„Das musst du mal lesen!“
Dieser Satz macht mich immer leicht ärgerlich. Denn müssen muss ich erstmal gar nichts. Und wenn dieser Satz lediglich eine Leseempfehlung ausdrücken soll – dann könnte man das doch auch anders formulieren.
Da man schon zu einem sehr großen Teil fremdbestimmt ist, sei es im Beruf oder in der Famlie, kann man die persönliche Lektüreauswahl ja vielleicht ein wenig aus dieser Fremdbestimmung ausklinken.
Denn ich habe genug Bücher herumliegen, die ich „noch lesen muss“ - wobei ich in diesem Fall selbst der Antreiber bin. Aber selbst die Peitsche zu schwingen ist eben immer anders als vor der von Dritten geschwungenen Peitsche zu kuschen.
Und da ich ein „Lese-Anarchist“ bin – mag ich es gar nicht, wenn man mich präjudiziert.
Es gibt auch für mich keinen persönlichen „Bücher-Kanon“ - die Auswahl der Lektüre geschieht bei mir spontan und nicht nach einem festgelegten Leseplan.
So kann es passieren, wenn ich auf einen Titel aufmerksam gemacht wurde, in irgendwelchen Literaturseiten der Zeitungen, als Querverweis in einem Buch oder was weiß ich wo sonst noch, dass ich dieses Buch dann sofort bestelle, weil ich es ja unbedingt lesen möchte. Und dann trifft das Buch nach wenigen Tagen bei mir ein – und liegt dann wahrscheinlich eine endlose Zeit ungelesen auf dem SUB, dem Stapel ungelesener Bücher. Denn das brennende Interesse an diesem Buch wurde, wie so oft, durch ein anderes Buch beiseite geschoben, dass ich zufälligerweise in einem meiner Bücherstapel gefunden habe. Einer dieser Stapel kippt um und mir fällt ein Titel ins Auge, ein Titel der sich aus dem Zustand der Vergessenheit wieder in Erinnerung gerufen hat. Und das Umkippen eines Bücherstabel kann schon mal eine sehr intensive Leseempfehlung sein.
Und so ist mein Interesse an Büchern, die mir kostenlos durch Verlage oder von Autoren als „Rezensionsexemplare“ zur Verfügung gestellt werden – auch eher marginal oder genaugenommen so gut wie nicht vorhanden. Denn diese Büchergaben gehen einher mit einer „moralischen Leseverpflichtung“ - man muss etwas lesen, wozu man vielleicht so gar keine Lust hat. Und diese Lesezeit fehlt dann für Bücher, die man selbst ausgewählt hat.
Es ist leider auch eine Tatsache, das fortschreitendes Lebensalter im Umkehrschluss auch eine Abnahme der Leselebenszeit bedeutet. Und weil das so ist, habe ich keine Lust diese Lesezeit mit Büchern zu vergeuden, die mich nicht interessieren.
Also werde ich weiterlesen – ohne konkreten Leseplan aber mit der großen Lust am Lesen, nicht festgelegt auf ein oder mehrere Genres, gelesen wird weiterhin immer der Nase nach.
Warum schreibe ich das jetzt hier? Keine Ahnung – ging mir einfach mal so durch den Kopf.