Die ersten drei Sätze eures aktuellen Buches?!

  • Die meisten von uns haben nichts zu befürchten. Wenn Sie nicht gerade ein Fiebertraum der Götter sind oder ihre Schönheit Planeten aus der Umlaufbahn bringt, wird niemand auf die Idee kommen, Sie mit einem Bann zu belegen. Niemand will Sie in ein Ungeheuer verwandeln oder für hundert Jahre in den Tiefschlaf versetzen.


  • Die Überschrift zähle ich jetzt mal nicht...;)


    Glosse im Onlinemagazin ZEITGESPENST am 31. Dezember: Biedermeier Reloaded

    Nun haben wir ihn also erreicht, mal wieder schneller, mal wieder überraschender als jemals zuvor: den Jahreswechsel. Während die einen noch fleißig Massengrüße in den verschiedenen sozialen Netzwerken absetzen, verkünden andere, "für die nächsten Tage offline" sein zu wollen - nur um zwei Stunden später das letzte Selfie des Jahres zu posten, mit einem Sektglas in der freien Hand und einem reuelosen Lächeln im Gesicht.


  • Es gibt Legenden, die zaubern uns jenen feinen Schauder unter die Haut, der das Leben bereichert, ohne es zu bedrohen. Man hört sie, erzählt sie weiter - vielleicht ein wenig ausgeschmückt, um den inzwischen abgeschwächten Grusel zu vergrößern und sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Zuhörer zu vergewissern.

    Manche dieser Geschichten entwickeln allerdings ein Eigenleben.


  • Es war ein wunderbarer Sommer, eingehüllt in Gerüche und Erinnerungen, die sich für immer in ihr Gedächtnis einbrannten. Sie stand auf dem Feld, mitten in der Heuernte, hörte das Zirpen der Grillen, schmeckte den Staub der trockenen Erde auf der Zunge, badete im irisierenden Licht der Mittagssonne, spürte die Gluthitze im Nacken, den ihre Großmutter am Abend mit einer scharf riechenden Salbe einreiben würde, derselben, die sie auch für die Pferde nahm.

    Sie war 16, es duftete nach Wildblumen und Heu, und ein unbekanntes Sehnen erfasste sie immer dann, wenn sie mit dem Sohn des Gutsverwalters verstohlene Blicke tauschte; jede Begegnung hielt sie in ihrem Tagebuch fest.


    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)

  • Lieutenant Lofting riß das Gespräch gleich an sich. "Schauen Sie her, Marnham. Sie sind gerade eben erst angekommen, es gibt also gar keinen Grund, weshalb Sie hier Bescheid wissen müßten. "

    Ein Buch, das nicht wert ist, zweimal gelesen zu werden,

    ist auch nicht wert, daß man's einmal liest.
    (Jean Paul, 1763 - 1825)

  • Zärtlich streichelte Marianne das dritte Glas Tequila in ihrer Hand und staunte wieder einmal über ihre grenzenlose Fähigkeit, auch noch das Wenige, was in ihrem jämmerlichen Leben gut und angenehm war, zu zerstören, als der Mann neben ihr rief: "Pass auf, Süße, Kreationismus und Evolution sind hundertprozentig miteinander vereinbar."

    Sein Speichel traf Marianne am Hals. Sie verzog das Gesicht und warf dem Mann einen finsteren Blick zu.


  • Ich mache Charles Dickens für den Tod meines Vaters verantwortlich. Wenn ich an den Moment zurückdenke, an dem das Grauen in mein Leben trat und es in seinen Grundfesten erschütterte, sehe ich mich wieder im Wohnzimmer unseres kleinen Reihenhauses in der Nähe des Hyde Park sitzen, den abgenutzten Kaminvorleger betrachten und darüber nachsinnen, ob ich ihn ausbessern sollte oder ob es nicht an der Zeit wäre, einen neuen zu kaufen. Banale, alltägliche Gedanken.


  • Sie blieb stehen und versuchte tief durchzuatmen. Die Sonne brannte schon seit den frühen Morgenstunden unbarmherzig auf die Dächer Kölns herab. In den engen Gassen staute sich heiße Luft, die sich mit dem Gestank der Abfälle in den Rinnsteinen und dem Duft von frisch gebratenen Zwiebeln und gekochtem Kohl mischte.


    Bye Nikki snail.gif
    SuB 378
    :lesendGrabkammer / Werde verrückt

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  • „Wer dem Tod eines Altersgenossen begegnet, begegnet immer auch seinem eigenen Tod!“, dachte Gesken Paulsen. Sie wandte den Kopf langsam nach links und von der Toten ab. Doch der Gedanke, der ihr über den Tot in den Sinn gekommen war, änderte durch die Bewegung seine Richtung nicht und führte sie nicht an den Punkt, wo die Quelle, von der dieser Gedanke über den Tot stammte, gespeichert war.

  • Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt. 'Doofsein kannst du dir mit dem Gesicht wenigstens nicht erlauben', sagte er, und wie mit Allem im Leben hatte er natürlich auch damit recht


    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin