der Geschichte. Mit Nick und den anderen interessanten (teilweise historischen) Charakteren wird ein lebendiges Bild der englischen Geschichte gezeigt - vorallem auf die spätere Königin Mary (auch bekannt als "Bloody Mary"), die in diesem Roman von einer anderen, menschlicheren Seite gezeigt wird. Die Geschichte ist sehr stimmig und gut recherchiert und macht Lust auf ein weiteres Buch über die Waringhams - vielleicht zur Zeit Elisabeth's der I.? Ich würde mich darüber sehr freuen!


    edit: Für mich volle Punktzahl! :wave

  • Auch ich habe hier bei den Eulen an der Leserunde teilgenommen. Aber auch ohne das wunderbare Vergnügen, direkt im Anschluss ans Lesen, mit anderen über den vierten Teil der Waringham-Saga diskutieren können, hätte ich direkt beim Erscheinen des Buchs als Hardcover zugegriffen. Der Name Rebecca Gablé auf dem Umschlag ist und bleibt für mich ein Gütesiegel, dass es mir nahezu unmöglich macht, nicht gleich zuzugreifen. Und wie eh und je, habe ich es auch diesmal nicht bereut.


    Ich kann nur sagen: Wow!!!! Es ist immer wieder das gleiche: Ein Buch von Rebecca Gablé in der Hand zu haben ist wie nach Hause kommen. Ich kenne kaum eine(n) Autor(in), die es schafft, den Leser so schörkellos und dennoch präzise ein Bild vor Augen zu führen. Ihre präzise Beobachtungsgabe und die Liebe zum Detail sprechen auch bei 'Der dunkle Thron' einmal wieder aus jedem Buchstaben und mühelos schafft es die Autorin, dass man sich beim Lesen in einer völlig anderen Zeit, an einem völlig anderem Ort befindet. Das ist nicht nur Kopfkino auf höchstem Niveau, das ist wie Zeitreisen!


    Diesmal jedoch macht es uns Frau Gablé nicht leicht, mit dem, was sie dem Leser zumutet. Nicht nur hebt sich der 'Dunkle Thron' durch seine zeitweise schon fast schmerzhafte Düsterkeit der Epoche von seinen Vorgängern ab. Auch Nick selbst, der Hauptprotagonist und Warhingham-Erbe, ist diesmal keinesfalls der nette Sympathieträger, den man aus den anderen Teilen der Reihe kennt. Er hat, genau, wie alle anderen Figuren in dem Buch, Ecken und Kanten. Auch die anderen Charaktere bestechen durch ihre Vielschichtigkeit. Bei der Personenzeichnung verfällt die Autorin zu keinem Punkt in platte Schwarz-Weiß-Malerei, sondern zeichnet ihre Figuren mit all ihren positiven, wie negativen Eigenschaften. Und so kommt es, dass, wenn schon der 'Dunkle Thron' bei Weitem kein Wohlfühl-Buch ist, man doch ein erstklassiges Lesevergnügen geboten bekommt, das noch lange nach der letzten Seite nachhallt.

  • Im dunklen Thron erleben wir einmal mehr eine ganze Generation derer zu Waringham kennen - Nicholas und seine Familie. Wir erinnern uns: Das Spiel der Könige endete mit der Krönung Henrys VII. Jetzt schreiben wir das Jahr 1529 und Henry VIII. ist an der Macht. Und diese versucht er gerade dazu zu benutzen, seine Königin Katharina von Aragon wieder loszuwerden, nachdem sie ihm keinen Erben geboren hat, um sein Glück mit der jungen Anne Boleyn zu versuchen. Nur fehlt ihm der Beistand eines Waringham. Denn Katharina hat es in weiser Voraussicht verstanden, dessen Treue ihrer Tochter Mary zu sichern, um deren Sicherheit sie unter der zukünftigen Königin bangt. So kommt es, dass wir dieses Mal einen Waringham fernab vom königlichen Hof erleben. Wie er aufwächst, seine Eltern verliert, die Baronie in einem maroden Zustand erbt, wie er versucht trotz böser Stiefmutter und Reformation seinen Mann zu stehen und vor allem auch zu seinem Wort zu stehen, Mary ein Freund und Beschützer zu sein. Jeder Earl of Waringham hat seine ganz eigenen Probleme zu lösen. Da der Hundertjährige Krieg und auch die Rosenkriege vorbei sind, sieht sich Nicholas (Nick) nun mit der Reformation Englands und Henrys teilweise fast schon Willkürherrschaft konfrontiert und es stellt sich als nicht immer leicht heraus, die Gratwanderung zwischen Loyalität, Gewissen und einfach nur Überleben zu vollbringen.


    Mir hat dieser Waringham-Band mal wieder sehr gut gefallen - es ist einfach als ob man nach Hause käme! Rebecca Gablé versteht es vorzüglich, ihre fiktiven Waringhams in einen geschichtlichen Hintergrund (man ist fast versucht, zu sagen egal welchen) einzubetten, sie dort glaubwürdig und nachvollziehbar handeln zu lassen und den Leser in ihren Bann zu ziehen! Für alle Gablé- und Waringham-Fans sowieso ein Muss - aber auch allen anderen sei dieser Roman wärmstens ans Herz gelegt - man kann ihn auch ohne "Vorkenntnisse" lesen!

    Liebe Grüße :wave


    Waldmeisterin


    Every day I give my family two choices for dinner: take it or leave it!


    Nulla unda tam profunda quam vis amoris furibunda

  • Ein Meisterwerk meiner Lieblingsautorin!
    Mit Spannung erwartet erschien endlich der vierte Teil der Waringham-Saga. Rebecca Gablé enttäuscht ihrer Leser nicht und schafft mit der Zeit von Henry VIII erneut eine herrlich lebendige Geschichte. Keine Seite an dem Buch ist zu viel, ewigs hätte ich weiterlesen können. Mit NIck schafft die Autorin einen speziellen Protagonisten, den sicher nicht alle in ihr Herz schliessen können, dadurch erscheint mir aber der Charakter nur noch lebendiger und glaubwürdiger. Es war ein wunderschönes Wiedersehen mit alten Bekannten, fiktiv und real. Frau Gablé schafft es wieder einmal mehr mich zu verzaubern!


    Volle Punktzahl :anbet

  • Auch der vierte Band der Waringham Saga hat mich wieder voll und ganz überzeugt.
    Mit Nick ist der Autorin wieder ein glaubwürdiger und liebenswerter Charakter gelungen, der auch seine dunklen Seiten hat, die ihn aber erst so richtig glaubwürdig machen.
    Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt und wurde keine Sekunde langweilig.


    Auch von mir gibt es volle Punktzahl! :anbet

  • Seit einer Woche überlege ich was ich von dem Buch halten soll.


    Wie immer hat mich Gablés Schreibstil sofort ab der ersten Seite gepackt. Ich habe Waringham so vermisst.
    Aber ich konnte Nick einfach nicht ausstehen. Manchmal habe ich ihn richtig verabscheut.
    Diesesmal ist mir keiner der Charaktere so richtig ans Herz gewachsen , wie in den Büchern zuvor. Mit Robin, John, Julian und Blanche habe ich mitgelitten, mich mitgefreut. Ich lese jedes Jahr wieder ihre Geschichte, weil ich sie nach einiger Zeit sehr vermisse.
    Bei Nick habe ich mir nur ständig gewünscht, dass er endlich was auf den Deckel bekommt. Und vermissen werde ich den nie.
    Und die Figuren, die ich sehr mochte kommen nur sehr selten vor. Vor allem die zukünftige Königin Elisabeth hat mir gefallen.


    Also ich mochte die Hauptfiguren nicht, aber die Geschichte hat mich trotzdem wieder mitgerissen.
    Bei keiner Autorin außer Gablé lesen sich 900 Seiten so schnell weg.


    Diesemal gibt es nur 8 Punkte, da der dunkle Thron für mich mit den anderen Waringham Büchern nicht mithalten kann.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Ich glaube ich bin die einzige, die mit dem vierten Band um die Waringhams nicht ganz so zufrieden war, das hatte sich bei mir im Zuge der Leserunde herauskristallisiert. Mir hat bei den Figuren oft die Tiefe gefehlt und ich fand gerade die historischen Figuren zu einseitig beleuchtet. So wurde bei Thomas More zwar angedeutet, dass er Ketzern gegenüber eine harte Hand führt, aber die wirkliche Härte, mit der er vorgegangen ist, wurde dem Leser vorenthalten. Die Abneigung der Autorin gegen Heinrich VIII war auf jeder Seite des Buches deutlich zu spüren. Ich erwarte von einem Autoren nicht unbedingt Verständnis für jede der historischen Personen, über die er schreibt, frage mich aber, ob man das Hasskäppchen wirklich so deutlich zur Schau tragen muss. Und die extrem religiöse und später zum Fanatismus führenden Seite Mary Tudors, der späteren Maria I. wurde erst auf den letzten Seiten spürbar. Vielleicht hat sich die Autorin diesen Teil aber auch für ein weiteres Buch aufgehoben, denn der Schwesternkampf zwischen Elisabeth I. und Maria könnte, so mutmaße ich nach der Lektüre des dunklen Throns, durchaus Bestandteil des nächsten Buches sein.


    Lässt man die fehlende Tiefe bei den Protagonisten außer acht, so erhält man mit dem dunklen Thron wieder einen sehr gut recherchierten, farbenprächtigen Exkurs in die englische Geschichte, in den sich die fiktive Geschichte derer von Waringham nahtlos und gekonnt einfügt. Die rund 1000 Seiten lasen sich "wie geschnitten Brot". Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell die Seiten bei einem Gable dahin fliegen.


    Meiner Meinung nach ist Frau Gable der Sprung vom Mittelalter in die Renaissance sehr gut gelungen. Ich freue mich schon auf einen nächsten Band aus dieser Epoche, der aber vermutlich noch einige Zeit auf sich warten lassen wird.

  • Bouquineur : Du bist definitiv nicht die Einzige. ;-)


    Ich habe dieses Buch im Rahmen der Testleserunde gelesen. Es war mein erster Waringham, aber nicht mein erster Gablé. Die Geschichte ist auf jeden Fall auch ohne jegliche Vorkenntnisse gut verständlich, auch wenn einem die gelegentlich eingestreuten Anspielungen auf frühere Vorfahren oder die Geschichte von Waringham dann natürlich kein "Aha"-Erlebnis entlocken.


    Die Sprache ist unkompliziert und leicht zu lesen, nichts bei dem man länger verweilt, aber dem Lesefluss sicher förderlich.
    Mein Gesamtfazit muss wohl lauten: Recht gute historische Unterhaltung, aber letzten Endes wird es für mich keines meiner Lese-Highlights sein, da gibt es andere Autoren die mich mehr begeistern. Dafür waren viele Dinge einfach zu oberflächlich abgehandelt. Ich weiß ja nicht, wie es in den anderen Waringham-Bänden so war, aber für fast 1000 Seiten ist mir ein einzelner Protagonist um den sich praktisch alles dreht etwas zu wenig. Ja, ganz selten wird auch mal aus der Sicht von Nebenfiguren berichtet, aber eigentlich nur wenn es sich nicht vermeiden ließ und sehr kurz. Ich hätte es zum Beispiel sehr interessant gefunden, wenn wir abwechselnd aus Nicks und Louises Blickwinkel die Geschicht erlebt hätten. Das hätte dem Leser die Geschehnisse von zwei vollkommen gegensätzlichen Standpunkten aus präsentiert. So sehe ich letzten Endes eine zwar spannende, leicht zu lesende und unterhaltsame Geschichte, aber vermutlich wird keiner der Protagonisten außer Nick mir allzulange im Gedächtnis bleiben da viele letztendlich nichts weiter waren als "Statisten auf Stichwort" ohne Hintergrund, ohne Motivationen. Nur dazu da um die Hauptfigur in ihren Handlungen voranzutreiben.


    Dabei ist Nick als Figur in meinen Augen durchaus gut gelungen. Er ist nicht der typische strahlende Held. In jungen Jahren schon muss er lernen verantwortungsbewusst zu sein und sich mit großen Aufgaben, Geldknappheit und Ungnade beim König herumzuschlagen. Dabei hat er aber durchaus auch kleinliche und etwas niederträchtige Charakterzüge. Stiefmutter und Stiefschwester sind ihm von frühester Kindheit an verhasst, worunter vor allem die Stiefschwester zu leiden hat. Und obwohl er prinzipiell ein großzügiger und freundlicher Mensch ist, legt er doch sehr viel Wert auf Standesunterschiede und fühlt sich schon mal schnell in seiner Ehre gekränkt oder seinem Stolz als Waringham verletzt. Eine für mich realistische Figur mit ihren Fehlern, den aber sicher nicht jeder vorbehaltslos mögen kann.


    Eines der großen Anliegen von Rebecca Gablé, wie man dem Nachwort entnehmen kann, war es, die Jugend und Entwicklung von Prinzessin Mary darzustellen und zwar so wahr wie irgend möglich. Die Person die sie war, bevor sie zur berüchtigten "Bloody Mary" avancierte. Dass sie ein Herz hatte für Schwache und Kranke, ihre verzweifelte Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung von ihrem Vater, das enge Verhältnis zu ihrer Mutter Catalina und natürlich auch ihre starke religiöse Überzeugung gegen die reformerischen Bewegungen im Land. Ich denke es ist ihr gelungen Mary in einem anderen Licht zu zeigen. Aber ich muss ehrlich sagen, so richtig sympathisch war sie mir trotzdem nicht. Sagen wir mal so... nachvollziehbarer ist sie sicher, wenn man diese Dinge über sie liest, aber deswegen noch lange nicht angenehmer oder gar rehabilitiert.



    Aber es wurde ja schon ein weiterer Waringham in Aussicht gestellt, der sich wohl um Elizabeth I. dreht, womöglich wird die Thematik dabei mit abgedeckt.


    Ich habe die ersten drei Waringham-Romane im Regal stehen und werde diese und sicher auch evtl. folgende Bände noch lesen, gebe aber offen zu, dass ich schon bessere historische Romane gelesen habe als "Der dunkle Thron". Umso gespannter bin ich zu sehen, wie mir die Vorgänger gefallen.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda